Die Schiedsrichter gehören zum Fußball wie spektakuläre Treffer zu einem guten Bundesligaspiel. Am Sonntag bei den drei "Nullnummern" waren die Top-Referees des Landes unbestritten besser als die Torjäger der sechs Erstliga-Mannschaften.
Alles in allem blicken die ÖFB-Schiris aber auf einen sehr passablen Auftakt in die Bundesliga-Frühjahrssaison zurück. Ein richtiger Aufreger war nicht dabei.
Misstöne im Camp
Das können einige Beobachter vom Trainingslagers der heimischen Schiedsrichter im türkischen Belek vor einigen Wochen nicht behaupten. Die Vorbereitung der ÖFB-Schiris hat mit Misstönen und Nachwehen geendet.
Der Aufenthalt in der "Gloria Sports Arena" in Antalya - einem Sportzentrum im hochpreisigen Segment - verlief nicht ohne Probleme.
Gleich zu Beginn der alljährlichen Vorbereitung der Referees war ein Fitnesstest angesetzt - die Sinnhaftigkeit zu diesem Zeitpunkt ist zu hinterfragen. Der Test konnte allerdings eh nicht stattfinden, da im Vorfeld kein Kunstrasenplatz gebucht worden war.
Die Organisatoren verließen sich auf die Sonne der türkischen Riviera. Zu dieser Jahreszeit kann das Wetter in Belek aber durchaus regnerisch sein. Das mussten in den letzten Jahren auch etliche Bundesliga-Mannschaften bei ihren Aufenthalten in Antalya immer wieder zur Kenntnis nehmen.
Sei's drum. Der ÖFB-Abteilung von Ali Hofmann (Bild), der nach außen hin das Schiedsrichterwesen leitet, ist in der Organisation des Schiri-Camps ein ziemlicher "Fehlpfiff" unterlaufen.
YoYo-Test sorgte für "Furchen und kleine Hügel" an der Seitenlinie
Die nicht erfolgte Fitnessüberprüfung - dieses Mal wr es ein so genannter YoYo-Test, das ist ein Linienlauf im Abstand von 20 Metern - ist schließlich kurzfristig für das Ende des Trainingslagers angesetzt worden.
Nicht alle Teilnehmer absolvierten den Test. Einige Referees und Assistenten konnten gesundheitsbedingt die Trainingseinheiten nicht vollinhaltlich mitmachen und gingen nur spazieren.
Der YoYo-Test wurde übrigens am aufgeweichten Spielfeldrasen ausgetragen. Das führte zu einer heftigen Auseinandersetzung mit Platzwarten und Hotelleitung.
Besetzung der Spiele sorgte für Überraschung
Die Nachwirkungen des Trainingslagers sorgten auch bei der Besetzung der Spiele im Cup-Viertelfinale und der 17. Runde der ADMIRAL Bundesliga für die eine oder andere Überraschung.
Einige jener Türkei-Fahrer, die weder trainieren noch einen Fitnesstest absolvieren konnten, kamen im ÖFB-Cup und zum Auftakt der Punktejagd zum Einsatz.
Dagegen erhielten sieben Assistenten und auch ein Referee - dieser zu Recht, da er nicht in Antalya war - eine Aufforderung Mitte Februar in der Südstadt einen Fitnesstest zu absolvieren. Eigenartig, da diese Assistenten den Fitnesstest in der Türkei bereits absolviert und auch bestanden hatten.
Andere, die keinen Test absolviert haben, sind hingegen nicht zur "Nachprüfung" in die Südstadt eingeladen worden.
Zum Abschluss des Trainingslagers wurde einem Assistenten aus Oberösterreich schließlich mitgeteilt, dass er mit sofortiger Wirkung von der Assistentenliste ausscheiden wird. Er war laut seinen eigenen Angaben verletzt zum Trainingslager angereist und konnte daher - ebenso wie andere - nicht das Trainingsprogramm mitmachen.
"Keine Perspektive", dafür Einsatz bei Salzburg-Bayern
Bereits vor der Winterpause trennte sich der ÖFB von einem Assistenten aus Wien, da dieser laut der Verantwortlichen "keine Perspektive" erkennen ließ. Dass dies offenbar nur für eine einzige Person im gesamten Elitebereich zutrifft, wirkt eher sonderbar.
An den guten Beobachter-Bewertungen über seine Leistungen kann es nicht gelegen haben. Vielleicht erhielt er aber auch deshalb eine kleine Abschieds-Entschädigung. So durfte er beim Testspiel Red Bull Salzburg gegen Bayern München (0:6) noch einmal an der Linie stehen...
"Dass die Assistentin die Ehefrau des Zuständigen für den Einsatz der Schiri-Assistenten ist, kann wohl nur ein Zufall sein"
Für Verwunderung in der Szene sorgte auch der Einsatz der einzigen Assistentin in Österreichs Schiri-Elite. Sie stand am Samstag in Vorarlberg beim Spiel Altach gegen GAK (1:2) an der Linie. Den Fitnesstest in Antalya hatte sie nicht bestanden.
Dass die Assistentin die Ehefrau des Zuständigen für den Einsatz der Schiri-Assistenten ist, kann wohl nur ein Zufall sein. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt...
Besagte Schiedsrichter-Assistentin wird jedenfalls weiter "belohnt". Sie reist für den ÖFB nach Barcelona zu einem Einsatz bei einem Spiel der UEFA Youth League.
Auffassungsunterschiede stehen auf der Tagesordnung
Am Wochenende, an dem das ÖFB-Cup-Viertelfinale auf dem Programm stand, fand in Wien ein VAR-Seminar statt. Dabei sind in vier Gruppen alle in Frage kommenden Schiedsrichter und Schiedsrichter-Assistenten geschult worden.
Wie aus Teilnehmerkreisen an LAOLA1 herangetragen wurde, waren zum Teil große Auffassungsunterschiede hinsichtlich der richtigen Entscheidungen am Spielfeld vorhanden. Zudem gab es angeblich in allen Gruppen konträre Meinungen, ob der VAR einen Onfield-Review empfehlen soll.
Brisant dabei war, dass sich die Schiris meist einig waren, die Vortragenden aber konträre Auflösungen verlauten ließen.
Diskussion über Aufregung bei Stripfing-Hartberg
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Aus aktuellem Anlass ist beim Seminar auch die höchst umstrittene Abseitsentscheidung beim Cup-Spiel des SV Stripfing gegen Hartberg (Tor von Marco Djuricin in der Schlussphase) diskutiert worden.
Es gab unter den Schiris eine nahezu einhellige Übereinstimmung, dass es sich um strafbares Abseits handelt. Der Technische Direktor Viktor Kassai sowie einige anwesende Beobachter (auch der in der Generali Arena eingesetzte) waren anderer Meinung.
Die Verantwortlichen wollten den "Fall" gar von der UEFA abklären lassen.
Entweder hat sich die Vernunft durchgesetzt oder die UEFA hat den österreichischen Kollegen mitgeteilt, dass es sich diskussionslos um Abseits handelt, da der Ball ja nicht kontrolliert vom Verteidiger gespielt werden konnte.
Peinlich für den Beobachter - aber auch für Kassai und dessen Mitstreiter -, dass dies nun so auch auf der "VAR Aufklärungsseite" zugegeben werden musste.
Das Engagement des ehemaligen ungarischen Top-Referees Viktor Kassai beim ÖFB wirft immer mehr Fragen auf.
Viel Kritik am Steirer Petru Ciochirca in der Türkei und auf Zypern
Der vom 49-jährigen Ungarn gehypte Steirer Petru Ciochirca erfüllt die Aufgaben als Österreichs neuer Spitzen-Schiri jedenfalls immer seltener.
Petru Ciochirca flog nach dem Trainingslager in Antalya nach Istanbul. Dort war er zwei Mal als VAR in der türkischen Süper Lig im Einsatz. Beim zweiten Spiel "zerlegten" in den Medien alle Experten dessen drei Eingriffe als unrichtig.
Am Wochenende sorgte Kassai dafür, dass Petru Ciochirca in Zyperns Liga einen Einsatz bekam.
Beim 1:1 im Spiel Aris Limassol gegen AEK Larnaca musste der Österreicher nach zweimaligem Onfield-Review seine zuvor getroffenen Entscheidungen ändern: Gelb statt Rot und Rot nach übersehener Tätlichkeit, aber Spielfortsetzung mit indirektem Freistoß nach Abseits.
Das ist zwar möglich, aber die Abseitsstellung ist in diesem Fall wohl nicht vor der Tätlichkeit strafbar. Hier geht es zur Spielzusammenfassung - entscheidene Szenen: Minute 53:54 und Minute 82:30.
Angesichts der Leistungen des Steirers Petru Ciochirca wird wohl so schnell nicht wieder ein Österreicher zu einem Liga-Spiel in die Türkei oder auf Zypern eingeladen werden.
Und die ÖFB-Verantwortlichen für die Unparteiischen stehen inzwischen längst mehr in der Kritik als die Referees auf dem Rasen. Ein Schelm, wer dabei Böses denkt...