An den Stammtischen des Landes werden in diesen Tagen die Ausschreitungen der Rapid-Sympathisanten in Hartberg, das heroische Einschreiten der TSV-Präsidentin Brigitte Annerl sowie angesichts der Eskalation auch das Vorgehen der Polizei diskutiert.
Die Spannung am ominösen Strich vor dem finalen Showdown, der am Sonntag die ADMIRAL Bundesliga in die "Top 6" und die "Flop 6" teilt, ist ebenfalls ein großes Thema.
Weniger im Blickpunkt stehen zuletzt die Schiedsrichter, ihre Assistenten und der Video Assistant Referee (VAR).
Die VAR-Eingriffe und Nicht-Eingriffe seit Beginn der Frühjahrs-Saison sollen dennoch nicht ganz unerwähnt bleiben. Auch, weil weder eine Linie noch eine Nachvollziehbarkeit erkennbar ist.
Beispiele dafür gibt es einige:
Korrekter Einwurf und klare Verhinderung einer Torchance
In der 19. Runde beim Spiel Austria Klagenfurt gegen Aufsteiger GAK wird der Eindruck vermittelt, dass der VAR auch bei einem unkorrekt durchgeführten Einwurf - das wäre dann der Fall, wenn nicht zumindest ein Teil beider Füße auf der Linie steht - eingreifen würde.
Eine Irreführung, die Folgen haben könnte, wenn wirklich einmal der Einwerfende komplett im Spielfeld steht und der VAR dann im Sinne des Protokolls nicht reagiert...
Beim Schlager Austria Wien gegen RB Salzburg wird bereits in der 4. Spielminute der Salzburger Abwehrspieler Samson Baidoo mit der Gelben Karte für eine offensichtliche Torchancenverhinderung "belohnt". Weder Referee Jakob Semler noch der VAR haben dies so erkannt und nachfolgend wird die Situation totgeschwiegen und auch nicht durch "VAR Österreich" aufgelöst.
Führte eine Vermutung zu einem Handelfmeter?

Bei der Partie WSG Tirol gegen WAC (3:3 in Runde 19) verhängte Referee Alexander Harkam kurz vor Spielschluss einen Strafstoß wegen Handspiels.
Betrachtet man die Position des Schiedsrichters, dann kann der Referee den Kontakt des Armes mit dem Ball gar nicht gesehen haben. Er hat den Kontakt wahrscheinlich nur vermutet.
Offensichtlich gab es für den VAR aber kein ausreichendes Bildmaterial als "Gegenbeweis". Es verwundert daher auch nicht, dass diese Entscheidung auf "VAR Österreich" trotz des fehlenden Beweises als richtig durchgewunken wird.
In der 20. Runde gab es beim Spiel SK Rapid gegen Altach Diskussionen bezüglich der Roten Karte für Rapids Abwehrchef Nenad Cvetkovic, als der Serbe nach gut einer Stunde das Spielfeld verlassen musste.
Rot für Cvetkovic wegen Verhinderung einer Torchance?
Nach Gelb durch Semler verwandelte sich die Farbe nach einem Onfield-Review in Rot. Die Bilder lassen eine "offensichtliche" Torchancenverhinderung anzweifeln. Dies vor allem auch im Vergleich zu der oben angeführten Situation eine Runde zuvor bei Austria gegen Salzburg (Baidoo).
Diskutabel wäre allenfalls, ob nicht die eindeutige Armbewegung in dieser Höhe von Cvetkovic in das Gesicht des Gegners eine Verletzungsgefahr darstellt und dadurch Rot zu rechtfertigen ist.
In Runde 21 schaltet sich beim Spiel LASK gegen WSG Tirol der VAR ein, nachdem Schiedsrichter Talic in Minute 42 einen LASK-Treffer wegen vorangegangen Foulspiels (Adeniran vom LASK springt in den WSG-Verteidiger Lawrence) die Anerkennung versagt.
Eine Regelinterpretation, die dem Referee durchaus zugestanden werden sollte. Es war keinesfalls ein offensichtlicher Fehler, wie es das VAR-Protokoll aber für einen Eingriff verlangt.
Seltsame Auswahl
Im Grazer Derby bei GAK gegen Sturm sorgte die Aufarbeitung der berechtigten Gelb-Roten Karte für Perchtold für den einen oder anderen Lacher.
"VAR Österreich" bestätigt, dass die Attacke des 36-jährigen Routiniers rücksichtslos war und daher der VAR nicht eingreifen musste.
Das hat so ziemlich jeder Zuschauer im Stadion vor allem aber vor den Bildschirmen so wahrgenommen. Es wäre wünschenswert, wenn stattdessen wesentlich strittigere Entscheidungen, die es zweifelsohne gegeben hat, im Nachhinein öffentlich aufgelöst würden.
Am Spielfeld und vor den Monitoren fehlt die einheitliche Linie
Es gäbe noch weitere Szenen, die es ebenfalls wert wären, näher beleuchtet zu werden.
Aber auch so bleibt festzustellen, dass es so gut wie keine Linie bei den Referees am Spielfeld und schon gar nicht vor den Monitoren gibt.
Die Ungarn Viktor Kassai und dessen VAR-Manager György Ring unter der Führung von "Schiri-Chef" Ali Hofmann haben jedenfalls noch viel Arbeit vor sich, um die besten Unparteiischen des Landes wieder auf Kurs zu bringen.
Einsätze bei internationalen Turnieren bleiben den ÖFB-Schiris weiter verwährt.
ÖFB-Referee bei der U21-EM? Fehlanzeige!
So sind von der UEFA aktuell für die kommende U21-Europameisterschaft in der Slowakei (11. bis 28. Juni) zwar Referees aus Georgien, Serbien und Aserbaidschan eingeladen, aber kein Unparteiischer aus dem angrenzenden Österreich.
Dabei wäre es von Wien nach Bratislava nur ein Katzensprung und da Österreich die sportliche Qualifikation für die EM-Endrunde verpasst hat, könnte ein ÖFB-Schiri bei der EM durchaus als Unbefangener agieren.
Denkste. Die ÖFB-Elite bleibt im Kreis der zahlreichen internationalen Schiris nur Zaungast und kann im Sommer höchstens zur Fortbildung in die Slowakei reisen.
Vertrag mit Kassai und Ring läuft aus
Die Heimreise antreten könnten hingegen schon bald die ungarischen Schiri-Kapazunder Kassai und Ring.
Ihre Verträge mit dem ÖFB laufen im Sommer nach zwei Jahren aus und von einer Verlängerung ist bisher nirgendwo die Rede.