So lautet der Tenor im grün-weißen Lager. Die letzte Performance bei der Admira sowie bereits sieben Niederlagen sorgen aber für mächtig Unruhe im Umfeld.
Auch Trainer Zoran Barisic und Sportdirektor Andreas Müller sind nicht gänzlich zufrieden, streben nach Verbesserungen, halten aber trotzdem fest: „Insgesamt war in dieser Saison bisher alles im grünen Bereich.“
Als Argumente gelten das Überwintern in der Europa League, das Erreichen des Cup-Viertelfinales und der noch immer mögliche Meistertitel, da auch die Konkurrenz Schwächen zeigte.
Rapids Probleme sitzen aber tiefer. Fünf Punkte beschäftigen den Klub derzeit konkret. LAOLA1 verschafft einen Überblick:
- Die Torhüter-Frage rund um Richard Strebinger:
„Richard jetzt die alleinige Schuld zuzuschieben, finde ich zu billig. Er hat zwar Fehler gemacht, die zu zwei Gegentoren geführt haben, er ist aber auch der, der sich am meisten ärgert. Wir müssen als Team Fehler einzelner korrigieren. Wir sind ein Team – da gehört nicht nur Strebinger sondern auch Knoflach dazu.“
Die sportliche Leitung will den Ex-Bremer, der nach Schulter-Schmerzen wieder fit ist, keinesfalls abschreiben und stärkt ihm weitestgehend den Rücken: „Das ist sicher derzeit ein Thema in den Medien. Ich halte ihn für einen sehr guten Torhüter“, stellt Müller klar, der dann aber doch überrascht: „Ich weiß aber auch, dass er sich selber maßlos unter Druck setzt und gerade jetzt in der Situation, in welcher er aufgrund der schweren Verletzung von Novota seine Chance sieht. Er ist doch das eine oder andere Mal sehr angespannt. Es ist unsere Aufgabe, mit Richard alle möglichen Dinge zu machen, damit er zu einer wichtigen Stütze und einem starken Rückhalt für unsere Mannschaft wird.“
- Das Verletzungspech als Teufelskreis:
„Er ist ein hochtalentierter Spieler mit einer sehr guten Zweikampf-Stärke, gutem Passspiel und dem als Innenverteidiger erforderlichen Kopfballspiel. Zudem kann er ein Spiel lesen. Er ist ein absolutes Talent, dem wir vertrauen. Bisher hat er sich gut integriert und sehr gut präsentiert“
Es kommt also einiges zusammen, allerdings soll es nicht an falschen Methoden liegen. „Es ist nicht einfach, wenn einige Spieler durch die Saison kommen müssen. Das Programm ist ziemlich hart. Wir müssen uns selbst hinterfragen, aber es hat nichts mit der Trainingssteuerung zu tun. Die Verletzungen sind teilweise sehr unglücklich entstanden“, weiß Barisic. Die Probleme durch Novotas monatelangen Ausfall in der T-Frage sind bekannt. Auch bei Dibon, mit dem man frühestens ab März wieder rechnet, bahnen sich Engpässe in der Innenverteidigung an. Da auch Sonnleitner mit leichten Problemen zu kämpfen hat, könnte gegen Ried der erst 17-Jährige Maximilian Wöber sein Debüt feiern. „Wenn Sonnleitner nicht spielen kann, wird Wöber spielen“, bestätigt der Chefbetreuer. Angst, den jungen Mann ins kalte Wasser zu werfen, hat man nicht.
- Die Notwendigkeit von Wintertransfers:
Soll Rapid in der nahenden Winter-Übertrittszeit aktiv werden oder nicht? Noch ist das letzte Wort nicht gesprochen, gewisse Engpässe auf bestimmten Positionen könnten die Verantwortlichen zum Handeln zwingen. Prinzipiell gibt es aber eine klare Tendenz.
„Wir waren nie große Freunde von Winter-Transfers. Deswegen ist es ad hoc jetzt nicht vorgesehen, auch wenn man im Fußball nie etwas ausschließen kann. Wir werden uns nach den letzten Spielen in aller Sorgfalt besprechen und eine Entscheidung treffen – das kann dieses oder zu Beginn des nächsten Jahres sein, um einfach einen optimalen Kader für die Frühjahrssaison zu haben“
Ausnahmen bestätigen die Regel. Auch wenn die großen Verstärkungen und Zukäufe nicht geplant sind, könnte spontan doch etwas passieren: „Es gibt manchmal einen hochinteressanten Spieler auf dem Markt, den man möglicherweise nur jetzt verpflichten kann und im Sommer nicht mehr. Dann zieht man so etwas einmal vor, aber unser Kader ist breit und stark genug, auch weil der eine oder andere wieder zurückkommt. Ich sehe nicht die große Notwendigkeit, den Kader aufzurüsten“, so der sportliche Leiter. In die andere Richtung könnten den Grün-Weißen aber der eine oder andere Spieler abhandenkommen. Wie Müller bestätigt, gibt es etwa interesse der SV Ried an Deni Alar: "Es hat keine Verhandlungen gegeben, aber Manager Stefan Reiter hat bei mir angefragt, ob sie mit Alar sprechen dürfen. Ich weiß aber nicht, ob es bereits Kontakt gab, es gibt auch kein konkretes Angebot." Michael Schimpelsberger dementierte zwar, dass sein Abgang im Winter fix ist, sieht sich aber freilich aufgrund der zuletzt aussichtslosen Situation um. Auch das eine oder andere Leihgeschäft – wie etwa im Fall Alar – könnte immer zum Thema werden.
- Kaum Verbesserung durch Sommer-Neuzugänge
„Ich denke, dass wir uns sehr sorgfältig darauf vorbereitet haben, welche Spieler sowohl charakterlich als auch von ihrer Qualität her zu uns passen. Mitunter ist es aber auch eine andere Situation als vor eineinhalb Jahren, als uns sehr viele Spieler verlassen haben und die Neuen die Möglichkeiten hatten, sich gleich in die Mannschaft hineinzufinden. Außerdem waren wir in keinem internationalen Bewerb und konnten unter der Woche als Gesamtheit der Mannschaft trainieren. Eine Schlussfolgerung nach schon einem halben Jahr zu ziehen, finde ich verfrüht.“
Als Fehleinkäufe lässt Müller diese aber nicht abstempeln. Trotzdem gibt der Sportdirektor schon zu, dass er sich mehr Konkurrenzkampf durch die zusätzlichen Optionen gewünscht hätte: „Natürlich haben wir uns von dem einen oder anderen Neuzugang etwas mehr erhofft, eine schnellere Integration und bessere Leistungen. Aber ich bin nach wie vor überzeugt, dass wir qualitativ hochwertige Spieler geholt haben. Wir bringen die Geduld auf, die dafür notwendig ist.“ Trainer Barisic sieht die gute Leistung von Nutz gegen Altach als Hoffnungsschimmer, anderen wie Huspek oder Tomi machten verletzungsbedingte Probleme einen Strich durch die Rechnung. Jelic befindet sich laut dem 45-jährigen Wiener nach über drei Monaten noch immer in der Integrationsphase. Dafür, dass der eine oder andere noch nicht sein Top-Niveau erreicht hat, nimmt sich das Trainerteam selbst bei der Nase: „Wir müssen schauen, dass eine Balance herrscht. Wir sind verantwortlich dafür, jeden Spieler besser zu machen.“ Die Basis sei vorhanden, an der Umsetzung hapert es noch. Doch auch die oben genannten Durchstarter wie Beric oder Schobesberger benötigten seiner Ansicht nach Anlaufzeit und wurden früh abgeschrieben. „Das Rapid-Leiberl ist ein schweres Leiberl. Da muss man dienen, bis man die Chance kriegt.“
- Plan B? Ständiges Hinterfragen und keine Ausreden
Die Niederlage bei der Admira galt es bestes Anschauungs-Material, um eine von Rapids Schwächen aufzudecken: Gezielte Engstirnigkeit. Denn selbst Barisic gibt zu: „Wir hätten uns einfach taktisch cleverer verhalten müssen, um unsere Fehler zu korrigieren. Wir sind darauf konzipiert, unser Spiel durchzusetzen, wollen noch mehr Tore schießen und noch weiter nach vorne spielen. Da müssen wir uns mental verbessern.“ Der oft geäußerte Vorwurf, Rapids Chefbetreuer gebe der Mannschaft keinen Plan B mit auf den Weg, stößt Barisic sauer auf. Vor allem mit diversen Online-Plattformen und deren Usern, die diese Botschaften vermitteln, geht er hart ins Gericht: „Da müsste ich sehr masochistisch veranlagt sein, das zu lesen. Das sind die Gescheiten, die glauben, alles besser zu wissen im Fußball und überall ihren Senf dazugeben. Das interessiert mich nicht.“ Konkret auf den Vorwurf antwortet er: „Wir verfügen über weitere Pläne, müssen uns aber noch in mehreren Facetten verbessern.“ Einen Grund führt er explizit an: Fehlende Konstanz. Dazu gebe es noch viele andere Gründe, die im Verborgenen bleiben, da Barisic nicht will, dass diese als Ausreden interpretiert werden. Als geschlossene Einheit will man diese auf die Reihe bekommen. Müller ist bemüht, diese Verbesserungen voranzutreiben.
„Auch mir war es unerklärlich, wie man bei der Admira so unsicher spielen konnte, aber das kommt vor. Deswegen bin ich jetzt nicht unruhig, pessimistisch oder gar ängstlich, was die kommenden Aufgaben betrifft. Im Gegenteil, ich weiß, was unsere Mannschaft kann.“
Die sportliche Leitung hinterfragt sich ständig, ist um Besserung bemüht. Trotzdem ist man mit der Spielzeit nicht gänzlich unzufrieden. Positiv stimmt, dass in allen drei Bewerben, in denen man noch vertreten ist, ein erfolgreiches Frühjahr möglich ist. Spätestens mit Eröffnung des neuen Allianz-Stadions soll aber jene Konstanz vorherrschen, um konkurrenzfähig auf Titel loszugehen.
Alexander Karper