Der LASK ist nach seinem Saisonstart in aller Munde.
Die Linzer sind nach fünf Partien noch ungeschlagen und lachen mit 13 Punkten vor Serienmeister Salzburg von der Tabellenspitze.
Großen Anteil am Umschwung in Linz hat zweifelsohne Trainer Dietmar Kühbauer. Der 51-Jährige kam bereits im Mai diesen Jahres zu den Stahlstädtern, konnte die verkorkste Saison 2021/22 aber nicht mehr retten.
Im großen LAOLA1-Interview spricht der Coach über den überraschend guten Saisonstart, das Aussterben der "Typen" im Fußball, seine ewige Verbindung nach Mattersburg und seine persönlichen Ziele für die Zukunft.
LAOLA1: Der LASK hat in dieser Saison einen unfassbaren Start hingelegt. Müssen Sie als Trainer da dann ein wenig auf die Euphoriebremse drücken oder sagen Sie Ihren Spielern, dass man das dann auch einmal genießen darf?
Dietmar Kühbauer: Teils teils, ich denke genießen kann man sehr wohl, aber eigentlich nur kurz nach dem Spiel. Weil schon jetzt zählt nur mehr die Vorbereitung für Altach, deswegen sind wir alle fokussiert. Aber grundsätzlich ja, man darf so etwas auch einmal genießen, aber wir müssen dann wieder die Aufgaben verrichten, die wir jede Woche verrichtet haben. Wir wollen natürlich auch gegen Altach eine gute Partie abliefern.
LAOLA1: Sie sprechen die Partie gegen Altach bereits an. Mit Rapid und Sturm hat die Mannschaft jetzt zwei "große" Spiele hinter sich und hat sich dadurch auch für eine Partie wie gegen Altach in eine klare Favoritenrolle gebracht. Ändert das für Sie als Trainer irgendetwas?
Kühbauer: Das ändert gar nichts für die Vorbereitung. Wir haben Altach voll am Schirm und es wäre schlecht von uns, wenn wir glauben, als Favorit gewinnen wir automatisch. Wir nehmen diese Favoritenrolle natürlich an, aber wenn wir nicht dieselbe Arbeit verrichten wie in den letzten Spielen, dann bringt uns das auch nichts.
LAOLA1: Bereits vor der Saison hatten sich viele Augen nach Altach gerichtet, da dort mit Miroslav Klose ein sehr bekannter Name als Trainer installiert wurde. Sehen Sie das als positive Entwicklung im österreichischen Fußball, dass jemand mit seinem Profil hier Trainer wird?
Kühbauer: Ich finde es ist eine absolute Aufwertung für die Bundesliga, dass Miroslav Klose jetzt als Trainer hier ist. Ich denke, es ist sicher eine gute Möglichkeit für ihn, sich zu beweisen und er ist hier sicher nicht demselben Druck ausgesetzt wie es in Deutschland der Fall wäre, auch wenn jeder Trainer einen gewissen Druck verspürt. Mir gefällt es aber auf jeden Fall sehr gut, weil ich ihn als Spieler schon sehr gern gehabt habe, er ist ein authentischer Typ und war immer ein Arbeiter und natürlich ein unfassbarer Spieler. Das ist ein sehr gutes Zeichen für die österreichische Liga.
LAOLA1: Sie sprechen die Authentizität von Miroslav Klose an. In den letzten Jahren wurde sehr oft die Diskussion geführt, wie authentisch Fußballer noch sein dürfen. Die klassischen "Typen", wie sie auch im Zusammenhang mit Ihnen oder zuletzt Martin Hinteregger oft beschrieben wurden, sterben immer mehr aus.
Kühbauer: Diese Diskussion über die Typen im Fußball gibt es ja jetzt bereits seit etwa 15 Jahren. Es hat sich seit der Zeit von mir oder Klose eben sehr viel verändert. Ich denke, die Typen kann es in dieser Form einfach nicht mehr geben, weil die mediale Welt so groß geworden ist. Da kann man sich kaum mehr Fehltritte erlauben und deswegen ist das jetzt eine andere Zeit. Trotzdem ist man dann immer wieder froh wenn es so einen klassischen Typen noch gibt. Man ist einfach so wie man ist und ich denke nicht, dass ein Trainer einen Martin Hinteregger jetzt großartig verändern könnte, er ist eben so ein Typ gewesen. Andere Spieler sind auch auf ihre Art und Weise Typen, aber darüber lässt sich dann keine Story schreiben. Wir leben eben im 21. Jahrhundert und da hat sich besonders in der Medienlandschaft sehr viel verändert. Die Jungs wissen, dass sie konstant beobachtet werden, weswegen es solche Fehltritte und Aussetzer nicht mehr gibt.
LAOLA1: Ein Spieler, den man auch noch in dieses Camp der Typen einordnen könnte, ist LASK-Neuzugang Filip Stojkovic. Sie haben mit ihm bereits bei Rapid zusammengearbeitet, ist er auch in Linz sofort zum Leader geworden oder hält er sich als neuer Spieler noch etwas zurück?
Kühbauer: Es ist mit ihm genauso wie bei Rapid. Ein Spieler kann mit seiner Leistung und seinem Auftreten entscheiden, wie er in der Mannschaft akzeptiert wird. Auch der Klub nimmt das natürlich wahr und er war bei Rapid immer ein super Profi und das beweist er auch jetzt beim LASK wieder. Ich bin froh, so einen Leader zu haben.
LAOLA1: Jemand, der gerade zu Saisonstart aufgrund seiner Tore omnipräsent war, ist Marin Ljubicic. In den letzten beiden Spielen gab es von ihm dann erstmals keine Treffer, wodurch andere Spieler in den Fokus geraten sind. Wie stehen Sie zu dieser Aufmerksamkeit?
Kühbauer: Wer mich kennt, weiß, dass die Mannschaft für mich immer das Wichtigste ist. Aber natürlich ist es schön, wenn über einen Spieler wie Marin so viel positives berichtet wird, nachdem er so viel getroffen hat. Auch wenn er in den letzten beiden Spielen nicht getroffen hat, hat er seine Arbeit vorbildlich verrichtet und das ist für mich am wichtigsten. Aber so ist der Fußball. Wenn ein Spieler gute Leistungen bringt, dann ist er sehr schnell einmal in den Medien und das auch zurecht. Solange sich sein Spiel dann nicht verändert, habe ich damit aber auch überhaupt kein Problem.
LAOLA1: Ein Neuzugang mit deutlich mehr Erfahrung ist Philipp Ziereis, der neun Jahre bei St. Pauli verbracht hat. Er hat bisher jede Minute in dieser Saison absolviert, was können Sie über ihn berichten?
Kühbauer: Er ist ein absoluter Top-Profi, das hat man bei ihm von der ersten Minute weg gesehen. Man merkt bei ihm, dass er schon viele Jahre ein Profi ist und er brauchte praktisch gar keine Anlaufphase. Auch die Sprachbarriere ist bei ihm gar nicht gegeben, er ist sehr nah zu Österreich aufgewachsen und versteht auch unseren Slang und Schmäh wunderbar. Aber du siehst bei ihm einfach, dass er den Profifußball genau kennt und weiß wie alles läuft. Es war für ihn und auch für uns alle leicht, ihn zu integrieren. Sicher wird auch Philipp einmal eine schwächere Partie haben, aber als Typ ist er für die ganze Mannschaft ungemein wichtig.
LAOLA1: Der letzte Neuankömmling, den ich ansprechen möchte, ist Robert Zulj. Gegen Sturm spielte er erstmals von Beginn und sorgte für den Assist zum entscheidenden Treffer. Ist er schon wieder bei 100 Prozent oder braucht er nach seiner Phase in den Emiraten noch etwas mehr Zeit?
Kühbauer: Ich denke, dass man die Liga hier und in den Emiraten überhaupt nicht vergleichen kann. Vom Spieltempo her ist es was ganz anderes und er hat auch einige Zeit nicht gespielt. Du merkst bei ihm sofort, dass er eine große Qualität hat. Es ist noch immer nicht ganz das, was er kann, aber das weiß Robert selber auch. Seine riesige Qualität ist klar ersichtlich und ich bin mir sicher, dass er in der Zukunft ein sehr wichtiger Spieler für uns sein wird, was er aber auch jetzt schon ist.
LAOLA1: Wenn man auf das Spiel gegen Sturm schaut, erscheint der Kader erstaunlich dicht. Spieler wie Sascha Horvath oder Marvin Potzmann kamen von der Bank ins Spiel. Wie sehen Sie den Kader in der Breite, ist da noch Platz für Verstärkungen?
Kühbauer: Sowohl Rapid als auch Sturm haben einen größeren Kader als wir, von Salzburg ganz zu schweigen. Unser Kader ist sehr gut, aber wir werden natürlich noch schauen, dass wir vielleicht noch etwas bekommen können. Wir sind aber grundsätzlich absolut zufrieden, andere Klubs haben aber auch ähnlich große Kader. Wir schauen aber jetzt erstmal auf uns, das Wichtigste ist, dass sich keiner verletzt und dann ist es mehr als in Ordnung.
LAOLA1: Die letzte Saison endete mit der Playoff-Niederlage gegen WSG Tirol sehr enttäuschend. Sehen Sie es als positives Zeichen für ihre Arbeit und für das Vertrauen in Sie, dass trotzdem so viele Spieler gehalten werden konnten?
Kühbauer: Man muss natürlich festhalten, dass der LASK einen enormen Anspruch hat, auch mit dem neuen Stadion, das im Entstehen ist. Wir wollen natürlich eine bessere Saison spielen als die letzte, so ehrlich muss man sein. Aber weil immer davon gesprochen wird, dass der Kader so groß ist, andere Teams haben auch ähnlich große und geben teils weit mehr Geld aus als wir. Wir haben auch ein ordentliches Transferplus erwirtschaftet, auch das gehört sicher erwähnt. Ich habe auch vernommen, dass Spieler bei uns angeblich Unsummen verdienen, das kann ich gleich einmal dementieren. Es ist wichtig einen guten Kader zu haben, aber fast noch wichtiger ist ein harmonischer Kader, und den haben wir auf jeden Fall.
LAOLA1: Wir haben jetzt viel über Neuzugänge gesprochen, aber auch LASK-Dauerbrenner wie Thomas Goiginger oder Peter Michorl konnten mit starken Leistungen bisher aufzeigen. Wie haben sie diese Spieler nach der letzten Saison wieder aufbauen können?
Kühbauer: Ganz ehrlich, es wäre schlimm, wenn ein Profi jetzt da stehen würde und sagen würde "Mich interessiert das nicht." Wenn es ihn nicht interessiert würde, dann würde es auch keinen Sinn haben hier zu bleiben. Ich habe die Spieler alle gut kennengelernt und denke, dass es auch wichtig war, dass ich schon am Ende der letzten Saison hierher gekommen bin, um mir gleich ein Bild von diesen Spielern zu machen. Ich habe da sofort gemerkt, dass die Jungs die Sache wiedergutmachen wollen und dass jeder eine bessere Saison spielen will als im letzten Jahr. Bei den Burschen war offensichtlich, dass sie wissen, worum es geht und was für einen wunderbaren Job sie da haben. Es geht eben nicht immer nur nach oben aber genau das ist unser Ziel und da zieht jeder Spieler mit. Da ist auch ganz gleich wie der Spieler namentlich heißt, es geht um das "Uns" und nicht ums "Ich".
LAOLA1: Apropos "es geht um das Ich". Sie selbst haben bei mehreren Stationen in Österreich gute Arbeit geleistet, im Gegensatz zu anderen Trainern wurden Sie aber selten mit dem Ausland in Verbindung gebracht. Wollen Sie zuerst noch etwas Bestimmtes in Österreich erreichen oder hat das richtige Angebot einfach bis jetzt gefehlt?
Kühbauer: Es gab schon die eine oder andere Anfrage aus dem Ausland, aber bezüglich dem Erreichten muss man in Österreich ganz ehrlich zu sich selbst sein. Ich hoffe natürlich, dass ich mir da während der Saison noch widersprechen werde, aber mehr als Platz zwei geht in Österreich einfach nicht, so leid es mir tut. Ich will da als Trainer auch gar nichts schlechtreden, man kann Salzburg einmal schlagen, aber auf die Saison gesehen ist es sehr schwierig, das ist nun einmal ein Fakt. Daher denke ich, dass der Erfolg bei mir auf jeden Fall schon da war. Ich glaube, dass jeder Trainer das Ziel hat, einmal im Ausland zu trainieren, aber dort wo ich bin, bin ich immer gerne. Das Ausland wird sicher noch einmal ein Thema werden, aber momentan bin ich beim LASK und will einfach eine gute Saison spielen. Danach schauen wir mal weiter.
LAOLA1: Zuletzt möchte ich noch über zwei Vereine sprechen, die in Ihrer Karriere einen besonderen Stellenwert hatten. In Mattersburg ist mit dem Mattersburger SV vor zwei Jahren der Nachfolger des SVM entstanden, wie sehr verfolgen Sie die Vorgänge im Burgenland?
Kühbauer: Ich bin Mattersburger durch und durch und Burgenländer mit Leib und Seele. Mein Bruder Josef trainiert ja auch die Mannschaft in Mattersburg. Es wäre also schlimm, wenn ich das dann nicht verfolgen würde. Natürlich sind sie jetzt sehr weit unten, aber sie werden den Weg nach oben wieder schaffen. Ob es für ganz oben wieder reichen wird, ist natürlich eine andere Frage, aber mein persönlicher Bezug zu Mattersburg wird nie verschwinden.
LAOLA1: Auch mit der Admira verbindet Sie sehr viel. In einem Interview verriet mir der langjährige Admira-Spieler Harald Suchard vor kurzem, dass der Abstieg der Südstädter für ihn ein sehr trauriger Moment war. Wie haben Sie die Situation mitverfolgt?
Kühbauer: Ich habe mich auch genauso gefühlt. Ich denke, dass die Admira einen unglaublichen Wert auf Jugendarbeit legt. Auch ich war als Spieler ein Produkt dieser tollen Arbeit, weswegen es mich natürlich schwer getroffen hat. Es ist aber jetzt eben so passiert, wie es passiert ist. Sie haben die Möglichkeit wieder aufzusteigen und sie werden über kurz oder lang wieder in der Bundesliga sein. Sie werden mit Sicherheit diese Jugendarbeit immer weiter fördern und ich denke, dass das schon seit Jahrzehnten für die Admira spricht.