Nach Niederlagen gegen die Abstiegskonkurrenten Admira und SV Mattersburg war Karl Daxbacher beim FC Wacker Innsbruck Geschichte.
Im vergangenen Sommer noch umjubelter Aufstiegsheld, mussten die Verantwortlichen rund um Sportvorstand Ali Hörtnagl aufgrund akuter Abstiegssorgen die Reißleine ziehen.
Als Nachfolger wurde nun Thomas Grumser auserkoren. Der 39-Jährige steigt von der zweiten Mannschaft des FC Wacker in der HPYBET 2. Liga auf und soll die Bundesliga-Innsbrucker vor einem Absturz retten. Denn wie Präsident Gerhard Stocker gegenüber LAOLA1 vor einigen Wochen zugab, gibt es bei Wacker keinen Plan B, sondern nur volle Konzentration auf den Plan A (Hier das Interview nachlesen>>>).
Doch wer ist der neue Mann auf der Tiroler Trainerbank genau? LAOLA1 kennt fünf Punkte zu Thomas Grumser:
1. Diesen Spielstil möchte Grumser sehen
Nachdem die Wacker Amateure die Regionalliga-West-Saison nur auf Rang acht abgeschlossen haben, waren viele Experte skeptisch, ob sich die junge Truppe in der 2. Liga halten kann. Nach 17 Spieltagen stehen sie auf einem sehr beachtlichen zehnten Platz.
Der Erfolg hat natürlich viel mit Grumser zu tun. Der Tiroler gilt bei den Spielern als sehr streng, aber auch fair. Auch beim Spielstil, den seine Mannschaft zeigen soll, hat er klare Vorstellungen.
„Wir versuchen in Ballbesitz Dominanz auszustrahlen. Durch sauberes Positionsspiel kommen wir besser in Zonen rein, wo es gefährlich wird. Gegen den Ball spielen wir auch schon sehr intensiv und haben die Höhe der Ballgewinne deutlich nach vorne verlegt“, fasst er seine Herangehensweise in der zweiten Mannschaft zusammen. „Wir haben gesagt, dass der FC Wacker ein Gesicht braucht. So wollen wir Fußball spielen.“
2. Von einem der Besten gelernt
Grumser absolviert momentan neben seiner Trainer-Beschäftigung auch noch den UEFA-Pro-Lizenz-Kurs, ohne dem er bekanntlich nur eine Interimslösung bilden dürfte.
Geleitet wird der Kurs vom neuen Gesamt-Leiter der ÖFB-Trainerausbildung, Dominik Thalhammer. Dazu kommen auch noch Gast-Referenten wie Peter Stöger oder Rapid-Präsident Michael Krammer. Grumser durfte zudem noch von einem der besten seiner Zunft lernen.
Im Zuge der Ausbildung hospitierte er beim Training der russischen Nationalmannschaft und durfte dort Stanislav Cherchesov über die Schulter schauen. Der Ex-FC-Tirol-Star und jetzige russische Teamchef war nach dem Erfolgslauf bei der Heim-WM von der FIFA für die Top-10-Trainer der vergangenen Saison nominiert worden.
3. Teil der „goldenen“ Trainer-Generation
Grumser und Cherchesov kennen sich aber nicht erst seit der Hospitanz. Denn Grumser war Teil des legendären FC-Tirol-Teams, welches von 2000 bis 2002 dreimal in Folge Bundesliga-Meister wurde.
Der 39-Jährige ist damit der Nächste, der aus dem Erfolgs-Team eine wichtige Rolle im Fußball einnimmt. Jerzy Brzceczek versucht sich als Teamchef Polens. Markus Anfang führte Holstein Kiel von der dritten deutschen Liga bis in die Bundesliga-Relegation und soll nun den 1. FC Köln zurück in erfolgreiche Zeiten führen und Ex-Coach Jogi Löw darf sich seit 2014 Weltmeister-Trainer nennen.
Für Grumser ist es wenig überraschend, dass derart viele damalige Teamkollegen sich im Trainer-Business etablieren konnten: "Wenn man die Mannschaft rückblickend beurteilt, war sie in sich sehr, sehr weit mit vielen starken Charakteren. Daher überrascht es mich nicht, dass jetzt viele Spieler aus dieser Mannschaft erfolgreich im Trainergeschäft sind, weil sie auch schon als Spieler sehr klare Vorstellungen hatten. Natürlich geht jeder seinen eigenen Weg mit Prinzipien, die ihm wichtig sind, aber von den Persönlichkeiten überrascht es mich nicht, dass jetzt einige bei großen Adressen tätig sind."
Das wurde aus dem FC-Tirol-Kader
(Auswahl an erfolgreichen Ex-FC-Tirol-Spielern)
Name | ehemalige Position | Trainerjob |
---|---|---|
Stanislav Cherchesov | Torhüter | Teamchef Russland |
Marc Ziegler | Torhüter | Torwartkoordinator DFB |
Walter Kogler | Verteidiger | Trainer bei Wacker (2008-2012)&RW Erfurt (2013-2015) |
Michael Baur | Verteidiger | Trainer bei Grödig (2014-2015) |
Robert Ibertsberger | Verteidiger | Co-Trainer bei Austria Wien |
Oliver Prudlo | Verteidiger | Projektleiter VdF |
Robert Wazinger | Verteidiger | Co-Trainer WSG Wattens |
Zoran Barisic | Mittelfeldspieler | Trainer Olimpija Ljubljana |
Markus Anfang | Mittelfeldspieler |
|
Jerzy Brzeczek | Mittelfeldspieler | Teamchef Polen |
Roland Kirchler | Mittelfeldspieler | Fußballkoordinator Tirol |
Alfred Hörtnagl | Mittelfeldspieler | General Manager Wacker |
Thomas Grumser | Mittelfeldspieler | Trainer Wacker Amateure |
Stefan Köck | Mittelfeldspieler | Sportmanager WSG Wattens |
Radoslav Gilewicz | Stürmer | Sportkoordinator Polen |
Jogi Löw | Trainer | Weltmeister-Trainer Deutschland |
4. Der Weg in die Bundesliga
Nach seiner Zeit als Spieler beim FC Tirol kickte Grumser noch für den SV Wörgl, WSG Wattens, FC Lustenau, Untersiebenbrunn und Pasching, ehe er mit 31 Jahren seine Karriere bei der zweiten Mannschaft des FC Wacker beendete.
Als Trainer startete er noch während seiner Spieler-Karriere in der Jugendabteilung von Wattens, ehe er nach seinem Karriereende Co-Trainer von Werner Löberbauer bei den Innsbrucker Amateuren wurde. 2013 kam die Beförderung zum Chefcoach der zweiten Mannschaft.
In der Saison 2016/17 saß er nach dem missglückten Experiment Maurizio Jacobacci bereits zehn Spiele lang als Interimstrainer auf der Bank der Profis, doch damals machte ihm die fehlende Pro Lizenz einen Strich durch die Rechnung. Aufgrund seines Erfolgs in dieser kurzen Zeit überlegte man beim FC Wacker auch einen „Strohmann“ zu installieren, doch Grumser wollte das nicht, da er kein Mann der halben Sachen sei. Mit der Bestellung von Daxbacher rückte er damals wieder ins zweite Glied.
5. Der Talente-Förderer
Neben der sportlichen Stabilisierung ist auch klar, was sich Ali Hörtnagl von Grumser als Chefcoach erwartet: Weiter Spieler aus der zweiten Mannschaft hochziehen und diese weiter zu entwickeln. Wer wäre dafür besser geeignet, als jener Mann, der seit sechs Jahren für dieses Team verantwortlich war?
Spieler wie Karim Conte (19), Atsushi Zaizen (19) oder Matthäus Taferner (17) könnten wohl die nächsten sein, die den Schritt in die Bundesliga schaffen.
Besonders auf Top-Talent Conte, ein spielstarker Sechser, hält Grumser große Stücke: „Für den haben wir uns eingesetzt, dass wir ihn bekommen im Sommer. Mit dem Material, was wir gesehen haben, hat er uns beeindruckt.“