Es werden intensive Wochen für die Wiener Austria. 15 Spiele stehen bis 13. November noch auf dem Programm.
Trainer Manfred Schmid ist praktisch zur Rotation gezwungen. Gleichzeitig muss er in der heimischen Meisterschaft den Österreicher-Topf beachten. Keine einfache Aufgabe.
LAOLA1 analysiert die die dringendsten Kader-Fragen des FAK:
Dreier- oder Viererkette?
Die Defensive der Veilchen hat sich in dieser Saison nur selten sattelfest präsentiert. Das 0:0 gegen Hapoel Be’er Sheva in der Conference League war neben den beiden Cup-Partien gegen unterklassige Teams das erste Zu-Null in dieser Saison.
Es wurde mit einer Viererkette erreicht. Davor setzte Coach Schmid zuletzt vermehrt auf eine Dreierkette.
"Wir haben hinten nicht die schnellsten Spieler, das ist uns bewusst. Deswegen ist mein Grundgedanke auch, hinten mit drei Innenverteidigern zu spielen, um die Räume enger zu machen", erklärte Schmid zuletzt. Tatsächlich sind Kapitän Lukas Mühl, Lucas Galvao und Billy Koumetio nicht gerade Sprinter.
In der zweiten Hälfte gegen Lustenau und gegen Hapoel Be’er Sheva wirkte die Abwehr mit einer Viererkette aber sattelfester.
Schmid meint: "Wir haben schon in beiden Formationen richtig gute Leistungen gebracht. Im Moment funktioniert die Viererkette gut, aber es ist immer vom Gegner abhängig. Wir wollen flexibel bleiben."
Mühl will die Systemfrage nicht überbewerten, sieht andere Gründe für die Probleme der vergangenen Wochen: "Es geht um Abläufe, wir müssen die Automatismen finden. Die Besetzung der Abwehr ist ein bisschen neu, das Mittelfeld ist ein bisschen neu, jeder hat ein bisschen eine andere Denkweise. Da können wir noch Details verbessern, um gemeinsamer zu agieren."
Wie sieht es links hinten aus?
Mit Marvin Martins spielt seit Saisonbeginn ein Rechtsfuß auf der Position links hinten. Der Luxemburger erledigt seine Aufgabe ordentlich. Dass er sich auf der rechten Außenbahn aber wesentlich wohler fühlen würde, ist offensichtlich.
Warum Martins links spielen muss? Weil der 17-jährige Andrija Milosavljevic in den ersten Wochen der einzige fitte Linksverteidiger war. Und der ist noch nicht einmal so weit, um bei den Violets Stammspieler zu sein, ihm zog Trainer Harald Suchard meistens Manuel Polster – eigentlich Flügelstürmer – vor. Inzwischen ist Milosavljevic übrigens auch verletzt.
Markus Suttner beendete im Sommer bekanntlich seine Karriere. Ziad El Sheiwi stand nach seinem Kreuzbandriss Anfang Dezember nicht zur Verfügung. Der als Ersatz geholte Israeli Matan Baltaxa kam verletzt, ist verletzt.
Doch nun ist Besserung in Sicht. El Sheiwi gab zuletzt sein Comeback bei den Violets, stand in der Conference League erstmals wieder im Profi-Kader, ist schon bald wieder voll einsatzbereit.
Wer soll auf der Sechs spielen?
"Wir haben im Zentrum Probleme, die Zweikämpfe zu gewinnen. Da müssen wir stabiler stehen. Uns fehlt die klare Nummer 6, die alles abräumt. Ich muss niemanden an Eric Martel erinnern, der da viel Arbeit übernommen hat", sagte Schmid vergangenes Wochenende.
Mit Vesel Demaku ist ein weiterer Sechser im Sommer gegangen. Gekommen ist mit James Holland nur ein Neuer für diese Position. Die Personalknappheit spülte Youngster Florian Wustinger nach oben, der sich im Hinspiel gegen Fenerbahce aber einen Kreuzbandriss zuzog.
Holland ist der logische Sechser, doch die Sache hat drei Haken. Einerseits hatte der Australier in den ersten Wochen Probleme, sich von der LASK-Spielweise auf den Austria-Stil umzustellen. Es wird aber besser. Andererseits ist er Ausländer, weshalb sich Schmid in der Liga auch schon gezwungen sah, auf ihn zu verzichten.
Und mit seinen 33 Jahren zählt Holland auch schon zum älteren Eisen, wird das Mammut-Programm im Herbst nur zu Teilen mitmachen können.
Deshalb wählte Schmid zuletzt mehrmals die Variante mit Matthias Braunöder und Manfred Fischer als Doppel-Sechs, in der sich immer nur einer in die Offensive einschalten kann. Beide haben ihre Stärken aber eher auch der Acht.
Was sich für das Duo ändert, wenn Holland am Platz steht? "Wir sind mehr in der Box dabei, kommen mehr zu Abschlüssen", erklärt Fischer.
Wer soll stürmen?
Die beiden torgefährlichsten Stürmer der Vorsaison – Marco Djuricin traf elf Mal, Noah Ohio sechs Mal – sind keine Austrianer mehr.
Gekommen sind zwei neue Angreifer. Marko Raguz aber kam verletzt, eine Fehlstellung in der Hüfte macht ihm zu schaffen, das dauert. Der Stürmer wird, wenn überhaupt, erst gegen Ende der Herbstsaison zur Verfügung stehen.
Anders Haris Tabakovic, der als Torschützenkönig ablösefrei von Austria Lustenau losgeeist wurde. Der Schweizer hat schon fünf Einsätze in der Startelf und vier als Joker in den Beinen, dabei drei Tore erzielt.
Tabakovic ist jedoch nicht immer die geeignete Wahl, hat seine Stärken im Strafraum, hilft bei schnellen Umschaltmomenten aber nicht wirklich weiter.
Deswegen wurde in der noch jungen Spielzeit bereits mehrmals Dominik Fitz an vorderster Front aufgeboten. Der technisch starke Wiener legt bisher eine starke Saison hin. Hätte er nicht viel Pech mit Aluminiumtreffern, wären auch schon mehr als nur zwei Tore am Konto.
"Er hat das richtig gut gemacht, sich gut zwischen den Linien positioniert", lobte ihn Kollege Fischer nach dem Duell mit Hapoel Be’er Sheva. Tatsächlich ist Fitz als spielender Stürmer ein Unruheherd, allerdings bei hohen Bällen in den Strafraum unbrauchbar.
Und dann wäre da noch Muharem Huskovic. Der 19-Jährige hat großes Potenzial, muss seinen Torriecher aus dem Nachwuchsfußball aber erst an den Profi-Kick anpassen, war zudem zuletzt sehr verletzungsanfällig.
Deswegen hält sich Schmid auch die Option offen, Andreas Gruber, der eigentlich als Flügelstürmer seine Stärken hat, immer wieder als klassischen Stürmer aufzustellen.