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Das Bundesliga-Jahrzehnt im ÖFB-Nationalteam

Welcher Austrianer spielte als letzter im ÖFB-Team? Und wer von anderen Klubs?

Das Bundesliga-Jahrzehnt im ÖFB-Nationalteam Foto: © GEPA

Gleich vorneweg: Der FC Red Bull Salzburg spielt in diesem Text nicht einmal eine "Nebenrolle", schließlich kamen und kommen die "Red Bull Brothers" im ÖFB-Nationalteam ohnehin regelmäßig zum Zug.

Aber wie schaut es mit den anderen österreichischen Vereinen aus?

Ausgangspunkt war die redaktionsintern aufgeworfene Frage, wer denn eigentlich der letzte Austrianer war, der ein Länderspiel absolviert hat. Um dieses Rätsel gleich zu lösen: Es ist tatsächlich schon eine Weile her, es war Robert Almer im Oktober 2016 gegen Wales.

Keine Frage: Die immer größer werdende Anzahl an ÖFB-Kickern im Ausland vergrößert logischerweise auch den Pool an Legionären, die dem ÖFB-Team zu Verfügung stehen. Dass abseits der heimischen Liga engagierte Akteure den Ton im Nationalteam angeben, ist kein Geheimnis.

Nun ist es aber definitiv nicht so, dass ein Teamchef am Werk wäre, der die österreichische Bundesliga links liegen lässt. Franco Foda hat die Entwicklung im heimischen Oberhaus genau im Blick und pflegt intensiven Kontakt zu den Vereinen - auch zur Austria, wie sein Trainings-Besuch unlängst unterstreicht.

Sein früherer Sturm-Schützling Peter Zulj etablierte sich vor seinem Wechsel zu Anderlecht sogar im erweiterten ÖFB-Stamm, andere Bundesliga-Kicker fanden in der Amstzeit des Deutschen bisweilen Aufnahme ins Aufgebot, auch wenn es nicht für alle für Einsätze reichte.

Soll heißen: Es ist zwar sicherlich nicht leicht, als Bundesliga-Spieler abseits von RB Salzburg Aufnahme in den ÖFB-Kader zu finden, aber es ist bei entsprechend starken und vor allem konstanten Leistungen nicht unmöglich.

Kurz vor Saison-Start könnte folgende Auflistung also auch als Motivation dienen, die eigenen Kicker entsprechend zu entwickeln. Shootingstars wie eben Zulj oder in der Vorsaison Thomas Goiginger (noch ohne Einsatz) zeigen, dass man in den ÖFB-Fokus rücken kann.

Um den Stellenwert von Bundesliga-Kickern abseits der "Bullen" darzustellen, hat LAOLA1 alle A-Team-Aufstellungen des langsam zu Ende gehenden Jahrzehnts unter die Lupe genommen und eruiert, welche Bundesliga-Spieler zum Einsatz gekommen sind.

Aufgeführt ist in den Tabellen das jeweils letzte Länderspiel als Angestellter des Vereins. Geordnet sind die Klubs absteigend nach dem Datum, wann der letzte Spieler des Vereins ein Länderspiel für Österreich absolviert hat.

SK STURM GRAZ:

Name

letztes Länderspiel als Sturm-Spieler Datum
Peter Zulj Nordirland (a) 18.11.2018
Stefan Hierländer Dänemark (a) 16.10.2018
Jörg Siebenhandl Deutschland (h) 02.06.2018
Deni Alar Russland (h) 30.05.2018
Rubin Okotie Türkei (h) 15.08.2012
Christian Gratzei Rumänien (h) 05.06.2012
Jürgen Säumel Finnland (h) 29.02.2012
Roman Kienast Lettland (h) 07.06.2011
Manuel Weber Lettland (h) 07.06.2011
Andreas Hölzl Schweiz (h) 11.08.2010
Daniel Beichler Dänemark (h) 03.03.2010

Jahrelang waren Sturm-Kicker im Nationalteam out. Erst Foda vertraute wieder auf seine früheren Schützlinge. Wirklich im Kader etablieren konnte sich jedoch nur Zulj. Stefan Hierländer, Jörg Siebenhandl und Deni Alar debütierten jeweils unter Anleitung ihres Ex-Sturm-Coaches. Hierländer und Siebenhandl stehen derzeit auf der Abrufliste, befinden sich also nach wie vor im Dunstkreis des ÖFB-Teams. Davon kann der inzwischen zu Levski Sofia geflüchtete Alar nach seiner Horror-Saison bei Rapid derzeit nur träumen.

Davor herrschte in Graz ÖFB-Flaute. Rubin Okotie, Christian Gratzei und Jürgen Säumel bekamen in der Anfangszeit der Teamchef-Ära von Marcel Koller Bewährungsproben - Okotie konnte sich dem Schweizer Jahre später nachhaltiger aufdrängen. Roman Kienast und Manuel Weber spielten unter Didi Constantini in jenem Lettland-Match, von dem in diesem Text noch die Rede sein wird. Andreas Hölzl und Daniel Beichler sammelten in der Amtszeit des Tirolers einige Länderspiele.

SK RAPID WIEN:

Name letztes Länderspiel als Rapid-Spieler Datum
Richard Strebinger Dänemark (a) 16.10.2018
Louis Schaub Russland (h) 30.05.2018
Stefan Schwab Uruguay (h) 14.11.2017
Philipp Schobesberger Moldawien (a) 09.10.2017
Florian Kainz Schweiz (h) 17.11.2015
Marcel Sabitzer Tschechien (a) 03.06.2014
Guido Burgstaller Irland (h) 10.09.2013
Stefan Kulovits Kasachstan (a) 11.10.2011
Christopher Drazan Lettland (h) 07.06.2011
Yasin Pehlivan Türkei (a) 29.03.2011
Veli Kavlak Niederlande (a) 09.02.2011
Christopher Trimmel Dänemark (h) 03.03.2010

Die meisten grün-weißen ÖFB-Akzente in den vergangenen Jahren konnte Louis Schaub vor seinem Wechsel zum 1. FC Köln setzen - es sind auch nahezu die einzigen. Richard Strebinger bekam im vergangenen Herbst im Test in Dänemark seine Chance, hat zuletzt seinen ÖFB-Kaderplatz jedoch zumindest vorübergehend verloren. Rapid-Kapitän Stefan Schwab schaffte zwar schon 2015 erstmals kurzzeitig den Sprung in den Kader. Mehr als eine Länderspiel-Minute beim Einstand von Foda im November 2017 gegen Uruguay war für ihn bis jetzt jedoch nicht drinnen. Seither wurde der zentrale Mittelfeldspieler auch nicht mehr nominiert.

Thomas Murg schaffte es vor einem Jahr einmal in Fodas Kader und befindet sich derzeit auf Abruf. Christoph Knasmüllner schnupperte - ebenfalls ohne Einsatz - unter Koller Teamluft, damals allerdings noch als Admiraner. So gesehen hat Philipp Schobesberger seinen Hütteldorfer Mittelfeld-Kollegen etwas voraus - er feierte beim Koller-Abschied in Moldawien einige Minuten lang sein Länderspiel-Debüt. Neuzugang Maximilian Ullmann gilt bei entsprechender Entwicklung als heißer ÖFB-Kandidat.

Alle weiteren Einsätze sind länger her. Florian Kainz bekam als Rapidler 2015 eine Chance im Test gegen die Schweiz. Marcel Sabitzer spielte kurz nach Verkündung seines Wechsel nach Salzburg letztmals als "Rapidler" im Nationalteam. Guido Burgstaller bekam während seiner Rapid-Zeit einige Einsätze, sein missglückter Zwischenstopp bei Cardiff war für seine ÖFB-Karriere zwischenzeitlich nicht förderlich.

Die übrigen Rapid-Einsätze im ÖFB-Dress in diesem Jahrzehnt datieren aus der Zeit vor Koller, als Stefan Kulovits, Christopher Drazan, Yasin Pehlivan, Velik Kavlak und Christopher Trimmel als grün-weiße Spieler zum Zug kamen.

LASK:

Name letztes Länderspiel als LASK-Spieler Datum
Gernot Trauner Dänemark (a) 16.10.2018
Jürgen Macho Kroatien (h) 19.05.2010

Zählbareres als ein Kurzeinsatz von Gernot Trauner vergangenen Herbst im Test in Dänemark steht bislang nicht zu Buche, aber der LASK beweist dennoch, dass man als gut arbeitender Bundesligist immer noch Spieler ins ÖFB-Blickfeld bringen kann. Neben Trauner war nämlich vergangenen Herbst auch Thomas Goiginger bei einem Lehrgang mit von der Partie - er steht weiterhin auf Abruf.

Da die Linzer in diesem Jahrzehnt über viele Jahre in der Versenkung verschwunden sind, haben sie naturgemäß kaum ÖFB-Kicker hervorgebracht. Jürgen Macho hütete jedoch 2010 während seines LASK-Gastspiels auch das Nationalteam-Tor.

SCR ALTACH:

Name letztes Länderspiel als Altach-Spieler Datum
Andreas Lukse Slowakei (h) 15.11.2016

Robert Almer hatte sich schon seine schwere Verletzung zugezogen, Andreas Lukse hatte nach der EURO 2016 in der Koller'schen Goalie-Hackordnung Heinz Lindner überholt, Ramazan Özcan sollte nur wenig später seinen ÖFB-Rücktritt erklären. Der Altach-Goalie, der sich in hervorragender Form befand, hätte im Nationalteam durchaus durchstarten können. Wir müssen beim Konjunktiv bleiben, denn schon im folgenden Frühjahr setzten ihn immer wieder Verletzungen außer Gefecht und die ÖFB-Chance kam nie wieder. Das Länderspiel-Debüt gegen die Slowakei kann dem nunmehrigen Nürnberg-Keeper jedoch keiner nehmen.

FK AUSTRIA WIEN:

Name letztes Länderspiel als Austria-Spieler Datum
Robert Almer Wales (h) 06.10.2016
Markus Suttner Bosnien-Herzegowina (h) 31.03.2015
Heinz Lindner Island (h) 30.05.2014
Philipp Hosiner Färöer (a) 15.10.2013
Manuel Ortlechner Färöer (a) 15.10.2013
Florian Klein Rumänien (h) 05.06.2012
Pascal Grünwald Kasachstan (a) 11.10.2011
Zlatko Junuzovic Kasachstan (a) 11.10.2011
Julian Baumgartlinger Deutschland (h) 03.06.2011
Roland Linz Griechenland 17.11.2010
Aleksandar Dragovic Kroatien 19.05.2010

Robert Almer ist tatsächlich immer noch der letzte Austrianer, der ein Länderspiel absolviert hat. Ein Umstand, der den Verantwortlichen der Veilchen zu denken geben sollte. Christoph Monschein fand sich zuletzt auf der Abrufliste wieder, aber sonst? Maximilian Sax wurde ein Mal von Koller nachnominiert, aber das war noch als Admiraner.

Inzwischen ist es zwar schon einige Jahre her, aber die Austria war ein recht verlässlicher Lieferant für das Nationalteam. Aleksandar Dragovic, Julian Baumgartlinger und Heinz Lindner sind heute noch elementare Bestandteile des ÖFB-Kaders, Zlatko Junuzovic war es jahrelang - wie Markus Suttner schafften sie via FAK als Nationalspieler den Sprung ins Ausland.

Dort spielte nach einem Zwischenstopp in Salzburg später auch Florian Klein, der im ÖFB-Team jahrelang gesetzt war und in seiner ersten Austria-Zeit im ÖFB-Team auflief, nun jedoch kein Thema mehr ist. Philipp Hosiner konnte seine Traum-Saison 2012/13 nicht in eine längerfristige ÖFB-Karriere ummünzen. Manuel Ortlechner war längere Zeit Kadermitglied, saß im Nationalteam jedoch zumeist auf der Bank. Goalie Pascal Grünwald war nur eine kurze ÖFB-Karriere vergönnt. Wandervogel Roland Linz war natürlich auch als Austrianer Teamspieler. Constantini setzte den Vollblutstürmer kurzzeitig als Zehner ein - eine Idee, die ihm am Spieltag beim Radlfahren kam.

SV MATTERSBURG:

Name letztes Länderspiel als SVM-Spieler Datum
Karim Onisiwo Schweiz (h) 17.11.2015
Patrick Bürger Rumänien (h) 05.06.2012

Karim Onisiwo feierte vor dem Theater rund um den Wechsel nach Mainz noch als Mattersburg-Kicker sein ÖFB-Debüt. 2012 gönnte Koller beim Sommer-Lehrgang Patrick Bürger zwei Länderspiele gegen die Ukraine und Rumänien. Goalie Markus Kuster war bei einigen Lehrgängen mit dabei, ein Einsatz war ihm jedoch nicht vergönnt. Foda nominierte den Keeper letztmals im März 2018.

FC WACKER INNSBRUCK:

Name letztes Länderspiel als Wacker-Spieler Datum
Lukas Hinterseer Island (h) 30.05.2014

Koller setzte schon auf Lukas Hinterseer, als der noch das Wacker-Trikot trug. Sein letztes Länderspiel als Stürmer der Tiroler bestritt der nunmehrige HSV-Legionär übrigens am Innsbrucker Tivoli. Ansonsten hatte der Traditionsklub - anders als in der Vergangenheit - nicht wirklich etwas zu diesem ÖFB-Jahrzehnt beizutragen, was angesichts der Probleme des Vereins jedoch nicht weiter verwunderlich ist.

SV GRÖDIG:

Name letztes Länderspiel als Grödig-Spieler Datum
Philipp Zulechner USA (h) 19.11.2013

15 Tore schoss Philipp Zulechner im Herbst 2013 für den SV Grödig. Angesichts dieser Traumform kam auch Koller nicht daran vorbei, sich den Stürmer einmal genauer anzuschauen. Mehr als der Kurzeinsatz gegen die USA war Zulechner jedoch nicht mehr vergönnt, denn mit dem folgenden Wechsel zum SC Freiburg begannen eher schwierige Jahre in seiner Karriere.

ADMIRA/WACKER:

Name letztes Länderspiel als Admira-Spieler Datum
Marcel Sabitzer Rumänien (h) 05.06.2012
Philipp Hosiner Aserbaidschan (a) 07.10.2011
Christopher Dibon Lettland (h) 07.06.2011

18 Jahre war Marcel Sabitzer alt, als ihn Koller erstmals für das Nationalteam auf das Feld schickte - damals noch als Admiraner. Auch Philipp Hosiner debütierte als Südstädter im ÖFB-Dress - und zwar in Aserbaidschan im Spiel eins nach Constantini unter Interims-Teamchef Willi Ruttensteiner. Sabitzer und Hosiner bringen somit auch das Kunststück zustande, als Mitglieder von zwei Bundesligisten abseits von Salzburg in diesem Jahrzehnt im ÖFB-Team gespielt zu haben. Sabitzer schaffte dies zudem auch als "Bulle".

Eine durchaus kuriose ÖFB-Bilanz weist Christopher Dibon auf. Als Zweitliga-Kicker nominierte Constantini den Innenverteidiger und stellte ihn im Juni 2011 im Test gegen Lettland in die Startelf. Es sollte sein einziges Länderspiel bleiben, das der nunmehrige Rapidler jedoch mit einem wichtigen Tor krönte. Sein Ausgleich zum 1:1 in Minute 75 ebnete den Weg zum 3:1-Sieg Österreichs.

SV RIED:

Name letztes Länderspiel als Ried-Spieler Datum
Daniel Royer Slowakei (h) 10.08.2011
Thomas Schrammel Lettland (h) 07.06.2011

Drei Länderspiele absolvierte Daniel Royer als Ried-Kicker, das letzte davon kurz vor seinem Wechsel zu Hannover 96. Das Lettland-Spiel hatten wir in diesem Text schon, und auch Thomas Schrammel wird diese Partie wohl nicht vergessen. In Minute 97 schickte Constantini den Linksverteidiger auf das Feld. Es sollte sein einziges Länderspiel bleiben, aber immerhin darf er sich Nationalspieler nennen.

SC WIENER NEUSTADT:

Name letztes Länderspiel als WrN-Spieler Datum
Patrick Wolf Schweiz (h) 11.08.2010

Insgesamt zwei Mal gab Constantini Patrick Wolf 2010 die Chance im Nationalteam, der Flügelflitzer konnte sich jedoch nicht nachhaltig empfehlen. Er durfte sich mit einem Wechsel zu Sturm Graz und dem Meistertitel 2011 trösten.

FAZIT:

Natürlich wird das ÖFB-Nationalteam von Legionären geprägt, das ist auch gut und richtig so. Während Bundesliga-Spieler in den Constantini-Jahren (bis Herbst 2011) noch relativ regelmäßig eine Chance bekamen, wechselten in der Folge immer mehr heimische Kicker ins Ausland. Mit Koller konnte der folgende Teamchef weitestgehend auf Legionäre setzen. Da RB Salzburg sich in der jüngeren Vergangenheit auf beachtliches Niveau entwickelte, war es zuletzt ein guter Mix aus Legionären und "Bullen".

Mit Xaver Schlager, Stefan Lainer und Hannes Wolf (noch ohne A-Team-Einsatz) zog es nun drei weitere Salzburg-Teamspieler ins Ausland. Gut möglich, dass folglich vorübergehend auch der RBS-Anteil im ÖFB-Team wieder sinkt. Es sind jedoch auch die Bundesligisten abseits der Mozartstadt, die aufgerufen sind, mehr Kandidaten ins Nationalteam-Blickfeld zu bringen - so herausfordernd diese Challenge auch sein mag.

Aufgabe und Ziel sollte es sein, Spieler so auszubilden, zu fordern, zu fördern und zu positionieren, dass zumindest über ihre Nationalteam-Tauglichkeit diskutiert wird. So wie es etwa zuletzt der Admira mit Sasa Kalajdzic gelungen ist. Bei einer derartigen Entwicklung lassen sich diese Akteure auch für ein besseres Geld verkaufen.

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