Der Herbst des SCR Altach verlief ganz und gar nicht nach Wunsch.
Sieben Spieltage lang zierten die Vorarlberger das Tabellenende, bis zur neunten Runde mussten sie auf den ersten Saisonsieg warten. Insgesamt gab es in den ersten 18 Liga-Spielen derer nur drei.
Bei den meisten Vereinen dieser Welt hätte es bei so einer Bilanz wohl einen Trainerwechsel gegeben. Im Ländle hielt man jedoch an Jungcoach Werner Grabherr fest.
„Es gibt immer eine Trainerdiskussion, wenn du die Punkte nicht bringst. Wichtig ist, was intern im Verein läuft. Wir können das bewerten: Wie ist der Umgang mit der Mannschaft, wie ist das Verhältnis allgemein?“, erklärt Sportdirektor Georg Zellhofer im Gespräch mit LAOLA1.
Für das Frühjahr hat Zellhofer aber eine klare Forderung an seinen 33-jährigen Trainer: „Jeder Trainer kommt mit wenig Punkten unter Druck, ich glaube, wir haben sein Selbstvertrauen dementsprechend gestärkt, haben an ihm festgehalten und jetzt heißt es, ein bisschen was zurückzugeben im Frühjahr.“
Wird vor Playoff noch einmal abgerechnet?
Vier Runden vor Schluss liegt Altach drei Punkte vor Schlusslicht Admira, mit Beginn des Playoffs werden bekanntlich die Punkte aller Teams geteilt. Wird nach den nächsten vier Spielen noch einmal mit Grabherr abgerechnet?
„Nein, wir beginnen ganz normal. Es gibt noch genug Spiele und da heißt es, Ergebnisse zu liefern“, so Zellhofer.
Die Vorbereitung verlief nicht gänzlich optimal. Zum einen verzichteten die Vorarlberger auf ein Trainingslager, zum anderen waren die Testspielergebnisse alles andere als konstant.
Reue über Schmidt-Ende?
Während bei Altach die Diskussionen rund um den Trainer den Herbst dominierten, konnte Grabherrs Vorgänger, Klaus Schmidt, Abstiegskonkurrent SV Mattersburg wieder etwas stabilisieren.
Reue, dass man den Vertrag mit Schmidt nicht verlängert hat, gibt es bei Zellhofer nicht. „Wir stehen zu dieser Entscheidung“, so der Sportdirektor und betont gleichzeitig: „Der Klaus hat sehr gute Arbeit geleistet, hat vielleicht eine schlechte Rückrunde gespielt. Aber noch einmal: Beim Klaus waren viele gute Sachen dabei, er ist ein hervorragender Trainer.“
Vorzeitiges Karriereende von Altmeister?
Beim SCR Altach gibt es aber auch abseits der Trainerdebatte einige spannende Themen. Zum Beispiel Hannes Aigner: Der 37-jährige Stürmer spielt bereits seit 2012 im Ländle und konnte in 195 Spielen 84 Tore für die Altacher erzielen.
Fix ist bereits, dass er seine Karriere mit Ende der Saison beendet, aufgrund einer Schädigung eines Nervs im Auge musste Zellhofer aber bereits im Winter reagieren und konnte von Red Bull Salzburg Mergim Berisha ausleihen.
„Wir haben reagieren müssen. Bei Hannes Aigner schaut es momentan nicht so gut aus, da ist keine Besserung eingetreten. Es könnte vielleicht sogar sein, dass er im Frühjahr wenig oder gar nicht mehr spielt. Da haben wir eine Vorsorge getroffen. Mit Mergim haben wir einen Spieler erwischt, der die Qualität hat“, so der 58-Jährige.
Dazu verpflichtete man Keeper Reuf Durakovic und den brasilianischen Rechtsverteidiger Anderson. „Cooler Typ. Er war schon einmal da, hatte schon mittrainiert, daher kennen wir ihn. Er hat noch ein paar Adduktoren-Probleme aufgrund der ganzen Kunstrasenplätze. Er ist ein Perspektivspieler, den wir jetzt schon für Sommer geholt haben. Er bekommt die Eingewöhnungszeit“, so Zellhofer über Anderson.
In Zukunft wieder Beine statt Steine
Sportlich steckt Altach mitten im Abstiegskampf, mit einem Plan B im Falle eines Abstiegs befasst sich Zellhofer nicht: „Man muss sich immer Gedanken machen, aber jetzt schauen wir, dass wir gut in die Meisterschaft reinkommen.“
Das kurzfristige Ziel lautet also Klassenerhalt, langfristig hat der Sportdirektor aber andere Pläne: „Wir haben 6.000 Einwohner und 6,5 Millionen Euro Budget - das ist Fakt. Wir wollen langfristig planen und eine feste Größe in der Bundesliga sein.“
Um das zu verwirklichen, wurde auch viel in die Infrastruktur investiert: „Wir haben das Stadion auf einem Super-Level, bekommen die nächste Tribüne, das Stadion wird heuer noch geschlossen. Dann haben wir ein feines Fußballstadion. Das Trainingszentrum wird im Sommer eröffnet.“
Dass bei all den Baustellen die Mannschaft nicht zu kurz kommen darf, weiß Zellhofer aber auch: „Wir haben für die Infrastruktur extrem viel gemacht und jetzt heißt es, sich wieder mehr auf das Sportliche zu konzentrieren, damit wir in der Liga bleiben.“
Sein Vertrag bei Altach läuft noch bis 2020. Und geht es nach Zellhofer, endet die Zeit im Ländle nicht so schnell: „Ich bin sehr glücklich hier.“