plus-video

Lukse: Vom AMS zur EURO?

Altachs Andreas Lukse stand vor vier Jahren ohne Job da, nun darf er von der EURO träumen:

Lukse: Vom AMS zur EURO?

Harte Arbeit zahlt sich aus.

Andreas Lukse hat diese Erkenntnis gewonnen. Vor viereinhalb Jahren stand der Torhüter des SCR Altach ohne Verein da. Ohne Job. Der damals 23-Jährige musste den Weg zum AMS antreten.

Viereinhalb Jahre später ist der Wiener uneingeschränkte Nummer eins bei einem Bundesligisten und zählt zum erweiterten Kreis der Kandidaten für die Europameisterschaft 2016 in Frankreich.

„Ich habe in den Jahren gelernt, dass harte Arbeit dazugehört“, sagt Lukse beim Interview-Termin mit LAOLA1 im Trainingslager in Belek. Der 28-Jährige ist erwachsen geworden.

Ich war nicht vorbildhaft“

Vor seiner Arbeitslosigkeit im Sommer 2011 hat der Tormann seinen Job nicht so ernst genommen, wie er selbst offen zugibt. „Als Teenager war ich nicht der vorbildhafteste Profi, weil viel mehr dazugehört, als zwei Stunden am Tag am Platz zu stehen. Ich habe aus der Vergangenheit gelernt.“

Jene Monate, als Lukse nicht wusste, wie es weitergeht, haben ihn diesbezüglich geläutert.

„Diese Zeit war einschneidend, es war ein Aha-Erlebnis und man stellt sich selbst viele Fragen: Wie geht es weiter? Finde ich nochmal den Weg zurück in den Profi-Bereich? Oder gehe ich in den Amateur-Fußball und muss einem normalen Job nachgehen?“

Canadi öffnete ihm die Tür

Dann kam Damir Canadi. Zum ersten Mal. Sein heutiger Trainer holte ihn zum FC Lustenau, ließ ihn nur zwei Tage nach der Verpflichtung spielen. Trotz Trainingsrückstand. Lustenau gewann bei Blau-Weiß Linz mit 6:1 und Lukse spielte die Saison als Nummer eins zu Ende.

„Seither ging es stetig bergauf“, erinnert sich Altachs Nummer 1.

Seither geht Lukse auch anders mit seinem Beruf um. „Vom Typ und Charakter kann man sich schwer ändern, man muss sich treu bleiben. Aber man muss seine Arbeit viel ernster nehmen.“

Mit Damir Canadi habe ich so jemanden, der mir die Türe für eine zweite Karriere aufgemacht hat. Aber durchgehen musste ich selbst. Als Tormann ist man auch ein Team im Team. Ich denke schon, dass ich den Großteil mir selbst zu verdanken habe.“

Das war bei Rapid, wo er im Nachwuchs, bei den Amateuren und den Profis spielte, nicht so.

„Ich war über 15 Jahre dort, es hat für mich keinen anderen Verein gegeben, vieles ist einem in den Schoß gefallen, ohne viel dafür tun zu müssen. Fußball ist aber ein harter Job und man muss sich tagtäglich neu beweisen“, hat Lukse, der abseits des Platzes für Schlagzeilen sorgte, dazugelernt.

Ich habe mich damit nicht beschäftigt“

„Ich habe etwa gemerkt, dass man auch abseits des Platzes viel für seinen Körper tun muss. Ich war verletzungsanfällig, hatte viele Wehwehchen und das war darauf zurückzuführen, dass ich nur die zwei Stunden am Platz gestanden bin, aber mich danach nicht mehr damit beschäftigt habe.“

Mittlerweile macht Lukse mehr Einheiten, stabilisiert etwa zusätzlich seine Muskeln oder versucht ständig seine Beweglichkeit beizubehalten: „Mir geht es jetzt körperlich viel besser.“

Das drückt sich auch am Platz aus. Im Winter 2013 verließ Lukse den finanzmaroden FC Lustenau und schloss sich Kapfenberg an, wo er auf weitere 28 Einsätze kam.

Canadi, die Zweite

Im Sommer 2014 holte ihn Damir Canadi schließlich ein zweites Mal. Dieses Mal zu Altach.

„Es ist immer wichtig, dass man im Profi-Fußball jemanden hat, der auf einen baut. Mit Damir Canadi habe ich so jemanden, der mir die Türe für eine zweite Karriere aufgemacht hat“, so Lukse.

„Aber durchgehen musste ich selbst und ich bin auch alleine durchgegangen. Als Tormann ist man auch ein Team im Team. Ich denke schon, dass ich den Großteil mir selbst zu verdanken habe.“

Nachdem sich Lukse gegen Martin Kobras durchsetzen konnte, ist er nun seit einem Jahr Nummer 1. Ausruhen war gestern: „Man muss einfach dranbleiben und sich immer verbessern.“

Und plötzlich im ÖFB-Team

Im November rückte Lukse anstelle des verletzten Robert Almer erstmals ins ÖFB-Team.

„Ich war zuvor schon einige Male auf Abruf, aber es war schon eine große Sache“, musste sich Lukse nicht zwingend zwicken. Das Trainingslager in Spanien sei eine tolle Erfahrung gewesen.

„Mit diesen tollen Spielern tagtäglich zusammenzuarbeiten und sich mit den Teamtorhütern Ramazan Özcan und Heinz Lindner sich auf hohem Niveau zu messen, das war schon super.“

Hinsichtlich einer EURO-Teilnahme gibt sich Lukse realistisch.

„Wir haben ein Torhüter-Trio, das die gesamte Quali gemacht hat und ich hoffe, dass alle fit sind. Vor allem was Robert Almer betrifft. Und wenn alle fit sind, wird es schwierig für mich.“

Spannend wird es nicht nur in dieser Hinsicht. Mit seinen Leistungen hat sich der Keeper in die Auslage pariert. Im Sommer läuft sein Vertrag aus, es soll Interessenten aus dem Ausland geben.

Die Vorarlberger sind freilich bemüht, ihren Rückhalt im Ländle zu behalten.

„Es gibt ein tolles Angebot von Altach, bei dem nur gewisse Dinge fehlen. Da geht es nicht um das Finanzielle, es ist wirklich ein respektvolles Angebot“, weiß das Lukse zu schätzen, bittet aber um Geduld: Ich bin 28 Jahre alt und an einem Punkt, an dem man sich für so etwas Zeit nehmen muss.“

Und plötzlich die Qual der Wahl

Eines ist klar, eine Rückkehr zu Rapid, so wie es sich manch SCR-Fan wünscht, wird nicht passieren: „Ich werde oft darauf angesprochen, kann aber auch sagen, dass sie mit Jan Novota und Richard Strebinger zwei sehr gute Torhüter haben. Das würde keinen Sinn machen, einen weiteren zu holen.“ Zumal beide langfristige Verträge bis 2018 bzw. 2019 unterzeichnet haben.

Das Ausland ist natürlich Thema: „Natürlich träumt man vom Ausland, aber ich lasse mich sicher nicht auf ein Experiment ein. Deswegen ist der Plan jetzt einmal, in Altach zu bleiben.“

Sein aktueller Klub hat nicht die schlechtesten Karten, auch aufgrund seiner persönlichen Story.

„Ich muss nicht zwingend von Altach weg, das habe ich immer gesagt. Ich weiß es zu schätzen, bei einem der zehn Bundesligisten unter Vertrag zu stehen. Das ist nicht selbstverständlich.“

Vor allem, wenn man zwischendurch arbeitslos war.

 

Aus Belek berichtet Bernhard Kastler

Kommentare