Beim ersten Mal war es auch schon schön, aber richtig legendär wurde es erstmals beim zweiten Mal.
Stefan Maierhofer und Erwin Hoffer stürmten beim 7:0 von Rapid bei Red Bull Salzburg am 23. März 2008 (Die Mythen rund um das Jahrhundertspiel) bereits zum zweiten Mal Seite an Seite, trotzdem geht es als Geburtsstunde des Duos "Maierhoffer" durch, das in weiterer Folge für Furore sorgen sollte.
"Eines unser ersten gemeinsamen Spiele, wir gewinnen 7:0 - Stefan zwei Tore und ein Assist, ich drei Tore und zwei Assists. Ich glaube, das sagt alles. Wenn man es so sehen will, ist alles aufgegangen. Danach haben wir regelmäßig zusammengespielt, und ich behaupte einmal, es ist sehr gut weitergelaufen für uns", erinnert sich "Jimmy" Hoffer im Gespräch mit LAOLA1.
"LAOLA1 On Air - Der Sport-Podcast" mit Peter Pacult, Stefan Maierhofer, Erwin "Jimmy" Hoffer, Ümit Korkmaz, dem damaligen Salzburg-Goalie Timo Ochs und Thomas Trukesitz, der das Spiel für "Premiere", heute "Sky", kommentiert hat.
50-Tore-Angriff
"Gut weitergelaufen" geht ohne weiteres als Untertreibung durch. Vor allem in der auf den Meistertitel 2008 folgenden Saison 2008/09 dominierte das Duo im Windschatten des überragenden Marc Janko (39 Liga-Tore) und wurde zum 50-Tore-Angriff - Hoffer netzte in der Liga 27 Mal, Maierhofer deren 23 Mal.
Beide nutzten diese sehenswerte Trefferquote im Sommer 2009 für Auslands-Transfers. Hoffer heuerte bei Napoli an, Maierhofer zog es in die Premier League zu Wolverhampton.
Dabei war es an diesem Ostersonntag 2008 in der Red-Bull-Arena nicht einmal gewiss, dass "Maierhoffer" gemeinsam auf Torejagd gehen würden. Dies war damals nämlich noch nicht Usus.
Genau gesagt stürmten Hoffer und der erst in der Winterpause von Greuther Fürth verpflichtete Maierhofer davor erst ein Mal gemeinsam, und zwar Ende Februar beim 4:0-Heimsieg gegen die SV Ried.
Schon in dieser Begegnung deuteten sie früh eine passende Chemie an. Bereits in Minute 4 erzielte Hoffer das 1:0 - nach Vorarbeit von Maierhofer.
Maierhofer oder Bazina?
In den Wochen darauf musste sich Maierhofer dennoch meist mit der Jokerrolle zufrieden geben, die er jedoch mit einem wichtigen Tor bei Sturm Graz und seinem Derby-Doppelpack in der Woche vor dem Salzburg-Gastspiel zu Eigenwerbung nutzte.
Meist gesetzt war bis dahin Mario Bazina. Und auch in Salzburg überlegte Trainer Peter Pacult, den Kroaten von Beginn an zu bringen, wie er im LAOLA1-Interview bestätigt:
"Maierhofer hatte als Joker wichtige Tore gemacht. Es war dann eine Entscheidung zwischen Maierhofer und Bazina, spielerisch einer der besten Stürmer. Aber in so einem Spiel habe ich nicht auf Maierhofer verzichten können, ohne ihn aus einer überragenden Mannschaftsleistung herausheben zu wollen. Mit seinen Kopfballvorlagen und seinen Toren hat er seine Aufstellung gerechtfertigt. Das Duo mit Jimmy und ihm war für die Salzburg-Abwehr irrsinnig schwer zu bändigen."
Das kann man so sagen. "Jimmy hat mir das 4:0 aufgelegt. Beim Tor kurz nach der Pause habe ich den Ball auf ihn weitergescherzelt - an diesem Tag hat für uns beide einfach alles perfekt funktioniert. Das gilt aber auch für die Spiele danach. Gemeinsam mit Jimmy zu stürmen, hat immer Spaß gemacht", blickt Maierhofer auf die trefferreiche Zusammenarbeit zurück.
Das ungleiche Duo
Dabei könnte es kaum ein ungleicheres Duo geben, dies gilt auf und abseits des Platzes. Maierhofer, der bullige 2,02-Meter-Riese. Hoffer, die wieselflinke Sprint-Rakete. Maierhofer - extrovertiert und wortgewandt. Hoffer - introvertiert und froh, wenn er nicht allzu viele Interviews geben muss.
Trotzdem suchten und fanden die beiden einander.
"Wir haben einfach gut zusammengepasst", findet Hoffer, "unsere Spielstile sind doch ganz unterschiedlich, aber wir haben uns einfach sehr gut verstanden - auf und neben dem Platz. Keiner war dem anderen etwas neidisch. Bei uns haben alle Faktoren zusammengepasst, deshalb ist es so gut aufgegangen."
Die menschliche Komponente dürfte im konkreten Fall der Turbo für die Erfolgs-Allianz gewesen sein. "Jimmy und ich haben uns immer gut verstanden. Er ist wie ich ein Teamplayer. Natürlich wollen wir Stürmer Tore schießen, aber unterm Strich zählt immer die Mannschaft. Wir wollten immer mit der Mannschaft gemeinsam erfolgreich sein, und das haben wir in den Spielen, in denen wir zusammen auflaufen durften, bewiesen", so Maierhofer.
Rapids Schokothek
Der heutige Mattersburg-Stürmer streicht Dynamik und Schnelligkeit seines kongenialen Partners hervor: "Dazu kamen seine Laufwege. Er hat gewusst, wenn ein langer Ball kommt, scherzle ich ihn weiter. Ich habe gewusst, wo er ungefähr hinrennen möchte."
Den Lauf auf dem Platz setzen die beiden abseits davon fort. Medial wurde bald die Marke "Maierhoffer" kreiert. Beide schafften den Sprung ins Nationalteam, wo sie mitunter Zimmerkollegen waren.
"Bei Auswärtsfahrten ist Jimmy im Bus immer hinter mir gesessen, und wir waren mehr oder weniger die Schokothek der Mannschaft, hatten immer Süßigkeiten dabei."
Maierhofer versuchte sich auch um das Talent Hoffer zu kümmern: "Ich bin ein bisschen älter als er, hatte im Ausland auch schon andere Sachen erlebt. Er ist von der Admira zu Rapid gekommen und hat mit dem Erfolg bei Rapid dann auch die Medien auf sich gezogen. Das war für ihn vielleicht etwas Neues. Aber er ist einfach so, wie er ist. Ich bin so, wie ich bin. Gemeinsam mit Rapid hat das perfekt funktioniert."
Ihre grün-weißen Kollegen beglückte das Duo laut Maierhofer übrigens nicht nur mit Toren: "Bei Auswärtsfahrten ist Jimmy im Bus immer hinter mir gesessen, und wir waren mehr oder weniger die Schokothek der Mannschaft, hatten immer Süßigkeiten dabei. Die anderen sind immer zu uns gekommen: "'Hey, Jimmy, Major, habt's irgendwas zum Essen mit?' Wir haben die Leute mehr oder weniger vollgestopft mit Süßigkeiten."
Maierhofer: "Jimmy hat eine gute Karriere"
Im Sommer 2009 trennten sich die Wege. Hoffers Transfer zu Napoli fiel tendenziell nicht unter die Kategorie glückliche Vereinswahl. Danach folgten Engagements in Deutschland bei Kaiserslautern, Eintracht Frankfurt, Fortuna Düsseldorf und Karlsruhe und nun in Belgien bei KFCO Beerschot.
Wenn man sich das damalige Potenzial des heute 30-Jährigen vor Augen führt, wäre vielleicht mehr drinnen gewesen. Das denkt auch Maierhofer, der die Karriere seines einstigen Partners jedoch nicht negativ bewertet wissen will:
"Ich kenne Jimmy, er wollte immer nach England. Napoli war ein Riesen-Schritt. Dort war er vielleicht ein bisschen fehl am Platz. Aber das hat er damals mit seinem Berater und seinem Umfeld so entschieden. Bei den Vereinen in Deutschland spielst du vor einer coolen Kulisse in einer guten Liga. Jimmy hat einfach ein irrsinnig großes Talent, das ist seine Schnelligkeit. Vor der EURO hatten wir Tests in der Südstadt, und ich glaube, Jimmy war unter den Top 5 in Europa von allen Spielern, die zur EURO gefahren sind. Da war und ist er einzigartig. Ich glaube, damit hätte er auch in ganz anderen Mannschaften spielen können, die vielleicht einen anderen Spielstil aufweisen. Aber unter dem Strich hat er in coolen Ländern bei coolen Vereinen gespielt. Ich denke, er hat eine gute Karriere."
Maierhofer für Österreich-Rückkehr von Hoffer
Eine Rückkehr des Niederösterreichers zu Rapid scheiterte im vergangenen Sommer. Im LAOLA1-Interview erklärte Hoffer, dass Trainer Goran Djuricin ihn nicht wollte. Der Traum des 28-fachen Nationalspielers bleibt Rapid, inzwischen zeigt er sich jedoch auch offen für andere heimische Vereine.
Maierhofer würde sich über eine Rückkehr freuen: "Er kann in Österreich auf jeden Fall gut mitspielen. Ich denke, dass Jimmy mit seiner Schnelligkeit und Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor Rapid sicher gut tun würde, oder eben einer anderen Mannschaft in Österreich."
Wer weiß, vielleicht sucht Maierhofer-Arbeitgeber SV Mattersburg im Sommer ja einen Nachfolger für Red-Bull-Leihgabe Smail Prevljak. Kommt es jemals noch zu einer Neuauflage von "Maierhoffer", stünde zumindest die Geburtsstunde auf jeden Fall fest.
Hinweis: Mittwochabend folgt im Zuge unseres Specials ein Interview mit Peter Pacult mit lesenswerten Aussagen zum damaligen Rapid-Neuzugang Stefan Maierhofer. Denn: "Stefans Karriere ist nicht nur auf seinem Mist gewachsen."