Lange, viel zu lange musste Graz auf die Rückkehr des Derbys zwischen Sturm und GAK warten, am Mittwoch (18 Uhr im LIVE-Ticker) ist es endlich so weit.
Nach über 15 Jahren.
Entsprechend fiebert eine ganze Fußball-Stadt seit Wochen diesem Kräftemessen im Rahmen des ÖFB-Cups entgegen.
Logisch, dass diesbezüglich auch Derby-Erinnerungen ausgetauscht werden. Davon gibt es ja genügend.
LAOLA1 erinnert sich mit und präsentiert in den folgenden Zeilen einige unvergessene Duelle, die seit der Eröffnung des städtischen Stadions in Liebenau vor 25 Jahren über die Bühne gegangen sind.
DAS (FÜR LANGE ZEIT) LETZTE DERBY
STURM GRAZ - GAK 1:0
17. Mai 2007
Sturm: Gratzei - Lamotte, Prödl, Verlaat, Prettenthaler - Krammer, Ledwon, J. Säumel (82. Filipovic), Leitgeb - Haas (87. Rauter), Rabihou (71. K. Salmutter)
GAK: Schranz - M. Perchtold, Sonnleitner, Hassler, Kujabi - Glauninger (46. D. Berchtold), Spirk, Junuzovic (67. Lechner), Amerhauser - Schenk (76. Mohiden), Kollmann
Tor: Haas (37.)
15.322 Zuschauer kamen zur "Totenmesse" des Grazer Derbys. Dass es über 15 Jahre bis zur Wiederauferstehung dauern würde, wollte damals am vorletzten Spieltag niemand so recht glauben.
Auch nicht Sturm-Trainer Franco Foda. "Die Derbys werden mir fehlen. Es ist traurig, dass so etwas passiert. Ich hoffe, dass der GAK im nächsten Jahr wieder in der Bundesliga spielt", so der spätere Meistertrainer und ÖFB-Teamchef.
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Gut, wann der GAK wieder in der Bundesliga sein wird, wissen wir immer noch nicht. Bis in die Admiral 2. Liga hat es der Traditionsverein inzwischen bekanntlich wieder geschafft.
Damals mussten die beiden in finanzielle Notlage geratenen Grazer Klubs heftige Punkteabzüge hinnehmen. Sturm wurden 13 Zähler abgezogen, dem GAK satte 28 Punkte. Daher stand der Abschied der "Rotjacken" aus der Bundesliga zum Zeitpunkt des Derbys längst fest.
Zumindest für Marco Perchtold schließt sich der Kreis. Im Mai 2007 stand er im Alter von 19 in der Startformation, inzwischen ist der 34-Jährige Kapitän des GAK.
DAS DEPPERTE-FRAGEN-DERBY
GAK - STURM GRAZ 4:0
27. Februar 2005
GAK: Schranz - Plassnegger, Ehmann, Tokic, Pogatetz - Bleidelis (78. Standfest), Muratovic, Aufhauser, Majstorovic (73. Amerhauser) - Bazina (71. Skoro), Kollmann
Sturm: Radakovic - Ertl, Silvestre, Verlaat (73. G. Säumel), Gercaliu - Neukirchner, Filipovic (53. Krammer), J. Säumel, Rojas
(46. Dag) - Brunmayr, Linz
Tore: Ertl (13., Eigentor), Bazina (28.), Pogatetz (68.), Skoro (84.)
"Wie froh sind Sie denn, dass der Schiri jetzt abgepfiffen hat?"
Zum Match selbst muss man nicht viel sagen. Der GAK war gut, Sturm schlecht und so richtig übel war Torhüter Radovan Radakovic, der bei den ersten drei Gegentoren patzte.
Legendär machte dieses Derby Günther Neukirchner im Alleingang, der nach dem Schlusspfiff keine allzu große Freude mit den Fragen von Premiere-Reporter Gerhard Krabath hatte und sich auch nicht allzu viel Mühe gab, dies zu verbergen.
Nach der "nächsten depperten Frog" ließ man es dann gut sein. Ein Wutausbruch, der fraglos österreichische Sport-TV-Geschichte schrieb:
GAK VOR MEISTERTITEL, STURM AM ABGRUND
STURM GRAZ - GAK 0:2
9. Mai 2004
Sturm: Mandl - Silvestre - Strafner (59. Salmutter), Bosnar - Dag, Korsos, Filipovic, Säumel (59. Mujiri), Dmitrovic - Rabihou, Haas
GAK: Almer - Pötscher, Sick, Tokic, Pogatetz - Standfest (85. Amerhauser), Muratovic, Aufhauser, Dollinger (85. Ramusch) - Bazina (79. Goossens), Kollmann
Tore: Kollmann (54.), Bazina (75.)
Rote Karten: Rabihou (61.); Muratovic (47.)
Ein Derby zwischen Himmel und Hölle. Wobei im konkreten Fall die "Roten Teufel" dem Meister-Himmel einen gewaltigen Schritt näher gekommen sind.
Ein Freistoß von Roland Kollmann war es, der den GAK in Unterzahl auf die Siegerstraße gebracht hat - denn kurz nach der Pause wurde Samir Muratovic, damals noch im roten Trikot, ausgeschlossen.
Eigentlich wollte Trainer Walter Schachner Kollmann danach auswechseln. "Doch Kollmann hat rausgewunken und gemeint, dass er heute sicher noch ein Tor schießt. Einen Kollmann kann man eben nicht so früh austauschen", freute sich Schachner über das grandiose In-Game-Coaching seines Goalgetters.
Der Trainer verriet zudem, dass Kollmann im Training schon mehrere schöne Freistoßtore erzielt hätte: "Im Match hatte er aber noch kein einziges Mal über die Mauer getroffen. Er hat lange auf dieses Tor hintrainiert."
Im GAK-Tor stand übrigens Franz Almer, der den verletzten Andreas Schranz ersetzte, dafür jedoch aus der "Pension" geholt wurde, nachdem er rund drei Wochen vorher seine Karriere beendet hatte. Es war sein erstes Bundesliga-Spiel seit Dezember 2002.
Das Spiel fand am 34. Spieltag statt. Der GAK führte danach die Tabelle mit drei Punkten Vorsprung auf die Austria an. Da die "Veilchen" am Wochenende darauf beim SV Mattersburg patzten, reichte dem GAK ein 1:1 gegen Pasching zum ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte.
Sturm taumelte indes am Abgrund, der erste Abstieg der "Blackies" in der Bundesliga-Geschichte drohte. Man ging punktegleich mit Schlusslicht FC Kärnten in die letzte Runde und rettete sich erst mit einem 4:1 gegen Bregenz.
Nach dem Derby gingen die Sturm-Kicker kommentarlos durch die Mixed Zone und setzten somit ihren damaligen Interview-Boykott fort.
Der Präsident sprach selbstredend. Nach dem Ausschluss für den GAK hätten seine Spieler kopflos agiert, fand Hannes Kartnig: "Sie haben aufgehört zu spielen, jeder hat für sich selbst gespielt. Aber das ist kein Einzelsport, sondern ein Mannschaftssport. Ich muss ihnen wohl wieder einmal die Leviten lesen."
DAS CUP-FINAL-VASTIC-ABSCHIEDS-DERBY
Sturm Graz - GAK 2:3
12. Mai 2002
Sturm: Hoffmann - Panadic - Strafner, Bosnar - Neukirchner (16. Pregelj), Mählich (46. Fernandez), Masudi (46. Amoah), Wetl, Rojas - Haas, Vastic
GAK: Almer - Tokic - Akoto, Hartmann - Ramusch, Aufhauser, Bazina (69. Lerant), Ceh, Dmitrovic (75. Standfest) - Kusi-Asari, Brunmayr (85. Pötscher)
Tore: Vastic (58., 92./Elfmeter); Brunmayr (15./Elfmeter, 20.), Kusi-Asare (35.)
Gelb-Rot: Hartmann (68./GAK)
Die Brisanz, wenn sich zwei Lokalrivalen im Cup-Finale gegenüber stehen, muss man nicht extra erklären. Das Spiel fand auch in Graz-Liebenau statt.
Der GAK krönte sich im Schwarzenegger-Stadion zum 100-jährigen Vereins-Jubiläum zum dritten Mal zum Cupsieger. Die "Rotjacken" profitierten dabei von einer überragenden ersten Halbzeit, die sie mit einer 3:0-Führung beendeten.
"Ich bin stolz auf den Trainer, auf die Mannschaft, den Manager und das Publikum. Ich bin überzeugt, dass Libregts weiterhin unser Trainer sein wird", jubelte Präsident Rudi Roth. Thijs Libregts blieb, die Ehe wurde allerdings schon bald im August 2002 geschieden.
Apropos Scheidung. Mit diesem Match ging die große Ära von Ivica Vastic bei Sturm zu Ende, ihn zog es nach Japan. "Die Enttäuschung ist groß, denn es war mein letztes Spiel für den SK Sturm", sagte der Spielmacher, dessen beide Treffer nicht für eine gelungene Aufholjagd reichten.
"Die schütten ihn mit Geld zu. Da können wir nicht mithalten und diese Chance kann man ihm auch nicht verwehren", kommentierte Sturm-Präsident Hannes Kartnig den Abschied des Star-Spielers.
DAS ERSTE DERBY IM NEUEN JAHRTAUSEND
STURM GRAZ - GAK 6:1
10. März 2000
Sturm: Schicklgruber - Foda - Milanic, Neukirchner (80. G. Korsos) - Schopp (80. Reinmayr), Schupp (81. Strafner), Fleurquin, Prilasnig, Martens - Vastic, Juran
GAK: Almer - Pötscher, Stückler, Lipa, Hartmann - Standfest, Ceh, Kulovits, Amerhauser (88. Radlspeck) - Aloisi (58. B. Akwuegbu) - Pamic
Tore: Schopp (21)., Neukirchner (39.), Schupp (42.), Vastic (66., 75.), Martens (71.); Amerhauser (11.)
Diese Partie ist nicht nur wegen des Umstands, dass es das erste Derby nach der Jahrtausendwende war, erwähnenswert, sondern auch wegen des Ergebnisses. Für Sturm bedeutete dieser Kantersieg den höchsten Derby-Erfolg seit einem 10:1 im Jahr 1946.
"Der GAK war handicapiert, das ist schade", bremste Sturm-Coach Ivica Osim die Euphorie und deutete mit seiner Gestik an, dass man bei Sturm besser am Boden bleiben solle.
Für "seinen" Präsidenten Hannes Kartnig ging es indes gar nicht besser: "Wir haben den besten Trainer, die besseren Fußballer und den besten Präsidenten. Wir waren eindeutig die bessere Mannschaft und können noch besser spielen."
Beim GAK herrschte Niedergeschlagenheit, wobei Präsident Peter Svetits die finanziellen Vorteile des Lokalrivalen aufgrund der Champions-League-Teilnahmen hervorstrich: "Sturm ist gut. Aber sie haben in den letzten drei Jahren 100 Millionen Schilling auf dem Transfermarkt investiert, neun andere haben Probleme, das Budget zu erstellen."
Bei den Rotjacken wiederum habe man das Budget von 100 (rund 7,1 Millionen Euro) auf 80 Millionen Schilling reduziert, in der Saison darauf werde es sich zwischen 70 und 80 Millionen einpendeln:
"Unser Weg ist der Weg der Jugend. Wir wollen uns in zwei, drei Jahren etablieren, mit der Jugendakademie in Graz ein Vorzeigemodell errichten. Die Mannschaft braucht Zeit."
Gut, inzwischen wissen wir ja längst, dass der GAK doch noch irgendwo genügend Geld gefunden hat, um eine Meister-Mannschaft für 2004 aufzubauen.
DAS MARTENS-DERBY
GAK - STURM GRAZ 1:2
22. Mai 1999
GAK: Almer - Lipa - Pötscher (83. Sick), Grimm, Hartmann - Ramusch, Ceh, Kulovits, Dmitrovic - Akwuegbu (63. Brenner), Radovic (63. Radlspeck)
Sturm: Sidorczuk - Foda - Milanic (51. Prilasnig), Popovic - Schopp, Mählich, Schupp, Reinmayr, Neukirchner - Vastic, Haas (83. Martens)
Tore: Dmitrovic (80., Handelfmeter); Vastic (52.), Martens (93.)
Nix für schlechte Nerven! 92 Minuten und 49 Sekunden war das Derby alt, als Jan-Pieter Martens den Ball nach Doppelpass mit Markus Schupp im Tor des GAK versenkte, was nicht nur den prestigereichen Sieg im Stadt-Duell mit sich brachte, sondern praktischerweise auch der vorentscheidende Schritt am Weg zum zweiten Meistertitel in Folge war.
Denn bei einem Unentschieden hätte Rapid in der letzten Runde alle Trümpfe in der Hand gehabt, mit einem Auswärtssieg in Salzburg den Titel zu erobern (Mission 31 quasi). So spielte Sturm die Meisterschaft am finalen Spieltag mit einem 3:0 gegen den FC Tirol nach Hause.
Berühmt ist dieses Derby nicht nur für seine späte Entscheidung von historischer Bedeutung, sondern generell für seine atemberaubende Schlussphase.
Denn dass Gilbert Prilasnig per Blackout den Ball einfach im eigenen Strafraum herunterfing und so den Elfmeter zum GAK-Ausgleich verursachte, zählt ebenso zur Grazer Fußballgeschichte wie die Randnotiz, dass Martens beim Siegtreffer eine Kontaktlinse verlor und sich umgehend auf die Suche machte.
"Was Prilasnig passiert ist, kann jedem passieren, ein menschlicher Fehler", präsentierte sich Sturm-Präsident Hannes Kartnig als großherzig Vergebender. Wie das wohl ohne Sieg ausgeschaut hätte?
GAK-Trainer Klaus Augenthaler bedauerte indes, dass seine Schützlinge in der Spätphase Erinnerungslücken aufwiesen: "Ich predige immer, dass ein Spiel so lange dauert, bis der Schiedsrichter abpfeift, aber meine Spieler haben das heute nicht bedacht."
Markus Schopp hatte zumindest Trost für den tapfer kämpfenden Lokalrivalen: "Der GAK hat brav und ordentlich gespielt."
DAS ERSTE STADION-DERBY
GAK - STURM GRAZ 0:4
9. Juli 1997
GAK: Almer - Vukovic - Pötscher, Dietrich, Hartmann - Ramusch, Ceh, Radovic (68. Brnas), Anicic - Strafner (64. Wieger), Sabitzer
Sturm: Goriupp - Foda - Milanic (64. Hofper), Neukirchner, Popovic (70. Bardel) - Mählich, Reinmayr, Schupp, Prilasnig - Vastic, Haas (81. Gröbl)
Tore: Mählich (2.), Prilasnig (57.), Vastic (64., 91.)
Unabhängig vom Ergebnis bedeutete dieses Derby eine Zäsur, schließlich war es die Eröffnung des Schwarzenegger-Stadions, das die in die Jahre gekommenen Heimstätten Gruabn (Sturm) und Casino-Stadion (GAK) ablöste und fortan die gemeinsame Heimat sein sollte. 25 Jahre später ist man zurzeit wieder in Liebenau vereint und alles andere als glücklich darüber.
Am ersten Spieltag der Saison 1997/98 deutete bereits nach zwei Minuten der Führungstreffer von Roman Mählich an, wohin die Reise des SK Sturm in dieser Saison gehen würde - nämlich zum letztlich souveränen ersten Meistertitel in der Vereinsgeschichte. In der Liga war es der erste Derby-Sieg der "Blackies" seit Oktober 1989.
Absolut überragend agierte bei dieser schwarz-weißen Gala Ivica Vastic. "Ich weiß nicht, ob Vastic in Graz ein Heiliger ist, weil ihn keiner angeht", wunderte sich Trainer Klaus Augenthaler bei seiner GAK-Premiere über das Defensivverhalten seiner Mannschaft, fand im Ergebnis aber auch Trost: "Auch Franz Beckenbauer hat immer sein erstes Spiel als Trainer verloren."
Sturm-Coach Ivica Osim kommentierte den Kantersieg Osim-like ("Man darf nicht in Euphorie verfallen"), wenngleich er den Meistertitel bereits in den Mund nahm: "Wir haben gut gespielt, aber wenn man Meister werden will, muss man auch schlechte Spiele 1:0 gewinnen."