Mit Petar Ratkov sicherte sich der FC Red Bull Salzburg einmal mehr ein absolutes Top-Talent.
Und wie man es von den "Bullen" kennt, war der neue Youngster dem heimischen Fußball-Publikum bisher weitestgehend unbekannt.
LAOLA1 nimmt dies zum Anlass, um den Neuzugang näher vorzustellen.
Durchbruch in der abgelaufenen Saison
Petar Ratkov, der am 18. August seinen 20. Geburtstag feiert, stammt ursprünglich aus Belgrad. Doch er durchlief nicht die Jugendabteilung eines der beiden örtlichen Großklubs Partizan und Roter Stern.
Seinen Weg zum Profifußball fand der 1,93 Meter große Angreifer über den FK TSC aus Backa Topola, etwa 150 Kilometer nördlich der serbischen Hauptstadt.
Im Jahr 2021 unterschrieb er dort seinen ersten Profivertrag, sein Debüt gab er im März jenen Jahres. Der Durchbruch gelang ihm schließlich in dieser Saison.
Für TSC erzielte der 19-Jährige in 40 Einsätzen 14 Tore und bereitete fünf weitere vor. Spätestens diese Zahlen brachten ihn endgültig als Fixpunkt auf das Radar der "Bullen", die den Transfer vor wenigen Tagen offiziell verkündeten.
Damit macht Ratkov zum zweiten Mal binnen kurzer Zeit Bekanntschaft mit Österreich. Denn in der Wintervorbereitung konnte sich bereits Sturm Graz von seinen Qualitäten überzeugen.
Im Jänner traf Ratkovs bisheriger Klub TSC auf die "Blackies" und siegte mit 3:1. Der Neo-"Bulle" traf dabei zum 2:1 für die Serben. Es ist durchaus anzunehmen, dass dies nicht Ratkovs letzter Treffer gegen Sturm bleibt.
In Salzburg ließ man sich die Dienste des Sturm-Hünen beachtliche 4,5 Millionen Euro kosten. Man kann davon ausgehen, dass der 19-Jährige nicht in Liefering geparkt, sondern direkt im Bundesliga-Kader seinen Platz finden wird.
Doch was rechtfertigt diese hohe Transfer-Summe unter dem Strich? LAOLA1 hat sich vor Ort erkundigt.
Höhere Angebote zu Salzburgs Gunsten ausgeschlagen
"Aus meiner Sicht ist er so viel wert, vielleicht sogar mehr", erklärt der serbische Journalist Milos M., der eng an Ratkovs Klub dran ist.
Aus seiner Sicht hätte Salzburg sogar schon im Vorjahr zuschlagen können. "Dann hätten sie ihn um weniger als drei Millionen bekommen", meint er.
"Er erinnert mich an Edin Dzeko, Ratkov ist ein echter Torjäger.”
Er verrät auch, dass es sogar höhere Angebote wie jenes aus Salzburg gegeben habe. Diese habe sein Klub aber abgelehnt, weil man sich für jenes entschied, welches "das Beste für den Spieler ist", schildert er.
Neben den "Bullen" sollen dem Vernehmen nach noch MLS-Klub New York City FC, Parma, Anderlecht und die Glasgow Rangers an Ratkov dran gewesen sein.
"Doch wie ich das sehe, ist Salzburg die beste Option für ihn, um sein volles Potenzial auszuschöpfen", so der Reporter.
Abgesehen von seinen Scorer-Zahlen gibt es natürlich noch einige gute Gründe mehr, warum die "Bullen" für den 19-Jährigen so viel Geld auf den Tisch legen.
Was Ratkov auszeichnet
Der Youngster wurde jüngst auch für den "Golden Boy" nominiert, was an sich schon eine wesentliche Aussagekraft hat. Außerdem wurde er heuer erstmals ins U21-Nationalteam Serbiens einberufen, wo er gleich bei seinem Debüt treffen konnte.
Aber genug der Zahlen, kommen wir zu dem, was Ratkov als Spieler ausmacht. Der 19-Jährige ist das, was man dieser Tage so gerne als "echte Neun" bezeichnet. Mit 1,93 Metern bringt er dafür auch das Gardemaß mit und spätestens seit der WM in Katar wissen wir, dass dieser Spielertyp eine Renaissance erlebt.
Journalist Milos sieht die Stärken des Angreifers vor allem in seiner "unglaublichen Antizipation und seinem Spielverständnis. Er erinnert mich an Edin Dzeko, ist ein echter Torjäger", sagt er.
Ratkov bringt auch spielerische Stärken mit
Aber Ratkov sei nicht nur das. Seine Fähigkeiten reichen auch darüber hinaus. Der baumlange Stürmer könne auch gut ins Kombinationsspiel eingebunden werden. "Er weiß auch immer, wohin er passen muss, und er weiß immer, wo seine Mitspieler sind" - ideale Voraussetzungen also für die Salzburger Schule.
Seine größte Stärke liege aber im Kopfballspiel, erklärt Milos M. Zwar sei Ratkov "nicht so schnell", aber er sei körperlich enorm stark und wisse vor allem, "wie man eine gute (Abschluss-)Position findet". Zudem könne er dank seiner körperlichen Vorteile gut Bälle sichern und für seine Mitspieler ablegen.
Im letzten Jahr hat Ratkov zudem eine weitere wichtige Stärke hinzugewonnen. Der 19-Jährige habe seinen schwächeren linken Fuß enorm verbessert.
"Sein besserer Fuß ist rechts, aber er hat viele Tore mit seinem schwächeren linken Fuß erzielt, was für einen Stürmer in seinem Alter eine enorme Stärke ist", unterstreicht Milos M. Ratkov bringt darüber hinaus eine starke Schusstechnik mit. "Bei TSC wurde er in dieser Saison dadurch sogar zur ersten Wahl bei Freistößen", erklärt Milos.
In diesem Video könnt ihr euch ein Bild von Ratkovs Stärken machen:
(Text wird unterhalb fortgesetzt)
Der serbische Journalist gibt auch gleich einen Tipp ab, wie Ratkov bei den "Bullen" bestmöglich eingesetzt werden könnte: "Ich denke, dass Sekou Koita wahrscheinlich am besten zu ihm passen würde und sie sich gegenseitig ergänzen könnten", meint er.
Woran der Youngster noch arbeiten muss
Dennoch ist Ratkov aktuell noch im Bereich "Rohdiamant" anzusiedeln. Wie bei jedem jungen Spieler gibt es noch einige Punkte, in denen er sich verbessern kann. Es fehle dem Youngster noch an Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor. "Es tut mir leid, das zu sagen, aber daran muss er wirklich noch arbeiten", erklärt Milos.
"Er kommt zwar zu guten Chancen, trifft aber am Ende oft die falsche Entscheidung. Ich denke, daran sollte man jedenfalls arbeiten, und das muss wahrscheinlich Jaissles Hauptthema bei Ratkov sein", sagt er. Zudem brauche er auch mehr Überzeugung, bei Abseitsfallen einmal ins Risiko zu gehen. Da sei Ratkov noch zu zögerlich.
Aufgrund seiner Explosivität wird Ratkov in Serbien immer wieder mit Erling Haaland verglichen. Diese Einschätzung teilt Milos aber nicht ganz. "Die Explosivität ist aus meiner Sicht die einzige Verbindung zwischen den beiden", meint er.
Wenn man ihn vergleichen wolle, dann sei der von ihm bereits genannte Edin Dzeko naheliegender.
“Er wird eine große Bereicherung für Salzburg sein, vielleicht sogar besser als Sesko.”
Eine starke Persönlichkeit
Was man in Salzburg an Ratkov wohl ebenso zu schätzen gewusst hat, dürfte neben seinen Fähigkeiten als Spieler auch sein Charakter sein.
Milos M., der den Angreifer auch persönlich kennenlernen durfte, schätzt ein: "Er ist ein wirklich netter Mensch, ein harter Arbeiter. Er ist nicht so wie die vielen jungen Spieler, die den Kopf in den Wolken haben", unterstreicht er Ratkovs Bodenständigkeit.
Er beschreibt den Neo-Salzburger als sehr reflektiert. "Petar weiß es wirklich zu schätzen, wenn ein Trainer etwas zu sagen hat, egal ob es gut oder schlecht ist. Er kann aus seinen eigenen Fehlern lernen."
Doch welches Potenzial schlummert in dem 19-Jährigen? Auch darauf hat Milos eine Antwort. "Er wird eine große Bereicherung für Salzburg sein, vielleicht sogar besser als Sesko", schätzt er ein.
Ratkov könnte Serbiens "next big thing" sein
In Ratkovs Heimat Serbien setzt man jedenfalls große Hoffnungen in den jungen Spieler.
"Er wird in Serbien als das nächste große Ding angesehen, und jeder hofft, dass er eines Tages Aleksandar Mitrovic (vom FC Fulham, Anm.) ersetzen kann. Ich bin sicher, dass er schon bald im Kader von Dragan Stojkovic (Serbiens Teamchef, Anm.) stehen wird", meint der Experte.
Dabei könnte der Youngster auch für ein anderes Land auflaufen. Seine Mutter ist Kroatin, er daher Doppel-Staatsbürger. Deshalb soll sich der kroatische Verband bereits nach dem Talent erkundigt haben. "Aber soweit ich weiß, denkt Petar nur an Serbien und die serbischen Fans brauchen sich keine Sorgen zu machen", so der Reporter.
Fix ist jedenfalls, dass Ratkov auf Vereinsebene zukünftig für die "Bullen" seine Schuhe schnüren und deren Fans vermutlich noch des Öfteren Gründe zum Jubeln liefern wird. Christoph Freund und Co. haben also mit großer Wahrscheinlichkeit wieder einen Transfer-Volltreffer gelandet.
Auch wenn der Vergleich mit dem heute vielleicht besten Stürmer der Welt, Erling Haaland, nach Milos' Meinung nicht zutreffend ist, so würde sich in Salzburg wohl kaum jemand darüber beklagen, wenn Ratkov eine ähnliche Entwicklung wie der Norweger hinlegt.