"Es ist eine Milchmädchenrechnung. Man wollte eine Vertrauensperson und mir wurde offensichtlich nicht restlos vertraut."
Das sagte Oliver Lederer am Montag, als sich der 39-Jährige im LAOLA1-Interview erstmals zu seiner Freistellung als Admira-Trainer äußerte.
Für viele kam der Rauswurf völlig überraschend, für andere wiederum nicht. Schließlich weht ein neuer Wind in der Südstadt. Und alles begann mit einer Bandenwerbung.
LAOLA1 erklärt die "Flyeralarm-Connection" zwischen Admira und Würzburg.
Was ist "Flyeralarm"?
"Flyeralarm" ist eine Online-Druckerei, die 2002 von Thorsten Fischer in Deutschland gegründet wurde und ihm nach wie vor zu 100 Prozent gehört. Alles begann mit einem Mitarbeiter, ihm selbst, doch die Herstellung und der Vertrieb von Drucksachen machten sich schnell bezahlt.
Heute hat das Unternehmen, das seinen Sitz in Würzburg hat, 2000 Mitarbeiter und macht 330 Millionen Euro Umsatz im Jahr. Niederlassungen gibt es auch in anderen Ländern, etwa in Frankreich, den Niederlanden, Italien, Spanien, Großbritannien - oder Österreich.
Gründer und Geschäftsführer von "Flyeralarm Österreich" ist Gerhard Bügler, selbst ein gelernter Drucker und seit Mitte Dezember Aufsichstratvorsitzender bei der Admira (Hier zur neuen Struktur). Die rot-weiß-rote Zentrale hat ihren Sitz in Wiener Neudorf, keine zehn Autominuten von der BSFZ-Arena entfernt.
Altlasten machten Admira zu schaffen
Die Beziehung zwischen "Flyeralarm" und der Admira begann im kleinen Rahmen: mit einer Bandenwerbung. Von Jahr zu Jahr wuchs das Engagement. Es folgte eine gekaufte VIP-Loge und schließlich wurde das Unternehmen im Juli 2012 bei den Niederösterreichern so richtig sichtbar - als Brustsponsor.
Damit war auch die "trenkwalder"-Ära endgültig Geschichte. Zumindest im sichtbaren Bereich. Denn die finanziellen Probleme des Personaldienstleisters wirkten sich auch auf die Admira aus.
Wie LAOLA1-Recherchen ergaben, waren 15 bis 20 Prozent des Budgets für Altlasten aus dieser Ära "reserviert". Bei einem kleineren Bundesliga-Budget wie jenem der Admira nicht gerade wenig. Auch daher kam das Engagement von "Flyeralarm" bei den Südtstädtern gerade Recht. Mit Würzburg gab es aber zu diesem Zeitpunkt noch keine Berührungspunkte.
Der rasante Aufstieg von Würzburg
Die Geburtsstadt von Rapid-Kapitän Steffen Hofmann (130.000 Einwohner), die eine gute Autostunde nordöstlich von Nürnberg liegt, erfreute sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht fußballerischer Zweitklassigkeit. Die Würzburger Kickers spielten 2012/13 noch in der Regionalliga, also in der vierthöchsten Spielklasse Deutschlands.
Doch in jüngerer Vergangenheit ging es rasant bergauf. Sehr rasant. 2015 gelang der Aufstieg in die 3. Liga, 2016 ging es noch eine Stufe weiter nach oben. Nach 38 Jahren kehrte der Klub aus dem Norden Bayerns in die zweite Bundesliga und damit ins Rampenlicht des deutschen Fußballs zurück.
"Schuld daran" hat auch "Flyeralarm" - oder besser gesagt Thorsten Fischer. Der stieg wie Bügler bei der Admira sanft ein, dann aber ebenfalls so richtig. Auf den Trikots sucht man den Sponsor allerdings vergeblich, die Arena trägt aber den Namen seiner Firma. Und Fischer ist wie Bügler Aufsichtsratchef des Vereins.
"Flyeralarm hat eine lange Tradition in der Förderung des Sports und versteht Sponsoring als wichtigen Bestandteil des Marketingkonzepts", heißt es auf der offiziellen Homepage der Druckerei. Auch die Partnerschaft mit den Basketballern von Bayern München wird dabei hervorgehoben.
Anders als Red Bull?
Fischer habe einen Faible für Sport und sei heimatverbunden. Bernd Hollerbach, der jahrelang für den HSV gespielt hat und 223 Bundesliga-Spiele in den Beinen hat, war begeistert von dem, was sich unter Fischer in Würzburg entwickelte und wurde 2014 Trainer. Geboren wurde er übrigens - richtig - in Würzburg.
"Wenn du etwas Nachhaltiges schaffen möchtest, geht es nur gemeinschaftlich. Wenn du einen Retortenklub aufbaust, der von einem Sponsor abhängig ist oder bei dem die Stadt und die Region nicht mitmachen, wirst du nie Erfolg haben", sagte Fischer 2015 und setzt auf ein Sponsoren-Netzwerk. Es soll also anders als Red Bull laufen.
"Wenn man mit zu viel Geld agiert, dann ist die Gefahr groß, dass man sich mit Menschen umgibt, die einen ausnutzen wollen, weil sie nur das schnelle Geld verdienen möchten und nicht mit Herzblut bei der Sache sind. Dann entsteht eine ungesunde Arbeitskultur. Das ist kontraproduktiv und so etwas möchte ich bei den Kickers nicht haben."
Doch die Parallelen zu Red Bull sind nun nicht mehr von der Hand zu weisen - RB Leipzig und Red Bull Salzburg lassen grüßen. Die "Flyeralarm-Connection" war spätestens mit dem Wechsel von Jörg Siebenhandl im Sommer real. Würzburg brauchte einen Tormann und holte ihn sich aus der Südtstadt. Bilanz der Herbstsaison? Kein Zweitliga-Einsatz.
Was Würzburg nicht hat
Spätestens seit Montag ist klar, wer nun in der Südtstadt das Sagen hat. Bereits im Dezember wurde Amir Shapourzadeh als neuer Admira-Manager vorgestellt. Der 34-Jährige spielte in dieser Saison noch selbst für Würzburg, ehe er die Fußballschuhe nach der Herbstsaison an den Nagel hing und nach Österreich wechselte.
"Ich denke, dass beide Klubs auch in Zukunft Synergien nutzen werden", sagte Shapourzadeh Mitte Dezember der "Mainpost", "es kann aber auch andersherum gehen." Doch in erster Linie wird es in eine Richtung gehen, die auch für Insider und Außenstehende gleichermaßen Sinn macht.
Denn die Admira hat das, was Würzburg fehlt. Einen entsprechenden Unterbau. Die Admira mit ihrer traditionell erfolgreichen Akademie kommt den Würzburgern als Ausbildungsstätte nun gerade Recht für die mittlerweile gestiegenen Ambitionen. Würzburg, aktuell Sechster mit fünf Punkten Rückstand auf Platz 3, will in die Bundesliga.
Geld, das die Admira benötigt
Marcel Sabitzer, Stefan Schwab, Philipp Hosiner - solche Spieler, die sich bei der Admira ins Rampenlicht gespielt haben, können auch Würzburg helfen.
Vereine wie Rapid, Austria oder Salzburg werden sich in Zukunft anderswo umsehen müssen. Spieler wie der aktuell umgarnte Christoph Monschein werden zukünftig eher den Weg nach Deutschland finden. Bereits die zweite Liga zieht ÖFB-Kicker in ihren Bann. Zumal dort auch besser gezahlt wird.
Am Ende des Tages ist Geld auch bei der Admira der springende Punkt. Viel Geld hatten die Niederösterreicher zuletzt nie, mussten fast jedes Jahr um die Lizenz betteln und zusehen, wie die politische Unterstützung in Niederösterreich dem SKN St. Pölten zukam. Finanzprobleme sollten in naher Zukunft der Vergangenheit angehören.
Aber wer zahlt, schafft bekanntlich auch an. Auch wenn es Lederer und vielen Admira-Fans noch im Herzen blutet.
Doch der Ex-Trainer weiß es selbst am besten: "Wirtschaftlich ist das ein guter Deal für die Admira. Und wenn ich das Opfer sein muss, damit die Admira künftig die Lizenz immer gleich im ersten Durchgang bekommt, dann bin ich am Ende des Tages bereit, das Opfer zu sein."
Das Opfer einer Beziehung, die erst über die Jahre so richtig ernst wurde.