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Sturm: Eintagsfliege oder Trendwende?

Bei Sturm hat sich einiges geändert. Welchen Fehler der Vorsaison man mit aller Macht verhindern will:

Sturm: Eintagsfliege oder Trendwende?

Franco Foda wehrt sich nach dem überraschenden 3:1 gegen Red Bull Salzburg gegen die Einschätzung einer Wunderheilung bei Sturm von einer Saison zur anderen:

"Wir hatten auch letztes Jahr viele gute Spiele. Es ist nicht so, dass alles schlecht war. Wir hatten nur keine Kontinuität in unserer Leistung, haben viele Torchancen vergeben. Das haben wir gegen Salzburg besser gemacht. Es stand eine Mannschaft auf dem Platz, die 90 Minuten mit Herz, Begeisterung und Leidenschaft gespielt hat."

Die Stichprobe ist mit dem Auftakt-Sieg freilich noch gering - ob sich daraus ein Trend entwickelt, sprich eine nachhaltige Leistungssteigerung im Vergleich mit der verkorksten Vorsaison, gilt es erst zu beweisen.

Das Personal

Geändert hat sich dennoch viel, dafür reicht alleine ein Blick auf die Aufstellung. Mit Lukas Spendlhofer, Charalampos Lykogiannis und Bright Edomwonyi fanden sich gegen die "Bullen" nur drei Spieler in der Startelf wieder, die im Frühjahr regelmäßig zum Einsatz kamen.

Dazu gesellten sich die Neuzugänge Fabian Koch, Uros Matic, Philipp Huspek und Deni Alar, Rückkehrer Marc-Andre Schmerböck sowie mit Christian Gratzei, Christian Schoissengeyr und James Jeggo ein Trio, das zwar bereits im Kader stand, aber auf dem Platz keine Rolle spielte.



"Es ist klar, dass es jetzt so ausschaut, als wäre es ein ganz anderes Gesicht. Ich glaube, man muss nicht alles aus dem letzten Jahr schlechtreden, aber gegen Salzburg ist natürlich alles aufgegangen. Sogar Philipp Huspek hat einmal eine Wurz'n geschoben, das habe ich auch noch nicht gesehen", grinst Lukas Spendlhofer.

Es ist schon länger her, dass nach einer Partie in Liebenau der Schmäh gerannt ist - und Spendlhofer als (Ersatz-)Kapitän war zudem ebenfalls eine dieser Neuerungen, den neuen Spielführer hat man mit Christian Schulz ebenso wie Goalie Daniel Lück oder den nur als Joker aufgebotenen Stefan Hierländer noch in der Hinterhand.

Viel wichtiger war jedoch das sehr wohl verbesserte Auftreten auf dem Platz. Der vom neuen sportlichen Verantwortlichen Günter Kreissl generalsanierte Kader lieferte fraglos ein Versprechen ab. Die defensive Kompaktheit kannte man bereits, bis auf das Gegentor zog man seine Linie im Rückwärtsspiel auch 90 Minuten konzentriert durch, erlaubte der Offensiv-Macht aus Salzburg kaum Chancen.

Die Effizienz

Deutlich spürbarer war der Sprung im Spiel nach vorne, gerade in diesem Bereich macht sich die Blutauffrischung im Kader bemerkbar. Ob Passqualität, Dynamik oder phasenweise wirklich schöne Kombinationen - das konnte sich durchaus sehen lassen.

Der Hauptunterschied lag jedoch auf der Hand: Sturm verwertete seine Chancen. Aus den ersten drei Möglichkeiten erzielte Schwarz-Weiß drei Tore - eine Quote, von der man in der Vorsaison nur träumen konnte.

Und hiermit lässt sich tendenziell auch begründen, warum Foda darauf beharrt, dass auch 2015/16 nicht alles schlecht war. "Im letzten Jahr hatten wir oft viele Torchancen, haben aber nur wenig Tore erzielt. Gegen Salzburg waren wir sehr effizient", verdeutlicht der 50-Jährige.

In der Vorsaison spielte Sturm nach Salzburg die zweitmeisten Chancen heraus, im Abschluss haperte es jedoch. Die Zahl der torgefährlichen Spieler im Kader wurde durch die Transferpolitik offenkundig erhöht. Dass gegen den Double-Gewinner ausschließlich Akteure trafen, die im Frühjahr nicht in Graz engagiert waren, mag mehr als ein Zufall sein.

Die Erwartungshaltung

Auch die Ausgangsposition könnte den guten Start begünstigt haben. "Die Erwartungshaltung war vor dieser Saison niedriger als vor der letzten", erinnert Spendlhofer.

Im Sommer 2015 wurde ein Aufgebot, das im Frühjahr davor überzeugt hat, gezielt verstärkt. Die daraus resultierenden Hoffnungen konnte man jedoch von Beginn an nicht erfüllen. Der Auftakt ging mit den beiden 1:1-Unentschieden in den Heimspielen gegen die Admira und Grödig daneben. Die daraus resultierende Unruhe konnte man im weiteren Saisonverlauf nie richtig ausmerzen - auch, weil man nach Erfolgserlebnissen nur selten nachlegen konnte.

Nun hat man die große Chance, es besser zu machen.

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So schnell das Umfeld in Graz bei ausbleibendem Erfolg nervös wird, so sehr kann eine Euphorie in der Stadt zum Trumpf werden. Lediglich 8593 Zuschauer beim Auftakt eines runderneuerten Teams gegen den amtierenden Meister und Cupsieger unterstreichen, dass es viel Vertrauen zurückzuerobern gilt. Gelingt es nachzulegen, kann dies in der steirischen Landeshauptstadt sehr schnell gehen.

Umso entscheidendere Bedeutung kommt den beiden Auswärtsspielen in Ried und Mattersburg zu. Bei zwei Siegen darf man von einem Run auf die Tickets für das nächste Heimspiel gegen Austria Wien ausgehen.

Dafür gilt es jedoch zu beweisen, dass man eine weitere Schwäche der jüngeren Vergangenheit, nämlich gegen tief stehende Gegner das Spiel zu gestalten, gezielt bearbeitet hat. Räume, wie man sie teilweise gegen Salzburg vorgefunden hat, sind wohl nicht zu erwarten.

Mittelmaß zwischen Euphorie und Realismus

In Graz ist man nach den unerwarteten drei Punkten gegen Salzburg jedenfalls bemüht, das richtige Mittelmaß zwischen Euphorie und Realismus zu bewahren. Die Fans dürften natürlich feiern, meint Foda, auch Spendlhofer meint: "Es ist schön, wenn man das Stadion so erlebt und wir den Fans gleich zum Start der Saison etwas zurückgeben können, nachdem die letzte Saison ja nicht so berauschend war. Wenn die Anhänger mit einem strahlenden Lächeln heimgehen und rundherum Euphorie entsteht, kann uns das eigentlich nur beflügeln."

Gleichzeitig warnt der Innenverteidiger: "Man darf jetzt nicht alles gleich superschön reden, sondern muss am Boden bleiben und weiterarbeiten. Die nächsten Spiele sind schwer genug. Da gilt es das zu bestätigen."

"Es macht keinen Sinn, große Sprüche zu klopfen", erklärt auch Foda und will mit aller Macht eines der größten Defizite der Vorsaison vermeiden:

"Ich kann das Salzburg-Spiel gut einordnen, wir werden es auch richtig bewerten. Es ist wichtig, dass wir bodenständig bleiben und gezielt weiterarbeiten. Es gibt noch viele Dinge zu verbessern. Im letzten Jahr haben wir oft den Fehler gemacht, dass wir nach einer guten Phase nachgelassen haben. Das darf uns in diesem Jahr nicht passieren."

Omnipräsent ist sie immer noch in Graz, diese völlig misslungene Spielzeit. Aber möglicherweise kann man sie schneller als erwartet vergessen machen.


Peter Altmann

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