Am Dienstag ließ der LASK eine Bombe platzen und schasste Dietmar Kühbauer.
Die Regelung der Nachfolge war im selben Atemzug beschlossene Sache: Thomas Sageder, bisher Co-Trainer des FC Liefering in der Admiral 2. Liga, übernimmt ab 1. Juli 2023.
Unterstellt man den Linzern angesichts dieser Fakten risikofreudiges Kalkül, irrt man aber. Das greift zu kurz. Denn mit Thomas Sageder nimmt auf der Trainerbank des LASK jemand Platz, der von Oliver Glasner lernte, und eine Menge Erfahrung aus der Deutschen Bundesliga mitbringt.
Dennoch ist die Situation für Sageder aus zwei Gesichtspunkten Neuland. Noch nie war er in einer höchsten Spielklasse Cheftrainer. Seit 2019 ist er eigentlich mehr der Mann, der im Hintergrund die Fäden zieht.
Vom Chefcoach zum Assistenten
Zuletzt war Thomas Sageder Assistenztrainer von Fabio Ingolitsch beim FC Liefering. Wenn man sich seine bisherige Vita genauer anschaut, eigentlich ein Kuriosum. Denn Sageder wechselte ausgerechnet von der Deutschen Bundesliga zurück in die "zweite Reihe" nach Österreich.
"Ich muss zugeben, es ist nicht einfach, als junger Trainer die Möglichkeit, seinen Traum in einer der besten Ligen der Welt zu erfüllen, aufzugeben."
Als Oliver Glasner dem LASK im Sommer 2019 den Rücken kehrte und beim VfL Wolfsburg anheuerte, nahm er Sageder unter seine Fittiche. Der heute 39-Jährige war damals noch bei LASK-Lokalrivale Blau-Weiß in Amt und Würden, gab seinen Chefsessel aber auf, um kurz darauf mit Glasner nach Deutschland abzuwandern. Unbekannt waren sich beide zuvor freilich nicht. Sowohl eine gemeinsame Zeit bei der SV Ried als auch der gemeinsame Wohnort Riedau verband schon damals.
Zwei Jahre später trennten sich die Wege wieder. Glasner zog weiter nach Frankfurt, Sageder verzichtete. Statt dem Oberösterreicher begleitete Michael Angerschmid Glasner als Assistent nach Frankfurt, mit Ronald Brunmayer stieß ein weiterer Österreicher dazu. Der Rest ist Geschichte.
Die Entscheidung im Sommer 2021, nicht mit zur Eintracht zu gehen, fiel Sageder nicht leicht. Am Ende war das Bedürfnis, wieder näher bei seiner Familie zu sein, aber zu groß. Noch während der Zeit in Wolfsburg kam das zweite Kind auf die Welt, beide Jungen sollten im gewohnten Umfeld aufwachsen können. Bedauern liegt aber nicht in der Natur des neuen LASK-Trainers, wie er gegenüber LAOLA1 im März zu Protokoll gab.
"Ich muss zugeben, es ist nicht einfach, als junger Trainer die Möglichkeit, seinen Traum in einer der besten Ligen der Welt zu erfüllen, aufzugeben. Das ist mir nicht leicht gefallen. Aber die Entscheidung ist für mich völlig richtig, weil ich sie im Sinne meiner Familie und speziell meiner Kinder getroffen habe. Daher bereue ich die Entscheidung keinen einzigen Tag", sagte Sageder.
Rückkehr als Cheftrainer war angekündigt
Die Liste der Profimannschaften, die Sageder bisher als Cheftrainer führte, ist kurz. Neben einem Auslandsaufenthalt in Westafrika bei Red Bull Ghana (2010-2011) coachte der 39-Jährige sonst nur noch zwei Klubs in Österreichs Unterhaus. Beim SV Wallern (2016-2017) und Blau-Weiß Linz (2017-2019) blieb es bei kurzen Zwischenstationen, bevor Oliver Glasner anrief. Mit Wolfsburg ging es nach sechs Jahren Abstinenz zurück in die Champions League, das Duo holte zudem die zweitmeisten Punkte aller VfL-Trainer.
Auch in Salzburg konnte sich Sageder einen Namen machen. Nach einem Meistertitel mit der U18 Mannschaft der AKA Salzburg wurden Sageder und Chef Ingolitsch nach einem Jahr in Liefering zur Saison 2022/23 zu den Profis in der 2. Liga befördert. Dort ist auch Ingolitsch mittlerweile wieder Geschichte >>>
Dass Sageder nach vier Jahren als Assistent wieder einen Cheftrainerposten anstrebte, galt schon länger als offenes Geheimnis. "Für mich ist schon sehr klar, dass ich spätestens nach Beendigung des Pro-Lizenz-Kurses Signale aussenden möchte, dass ich wieder als Cheftrainer tätig sein möchte", kündigte der Oberösterreicher ebenfalls gegenüber LAOLA1 im März an.
Akribischer Arbeiter und "Fußballverrückter"
Der LASK hat diese Signale nun als erster wahrgenommen und sogleich zugeschlagen. Laut den "Oberösterreichischen Nachrichten" darf sich der LASK auf einen akribischen Arbeiter und einen Fußballverrückten in einer Person freuen.
Eigenschaften, die auch Mentor Glasner nachgesagt werden können. Nicht auszuschließen ist, dass man in der Stahlstadt an der Uhr drehen will und jemandem, der nachgewiesenerweise Glasner-Fußball spielen lässt, in Linz wieder ans Ruder lässt.
Dass der LASK seit einigen Jahren aus dem Konzert der Großen kaum wegzudenken ist, geht nämlich auf Sageders langjährigen Wegbegleiter zurück. Glasner führte den LASK zurück in die Erstklassigkeit und zur ersten Bundesliga-Vizemeisterschaft.
Viel erlebt hat Sageder ohne Zweifel. Als Cheftrainer in einer höchsten Spielklasse muss er sich aber erst beweisen. Dass der LASK einen Trainer, der Dritter wird und eine Europacup-Gruppenphase in die neue Raiffeisen-Arena bringt, vor die Tür setzt, zeigt: die Anforderungen sind hoch.