Der LASK sorgt wieder einmal für Furore. Während in der Bundesliga Rang drei mit nur drei Punkten Rückstand auf Double-Sieger Salzburg auf der Haben-Seite steht, wirbeln die Linzer erneut die Europa League auf.
Nach dem sensationellen Durchmarsch in der Qualifikation (7:0 gegen Dunajska Streda, 4:1 bei Sporting) halten die Athletiker in Gruppe J bei zwei Siegen aus drei Spielen, darunter der wichtige 1:0-Sieg in Antwerpen beim schärfsten Konkurrenten um den Aufstieg ins Sechzehntelfinale, wodurch die Oberösterreicher alle Trümpfe in der Hand halten.
Dabei kann man leicht vergessen, dass der LASK einen kleinen Umbruch hinter sich hat. Der langjährige Damen-Teamchef Dominik Thalhammer beerbete Valerien Ismael im Sommer und installierte einen komplett umgekrempelten Trainerstab. Stammspieler wie Dominik Frieser oder Joao Klauss verließen den Verein.
Doch die Maschine läuft, mit Ausnahme eines 1:1 gegen WSG Tirol und einer 0:3-Niederlage bei Rapid, auf Hochtouren. Ein Umstand, der Neuzugängen wie Andreas Gruber geschuldet ist.
Der 25-Jährige wechselte im Zuge der Mattersburg-Pleite im Sommer ablösefrei in die oberösterreichische Landeshauptstadt, ein Goldgriff wie sich nach nur 14 Pflichtspielen des Offensiv-Spielers bereits jetzt feststellen lässt.
"Er war in den Gesprächen schon extrem positiv. Man hat gespürt, dass er den nächsten Schritt gehen will und der LASK ein extrem guter Schritt für ihn ist", so LASK-Trainer und -Sportdirektor Domink Thalhammer im Gespräch mit LAOLA1.
Gruber ist "wertvoller Spieler" geworden
(Text wird unter dem Video fortgesetzt)
Der 50-Jährige schwämt vom gebürtigen Steirer: "Er hat sich vom ersten Tag an extrem gut integriert, auch versucht, Dinge, die bei uns wichtig sind, die in unserem Spiel wichtig sind, gut umzusetzen. Das betrifft vor allem das Spiel gegen den Ball."
Gruber, der bereits sieben Saisontore erzielen konnte, sei aber auch mit dem Ball ein "sehr, sehr guter Spieler", der Spielsituationen kreieren könne, in denen die Linzer torgefährlich werden, so Thalhammer. Der Angreifer könne "andere Spieler in Szene setzen", was durch sechs Assists in der laufenden Spielzeit unterstrichen wird.
"Ich denke, dass er ein sehr wertvoller Spieler geworden ist", resümiert Thalhammer.
Seinen sportlichen Wert hat auch Johannes Eggestein bereits eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Der 22-jährige Angreifer hat für den LASK in sieben Spielen viermal getroffen, darunter der Siegtreffer in der Europa League gegen Royal Antwerpen. In der Bundesliga klingelte es bis jetzt zweimal in drei Partien.
Bei Werder Bremen ist der LASK-Leihspieler indes nicht mehr als Stammspieler gefragt gewesen. Während der Bruder von Maximilian Eggestein in der Saison 2018/19 noch regelmäßig zum Einsatz kam, reichte es in der darauffolgenden Spielzeit maximal für die Joker-Rolle - nicht ideal für die Entwicklung eines jungen Spielers, weiß Thalhammer.
Weiterverpflichtung? "Das wird vielleicht die Zeit bringen"
Eggestein könne während der einjährigen Leihe beim LASK Selbstvertrauen und Sicherheit zurückerlangen, so der Cheftrainer der Linzer.
"Vielleicht sind das Aspekte, die er verloren hat, weil er nicht mehr so das Vertrauen bekommen hat. Wenn Spieler in dem Alter wenig zum Spielen kommen, ist das nicht positiv. Dann kann auch nicht die Entwicklung erfolgen, die notwendig ist", weiß der 50-Jährige, der davon überzeugt ist, dass der Weg nach Linz "ein sehr guter Schritt" für Eggestein war.
"Man sieht an seinen Qualitäten, dass er für uns sehr, sehr wichtig ist und er es auch innerhalb sehr kurzer Zeit geschafft hat, hier dem Spiel seinen Stempel aufzudrücken", hält Thalhammer fest.
Ob der gebürtige Hannoveraner über die laufende Spielzeit hinaus bei den Linzern bleiben könnte, will Thalhammer nicht offenbaren: "Das wird vielleicht die Zeit bringen. Grundsätzlich war es vereinbart, wie es veröffentlicht wurde. Da gibt es keinen neuen Stand."
Durch die schwere Verletzung von Marko Raguz könnte Eggestein eine noch größere Rolle im LASK-Spiel einnehmen. Der Deutsche fühlt sich im Sturmzentrum sichtlich wohl, ersetzte Raguz gegen Sturm Graz, Antwerpen und die Admira auf dieser Position. Die Ausbeute kann sich ebenfalls sehen lassen: In jedem dieser Spiele traf der 22-Jährige.
Auf Eggestein als Raguz-Ersatz will sich Thalhammer allerdings nicht festlegen.
"Das muss man sehen, weil auch Husein Balic die Position spielen könnte. Das muss man auch in Abhängigkeit vom Gegner sehen". Wichtig sei, dass man Spieler habe, die alle drei Sturmpositionen spielen können, so Thalhammer. Dies sei bei Balic und Eggestein jedenfalls gegeben.
Redebedarf bei SKN-Leihgabe
Auch der Name Alexander Schmidt fiel in der Konversation um die Raguz-Nachfolge. Der gebürtige Wiener, auch ein Neuzugang der Linzer in diesem Sommer, zeigt im Rahmen seiner Leihe zum SKN St. Pölten groß auf.
Der Youth-League-Sieger von 2017 netzte in sieben Bundesligaspielen viermal, ob die ursprünglich einjährige Leihe des 22-Jährigen über den Winter bestehen bleibt, darf zumindest angezweifelt werden.
LASK-Vizepräsident Jürgen Werner zeigte sich Anfang November offen für eine vorzeitige Rückkehr Schmidts, die Verantwortlichen müssten das Gespräch mit den Niederösterreichern suchen. Etwas, was in St. Pölten auf taube Ohren stieß. SKN-Manager Andreas Blumauer möchte am Leihvertrag festhalten, dieser beinhalte keine Ausstiegsklausel.
"Ich denke schon, dass es ein Thema sein kann, dass man darüber diskutieren und sprechen muss", sagt Thalhammer zu einer möglichen vorzeitigen Rückkehr Schmidts, hält aber gleichzeitig fest, wie die Diskussion eigentlich aufgeflammt sei: "Jürgen hat damals auf eine Frage geantwortet, so ist das entstanden."
Dennoch merkt der LASK-Trainer an, dass Schmidt ein "sehr interessanter Spieler" sei, "aber man wird sehen, ob es im Winter oder im Sommer, wann auch immer, aktuell werden könnte."
Neue brauchen Geduld
Positionsbezogen könnte auch Mamoudou Karamoko eine Alternative zu Raguz darstellen. Der 21-jährige Franzose kam im Sommer vom VfL Wolfsburg in die oberösterreichische Landeshauptstadt.
Nachhaltigen Eindruck konnte er dort noch nicht hinterlassen, Verletzungen plagen den Angreifer seit seiner Ankunft in Linz. "Die Verletzungen sind sein Problem. Er war nicht ganz fit, als er gekommen ist, hat seitdem immer wieder mit Verletzungsproblemen zu kämpfen und war jetzt auch wieder verletzt", sagt Thalhammer.
Karamoko absolvierte in dieser Saison fünf von neun Spielen für Kooperationspartner Juniors OÖ, drei Tore stehen dabei zu Buche. Länger als 58 Minuten dauerten die Arbeitstage des Franzosen allerdings nie.
"Er ist Kooperationsspieler, hatte den einen oder anderen Einsatz in der Kooperationsmannschaft, aber aufgrund der vielen Verletzungsprobleme konnte er noch nicht so richtig Fuß fassen. Da ist es wichtig, fit zu werden, fit zu bleiben und sich dann an die Mannschaft heranzuarbeiten", so der LASK-Trainer.
Ein Einsatz im LASK-Trikot wird also eher in der fernen Zukunft liegen. Dass die Zwischenstation bei den Juniors ein Sprungbrett in die erste Mannschaft sein kann, beweist Andres Andrade. Der mittlerweile dreifache Nationalspieler Panamas wechselte 2018 aus Mexiko nach Oberösterreich.
Seine erste Spielzeit verbrachte der heute 22-Jährige ausschließlich bei den Juniors, in der Vorsaison schlug seine große Stunde nach der Corona-Pause. In der Meistergruppe absolvierte Andrade neun von zehn Spielen, auch im Achtelfinal-Rückspiel bei Manchester United kam der Verteidiger zum Einsatz.
In der laufenden Saison kam Andrade nur zweimal nicht zum Zug.
"Keine Panik" bei "Potenzialspielern"
Die Geduld des Mittelamerikaners hat sich also ausgezahlt. Selbige werden auch noch Mads Emil Madsen und Yevgen Cheberko aufbringen müssen. Die beiden 22-Jährigen kamen im Sommer von Silkeborg bzw. Zorya Luhansk nach Linz, beide müssen mit Kurzzeiteinsätzen vorlieb nehmen. Der Däne Madsen kam sechsmal zum Einsatz, im Cup gegen Wörgl über 90 Minuten. Der ukrainische Nationalspieler Cheberko kann in zwei Bundesligaspielen gerade mal 69 Minuten vorweisen.
"Das sind Zukunftsspieler, Potenzialspieler, die aber auf ihren Positionen viel Konkurrenz haben", hält Thalhammer zu seinen beiden Neuzugängen fest. Madsen hat auf seiner Position mit James Holland, Peter Michorl aber auch Lukas Grgic zu kämpfen. Letzterer kam im Sommer ablösefrei aus Tirol, konnte "sich auch relativ schnell Einsatzzeiten" erspielen.
"Bei Cheberko sind es als linker Innenverteidiger Filipovic oder Andrade, der sich auch sehr, sehr gut entwickelt hat. Da muss man sich erst durchsetzen. Aber ich denke, er ist ein Spieler, dem man entsprechend Zeit geben will und wird", sagt Thalhammer, der folgenden Nachsatz anbringt: "Von dem her: Keine Panik!"
Dass Madsen und Cheberko eine gewisse Anlaufzeit brauchen werden, war den Verantwortlichen bewusst. Thalhammer will den beiden eine Perspektive aufzeigen, sie ins kalte Wasser zu werfen ist ob der Kadersituation nicht notwendig.
"Man schaut beim LASK auch ein bisschen voraus und nicht nur kurz- sondern auch mittel- und langfristig. Daher sind es sicher Verpflichtungen, die unter diesem Aspekt getätigt worden sind", hält der Cheftrainer der Oberösterreicher fest.