Wenn Neo-Rapid-Coach Goran Djuricin am Sonntag im Wiener Derby (ab 16:30 Uhr im LIVE-Ticker) auf die Austria trifft, ist es für ihn auch eine Reise in die violette Vergangenheit.
Insgesamt sieben Jahre verbrachte der 43-Jährige von 1989 bis 1995 bei den Veilchen, für die er zehn Bundesliga-Spiele absolvierte und einen Treffer erzielte.
"Die Rapid-Fans werden es wahrscheinlich nicht gerne hören, aber wir haben uns immer sehr gut verstanden, das ist auch heute noch der Fall und wird auch so bleiben – egal wie das Derby ausgehen wird", erzählt Austria-Sportdirektor Franz Wohlfahrt bei LAOLA1.
Djuricin ist kein Dampfplauderer
Djuricin wechselte im Alter von 16 Jahren von seinem Stammverein Polizei SV zur Austria, in den Saisonen 1992/93, 93/94 und 94/95 gehörte er dem Profikader an.
Wohlfahrt stand zu dieser Zeit im FAK-Tor und erinnert sich: "Er hatte in seiner Jugend recht schwere Verletzungen. Deswegen hat er es nicht ganz geschafft. Für mich ist aber die Menschlichkeit das Wichtigste und da ist er ein klasse Typ. Gogo (Spitzname, Anm.d.Red.) war immer lustig. Es machte Spaß mit ihm zusammen zu sein."
Der Kärntner hält vor allem vom Menschen Goran Djuricin große Stücke. "Mit ihm stimmt einfach die Chemie. Es gibt Menschen, die wollen sich aus irgendwelchen Gründen nicht. Gogo ist aber ein Typ zum Gernhaben. Er ist freundlich, zuvorkommend und auch wenn es ihm nicht gut gegangen ist, war er immer gut drauf. Er ist kein Dampfplauderer sondern immer sehr ehrfürchtig und demütig. Das macht ihn sympathisch."
Deshalb hatte es Djuricin bei der Austria schwer
Manfred Zsak, der damalige Kapitän der Austria, kann rückblickend auch nur Gutes über den Wiener berichten.
"Er war ein sehr lustiger Bursch, mit anderen Worten: Voll in Ordnung", sagt Österreichs U19-Teamchef.
Dass ihm der absolute Durchbruch verwehrt blieb, hat für den 52-Jährigen zwei Gründe: "Neben seinen vielen Verletzungen hatte er bei der Austria das Problem, dass die Mannschaft zu seiner Zeit sehr gut bestückt war. Es war für ihn sportlich sehr schwer."
Ziemlich zeitgleich zu Djuricin wurde auch Michael Wagner zu den Profis der Austria befördert. Zwischen den beiden entwickelte sich von Anfang an mehr als eine Zweckgemeinschaft.
"Wir waren eng zusammengeschweißt. Damals waren Spieler wie Wohlfahrt, Pfeffer, Zsak, Stöger, Ivanauskas da. Daher hat man zu Beginn logischerweise mehr Kontakt zu den Jungen, als zu den älteren und arrivierten Leuten. Die jungen Spieler unterstützen sich einfach. So habe ich Gogo auch kennen gelernt. Er ist sehr loyal und kann ein guter Freund sein", erinnert sich Wagner.
Der zehnfache ÖFB-Teamspieler könnte über einige Geschichten der gemeinsamen Zeit berichten, "die meisten sind aber nicht für die Öffentlichkeit", gesteht er lachend.
Wagner erklärt, warum Djuricin der Richtige für Rapid ist
Dafür erzählt Wagner, dass der Kontakt zu seinem Ex-Teamkollegen nie abgerissen ist und sich der aktuelle Rapid-Coach nicht verändert hat. "Gogo war immer ein lustiger Kerl und eine Spaßkanone. Das kann man nicht ablegen."
Für Austrias Mitglied im Legenden-Klub ist Djuricin die perfekte Lösung für die Hütteldorfer in der aktuellen Situation:
"Er ist in dieser Phase genau der Richtige für Rapid, weil er jemand ist, der obwohl er konsequent an Dingen arbeiten kann und ein hohes Fußball-Verständnis besitzt, eine gewisse Lockerheit und Spaß mitbringt. Er war bei uns eigentlich immer ein bisschen der Clown – und das hat er bis heute nicht verloren. Und genau das braucht Rapid. Es ist wichtig, locker zu sein und Spaß zu haben, damit der ganze Druck wegfällt. Daher kann die Konstellation Djuricin+Rapid sehr gut funktionieren – schließlich ist die Qualität der Mannschaft ohne Zweifel vorhanden."
Djuricin im Herzen ein Violetter?
Zwar dürfe man Damir Canadi nicht die alleinige Schuld am tiefen Fall der Grün-Weißen geben, doch Wagner glaubt: "Möglicherweise hätte er bei den ganzen Problemen, die sich bei Rapid aufgetan haben, etwas gelassener sein müssen. Du kannst mit einer erfolgreichen Mannschaft, die in einem Lauf drinnen ist, viel härter und intensiver arbeiten, als mit einer Mannschaft, die fast nur Negativerlebnisse einsteckt. Da musst du mit dem Druck runterfahren. Es wird sonst zu viel – vor allem im Kopf. Dann fängst du an, im Unterbewusstsein zu blockieren. Du wirst unsicher und traust dir nichts mehr zu."
Sein Tipp für eine erfolgreiche Zukunft in Hütteldorf: "Gogo muss nur Gogo sein." Ob Djuricins Herz noch immer ein wenig violett schlägt, kann und will Wagner abschließend nicht beurteilen:
"Gogo war bei beiden Vereinen tätig. Wo er länger tätig war, kann man sehr schnell nachrecherchieren. Wo sein Herz hängt, kann nur er wissen. Wenn er das Derby gewinnt, wird er im Herzen der Grünen mehr zu Hause sein. Dann werden ihn die Violetten nicht mehr so gerne haben. Wenn er die nächsten Spiele allerdings nicht gewinnt, wird er genauso wenig ein Liebkind der Rapidler werden, wie viele andere mit Austria-Vergangenheit auch. Doch schlussendlich hängt sehr viel mit Erfolg und Misserfolg zusammen."