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Marin Ljubicic: Vom Chancentod zum Knipser

LASK-Knipser Marin Ljubicic schwebt nach einem harten letzten Jahr auf Wolke sieben:

Marin Ljubicic: Vom Chancentod zum Knipser Foto: © GEPA

Marin Ljubicic hat schon wieder zugeschlagen. 

Nach drei Bewerbsspielen ohne Treffer beendete der LASK-Stürmer im ÖFB-Cup-Spiel gegen Imst seine (zugegeben kurze) Torsperre und half damit beim Aufstieg seiner Linzer. 

Der 20-Jährige steht nach acht Spielen bereits bei unglaublichen zehn Treffern, inklusive einem Viererpack gegen Wolfsberg, für die Stahlstädter. Zu diesem Anlass hat sich LAOLA1 mit mehreren Wegbegleitern des Kroaten unterhalten, die den ungewöhnlichen und teils steinigen Weg des Goalgetters dokumentieren.

Frühe Jahre in der Hajduk-Akademie

Ljubicic wurde am 28. Februar 2002 im kroatischen Ort Split geboren. Daher war dem Mittelstürmer bereits früh klar, wo er am liebsten seine Fußballschuhe schnüren würde: Hajduk Split.

Er durchlief die verschiedensten Jugendteams beim Team aus dem Süden Kroatiens, fiel aber in den frühen Jahren nicht besonders auf.

Der kroatische Fußballexperte und Hajduk-Fan Aleksander Holiga (u.a. Journalist für den "Guardian") erinnert sich im Gespräch mit LAOLA1 zurück: "Mit 16 oder 17 war er nicht so ein Riesentalent, wie es bei anderen Spielern oft der Fall ist, die dann so groß rauskommen. Wir haben von ihm nicht so viel mitbekommen, aber in der U19 blühte er dann plötzlich so richtig auf."

Der perfekte Einstand bei den Profis

Die berühmten Fans von Hajduk setzten große Erwartungen in Ljubicic
Foto: © getty

Aufgrund seiner starken Leistungen bei der U19-Mannschaft kam es am 20. März 2021 zum ersten Auftritt für die Kampfmannschaft, wo Ljubicic sofort einen bleibenden Eindruck hinterließ.

Gerade einmal zehn Minuten brauchte der damals 19-Jährige nach seiner Einwechslung, um das Goldtor gegen HNK Sibenik zu erzielen - die Fans waren komplett aus dem Häuschen.

"Sein Einstand war absolut unglaublich. Ein Junge, der aus der eigenen Akademie kommt und dann gleich für das Siegtor sorgt, genau darauf hatten die Fans gewartet. Dadurch ist der Druck aber leider sehr schnell gewachsen, was man ihm auch immer mehr angemerkt hat", weist Holiga auf die Probleme hin, die schon bald Überhand nehmen sollten. 

Ljubicic der Chancentod

Der Kroate sollte sich in den kommenden Monaten nämlich den Ruf eines Chancentods erarbeiten, im Angesicht seiner Leistungen in Österreich mag das nur schwer vorstellbar sein. 

In der Saison 2021/22 schauten für Ljubicic bei 30 Einsätzen lediglich zwei Treffer heraus, weswegen sowohl die Fans als auch der Klub immer ungeduldiger wurden.

"Es war eigentlich unfassbar. Er hat sich so viele Chancen erarbeitet und ehrlich gesagt immer richtig gut gespielt, aber vor dem Tor ging dann einfach überhaupt nichts. Die Kritik von außen wurde zu dieser Zeit immer lauter, jeder konnte sehen, dass ihm das zu Herzen ging", fasst Holiga Ljubicics unglückliche Spielzeit in Split zusammen. 

Besonders bitter war aus Fansicht der Umstand, dass der Jungstürmer auch zu dieser Zeit in Testspielen noch wie im Fließband traf, besonders in den wichtigen Partien aber seinen Torriecher vermissen ließ.

LASK als perfekter Klub für Ljubicic

Hajduk-Legionär Lukas Grgic war von Ljubicics Erfolg überzeugt
Foto: © GEPA

Es kristallisierte sich immer mehr heraus, dass der Kroate einen Neustart gut gebrauchen könnte. Das Interesse des LASK kam da sehr gelegen, überhaupt weil Ljubicic mit dem Ex-Linzer Lukas Grgic den perfekten Ansprechpartner bei Hajduk Split hatte.

Der Welser unterhielt sich mit dem Stürmer viel über seinen aktuellen Arbeitgeber und war sich schon vor dem Transfer sicher, dass Linz die perfekte Heimat für den 20-Jährigen sein würde: "Er ist ein sehr bodenständiger Spieler, der am Platz ein richtiger Rackerer ist. Ich habe sofort gewusst, dass der LASK eine super Adresse für ihn wäre. Dass er für eine Zeit aus Split wegkommt und dadurch diesen Druck nicht mehr verspürt, war sicher auch wichtig für ihn."

Auch LASK-Sportdirektor Radovan Vujanovic bestätigte in einem LAOLA1-Interview bereits, dass auch er sich mit Grgic über Ljubicic ausgetauscht hatte.

Dabei ging es laut dem früheren LASK-Spieler aber hauptsächlich um die charakterlichen Aspekte des 20-Jährigen: "In solchen Gesprächen geht es größtenteils um die Persönlichkeit des Spielers. Ich hätte auch offen und ehrlich gesagt, wenn ich irgendwelche Zweifel gehabt hätte, aber mit seiner Arbeiter-Persönlichkeit passt er einfach zum LASK."

Der konsequente Arbeiter

Arbeiter ist dabei auch das perfekte Stichwort, das in Konversationen über Ljubicic praktisch immer vorkommt. Auch LASK-Trainer Dietmar Kühbauer schätzt seinen Torgaranten neben seiner Treffsicherheit besonders für diesen Aspekt.

"Er arbeitet wirklich jeden Tag sehr hart an sich selbst. Sowohl im Spiel als auch im Training gibt er immer 100 Prozent. Er ist in keinster Weise abgehoben und geht da auch von selbst vorbildich auf unser Trainerteam zu und versucht, sich in welcher Hinsicht auch immer zu verbessern", gibt der LASK-Coach im Gespräch zu Protokoll.

Mit dem medialen Trubel um seinen Stürmer hat Kühbauer keine Probleme: "Wenn ein Spieler gute Leistungen bringt, dann ist er sehr schnell einmal in den Medien und das auch zurecht. Solang sich sein Spiel dann nicht verändert, habe ich damit aber auch überhaupt kein Problem."

Ist Ljubicic die Zukunft des kroatischen Nationalteams? 

Salzburg-Talent Roko Simic gilt als Hoffnungsträger in Kroatien
Foto: © GEPA

Die starken Leistungen von Ljubicic blieben auch in seiner Heimat nicht unbemerkt. Ähnlich wie bei den Hajduk-Jugendteams fand der 20-Jährige auch in den Nachwuchsteams des Nationalteams zunächst keine Beachtung. 

Erst im U21-Nationalteam folgten die ersten Auftritte im kroatischen Nationaltrikot (bisher ein Tor in fünf Einsätzen), doch auch dort ist die Konkurrenz hart, wie Experte Holiga berichtet.

"Es gibt momentan einen Dreikampf im U21-Team. Derzeit hat Dion Beljo die Nase vorne, er ist so etwas wie der Rising Star bei Osijek. Und dann gibt es auch noch Roko Simic von Salzburg, von dem sich die Leute hier ebenfalls sehr viel erwarten, obwohl er erst 18 Jahre alt ist. Aber Ljubicics Auftritte entgehen hier niemandem, wenn er so weiter macht, wird er bald die Nummer 1 sein", so Holiga zur Situation in Kroatien

Doch nicht nur für das U21-Team, auch für die kroatische Kampfmannschaft könnte Ljubicic schon sehr bald ein ernster Kandidat werden. Und auch dort könnte es wieder auf ein Rennen mit den zwei zuvor genannten Spielern hinauslaufen.

"Die Stürmer-Position ist derzeit wohl das größte Manko in Kroatien. Alle blicken schon sehnsüchtig auf die Jungen und hoffen, dass sie schon bald zum Einsatz kommen. Für Katar wird es noch zu früh sein, aber in den nächsten ein, zwei Jahren könnte die Zeit reif sein", blickt Holiga in die Zukunft.

Der Tapetenwechsel hat für Marin Ljubicic bisher definitiv funktioniert. Es wird sich weisen, wohin der Weg des jungen Kroaten noch führen kann.

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