Schnörkellos und direkt: Einen Tag nach dem Durchsickern des Abgangs von Christoph Freund Richtung FC Bayern München ist der Nachfolger vorgestellt, benannt war er intern ohnehin schon.
Bernhard Seonbuchner tritt die Nachfolge als Sportdirektor des FC Red Bull Salzburg an. Eine interne Lösung. Der 40-jährige Deutsche ist aktuell Sportlicher Leiter der Red Bull Fußball Akademie.
Seit 2010 bewegt sich der gelernte Industriekaufmann in der "Welt von Red Bull", war als Nachwuchs-Trainer, Nachwuchs-Koordinator und seit 2017 als Sportlicher Nachwuchsleiter tätig.
Mittlerweile ist er seit drei Jahren Hauptverantwortlicher bei den Youngstern, auch für die Youth-League-Mannschaft und den FC Liefering. Und Inhaber einer UEFA Pro-Lizenz.
Erfahrung mit dem Nachwuchs gibt es also massig. Die Benennung von Seonbuchner zum neuen Sportdirektor ist dementsprechend eine klare Ansage, wie der Weg der "Bullen" weitergehen soll.
"Er kennt unsere Philosophie, hat schon viele Spieler und Trainer erfolgreich begleitet und bringt wahnsinnig viel Know-how mit. Er kennt unsere Spielphilosophie, die Kollegen, beide Klubs und die Akademie - das haben wir als großes Asset gesehen und wollen auch weiter konsequent unseren Salzburger Weg gehen, auf Talente zu setzen und Talente aus dem eigenen Haus zu fördern", erklärt Stephan Reiter die Besetzung.
Seit 13 Jahren im Red-Bull-Bereich
Wie bei vielen Verantwortlichen, die früh auf einen Posten neben dem Platz wechseln, verhinderten Verletzungsgeschichten eine längere eigene Karriere.
Bei Wacker Burghausen aktiv, sorgten Knorpel-Operationen schon im jungen Alter für Probleme, die letzten Endes den Durchbruch verhinderten. Und den Fokus Seonbuchners auf den Trainer-Bereich lenkten.
2010, im Alter von nur 27 Jahren, führte ihn der Weg schon nach Salzburg. Erst einmal an der Seitenlinie diverser U-Mannschaften Salzburgs, von einer Akademie war zu diesem Zeitpunkt nur gerüchteweise die Rede.
Doch sie kam. Und mit ihr andere Gelegenheiten für Seonbuchner, die Entwicklung Salzburgs zu einer Top-Talenteschmiede voranzutreiben.
Durch seine unterschiedlichen Rollen attestierte sich der Deutsche schon vor zwei Jahren im LAOLA1-Interview>>> selbst, einen "guten Gesamtblick auf den Sport" zu haben - eine Eigenschaft, die ihm nun in einer zentralen Funktion bei den Profis unterstützen soll.
Mischung aus heimischem und internationalem Talent
Bei einem Verein, der sich als vergleichsweise kleiner Standort, aber mit exzellenten Mitteln im internationalen Vergleich durchsetzen will. Eine Parallele zum Nachwuchsbereich, in dem Salzburg im internationalen Tauziehen um Supertalente immer mehr Erfolge feiern kann.
Die Benennung zum Sportdirektor ist ein Bekenntnis zum Salzburger Nachwuchs: Niemand hat einen besseren Überblick über die Geschehnisse in der eigenen Schmiede, auch künftig wird es dabei um eine Mischung von heimischen und internationalen Hoffnungsträgern gehen.
"Natürlich freuen wir uns, wenn wir einen Salzburger hinkriegen. Darüber hinaus sind wir aber auch stolz, wenn wir andere Spieler nach oben bringen, die über mehrere Jahre die Akademie durchlaufen haben", meint Seonbuchner gegenüber LAOLA1.
Multikulti sei schon in den Nachwuchsklassen eine besondere Stärke der "Bullen": "Es ist eine Bereicherung! Nicht nur für die Spieler, für uns alle. Wir haben viele Momente, in den wir etwas lernen dürfen. Das erweitert den persönlichen Horizont. Die Spieler sehen, dass ihre Welt nicht die einzige Welt ist. Das kann ein riesiger Mehrwert sein. Letztendlich ist das doch das, was Profi-Fußball bedeutet – auf der ganzen Welt unterwegs zu sein, verschiedene Sprachen, den anderen zu respektieren und wertzuschätzen für seine Art."
Freiheiten lassen
Auch die Herausforderung, einen internen Konkurrenzkampf zur Stärke zu machen, kennt Seonbuchner - und hat damit ein Werkzeug gelernt, einen vitalen Kader zu formen. Und vor allem, jungen Spielern in ihrer Entwicklung die nötigen Freiheiten zu lassen.
"Wir wollen es schaffen, die Jungs auch Jungs sein zu lassen; im Sinne des Spiels. Wir können den Jungs Werkzeuge in die Hand geben, mit denen sie auf dem Platz hantieren können, um eigene Entscheidungen zu treffen", meint er über die eigene Ausbildungsphilosophie.
Eine Philosophie, die im Großen auch auf die Vereinsphilosophie angewandt werden kann: Eine eigene Identität zu formen, die international für Einflüsse und Spieler offen ist.
Eine Identität, die Salzburg zur gefragten Ausbildungsstätte für Spieler, Trainer und jetzt auch Sportdirektoren gemacht hat - Seonbuchner wird sie wohl nahtlos fortführen.