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Kommentar: Rapid braucht Veränderung(en)!

Kühbauer am Ende! Wofür steht Rapid eigentlich? So geht es nicht weiter. Kommentar:

Kommentar: Rapid braucht Veränderung(en)! Foto: © GEPA

Es ist Zeit!

Zeit, unangenehme Fragen zu stellen. Zeit, die Karten auf den Tisch zu legen. Zeit, alles, jeden einzelnen und sämtliche Absichten und Pläne zu durchleuchten. Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen.

Denn so geht es nicht weiter. "Rapid braucht Veränderung", sind geflügelte Worte, die stets Einzug halten, wenn es nicht so läuft. Die Grün-Weißen brauchen aber schon wieder Veränderung von der Veränderung. Denn Rapids Veränderungen beschränkten sich in der jüngeren Vergangenheit auf einzelne Personen, Entscheidungsträger, Spieler - nicht aber auf das große Ganze.

Das Fehlen eines nachhaltigen Konzepts, einer Philosophie, eines Plan B, C, D fällt den Hütteldorfern immer wieder auf den Kopf. Es scheint, als wären die grün-weißen Traditionsprediger in ihrem eigenen Perpetuum mobile gefangen. In dem Glauben, dass sich etwas aufgrund der Erfolge der Vergangenheit selbst antreibt, ohne neue Impulse zu benötigen - was zumindest nach den Gesetzen der Physik bekanntlich utopisch ist.

Kühbauers Zeit ist abgelaufen, denn "das ist nicht sein Rapid"

 

Zu allererst trifft es jedoch - wie fast immer - den Trainer: Die Zeit von Didi Kühbauer scheint abgelaufen zu sein! Auch die Rapid-Ikone der 90er Jahre ist mit dem Latein am Ende, die Aussagen und Ratlosigkeit nach dem katastrophalen Auftritt beim 1:4 gegen den WAC sprachen Bände.

Der 50-Jährige bezeichnete die Leistung des - wohlgemerkt von ihm trainierten - Teams (!) als nicht Bundesliga-tauglich, beschämend und eine Qual. Von diesen Qualen wird er wohl bald befreit werden, wenn die Verantwortlichen zwischen den Zeilen lesen, die Freundschaft zum Sportchef aus professionellem Blickwinkel sowie erbrachte Heldentaten aus der Vergangenheit hinten angestellt werden.

Denn Rapid ist an jenem Punkt angekommen, an dem alle alles in Frage stellen: Der Trainer sich selbst, die Spieler sich selbst und plötzlich ist auch von mehreren konträren Köchen im immer so harmonischen Ensemble die Rede, die ihr eigenes Süppchen kochen, sich nicht mehr an den eigentlichen Plan halten und so das Ausbrechen aus dem Hamsterrad unmöglich machen.

Wenn man sich dann auch noch hinstellt und betont: "Der eine oder andere Spieler sollte sich die Frage stellen, was es bedeutet, für Rapid zu spielen. Das hier heute war nicht mein Rapid", dann gleicht das einer Selbstaufgabe, denn die Verantwortung trägt der Trainer. Er schickte DIESES Rapid auf den Rasen, im besten Wissen und Gewissen.

Ein Blick auf die Geschichte zeigt, dass sich kaum ein angezählter SCR-Trainer selbst an den eigenen Haaren aus dem Sumpf gezogen hat. Die Länderspielpause wäre ein passender Zeitpunkt, um Tacheles zu reden. Denn einen ratlos wirkenden Chefbetreuer weiter mitzuziehen, in ängstlicher Erwartung des nächsten Tiefpunkts, würde weder der Person noch dem Verein guttun. Aus dieser Sackgasse kommt man nicht mehr heraus, schon gar nicht bei Rapid.

Wofür steht Rapid eigentlich?

Nicht falsch verstehen, es liegt nicht nur an Kühbauer - keineswegs. Der Fisch fängt bekanntlich ganz oben an zu stinken und zieht sich hin bis zu Spielern, die sich jahrelang in der Wohlfühloase gesonnt haben und Entwicklungsschritte vermissen ließen. Nun wären sie besonders gefragt, um die zweifelsohne vorhandenen Talente zu führen, weiterzuentwickeln und zu echten Rapid-Spielern zu machen.

Stattdessen prescht jedoch ein 20-jähriger Emanuel Aiwu vor und spricht offen und ehrlich an, was nicht passt. Nicht die vermeintlichen Führungsspieler, sondern ein Top-Talent, das seit zweieinhalb Monaten beim Verein ist und selbst fassunglos wirkte, wie wenig an einem Strang gezogen wird.

Thorsten Schick sprach "schülerhafte Fehler" an, Aiwu, dass einige ihr eigenes Süppchen kochen - und Kühbauer schmetterte dies "als eh lieb, aber nicht mehr" ab und wollte die Selbstkritik der Spieler abdrehen. Im Endeffekt sprachen sie aber an, dass sich Rapid nicht weiterentwickelt hat, was das größte Problem darstellt.

Und die Vizemeistertitel sowie die Europa-League-Teilnahmen sind zwar "eh lieb", aber nicht mehr, weil man wieder einmal eine Frage nicht eindeutig beantworten kann: Wofür steht Rapid eigentlich?

Fans geduldig mit Kühbauer, doch Kredit verspielt

"Wieder einmal kann man eine Frage nicht eindeutig beantworten: Wofür steht Rapid eigentlich? Einen bestimmten Spielstil? Eine Philosophie? Ein nachhaltiges Konzept? Kampf und Rapid-Tugenden, die man so gerne betont? Fehlanzeige. Das ist auch Kühbauer in seinen drei Jahren Amtszeit nicht gelungen."

Einen bestimmten Spielstil? Eine Philosophie? Ein nachhaltiges Konzept? Kampf und Rapid-Tugenden, die man so gerne betont? Fehlanzeige. Das ist auch Kühbauer in seinen drei Jahren Amtszeit nicht gelungen. Stattdessen sucht man einstudierte Spielzüge vergeblich, es fehlt hinten und vorne an Automatismen, keiner nimmt das Heft in die Hand, geschweige denn kann ein Spiel gestalten, wie es früher ein Steffen Hofmann oder Stefan Schwab konnte. Man wird den Eindruck nicht los, als wäre viel zu viel auf Zufall aufgebaut.

So ist auch der Tenor in der Fan-Szene, die wahrlich sehr geduldig mit der Personalie Kühbauer umgegangen ist. Andere Trainer, die sich davor nicht in die Annalen des Vereins eintragen konnten, wären längst mit nassen Fetzen aus Hütteldorf verjagt worden, "Don Didi" genoss jedoch viel Kredit, den er schuldig blieb, zurückzuzahlen.

Bei Rapid zählt Stallgeruch noch viel mehr als anderswo. Kühbauer war in einer schwierigen Phase die populistische Lösung, um die Gemüter zu beruhigen - das hat funktioniert, auch wenn bei einem tiefergründigen Blick bereits Skepsis angesagt gewesen wäre. Trotz Rückschlägen und Demütigungen blieben die Fans sehr lange Zeit ruhig.

Der Burgenländer hat Rapid gut durch die Corona-Zeit manövriert, jedoch zusammen mit der sportlichen Führung nichts aufgebaut, wovon der Klub auf lange Sicht zehren kann. Mittlerweile wird die Rückendeckung auch von den Sympathisanten immer weniger, denn eigentlich sehnt jeder Veränderung herbei.

Unangenehme Entscheidungen? Veränderung ja, "aber bitte nicht zu lange"

Veränderung benötigt einen Plan. Viele Klubs mit geringeren Mitteln haben es vorgezeigt, wie man über Jahre hinweg eine durchgängige Spielphilosophie, eine Talenteschmiede, eine gute Mischung aus jung und alt formen kann, worauf man aufsetzt und wo jeder neue Spieler hineinfinden kann, ohne Leistungsabfall. Es geht um die Schaffung einer Identität.

Foto: © GEPA

Dabei muss schon auch angemerkt werden, dass der Nachwuchs gut positioniert wurde, immer wieder junge Talente nach oben streben und auch Chancen bekommen. Das Trainingszentrum bietet neue Möglichkeiten, kommt aber viele Jahre zu spät und bringt jetzt auch keinen sofortigen Erfolg mit sich, wenn man das Konzept dahinter vermissen lässt.

Die wohl wichtigsten Stichworte abseits von klaren Vorstellungen und Strukturen sind jedoch Zeit und vor allem Geduld. Bei Rapid etwas Neues aufzubauen klingt gut, die meisten wären wohl dafür. Veränderung ja, "aber bitte nicht zu lange" hört man immer wieder heraus. Und darin liegt der Hund begraben, so kann man nicht über den eigenen Schatten springen.

Denn das alles passiert nicht vom einen auf den anderen Tag, das braucht auch vielleicht noch den einen oder anderen Lückenbüßer auf der Trainerbank, der in den sauren Apfel beißen muss - bis man schlussendlich auf ein erarbeitetes Konzept aufsetzen kann, das aber erst erarbeitet werden muss.

Vor allem müsste dafür wirklich einmal "Tabula rasa" gemacht und revolutionäre Ideen zugelassen werden - vielleicht auch Trainer, die den Finger in die Wunde legen, ohne dass man sich dadurch enttarnt fühlt, die neue Strukturen schaffen oder bewiesen haben, dass sie etwas aufbauen können. Warum nicht mal bei einem Willi Ruttensteiner vorfühlen, dessen Vertrag in Israel noch nicht verlängert ist, und der wissentlich etwas vorzuweisen hat und dem man beim ÖFB gewaltig nachweint.

Vielleicht muss man einmal eine unangenehme Entscheidung treffen, um mittel- und langfristig zu profitieren. Trotz allem ist es schwer vorstellbar, dass Rapid nicht weiterhin in der eigenen Blase gefangen bleibt, sich im Kreis dreht und wieder nur die naheliegendsten Lösungen wie etwa auf dem Trainersektor sucht (mit grün-weißem Blut). Mit möglichst wenig Widerstand, aber gleichbedeutend mit Stagnation und keiner Weiterentwicklung.

Dann wird wohl die Veränderung der kommenden Veränderung nicht lange auf sich warten lassen.

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