Jürgen Macho ist jedem Fußball-Fan in Österreich ein Begriff.
26 Mal spielte der mittlerweile 41-jährige Ex-Torhüter für das ÖFB-Team, stand in Österreich für den Wiener Sportclub, Vienna, Rapid, LASK und Admira auf dem Platz und verschaffte sich international mit Stationen bei Sunderland, Chelsea, Kaiserslautern, AEK Athen und Panionios einen hervorragenden Ruf.
Keine schlechten Voraussetzungen für die Karriere danach. "Wenn man so lange als Tormann aktiv war und auch so viel gesehen hat, war es eigentlich schon naheliegend, dass ich irgendwann in den Trainerbereich, Tormanntrainerbereich einsteigen werde. Ich denke, man kann da am besten seine Erfahrungen, sein Erlebtes den Torleuten mitgeben", bestätigt Macho im Gespräch mit LAOLA1, dass ihm die Entscheidung nicht schwer fiel.
Ab Jänner 2016 schnupperte er bei der Vienna Regionalliga-Luft. Nach dem Zwangsabstieg des ältesten Fußballklubs Österreichs in die Fünftklassigkeit, suchte auch der Wiener eine neue Herausforderung und landete beim SKN St. Pölten. Seine erste Station im Profibereich, wo er mittlerweile die Lorbeeren dafür einheimst, dass er Christoph Riegler vom Pannen-Keeper zu einem der besten Torhüter Österreichs geformt hat.
Von unten nach oben: "Ein ganz ein Blinder war ich ja auch nicht"
"Prinzipiell ist es sehr spannend für mich, es war mein erstes Jahr in der Bundesliga. Ich habe mich von unten nach oben gearbeitet. Ich finde, da ist nichts Schlechtes dabei, wenn man ein bisschen weiter unten anfängt, um zu sehen, wie es funktionieren könnte, welche Vorstellungen man vom Tormannspiel hat und wie das umsetzbar ist. Ein ganz ein Blinder war ich ja auch nicht, weil auch weiter unten wird sehr gut gearbeitet", hätte es für Macho keinen besseren Werdegang bisher geben können.
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Ihm war es wichtig, Schritt für Schritt zu wachsen und zu lernen. Der sofortige Einstieg aufgrund seines bekannten Namens hätte ihm wohl selbst nicht so viel gebracht, wie das neue Handwerk von der Pike auf zu lernen.
"Man lernt nie aus. Jeder Tag ist wieder eine Herausforderung. Das ist eigentlich entscheidend", geht der frühere Rapid-Ultra in seiner neuen Rolle auf. Obwohl es in St. Pölten super läuft, ist Machos Zukunft in der Landeshauptstadt noch nicht gesichert.
Sein Vertrag läuft im Sommer aus, noch ist nicht sicher, wie es weitergehen wird. "Es hat Gespräche mit dem Verein gegeben. Bisher ist es noch zu früh, um etwas zu sagen. Ich weiß vom Interesse des Vereins, ich habe auch meine Wünsche im Verein kundgetan, wie ich mir das vorstellen könnte", verrät Macho noch keine wirkliche Tendenz, bevor die Saison endgültig abgeschlossen ist. Dass Einser-Torhüter Riegler erst kürzlich bis 2022 verlängert hat, könnte aber womöglich auch Macho zu einem Weitermachen verleiten.
Abschied vom SKN? Ein Plan B liegt immer in der Schublade
Fakt ist, dass der ehemalige Top-Torhüter gut aufgestellt und vernetzt ist. Er pflegt die Kontakte zu seinen Ex-Vereinen ("Ich bin eigentlich regelmäßig bei meinen ehemaligen Klubs"). Sollte es in St. Pölten doch nicht weitergehen, macht er sich trotzdem keine großen Sorgen. Ein Plan B liegt bei ihm immer in der Schublade.
"Das Wichtigste ist, dass man immer einen Plan hat, egal was kommt. Das war auch schon als Spieler so. Aber ich fühle mich wohl hier, das Umfeld passt und der Verein hat mir die Möglichkeit gegeben. Es passt im Moment alles, die Gespräche werden weitergehen und wir werden sehen, wo es hinführt", schließt Macho einen Verbleib beim SKN nicht aus.
Schließlich ist er erst am Anfang seiner Trainerkarriere, noch jung und brennt vor Arbeitseifer. "Ich möchte alles Mögliche, was in mir steckt, investieren, dass die Torleute gut performen, dass auch Nachwuchs-Torleute rauskommen und man auch was für die Zukunft schaffen kann. Fußball ist schnelllebig – heute ist es so, morgen anders. Ich weiß, wie es im Fußball läuft. Deswegen mache ich mir da jetzt in der Situation nicht so viele Gedanken."
Dass St. Pölten nicht das Ziel seiner Träume ist, steht auf einem anderen Blatt Papier. Schon als Spieler blieb Macho als besonders ehrgeizig in Erinnerung. Als Person hat er sich seither nicht verändert.
"Ziel ist es, irgendwann wieder im Ausland zu arbeiten"
Schritt für Schritt will er auch in seiner neuen Funktion die Karriereleiter nach oben klettern.
"Als Aktiver war es auch immer das Ziel, höchstmöglich zu spielen, im Ausland, im Nationalteam. All diese Sachen schwirren da auch im Kopf herum. Natürlich ist es von mir auch ein Ziel, irgendwann wieder im Ausland zu arbeiten", gibt Macho offen und ehrlich zu.
Als Profi startete er mit 22 Jahren ins Abenteuer bei Sunderland und machte sich so einen Namen, dass er sogar beim großen FC Chelsea landete. Auch Lautern und AEK Athen sind in seiner Vita nicht zu verachten. Man tauscht sich aus, prinzipiell ist Macho die Weiterbildung sehr wichtig.
"Es gibt ja auch schon viele Fortbildungen für Tormanntrainer, wo man versucht, zu sehen, wie es in den anderen Ländern funktioniert und was dort gemacht wird. Natürlich hat man als Spieler seine Erfahrungen gesammelt, aber es ist recht interessant. Spieler und Trainer kann man in dem Punkt sehr schlecht vergleichen. Das ist eine ganz andere Situation und deswegen versucht man, sich weiterzubilden und auch beim ÖFB die Fortbildungen zu machen."
Stellenwert der Tormanntrainer sollte gesteigert werden
Der Torwart-Experte ist keiner, der mit dem Kopf durch die Wand will. Er weiß genau, dass er auf dem Weg zum Erfolg auch Abzweigungen nehmen und möglicherweise Rückschläge einstecken muss.
"Man muss einfach offen für Neues sein und nicht schnurstracks seinen Weg gehen und links und rechts alles übersehen. Ich denke, es ist ganz wichtig, dass man persönlich reift, sich weiterentwickelt."
Die Möglichkeiten als Tormanntrainer sind mittlerweile schon größer, trotzdem ist es Macho auch wichtig, dass der Stellenwert des Tormanntrainers verbessert wird. Schließlich nehme der Tormann eine extrem wichtige Position in der Mannschaft ein. Neben seinen Besuchen bei alten Weggefährten fehlt ihm derzeit neben seinem SKN-Job die Zeit für große Hospitationen. Diese will er aber in Zukunft forcieren.
"Ich hatte eine super Zeit bei der Nationalmannschaft, aber ich glaube, momentan ist es besser, tagtäglich auf dem Platz zu sehen und den Torleuten weiterzuhelfen. Aber alles ist möglich."
Auch in der Nationalmannschaft hatte Macho immer einen großen Stellenwert, spielte in Nachwuchs-Auswahlen und stand bei der Heim-EURO 2008 zwischen den Pfosten. Irgendwann einmal für den ÖFB zu arbeiten, schließt der 1,92-Meter-Riese nicht aus.
Zukunft beim ÖFB? Für Macho ist alles möglich
Da Robert Almer Josef Schicklgruber als ÖFB-Tormanntrainer ablöst, liegt auch diese Frage nahe, ob sich Macho so eine Aufgabe womöglich in Zukunft vorstellen könnte.
Doch Macho verfolgt zumindest einen anderen Plan. "Im Moment ist es sicher so, dass ich die tagtägliche Arbeit schon sehr schätze, weil es sehr spannend ist und man sehr viele Erfahrungen sammelt. Aber jeder weiß auch, dass ich immer sehr gerne beim ÖFB und bei der Nationalmannschaft war und sich vielleicht auch irgendwann die Möglichkeit ergibt, dort wieder zu arbeiten. Ich hatte eine super Zeit bei der Nationalmannschaft, aber ich glaube, momentan ist es besser, tagtäglich auf dem Platz zu sehen und den Torleuten weiterzuhelfen. Aber alles ist möglich", hält er sich diese Türe offen.
Die aktuelle Torhüter-Situation in Österreich bezeichnet Macho als "schwierig". "Es gibt Phasen, da haben wir eine große Auswahl an Torhütern, dann gibt es Phasen, wo das nicht so ist. Im Endeffekt ist die Qualität da. Natürlich müssen wir immer schauen, dass viele Torhüter international spielen, aber es ist auch wichtig, dass sie national gute Leistungen zeigen. Man sollte nicht immer alles negativ reden oder Schwarz sehen. Es liegt an jedem einzelnen, seine Chance zu nützen, durch Leistungen, und dann wird das auch fürs Nationalteam passen."
Die aktuellen Teamtorhüter Heinz Lindner, Richard Strebinger und Cican Stankovic sowie jene im erweiterten Kreis will ihr Vorgänger zwischen den ÖFB-Pfosten nicht bewerten. Da Österreich immer gute Torhüter hatte, "sollten wir da positiv rangehen und jedem Spieler die Möglichkeit geben, sich zu entwickeln. Verbesserungen sind natürlich immer möglich." Ob Macho einmal die ÖFB-Keeper verbessert oder wo seine Karriere noch hinführt, wird sich weisen.