Da stand er nun: Jesse Marsch in seinem ersten Bundesliga-Spiel!
Auch für den neuen Trainer von RB Salzburg war das Auftaktspiel bei Rapid eine echte Standortbestimmung, die mit einem 2:0-Auswärtssieg ein gutes Ende nahm.
Der 45-jährige US-Amerikaner war aufgrund der geglückten Premiere erleichtert. Auch von der Bundeslige generell hat er bisher einen sehr guten Eindruck gewonnen - so auch im Allianz-Stadion.
"Der erste Eindruck war sehr gut für mich. Es war sehr viel Energie im Stadion, der Gegner war sehr intensiv. Das fußballerische Level auf dem Platz war sehr gut, das war ein Top-Spiel für uns und eine Top-Erfahrung für mich", analysierte der Nachfolger von Marco Rose nach dem Auftakterfolg im Westen Wiens.
Ziel erreicht, aber: "Rapid hat uns viele Probleme bereitet"
Dass er sich gleich mit einem Sieg einstellen konnte, freute ihn besonders. Dabei gab er jedoch auch eigene Schwächen zu und sprach von einer schwierigen Aufgabe gegen Rapid.
"Das war ein wichtiges Ziel von uns, mit vielen neuen Spielern und einer ein bisschen neuen Mannschaft den Sieg in diesem schwierigem Stadion zu holen", merkte Marsch an und gab zu:
"In der zweiten Halbzeit hat uns Rapid viele Probleme bereitet, das war nicht so einfach. Sie hatten viele Momente mit vielen Angreifern in unserer letzten Linie. Dass wir die Ordnung wechseln, war dann wichtig für uns. Bei diesem Wetter war es eine gute Leistung und ein wichtiger Schritt in dieser Saison."
Von einem Qualitätsverlust bei den Salzburgern war wenig zu sehen. Zwar fehlten viele Leistungsträger der vergangenen Saison, dafür gaben andere ihre Visitenkarte ab, allen voran Erling Braut Haaland. Wo man auch hinhörte, nach dem Spiel schwärmten auch Rapid-Sympathisanten vom 19-jährigen Norweger.
Ulmer schwärmt von Youngsters: "Da bleibt man selbst auch jung"
Generell sieht es auch Kapitän Andreas Ulmer als tolles Zeichen, dass die Youngster sofort auf Betriebstemperatur waren. Das Zusammenspiel taugt dem ÖFB-Teamspieler schon jetzt.
"Das ist super. Man sieht, wie die Jungs hier arbeiten: Sehr konzentriert, fleißig und es macht Riesen-Spaß mit ihnen. Da bleibt man selbst auch jung", grinste der mittlerweile 33-jährige Dauerbrenner.
Dabei gestaltete sich der 26. Juli zum japanischen Feiertag, mit Takumi Minamino und Massaya Okugawa avancierten zwei Spieler aus dem Land der aufgehenden Sonne zu Matchwinnern.
"Das wird sicher lustig beim Heimfahren", freute sich Ulmer für seine Kollegen. Minamino selbst war in Partystimmung: "Ich glaube, wir zwei werden heute noch feiern und vielleicht auch ein Bier trinken."
Marsch vermisste noch Aggressivität und Kompaktheit
Neben dem Positiven gab es für Trainer Marsch aber doch auch Punkte, die noch nicht nach seinem Geschmack waren. In gewissen Situation passte die Abstimmung nicht wie geplant.
"Ich denke, das Wetter hatte einen großen Effekt auf das Spiel, da war es nicht so einfach für unser Pressing und aggressives Spiel", vermisste Marsch gewisse Tugenden, auch die defensive Kompaktheit war nicht immer gegeben.
"Aber manchmal waren wir schon kompakt, es war nicht so einfach Chancen gegen uns zu finden, das war wichtig. Aber normalerweise wünschen wir uns mehr Aggressivität in vielen Momenten", bemängelt der neue starke Mann bei den Bullen. "Aber in diesem Stadion gegen diesen Gegner war das dann doch eine gute Leistung."
Dabei zeigte Marsch durchaus schon, was unter ihm zu erwarten ist. Scheinbar ist unter ihm noch mehr Flexibilität im Spiel angesagt.
Drei Systeme in einem Spiel! "Wir verwenden sehr viele Taktiken"
Gleich zwischen drei Systemenen pendelte Salzburg. Zum Start agierte man im 4-4-2 mit zwei klaren Viererketten auf jeweils einer Linie, dann wurde das Mittelfeld auf eine Raute umgestellt.
Und in der Schlussphase ordnete der Ex-Co-Trainer von Ralf Rangnick in Leipzig eine Dreierkette an, um Rapids in dieser Phase zahlreichen Angriffen entgegenzuwirken - die Anweisung erfolgte per Spickzettel, der Andre Ramalho zugespielt wurde.
"Das war für einen guten Ordnungswechsel. Es war klar, dass die Dreier-Kette diesem Spiel helfen kann, aber wir hatten noch nicht viel damit gearbeitet. Aber es war ein guter Wechsel, der aber nicht so einfach zu kommunizieren war, was die Aufgaben und die Ordnung betrifft", so Marsch, der viele Systemwechsel für die Zukunft ankündigt.
"Wir werden es einfach halten, in Zukunft können wir noch mehr aufbauen mit Ordnungwechseln, wir verwenden sehr viele Taktiken, je nach Gegner und Situation. Wir brauchen mehr Zeit dafür, aber heute war es schon gut."
Marsch: "Es wird jeden Tag besser"
Der neue Chefbetreuer ist bei seinem Neo-Arbeitgeber bereits mittendrin. Große Überraschungen gab es für ihn laut eigener Auskunft nicht, da er den Verein seit Jahren verfolgte und wichtige Personen im Verein wie Christoph Freund oder Stephan Reiter bereits kannte.
Auch die Top-Talente, die nun in die erste Reihe drängen, waren eingeplant. "Die jungen Talente sind immer ein wichtiges Thema in Salzburg. Ich habe die Chance, jeden Tag mit diesen Spielern zu arbeiten. Das ist ein gutes Gefühl und ich habe viele Hoffnungen in diese Spieler. Es ist ein unglaublich guter Verein und eine gute Situation für jeden Trainer", schwärmt Marsch.
Der nicht in die Ferne schweifen will. Die Champions League ist noch kein Thema, der Fokus gilt den Punktspielen. Allerdings soll ein kontinuierlicher Aufbau stattfinden, bis die Königsklassen-Hymne ertönt.
Dabei betont er, dass der Kader noch gar nicht komplett ist: Sekou Koita, Albert Vallci oder Marin Pongracic sind bald wieder dabei. Deshalb ist Marsch guter Dinge.
"Das ist eine gute Truppe, die einem Trainer viel Spaß macht. Die Mannschaft hat eine sehr gute Mentalität, es wird jeden Tag besser." Angesichts des Auftaktsiegs gegen Rapid fast schon eine Drohung an die Konkurrenz.