Landauf, landab trudeln in den Büros gerade Weihnachtskarten und Packerln ein. Auch die LAOLA1-Redaktion hat Post bekommen. Und zwar eine lange ersehnte Antwort aus der Zentrale des Fußball-Weltverbandes FIFA in Zürich.
Zur Vorgeschichte und der Reihe nach: Mitte September hat LAOLA1 erstmals aufgezeigt, dass der 33jährige Steirer Jakob Semler für die FIFA-Liste 2025 genannt werden soll.
Die darauf erfolgte Anfrage beim ÖFB ergab, dass Semler tatsächlich von der Schiedsrichterkommission des ÖFB (der ehemalige burgenländische Top-Referee Günter Benkö führt den Vorsitz, weitere Mitglieder sind Thomas Einwaller, Dr. Thomas Prammer, Andreas Rothmann, Alois Pemmer, Gerhard, Gerstenmayer, Bernd Hirschbichler und Stefan Meßner) einstimmig für die FIFA-Liste nominiert wurde.
Die insgesamt bis dahin sechs (in Zahlen 6!) erfolgten Einsätze in Österreichs höchster Spielklasse haben offensichtlich überzeugen können, obwohl diese - durchaus vornehm ausgedrückt - holprig verliefen und kein einziges Spitzenspiel dabei war.
Eigentlich ein Armutszeugnis für das österreichische Schiedsrichterwesen, wenn da kein anderer geeigneter Kandidat gefunden werden konnte, obwohl - wie LAOLA1 zwischenzeitlich recherchierte - mit Daniel Pfister aus Tirol, Alain Sadikovski aus Wien oder Arnes Talic aus Salzburg auf den ersten Blick sehr wohl Alternativen vorhanden gewesen wären, die noch dazu alle Anforderungen erfüllen.
Ali Hofman und Viktor Kassai setzen auf Jakob Semler
Der offizielle FIFA-Text für die Anforderung einer Neunominierung (Abschnitt 6, Absatz 2, lit. e) lautet jedenfalls: "(...) Die vorgeschlagenen Spieloffiziellen müssen seit mindestens zwei Jahren regelmäßig Spiele auf höchster Ebene im Mitgliedsverband ihres Landes geleitet haben. (...)"
Jakob Semler hat laut transfermarkt.at am 18. Februar 2022 sein erstes Spiel in der 2. Liga gepfiffen (Young Violets vs. FAC) und war am 9. April 2023 bei der Partie Red Bull Salzburg gegen Austria Wien erstmals als 4. Offizieller im Einsatz. Sein Debüt als Schiedsrichter in der Bundesliga gab Semler am 7. Oktober 2023 bei Austria Wien gegen Blau-Weiß Linz.
Der "Werdegang" des 33-Jährigen, der durchaus gute Ansätze hat und in vielen Punkten einem jungen, modernen Spielleiter entspricht, steht nachweislich klar im Widerspruch zu den Anforderungskriterien, da es um die Leitung von Spielen geht - also als Schiedsrichter.
Sichtlich konnten aber der Leiter des Schiedsrichterwesens, Ali Hofmann, und der ihm hierarchisch unterhalb angesiedelte "Technische Direktor", der Ungar Viktor Kassai, einen möglichen "Liebling" bei den Schiedsrichter-Funktionären trotzdem "durchdrücken".
FIFA-Pressestelle anwortet für die Schiedsrichter-Abteilung
Wie von LAOLA1 angekündigt, wurde daraufhin die FIFA kontaktiert (Medienabteilung und in der Folge auch die Schiedsrichter-Abteilung). Seitens der Schiedsrichterabteilung kam zunächst eine hoffnungsvolle Antwort, dass nach Prüfung der Angelegenheit zeitnah eine Stellungnahme erfolgen wird. Auf Nachfrage folgte nun eine Mitteilung der FIFA-Pressestelle. Darin gab der "Senior Media Relations Officer" zu verstehen:
… Ich wollte mich zu der Frage bezüglich Jakob Semler äußern, die Sie an die FIFA-Schiedsrichtervereinigung geschickt haben.
Inoffiziell können wir sagen, dass alle Bewerbungen von Spieloffiziellen für die internationalen FIFA-Schiedsrichterlisten in Zusammenarbeit mit den Konföderationen ordnungsgemäß analysiert werden und entsprechende Entscheidungen getroffen werden.
Zum jetzigen Zeitpunkt werden wir keine weiteren Informationen geben. …
Welche ÖFB-Referees stehen auf der FIFA-Liste 2025?
Die User und Userinnen mögen sich selbst ein Bild darüber machen, ob die FIFA gemeinsam mit der UEFA die eigenen Bestimmungen umsetzen wird oder nicht. Eine Antwort ist bald zu erwarten, wenn der ÖFB das "FIFA-Weihnachtspackerl" mit der Liste der für 2025 genehmigten Spieloffiziellen erhalten wird.
Der Ordnung halber sei festgehalten, dass Jakob Semler seit seiner Nominierung inzwischen zu weiteren Spielleitungen in der ADMIRAL Bundesliga gekommen ist.
Sein letzter Einsatz war am Sonntag bei FC Blau-Weiß Linz gegen SK Austria Klagenfurt, bei dem er erst vor dem Monitor ein klares Foul von Ronivaldo gegenüber dem Klagenfurt-Tormann erkennen konnte. Eine Fortsetzung von doch (zu) vielen und ständigen Onfield-Reviews bei fast allen seinen bisherigen Spielleitungen…
Flut an VAR-Eingriffen irritiert Fans und Experten
Damit ist er zwar nicht alleine bei der Flut von VAR-Eingriffen, die weder eine Linie erkennen lassen noch im Nachhinein von offizieller Stelle (VAR Österreich) kritisiert werden.
Ein Schelm der vermutet, dass Kassai vielleicht dadurch die Statistik der richtigen und unrichtigen VAR-Eingriffe beschönigen will. Jedenfalls rufen viele Entscheidungen am Spielfeld, VAR-Interventionen und nachfolgende OFR-Entscheidungen (=Onfield Review) der Schiris Unverständnis aus und dies sogar in Schiedsrichterkreisen.
LAOLA1 hat Ende November den Leiter des ÖFB-Schiedsrichterwesens, Ali Hofmann, als Gast zum "Stammtisch bei Andy Ogris" eingeladen, um die vielen offenen Fragen zu diskutieren. Für heuer winkte Hofmann ab, will aber vor der Frühjahrssaison 2025 der Einladung Folge leisten.