Die Wahl um Rapid ist geschlagen!
Der neue Präsident des SK Rapid Wien heißt Martin Bruckner. Der 54-jährige Vorstand der Allianz Investmentbank setzt sich in der Kampfabstimmung bei der Ordentlichen Hauptversammlung mit 1.059 zu 926 Stimmen (53,35:46,65 Prozent) gegen Gegenkandidat und Immo-United-Boss Roland Schmid durch.
Bruckner und seine "Liste Leitbild" positionieren sich klar für Kontinuität und konnten damit die Mehrheit der 2.005 stimmberechtigen Mitglieder überzeugen.
Der neue Rapid-Präsident hat in seinem Konzept betont, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen und stärkte den Geschäftsführern Christoph Peschek und Zoran Barisic sowie Trainer Didi Kühbauer den Rücken.
"Ich werde für alle Rapid-Mitglieder da sein. Wir werden unseren Weg mit unserem Programm weitergehen. Wir werden sportlich mit Zoran Barisic und Didi Kühbauer weiterarbeiten und die in unserem Konzept erwähnten Veränderungen Schritt für Schritt durchsetzen. Wir werden auch auf die Liste Grün-Weiß zugehen und deren Ideen mitnehmen - denn wir sind alle Rapidler, stehen unter einem Wappen. Nach der Wahl wird es gut tun, auf ein Bier zu gehen und alles auszudiskutieren", richtet Bruckner bei der Pressekonferenz die ersten Worte an die Öffentlichkeit.
Die Ereignisse der Ordentlichen Hauptversammlung samt Präsidentenwahl gibt es HIER:
Keine Top-50-Ansage wie Krammer, aber klare Zielsetzung
Der neue Präsident präsentiert folgende Mitglieder in seinem Präsidium: Gerry Wilfurth, Michaela Dorfmeister, Monisha Kaltenborn, Stefan Singer, Philipp Newald, Gerhard Höckner und Nikolas Rosenauer.
Große Sprüche sind nicht so nach dem Geschmack des erfahrenen Präsidiumsmitglieds. Er hält es anders als sein Vorgänger Michael Krammer, obwohl er betont, dass man vom Ziel Top 50 gar nicht so weit entfernt war am Ende.
Bruckner gibt jedoch andere klare Ziele vor: "Der Anspruch ist sicherlich immer unter die Top 3 zu kommen – das ist eine ganz klare Ansage. Wir wollen ganz vorne mitspielen. Wenn es die Möglichkeit gibt, um Titel mitzuspielen, werden wir das ohne wenn und aber machen. Wir werden unseren Weg weitergehen, dann kommen wir auch dort hin."
Zwei Aufgaben haben für Bruckner Priorität
Bruckner ist erleichtert, dass der Wahlkampf auf diese erfreuliche Weise ein Ende findet. Der Schlagabtauch und die vielen medialen Auftritte haben am Nervenkostüm gezerrt.
"Es war der erwartet knappe Ausgang", bestätigt der Neo-Präsident, nachdem er bestätigt, die Nacht davor nicht so gut wie normal geschlafen zu haben.
Um seine Arbeit bestmöglich umzusetzen, strebt Bruckner schon zumindest zwei Amtszeiten an - das wäre bis 2025. "Präsidentenjahre sind Hundejahre", betont der neue starke Mann im Klub. "Zwei Mal drei Jahre sind dann schon ein guter Zeitpunkt. Nach sechs Jahren im Präsidium kann ich schon sagen, dass man sehr viel Energie aufwendet und danach andere ans Ruder lassen kann."
Die ersten Aufgaben in seiner Amtszeit liegen für Bruckner auf der Hand: "Als erstes werden wir das Satzungskonvent einberufen, um mit allen Mitgliedern eine zeitgemäße Satzung einzuführen. Das will ich ganz ergebnisoffen machen. Zweitens geht es um die oft zitierte Spielphilosophie: Wir haben das Thema ganz klar positioniert und wollen es von den Personen unabhängig umsetzen. Barisic wird das Konzept erstellen, danach soll sich der ganze Verein daran halten. Wir wollen das ganz klar aussprechen, festlegen und daran arbeiten wir weiter."
"Wir sind nicht jene, die die Weisheit erfunden haben"
Die Arbeit wird keine einfache. Vor allem hat der knappe Ausgang der Wahl schon auch gezeigt, dass die Meinungen auseinandergehen. Der ausbleibende sportliche Erfolg hatte großen Einfluss auf die Wahl.
Titel werden in Hütteldorf seit Jahren gefordert, allerdings will Bruckner garantiert nicht jene Fehler machen wie vor drei Jahren Michael Krammer mit dem Abbiegen auf den "Holzweg" durch die Entlassung von Zoran Barisic als Trainer:
"Eines ist sicher: Wenn sich der sportliche Erfolg einstellt, dann haben wir alles richtig gemacht. Das ist unser Maßstab! Wir wollen uns den sportlichen Erfolg hart erarbeiten. Es ist auch ganz klar: Wenn es Ideen der Liste Grün-Weiß gibt und die Konzepte kompatibel sind, sind wir die letzten, die sich dem verschließen. Wir wollen mit dem Verein erfolgreich sein und nehmen auch gerne Rat an. Wir sind nicht die, die die Weisheit erfunden haben."
Die Hand ist somit ausgestreckt. Gerne wird man auf Roland Schmid und sein Team zugehen, um sich auszutauschen. Im bestmöglichen Fall sollen Ideen verknüpft und für Rapid gebündelt werden.
Von einem Gegner will er im Nachhinein nicht sprechen, eher von einem Mitbewerber. Dieser gratulierte noch vor Bruckners Antrittsrede. Was aus Sicht der "Liste Leitbild" schlussendlich ausschlaggebend war für den Wahlerfolg?
"Haben die Experimente hinter uns"
Bruckner hat da seine eigene Sichtweise: "Es war sehr wichtig, dass wir mit unserem Konzept den Mitgliederverein ganz stark präsentieren wollten. Am Ende des Tages war das eine sehr starke Message, mit der wir viele Mitglieder gewinnen konnten. Es ist wichtig und richtig, dass wir von Beginn an klar die Kontinuität in der sportlichen Führung betont haben. Wir haben die Experimente hinter uns und wollen in der Kontinuität drinnen bleiben."
So unzufrieden mit dem Status quo dürften die Mitglieder nicht gewesen sein, sonst hätte sich die Mehrheit für die Veränderung unter Schmid entschieden. Bruckner betont aber einmal mehr nicht "Krammer 2.0." zu sein.
"Ja, es braucht Veränderung – aber mit dem richtigen Augenmaß! Ich war die letzten Jahre mittendrin statt nur dabei – kenne die Stärken, aber auch die Schwächen des SK Rapid Wien. Und eines ist klar: Ein finanziell starker SK Rapid und langfristiger sportlicher Erfolg – das sind unsere wesentlichen Ziele! Mein Team und ich werden ab sofort unser Bestes geben, um die optimalen Rahmenbedingungen für die Umsetzung aller dafür notwendigen Maßnahmen zu schaffen", meint Bruckner.
Ebenso will er medial nicht so im Rampenlicht stehen wie sein Vorgänger. Dafür gebe es die beiden operativen Geschäftsführer Peschek und Barisic, die besser über das Tagesgeschäft Bescheid wissen würden. Die neuen Strukturen machen es möglich.
Dass trotzdem viel Arbeit auf ihn wartet und er bei Rapid nur selten zur Ruhe kommen wird, ist ihm in neuer ehrenamtlicher Funktion aber klar. "Ich wusste schon, als ich für dieses unglaublich tolle Amt kandidierte, dass dies mit einem gewissem Mehraufwand an Arbeit verbunden ist - dem stelle ich mich gerne."
Schmid: "Bin wieder Premiumpartner und Fan"
Gräben schließen und aufeinander zugehen - das schreibt sich Bruckner auf die Fahnen. Das wird auch eine wichtige Aufgabe sein, um wieder Ruhe in den Verein zu bringen.
Der Wahlkampf hat viel bewirkt und auch das Umfeld von Rapid aufgewirbelt. Roland Schmid hat einige Fürsprecher für sich gewonnen. Am Ende muss er sich jedoch die Niederlage eingestehen.
"Gratulation an Martin Bruckner. Ich bin ab sofort wieder Premiumpartner und Fan. Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit mit Martin Bruckner und Christoph Peschek."