Dem FC Red Bull Salzburg wird aktuell ein Stürmer-Problem nachgesagt. In den bisher fünf Spielen der UEFA Champions League konnte mit Roko Simic nur ein Angreifer der "Bullen" anschreiben, und auch in der Liga glänzten die Stürmer der Mozartstädter schon einmal mehr.
Einst glänzten Soriano und Haaland im Herbst mit gigantischen Torquoten. Doch: Ist das aktuelle "Problem" wirklich so dramatisch?
LAOLA1 vergleicht vor dem Duell gegen Rapid (Samstag, 14:30 im LIVE-Ticker) die Torstatistiken der Salzburger Stürmer in den ersten 16 Runden der letzten zehn Jahre. Weiters wird ein Vergleich mit den Torerfolgen im Europacup-Herbst gezogen.
Über zwei Torgarantien an vorderster Front verfügten die "Bullen" dabei nur selten.
Saison | Spieler | Liga-Tore nach 16 Rd. (gesamt) | EC-Tore Herbst (gesamt) |
---|---|---|---|
2023/24 | Karim Konate | 8 | 0 |
Roko Simic | 4 | 1 | |
Sekou Koita | 3 | 0 | |
Dorgeles Nene | 2 | 0 | |
Petar Ratkov | 2 | 0 | |
2022/23 | Noah Okafor | 7 (7) | 3 (3) |
Junior Adamu | 7 (10) | 1 (1) | |
Benjamin Sesko | 5 (16) | 0 (0) | |
2021/22 | Karim Adeyemi | 11 (19) | 4 (4) |
Noah Okafor | 5 (9) | 3 (3) | |
Benjamin Sesko | 3 (5) | 1 (1) | |
Junior Adamu | 3 (7) | 0 (1) | |
2020/21 | Sekou Koita | 13 (14) | 0 (0) |
Patson Daka | 11 (27) | 2 (2) | |
Mergim Berisha | 7 (14) | 4 (5) | |
Karim Adeyemi | 1 (7) | 1 (1) | |
2019/20 | Erling Haaland | 15 (16) | 8 (8) |
Patson Daka | 12 (24) | 1 (1) | |
He-chan Hwang | 6 (11) | 3 (4) | |
Sekou Koita | 6 (8) | 0 (0) | |
2018/19 | Munas Dabbur | 8 (20) | 10 (12) |
Takumi Minamino | 4 (6) | 5 (6) | |
Fredrik Gulbrandsen | 2 (7) | 4 (4) | |
Smail Prevljak | 5 (10) | 0 (0) | |
2017/18 | Munas Dabbur | 11 (22) | 5 (7) |
Hee-chan Hwang | 4 (5) | 4 (5) | |
Fredrik Gulbrandsen | 3 (11) | 3 (3) | |
2016/17 | Jonathan Soriano | 6 (8) | 4 (4) |
He-chan Hwang | 3 (12) | 2 (2) | |
Takumi Minamino | 3 (11) | 0 (0) | |
Munas Dabbur | 2 (2) | 1 (1) | |
2015/16 | Jonathan Soriano | 11 (21) | 1 (1) |
Omer Damari | 4 (4) | 0 (0) | |
Yordy Reyna | 2 (3) | 0 (0) | |
2014/15 | Jonathan Soriano | 17 (31) | 7 (8) |
Alan | 6 (9) | 8 (8) | |
2013/14 | Jonathan Soriano | 12 (31) | 5 (9) |
Alan | 11 (26) | 5 (5) |
Auf den ersten Blick stechen bezüglich der statistischen Werte der Salzburg-Stümer zwei Herbst-Saisonen heraus.
In der Saison 2019/20 zerschoss Erling Haaland mit 15 Treffern in den ersten 16 Bundesliga-Partien die Liga. Als wäre das nicht genug, schrieb auch der "zweite" Stürmer Patson Daka im selben Zeitraum starke zwölf Mal in der Liga an.
Auf so viele Treffer in diesem Zeitraum kam kein Salzburg-Duo der letzten zehn Jahre. Noch beeindruckender ist dabei die Statistik von Erling Haaland in der Champions League. In seinen ersten sechs "Königsklassen"-Partien netzte er gleich acht Mal. Dass sich seine Salzburg-Torstatistik im Laufe der Saison nicht mehr wahnsinnig ausbaute, hatte damit zu tun, dass er sich im Winter Richtung Dortmund verabschiedete.
Jonathan Soriano mit Liga-Traumstart 2014/15
Noch mehr Treffer nach 16 Runden hatte nur Jonathan Soriano. Der Spanier drehte in der Saison 2014/15 17 Mal in den ersten 16 Runden zum Torjubel ab. Auch im Europacup-Herbst verbuchte er in CL-Quali und Europa League in zehn Spielen sieben Treffer.
Europäisch noch erfolgreicher war damals sein brasilianischer Sturmpartner Alan, der acht Treffer im Europacup-Herbst bejubeln konnte, in der Liga hinkte er mit sechs Treffern hinterher.
Den zahlentechnisch erfolgreichsten Europacup-Herbst lieferte Munas Dabbur. So traf er 2018/19 in CL-Quali und Europa League in zehn Partien zehn Mal.
Marsch hatte im Herbst 2020 gleich drei Torgarantien
Als Ausnahme-Herbst gilt das Jahr 2020/21. Dort konnte sich Jesse Marsch gleich auf drei Salzburg-Stürmer verlassen.
In den ersten 16 Runden der Liga war auf Koita (13) und Patson Daka (11) Verlass, auch Mergim Berisha verbuchte immerhin sieben Treffer. In der Champions League war es Berisha, der mit vier Treffern in sechs Spielen am torgefährlichsten agierte.
Verglichen zu den besten Zeiten schauen die aktuellen Torstatistiken des Sturms der Struber-Elf also harmlos aus. Mit Simic ist es gerade ein CL-Treffer der "Bullen", der auf das Konto eines Stürmers geht. Auch in der Liga wirken die acht Treffer Konates, und damit die meisten der Mannschaft, nicht sonderlich faszinierend.
Die zweit- und dritterfolgreichsten Torjäger Roko Simic und Sekou Koita kommen gerade einmal auf vier beziehungsweise drei Treffer.
Es gab in den letzten zehn Jahren, in denen am Ende jedes Mal der Meisterteller nach Salzburg wanderte, aber auch schon einmal düsterere Zeiten im RB-Angriff.
Im goldenen Europacup-Herbst Dabburs 2018/19 netzte er in der Liga als bester "Bullen"-Stürmer nur acht Mal. In dieser Saison agierte auch Takumi Minamino unter Marco Rose immer wieder als Stürmer. Der Japaner pendelte in Salzburg je nach Vorlieben der Übungsleiter zwischen Mittelfeld und Sturm, weshalb er in der Statistik nur in jenen Saisonen angeführt ist, in denen er vorwiegend als Angreifer im Einsatz war.
Keine Tore, plötzlich Vierter
Wenig in Fahrt kam der "Bullen"-Sturm in den ersten 16 Runden 2016/17 unter Oscar Garcia. Mit sechs Treffern verbuchte Soriano, der 2014/15 noch den Bestwert markierte, die schlechteste Ausbeute des besten Salzburg-Stürmers der letzten zehn Jahre. Die weiteren Stürmer Minamino und Hwang (je drei Tore) halfen auch nur bedingt weiter.
Bei den Trefferquoten war es also kein Wunder, dass die Mozartstädter damals in jener Phase der Saison mit Platz vier hinter Sturm, Altach und Austria Wien vorlieb nehmen mussten.
Dass Salzburg nach 16 Spielen nicht die Tabelle anführte, war in den letzten zehn Jahren auch noch 2015/16 der Fall. Damals rangierte Salzburg hinter der Wiener Austria an zweiter Stelle. Soriano lieferte in den ersten 16 Partien mit elf Treffern zwar noch okay ab. Die weiteren Stürmer Omer Damari (4) und Yordy Reyna (3) waren damals allerdings keine Torgarantien.
Bei Sesko platzte der Knoten im Frühjahr
Auch in der vergangenen Saison war die Torausbeute der Stürmer nach 16 Runden ausbaufähig. Okafor und Adamu hatten mit jeweils sieben Bundesliga-Treffern noch weniger als Konate im bisherigen Herbst. Sesko hielt bei fünf. In der "Königsklasse" kamen die Stürmer mit Okafor (3) und Adamu (1) aber immerhin auf vier Treffer.
Da könnten die heutigen Salzburg-Stürmer im finalen Europacup-Spiel gegen Benfica noch zumindest anschließen.
Dass der Knoten bei einem Angreifer schnell platzen kann, zeigt das Beispiel Benjamin Sesko. Nachdem er in den ersten 16 Runden der abgelaufenen Saison nur fünf Tore machte, hatte er am Ende immerhin 16 Treffer.
Fazit: Dass es im Salzburg-Sturm schon einmal wesentlich rosiger aussah, ist nicht wegzuleugnen. In den goldenen Zeiten von Soriano, Haaland und Co. konnten sich die Coaches wesentlich mehr auf die Offensiv-Stars verlassen. Die Lage war aber auch schon einmal weitaus dramatischer, beispielsweise 2016/17 als die "Bullen" nach 16 Runden auch aufgrund mangelnder Treffer nur Vierter waren.
Außerdem verfügt Salzburg in der aktuellen Saison ausschließlich über junge Kicker im Sturm. Dass der Knoten bei dem ein oder anderen sicherlich noch im Laufe der Saison platzen wird, darf wohl erwartet werden.