Der SK Rapid hat in den vergangenen Wochen intensiv an einer Rückkehr von Philipp Wydra gearbeitet, am Mittwoch stieg dann weißer Rauch auf.
Nach dreieinhalb Jahren beim 1. FC Köln dockt der 20-Jährige wieder bei den Hütteldorfern an, unterschreibt dort einen Vertrag bis Sommer 2026. Alle Infos >>>
Die Freude bei Grün-Weiß ist groß. "Er ist einer der Spieler, bei dem es mir sehr weh getan hat, als er uns Richtung Ausland verlassen hat. Das war extrem schade, doch umso glücklicher sind wir, ihn wieder hier bei uns zu haben", sagt Geschäftsführer Steffen Hofmann.
Zufällig entdeckt
Im Sommer 2019 wechselte Wydra als damals 16-Jähriger aus der SCR-Akademie nach Köln. Mit einer Ablösesumme von rund 150.000 Euro war er zu diesem Zeitpunkt der teuerste Nachwuchstransfer in der Geschichte der "Geißböcke".
Dass der Offensivspieler damals in der Domstadt landete, war dem Zufall geschuldet. Im vergangenen Sommer verriet der Youngster gegenüber LAOLA1: "Markus Dorn, der dann in Köln mein Trainer war, hat sich die Rapid-U18 in Wien angeschaut. Eigentlich wollten sie einen anderen Spieler. Zur Pause hat Dorn schon in Köln angerufen und gesagt: 'Vergesst es, ich habe einen anderen gefunden!' Er ist direkt zu meinen Eltern gegangen. Dann hat es seinen Lauf genommen."
"Ich hatte viele Schutzengel"
Dabei wäre rund drei Jahre davor nicht nur Wydras Karriere, sondern sogar sein Leben fast vorbei gewesen. Ein Kieselstein hat ihm dasselbige vermutlich gerettet.
Der Wiener erzählt seine wilde Geschichte: "Ich war damals 13 Jahre alt. Wir haben in Polen, der Heimat meiner Eltern, ein Go-Kart gebaut. Das musste man anschieben, bevor man es starten konnte. Ich habe angeschoben, dachte mich ruft jemand und habe nach hinten geschaut. Da springt das Go-Kart an und fährt los. Ich hatte meine Hände noch drauf, bin nach vorne gefallen und habe nach unten gegriffen, um mich abzustützen. Ich bin mit meinem linken Arm in die Hinterachse gekommen."
"Es hat mir hier alles rausgerissen (Anm.: zeigt auf seine Armbeuge). Die Hauptschlagader ist geplatzt. Das ist auf einem Kiesboden passiert, ein Stein ist in der Hauptschlagader hängengeblieben. Das war Riesenglück, ich wäre sonst wahrscheinlich verblutet. Und dann hatte ich nochmal Glück: Die Ärztin, eine der wenigen in Polen, die das operieren kann, ist erst einen Tag davor aus ihrem Urlaub zurückgekommen. Ich hatte viele Schutzengel."
Er sei davor schon ein gläubiger Mensch gewesen, "seither bin ich es aber noch mehr", sagt er.
Aufstieg und Stagnation in Köln
Nach seiner Ankunft in Köln ging es jedenfalls richtig schnell. Nach zwei Monaten trainierte das Talent erstmals mit den Profis mit, seine erste Saison in der U17 wurde eine Erfolgsgeschichte sondergleichen – in 16 Spielen gelangen ihm 17 Tore und 19 Assists.
Doch die Corona-Pause warf den zigfachen Nachwuchs-Internationalen, der im November 2022 sein U21-Teamdebüt gefeiert hat, aus der Bahn. Wydra benötigte einige Monate, um wieder zu seiner Top-Form zu finden, hatte ein schwieriges erstes Jahr in der U19.
Nichtsdestoweniger hatte ihn Profi-Chefcoach Steffen Baumgart bei dessen Amtsantritt im Sommer 2021 am Radar, ließ ihn in Trainings immer wieder Profi-Luft schnuppern. Der Umstieg in den Erwachsenen-Fußball gelang nach und nach, im Frühjahr 2022 fasste Wydra bei den Amateuren in der Regionalliga Fuß, hoffte auf den Durchbruch in der neuen Saison.
Pech im Sommer
Doch der Sommer machte ihm einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Zwei Tage vor der Abreise zur U19-EM in der Slowakei zog er sich bei einem Torschuss im Training einen Einriss des rechten Außenmeniskus zu, verpasste nicht nur das Turnier, sondern auch die gesamte Vorbereitung in Köln.
Nun will der kleine Bruder des ehemaligen Deutschland-Legionärs Dominik (u.a., Rapid, Paderborn, Bochum, Aue und Braunschweig, aktuell Siegendorf) in der Heimat wieder voll durchstarten.
Viele Stärken
Hofmann sagt über ihn: "Gerade in der Offensive hat er enormes Potenzial, einen hervorragenden linken Fuß, Stärken im 1-gegen-1 und im Abschluss."
Der 20-Jährige hat schon einige Positionen hinter sich – spielte Stürmer, Zehner und Achter. "Ich habe überall meinen Spaß. Am wichtigsten ist mir, dass ich nach innen auf meinen starken Linken gehen kann, um dann Steckpässe zu spielen oder selbst abzuschließen", erklärte er im Sommer 2022.
Auch in der Defensivarbeit sind die Fähigkeiten des Youngsters nicht zu unterschätzen. Er grinst: "Wenn ich nach hinten arbeite, kann schon mal einer umfliegen. Mein Ziel ist, dass der Gegner einen gewissen Respekt vor mir hat. Da steige ich ihm auch mal auf den Schuh, damit er gleich merkt, dass das ein hartes Spiel wird."
Es ist damit zu rechnen, dass der Rückkehrer zunächst in der Admiral 2. Liga bei Rapid II eingesetzt wird. Doch bei Rapid kann es bekanntlich schnell gehen…