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In der finanziellen Klemme: Die drei Auswege der WSG Tirol

Seit dem Ausstieg von Hauptsponsor Swarovski klafft bei der WSG Tirol eine eklatante Lücke im Budget auf. Julian Heiss ist um Lösungen bemüht.

In der finanziellen Klemme: Die drei Auswege der WSG Tirol Foto: © GEPA

Mit elf Punkten nach 17 Runden legte die WSG Tirol einen nicht gerade zufriedenstellenden Bundesliga-Herbst hin.

Gut für die Wattener: Mit Austria Lustenau hat es eine andere Mannschaft noch viel schlimmer erwischt (Tabelle der Bundesliga >>>), spätestens nach der Punkteteilung werden die Karten im Kampf gegen den Abstieg aber ohnehin neu gemischt.

Diesen wird die WSG Tirol wohl ohne Neuverpflichtungen in Angriff nehmen. Bislang vermeldete man in diesem Transfer-Winter noch keinen einzigen Neuzugang. Mit Julius Ertlthaler (für kolportierte 100.000 Euro zu GKS Tychy) verkaufte man auf der anderen Seite aber auch lediglich einen Spieler, für den man zumindest ein bisschen Geld bekam (Alle Infos >>>).

Allerdings nicht genug, um die Transferpläne der WSG Tirol nochmal weitreichend zu ändern, wie Julian Heiss, Geschäftsführer Wirtschaft des Klubs, gegenüber LAOLA1 bestätigt: "Wir planen das Transferfenster auf der finanziellen Seite so, dass wir nichts machen."

Heiss erklärt: "Natürlich haben wir für Julius Ertlthaler jetzt was bekommen, aber keine extrem hohe Summe, mit der man sich viele Spieler kaufen könnte. Natürlich könnte man diese Ablösesumme wieder reinvestieren, derzeit sehen wir aber nicht den Bedarf, deshalb machen wir es nicht."

WSG Tirol vermisst "ein Fünftel" des Budgets

Das Ziel der WSG Tirol für die aktuell laufende Saison ist mit dem Klassenerhalt klar definiert. Darüber hinaus lassen sich bei den Wattenern derzeit schwer Prognosen abgeben. 

"Mit dem heutigen Stand werden wir nicht mehr ewig lang in der Bundesliga sein."

WSG-Geschäftsführer-Wirtschaft Julian Heiss

Das finanzielle Grundgerüst der WSG steht spätestens nach dem Rückzug von Swarovski als Hauptsponsor des Klubs im Jahr 2020 auf wackeligen Beinen, wie auch Heiss bestätigt:

"Wir haben seit dem Ausstieg der Firma Swarovski keinen Hauptsponsor. Bis heute haben wir das auch nicht geschafft, einen Sponsor in der gleichen Höhe zu finden. Das wäre ungefähr ein Fünftel von unserem Budget."

WSG zittert um Bundesliga-Existenz

Umso beachtlicher, dass sich die WSG Tirol dennoch seit 2019 durchgehend in der Bundesliga hält. Heiss warnt jedoch: "Mit dem heutigen Stand werden wir nicht mehr ewig lang in der Bundesliga sein. Mit dem Budget, das wir haben, ist jedes Jahr Bundesliga ein Geschenk, so ehrlich muss man sein."

Seit Jahren versucht man vergebens, diese finanzielle Lücke zu schließen. Aber was lässt sich tun, um den Verein wirtschaftlich nicht nur in gerade Bahnen zu bringen, sondern vielleicht sogar eine Ära des Wachstums und Fortschritts einzuleiten?

"Diese Frage beschäftigt mich 360 Tage im Jahr", erklärt Heiss, der drei konkrete Lösungsvorschläge nennt.

Hauptsponsor, Investor oder doch neues Stadion?

Erstes gibt es da mal die Möglichkeit, einen neuen Hauptsponsor zu landen. "Das wäre schon ein extremer Schritt, wenn wir das irgendwann mal hinbekommen würden", so der Geschäftsführer Wirtschaft der Wattener, der auf das fehlende Fünftel im Budget verweist.

"Das Projekt möchten wir nicht aufgeben. Wenn ich da irgendwie eine Lunte rieche, dass wir eine Chance haben, dass wir irgendwann in Wattens spielen können, müssen wir das wahrnehmen."

WSG-Geschäftsführer-Wirtschaft Julian Heiss

Die zweite Option wäre, vielleicht sogar einen Schritt weiterzudenken und gleich einen Investor bzw. strategischen Partner ins Boot zu holen, wie Heiss meint: "Wenn man sich andere Vereine anschaut, öffnet sich irgendwie jeder für einen strategischen Partner, für Investoren. Dieser Frage müssen wir uns langsam auch stellen."

Die dritte Alternative wäre, in Sachen Stadion wieder auf eigenen Beinen zu stehen. Als leicht erweist sich der Herzenswunsch der WSG, ein bundesligataugliches Stadion in Wattens zu beziehen, jedoch nicht.

"Natürlich gibt es die Möglichkeit, dass wir von der öffentlichen Hand die Unterstützung kriegen für ein eigenes Stadion. Das Projekt möchten wir nicht aufgeben. Wenn ich da irgendwie eine Lunte rieche, dass wir eine Chance haben, irgendwann in Wattens spielen zu können, müssen wir das wahrnehmen", so Heiss.

Heiss: "Das würde alles auf Null setzen"

Ein eigenes Bundesliga-Stadion in Wattens könnte langfristig auch für finanzielle Stabilität sorgen: "Das würde im Prinzip alles auf Null setzen", sagt der Geschäftsführer Wirtschaft der Tiroler.

Und von "Null" könnte es ja theoretisch auch noch weiter nach oben gehen: "Wenn wir in Wattens Bundesliga spielen könnten, könnten wir uns einmal richtig entwickeln. Aber so, wie es derzeit ist, stagnieren wir nur."

Recht viel andere Optionen kann Heiss aktuell nicht ausmachen: "Mit den Rahmenbedingungen, die wir haben, wird es auch nicht anders funktionieren. Deswegen muss eines der drei Sachen - Hauptsponsor, Investor oder Stadion – in den nächsten Jahren passieren, damit wir uns auch mal entwickeln können."

Nachsatz: "Sonst bleiben wir so stehen, wie wir jetzt sind." Und das ist ein jährlicher Bundesliga-Abstiegskandidat.

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