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Rapid: Auf die Finger klopfen reicht nicht

Warum es schwer fällt, die Äußerungen des Bedauerns als aufrichtig zu empfinden. Und wie die Bundesliga glaubwürdig bleiben kann. Ein Kommentar:

Rapid: Auf die Finger klopfen reicht nicht Foto: © GEPA

Es gibt nicht viele Vereine, die das Talent haben, sich selbst erarbeitete Feiertage in einer derartigen Geschwindigkeit zu versauen wie der SK Rapid.

Endlich hat erstmals ein SCR-Frauenteam ein Fußballspiel bestritten, kurz darauf gewinnen die Männer nach einem Jahrzehnt des Wartens wieder ein Derby in Hütteldorf.

Interessiert halt keinen mehr, weil sich die Herren Steffen Hofmann, Stefan Kulovits, Guido Burgstaller, Marco Grüll, Thorsten Schick, Maximilian Hofmann und Niklas Hedl bei den Feierlichkeiten nach dem Derby zu Äußerungen und/oder Gesängen hinreißen ließen, die so nicht akzeptabel sind.

Sieben Mann, vom Geschäftsführer über ein Mitglied des Trainerteams bis hin zu Stamm- und Ersatzspielern, ein schöner Querschnitt der sportlichen Profi-Abteilung. Nein, das ist kein Einzelfall.

Echtes Bedauern?

Die obligatorische Stellungnahme folgte recht prompt. Die Presseabteilung des SCR ist geübt darin, Stellungnahmen nach Derbys sind in einer bedenklichen Regelmäßigkeit nötig. Wieder einmal wurde das Leitbild des SK Rapid aus den eigenen Reihen karikiert. "Respekt und Wertschätzung für Vielfalt sind Grundpfeiler unseres Vereins", ist da zu lesen. Diese Grundpfeiler stehen auf tönernen Füßen.

Es fällt schwer, die Äußerungen des Bedauerns als aufrichtig zu empfinden, wenn etwa mehrere Spieler wortgleiche Statements auf ihren Social-Media-Profilen veröffentlichen. Wie so oft wird man das Gefühl nicht los, dass der Ärger über das Erwischtwerden größer ist als über das eigene Verhalten.

Die Bundesliga muss glaubwürdig bleiben

Was soll nun passieren? Die Bundesliga hat beim Senat 1 Anzeige erstattet, gegen Rapid und auch gegen die sieben oben genannten Herrschaften als Individuen. Der Strafenkatalog sieht eine breite Range an Möglichkeiten vor. Von bedingten Sperren und kleineren Geldstrafen bis hin zu langen Funktionssperren und Punkteabzügen ist alles möglich.

Um im Jahr 2024 gesellschaftspolitisch glaubwürdig zu bleiben, wird es nicht reichen, den Missetätern einfach nur ein bisschen auf die Finger zu klopfen. Gesellschaftlicher Wandel kann nur vorangetrieben werden, indem Fehlverhalten klar als solches identifiziert und geahndet wird.

Bedauerliche Mittel der Provokation

Und ja, den gesellschaftlichen Wandel gibt es. Auch auf den Tribünen in Österreichs Stadien. Wer die 1980er und 1990er erlebt hat, kann nicht umhin, sich einzugestehen, dass sich vor allem in Sachen Rassismus sehr viel zum Guten gewandelt hat. Geht es um Homophobie und Sexismus hinkt die Entwicklung ein wenig hinterher.

Es liegt in der Natur von Subkulturen, in der öffentlichen Wahrnehmung anzuecken, um sich abzugrenzen und Freiräume zu schaffen. Dass sich zumindest Teile einer derart kreativen Subkultur wie jene der Ultras bei ihrem Drang nach Provokation offenbar homophober und sexistischer Stilmittel bedienen müssen, ist bedauerlich.

Dass sich dann Angestellte eines Vereins – hoffentlich nicht aus ehrlicher Überzeugung, sondern aus reiner Gedankenlosigkeit – dafür vereinnahmen lassen, ist es umso mehr.

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