Es läuft bei Blau-Weiß Linz. Der Aufsteiger, den nach den ersten fünf Runden mit nur einem Zähler (und selbst der war glücklich) viele als Abstiegskandidat Nummer eins sahen, hat sich in der Bundesliga einen Namen gemacht.
Seither geht die Tendenz der Stahlstädter klar nach oben. Von den aktuell 16 Zählern holte man 15 in den vergangenen neun Runden. Der verpatzte Auftakt ist Schnee von gestern, das freut auch Sportdirektor Christoph Schösswendter.
Der Ex-Profi, der beim Aufstieg noch selbst aktiv auf dem Feld stand und anschließend direkt ins Management wechselte, ist gemeinsam mit Gerald Scheiblehner sowie Geschäftsführer Christoph Peschek hauptverantwortlich für den Kader, der nach 14 Runden 13 Punkte Vorsprung auf das Tabellenende aufweist.
"Man hat gesehen, was die Mannschaft zu leisten im Stande ist"
Die Phase zu Saisonbeginn war aber nicht einfach, auch der neue Sportdirektor stand - vor allem bei den Fans - in der Kritik, insbesondere in der Defensive offenbarte Blau-Weiß Linz teils eklatante Schwächen.
Rasch wurden Stimmen laut, dass man sich bei der Kaderplanung verkalkuliert habe. Diese sind mittlerweile verstummt, speziell im Derby gegen LASK boten die Blau-Weißen eine der besten Defensivleistungen der Saison.
Seine Freude darüber brachte auch Schösswendter zum Ausdruck: "Man hat nach den ersten fünf Runden gesehen, was die Mannschaft zu leisten im Stande ist und welche Entwicklung sie ab dann genommen hat. Dass wir jetzt mit 16 Punkten dastehen und so auftreten (wie im Derby, Anm.) ist überragend."
Zwei Youngsters auf dem Weg nach oben
Überraschend dabei ist, dass zuletzt Akteure eine wichtige Rolle spielten, die vor der Saison selbst mancher Experte nicht unbedingt auf dem Schirm hatte.
Dazu zählen aktuell allen voran Alexander Briedl und Simon Seidl. Ersterer war vor der Saison eigentlich als Kooperationsspieler beim SV Wallern vorgesehen, sollte eher sporadisch Teil des Bundesliga-Kaders sein.
Es kam anders. Gegen Salzburg und Klagenfurt sammelte er die ersten Bundesliga-Minuten, zuletzt stand er gegen Hartberg und den LASK in der Startelf und spielte durch.
Schösswendter bescheinigt dem 21-Jährigen eine "unglaublich gute Entwicklung". Denn sein Frühjahr war alles andere als einfach. Briedl musste seinen Präsenzdienst ableisten - zum Leidwesen der Blau-Weißen in seiner Salzburger Heimat, eine Stationierung in Linz war nicht möglich.
"Danach hat er sich verletzt und sehr wenig trainiert. Dadurch hatte er im Sommer enorme körperliche Defizite und war weit weg von der Mannschaft", schildert Schösswendter.
Dank der Kooperation mit Wallern kam Briedl nach und nach in der Regionalliga zum Einsatz, tastete sich immer mehr heran und sicherte sich seinen Platz im Kader und bisweilen sogar in der ersten Elf.
"Natürlich erhofft man sich so etwas, aber es war nicht zu erwarten, dass er so schnell Fuß fasst", so Schösswendter.
Das unterscheidet und verbindet die Seidls
Auch bei Simon Seidl zeigt sich der Sportdirektor glücklich mit der Entwicklung. Mit Bruder Matthias will er ihn aber nicht verglichen wissen. "Simon ist ein ganz anderer Spieler, der ein bisschen mehr Tempo und im Eins-gegen-Eins ein wenig mehr Qualitäten hat", erklärt Schösswendter.
Eine Sache verbindet beide als Spieler seiner Meinung nach aber dennoch: "Sie sind, was die Einstellung zum Beruf, den Ehrgeiz und den Arbeitsaufwand angeht, beide top professionell."
Dass bei den Seidls das fußballerische Talent aber wohl in der Familie liegt, kann auch der 35-Jährige nicht abstreiten. "Wenn er so weitermacht wie jetzt und beharrlich dran bleibt, wird auch er seinen Weg machen", traut er dem jüngeren Bruder des nunmehrigen Rapid-Kickers noch einiges zu.
Projekt "Jugend forscht" bislang erfolgreich
"Wir sind mit der Überzeugung hineingegangen, dass der Kern der Zweitligamannschaft erhalten bleibt und wir auf diesen setzen, weil wir viele gute, junge Spieler haben. Wir haben auch versucht, junge und interessante Spieler hierher zu holen, die sich bei uns entwickeln können und dazu den einen oder anderen gestandenen", blickt Schösswendter zurück auf die Idee hinter der Kaderplanung im Sommer.
Bisher geht die Philosophie, auf junge Akteure zu setzen, durchwegs auf. Mit Briedl (21), Seidl (21), Derby-Siegtorschütze Stefan Feiertag (21), Danilo Mitrovic (22), Conor Noß (22) und Tobias Koch (22) haben schon sechs Spieler unter 22 Jahren mehrere hundert Bundesliga-Minuten gesammelt.
"Wir haben im Sommer dann ein riesen Thema, wo 14 Verträge auslaufen und das eine oder andere passieren wird."
Was in den beiden kommenden Transferfenstern passiert
Das Grundkonstrukt des Kaders soll sich auch über die Winterpause nicht entscheidend verändern. Schösswendter zeigt sich Neuzugängen gegenüber nicht prinzipiell abgeneigt: "Wir sind natürlich am Schauen, das ist ganz normal", erklärt er. Zwingend seien diese aber nicht.
"Geplant ist nichts, wir sind nicht aktiv auf der Suche, aber wenn etwas Interessantes auf den Tisch kommen sollte, dann redet man darüber und bewertet das", so der 35-Jährige.
Anders sieht es dagegen am Ende der laufenden Saison aus - und dies völlig unabhängig vom Ligaerhalt.
Denn der Großteil des Kaders ist nicht über die aktuelle Spielzeit hinaus an den "Stahlstadtklub" gebunden. "Wir haben im Sommer dann ein riesen Thema, wo 14 Verträge auslaufen und das eine oder andere passieren wird", kündigt Schösswendter an.
Vom aktuellen Bundesliga-Kader besitzen nur die beiden Keeper Nicolas Schmid und Andreas Lukse, Marcel Schantl, Danilo Mitrovic, Michael Brandner, Conor Noß, Mehmet Ibrahimi und Stefan Feiertag Verträge über diese Saison hinaus.
Deshalb laufen schon erste Planungen für den Sommer 2024. Darauf liege schon jetzt ein großes Augenmerk, lässt der Sportdirektor wissen.
Schafft es der FC Blau-Weiß Linz, in der Bundesliga zu bleiben, wäre der Verhandlungsspielraum mit Leistungsträgern wie Ronivaldo, Fabio Strauss und Marco Krainz freilich bedeutend größer.