Im Vorfeld des 334. Wiener Derbys wurde der Druck erhöht - richtungsweisend mit Blick auf die Top 6, Prestigesache, wer gewinnt, wird bei Punktegleichheit vorgereiht, und so weiter.
Wie die Austria dann bei Rapid reinstartete, war aller Ehren wert. Nur 49 Sekunden dauerte es, bis der Ball erstmals im Netz einschlug. 1:0 nach weniger als einer Minute - ein absoluter Traumstart für die Favoritner.
"Wir sind unglaublich ins Spiel gestartet", rekapitulierte Trainer Manfred Schmid. "Wir haben wirklich einen Traumstart gehabt, aber wir haben keinen Profit daraus geschlagen."
Denn anstatt mit dem Führungstreffer zu wachsen, überließ man Rapid zumindest in den ersten 45 Minuten komplett das Kommando. Erst durch Umstellungen und Nachjustierungen in der zweiten Halbzeit verdiente man sich einen Punkt, auch wenn die Gäste dem Traumstart nachtrauern.
"Ein hart erkämpfter Punkt, den wir gerne mitnehmen", fasste Schmid nach dem Schlusspfiff zusammen.
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Pentz: "Haben uns schwer getan, bleiben hier aber ungeschlagen"
Früh im Blickpunkt stand Matthias Braunöder. Nur 49 Sekunden benötigte er bei seinem Derby-Debüt, um erstmals gegen Rapid zu netzen - das werden dem 19-Jährigen wohl nur wenige nachmachen können. Noch dazu war es seine Bundesliga-Premiere.
"Wir sind richtig gut in die Partie reingekommen, haben gleich einen Angriff gestartet. Dann habe ich gesehen, dass der Ball langsam durch den Sechzehner geht und habe halt den Sprint hin gemacht. Schön, dass er dann reingegangen ist. Das ist was Schönes, das erste Bundesliga-Tor gleich in einem Derby zu machen", freute sich der Youngster bei "Sky", gab aber zu: "Ich wollte den Ball schon ins lange Eck schießen, habe ihn aber nicht ganz sauber erwischt. Schön, dass er trotzdem reingegangen ist."
Danach drückte Rapid die Austria hinten rein, gelangen kaum mehr Befreiungsangriffe über die Mittellinie hinaus. Überraschend erfolgreich pressten die Hütteldorfer in der neuen Gangart unter Neo-Trainer Ferdinand Feldhofer.
Wenn selbst Patrick Pentz die Unterlegenheit gegen Rapid in den ersten 45 Minuten zugibt, heißt das bei seinen sonst großen Sprüchen doch einiges. "Wir sind super reingestartet, haben uns dann aber wirkllich schwer getan. Wir haben nicht gewusst, wie wir anlaufen sollen, wer raus geht, wie schieben wir durch. Wir haben keinen Zugriff gehabt und haben uns das Leben selbst schwer gemacht", listete der Torhüter die Probleme auf. "Aber mit dem Punkt können wir ganz gut leben."
Der Nachsatz darf durchaus als Stichelei in Richtung Grün-Weiß gedeutet werden: "Das Wichtigste für mich ist, dass wir hier ungeschlagen bleiben."
Probleme nach El-Sheiwi-Ausfall wurden in Halbzeit korrigiert
Großen Einfluss auf die Partie hatte der verletzungsbedingte Ausfall von Ziad El Sheiwi, der nach nur 18 Minuten vom Platz musste. Da kein anderer Linksfuß mehr parat stand, wich Allrounder Manfred Fischer auf den linken Flügel aus.
"Nach seinem Ausfall war Rapid optisch überlegen, hatte auch den Lattentreffer", erinnerte sich Schmid. "Wir mussten relativ schnell umstellen. Ich weiß nicht ob es ausschlaggebend war, aber wir hatten keinen Zugriff. Rapid hatte mehr Ballbesitz und war gefährlicher." Der Übungsleiter berichtete von Schmerzen beim Linksverteidiger, es schaue nicht gut aus. Eine ärztliche Diagnose steht aber noch aus.
Auch Pentz meinte zur El-Sheiwi-Auswechslung: "In den letzten Spielen ist viel über ihn gegangen, er hätte auch diesmal ein Aktivposten sein können. Aber Manni (Anm: Manfred Fischer) hat das links hinten gut gemacht."
Die Gäste retteten sich aber in die Halbzeit, wo dann erfolgreich an einigen Schrauben gedreht werden konnte. Zumindest präsentierte sich der FAK im zweiten Durchgang selbstbewusster, aggressiver und zielstrebiger, womit man Rapid vom souveränen Spiel der ersten Hälfte abbrachte.
"Waren dann aggressiver und näher dran"
Mit den Ausfällen von Huskovic und Suttner musste die Austria schon im Vorfeld des Derbys einiges verdauen, zudem konnte Marco Djuricin nach seiner Krankheit nur ein einziges Mal trainieren.
Trotzdem zeigten die Veilchen im zweiten Durchgang ein anderes Gesicht. Fast wie im ersten Durchgang hätte die Austria Rapid nach wenigen Augenblicken erneut auf dem falschen Fuß erwischt, ließ die Chance diesmal aber aus.
"Wir haben in der Halbzeit einiges umgestellt, viel gesprochen, waren aggressiver und näher dran an den Gegenspielern. Die eine oder andere Chance hätten wir dann nach vorne besse ausspielen können", ortete Schmid im Umschaltspiel sogar noch größere Möglichkeiten in den zweiten 45 Minuten.
Rapid hätte durchaus einige Räume angeboten, die man durch die aggressivere Spielweise besser ausnützen hätte können. "Wir hatten am Beginn Probleme, haben das dann aber korrigiert." Deshalb wollte der Chefbetreuer nicht übermütig werden und gab sich mit dem Remis durchaus versöhnt.
Schmid: "Die Spieler waren gehemmt"
Dass man die frühe Führung mit mehr Erfahrung im Team vielleicht anders verteidigt hätte, könnte sich Schmid auch vorstellen, hält aber fest: "Ich bin absolut nicht zufrieden mit der spielerischen Leistung. Die Spieler waren gehemmt oder vielleicht war es Druck, aber wir haben oft nur zurückgespielt, den Ball zu langsam laufen gelassen."
So habe man es Rapid leicht gemacht, die Räume zuzustellen und den Gegner unter Druck zu setzen - zumindest in den ersten 45 Minuten. Insgesamt sah der Cheftrainer einige Sachen, die nicht so geplant waren. Der Elfmeter für Rapid zum Ausgleich sei eine klare Sache gewesen, über die nicht zu diskutieren sei.
Torschütze Braunöder fasste das Derby schlussendlich so zusammen: "Die zweite Hälfte war dann eine offene Partie in beide Richtungen. Es hat Phasen gegeben, da waren wir besser, dann welche, in denen Rapid mehr am Zug war. Dann war es ein gerechtes Unentschieden am Schluss."
Das kann so gesehen werden, auch wenn die grün-weiße Analyse wohl anders ausfallen wird. Die Austria verbesserte sich zumindest auf Rang sechs - aktuell wäre sowohl Rapid als Fünfter als auch der punktegleiche FAK für die Meistergruppe qualifiziert. Gegen den Erzrivalen hatten sich jedoch beide Seiten mehr vorgenommen.