Trainerfriedhof SV Ried

Robert Ibertsberger ist in guter Gesellschaft!

Zwar wird das abrupte Aus bei der SV Ried noch länger am 45-jährigen Trainer nagen, bei einem Blick auf die Statistik hätte der Salzburger aber wissen können, worauf er sich im Innviertel einlässt.

Denn sein Schicksal ist kein einzelnes, viel mehr sind überhastete Trainer-Entscheidungen bei den Wikingern Programm und kosteten auch vielen von Ibertsbergers Vorgängern schlussendlich den Job. Willkommen auf dem Trainer-Friedhof der SV Ried!

10 Trainer in fünf Jahren, nur zwei länger als ein Jahr

Seit der ersten Ära von Paul Gludovatz, die vor über zehn Jahren nach 1347 Tagen endete, blieb in Ried kein Stein mehr auf dem anderen. Die harten Fakten: Der Tausch von Ibertsberger zu Christian Heinle war der sechste in den letzten eineinhalb Jahren, der zehnte Trainerwechsel in den letzten fünf Jahren (siehe Trainerliste unten).

Nur drei Trainer durften seit Gludovatz' erster Amtszeit länger als ein Jahr arbeiten und neun der letzten zehn Trainer konnten sich nicht über eine gesamte Saison durchsetzen. So wie auch Ibertsberger, der nach lediglich 107 Tagen, also dreieinhalb Monaten, und nur elf Spielen an der Seitenlinie seinen Hut nehmen musste.

Kuriose Entscheidungen

Der engagierte Coach soll zu viel vom Erfolgsmodell verändert haben - welches Christian Heinle als Interimscoach aufgebaut hat und nun als neuerlicher Cheftrainer fortführen soll. Pikantes Detail am Rande: Aufgrund der fehlenden Trainerlizenz musste im Winter eine "Übergangslösung" gefunden werden.

Jetzt, wo Heinle zum UEFA-Pro-Diplom-Lehrgang zugelassen wurde, darf er auch offiziell wieder in die erste Reihe rücken - was prompt von der SV Ried vollzogen wurde.

Schon im Herbst war es nicht die feine englische Art, wie Andreas Heraf verabschiedet wurde. Ried sicherte ihm aufgrund einer gesundheitlichen Auszeit vollste Unterstützung zu, doch es kam zu keiner Rückkehr mehr, da man an Interimscoach Heinle festhielt.

Damals war der destruktive, ergebnisorientierte Fußball unter Heraf als Grund angeführt worden, Ibertsberger wurde nun eher das Gegenteil vorgeworfen, dass er auf Entwicklung setzt und im Abstiegskampf nicht - mit welchem Fußball auch immer - die Ergebnisse liefere. Da dürfte der alte, neue Trainer Heinle bei Präsident Roland Daxl und Sportchef Thomas Reifeltshammer eher einen Stein im Brett haben.

Baumgartner als Ausnahme in einer langen Liste

Die Trainer-Liste der SV Ried in den letzten Jahren ist lang. Mit Ibertsberger, Heinle, Heraf, Muslic, Schweitzer und Baumgartner waren es in den letzten eineinhalb Jahren inklusive Interimscoaches sechs Trainer, die das Zepter in der Hand hielten.

Dazu kommen mit abermals Muslic, Weissenböck, Schiemer und Chabbi vier weitere, um zehn Trainer in den letzten fünf Jahren perfekt zu machen. Von diesen wurde nur Baumgartner die Ehre zuteil, eine komplette Saison durchgehend durchziehen zu dürfen.

Mit 714 Tagen Amtszeit war er eine der wenigen Ausnahmen, die sich länger profilieren durften, wobei auch sein Abschied nach 61 Spielen und mit einem Punkteschnitt von 1,93 Zählern nicht ganz ohne Misstöne verlief. Alle anderen neun Coaches wurden früher entlassen oder waren ohnehin nur Übergangs- oder Interimslösungen.

Glasner und Angerschmid haben es bis nach Frankfurt geschafft

Baumgartner war die eine Ausnahme, die anderen zwei hießen Lassaad Chabbi und Michael Angerschmid. Denn nur diese drei Ried-Trainer durften seit 2012 von der Anzahl der Tage her länger als ein Jahr im Amt bleiben.

Baumgartner überflügelte mit 714 Tagen alle seit der historischen Amtszeit des leider schon verstorbenen Paul Gludovatz. Angerschmid durfte 538 Tage als Cheftrainer werken, Chabbi knackte mit 397 Tagen ganz knapp das Jahr.

Gerne länger gehalten hätten die Oberösterreicher wohl Oliver Glasner, der nach 358 Tagen als einer der wenigen aus eigenen Stücken den Absprung zum LASK wagte und mittlerweile über Wolfsburg in Frankfurt gelandet ist. Dabei ist es wohl weniger ein Zufall, dass er dort ausgerechnet mit Ex-Ried-Kollege Angerschmid ein unschlagbares Tandem bildet und von Erfolg zu Erfolg eilt.

Ist Heinle die nächste Kurzzeit-Lösung?

Derzeit überschlagen sich die Rieder mit Vorschuss-Lorbeeren für den neuen Cheftrainer Christian Heinle - so wie es auch bei all seinen Vorgängern war, auch wenn im Winter eigentlich Martin Stocklasa und nicht Ibertsberger der Wunschkandidat war.

Das Momentum kippte bei den Kandidaten der vergangenen Jahre jedoch sehr schnell. Heinle kennt alle Beteiligten seit Jahren, ist lokal verankert und mit seinen 37 Jahren bereit für den nächsten Schritt. Vielleicht war das die ganze Zeit im Hinterkopf der Entscheidungsträger.

Nun soll Heinle Ried wieder stabilisieren, im Sommer einen Kader nach seinen Vorstellungen formen und der neue, starke Mann werden. Ob es nur Zufall ist, dass Experte Peter Linden bereits den Namen des Lafnitz-Trainers Philipp Semlic in der Rieder Gerüchteküche vernommen hat?

Schließlich gibt es auch für Heinle keine Garantie, nicht das nächste Opfer der Rieder Kurzsichtigkeit zu werden. Denn sollte tatsächlich der Abstieg nach einem durchaus starken Grunddurchgang passieren oder Heinles Vorstellungen nicht aufgehen, würde das wohl erneut einiges ändern.

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