Wer bleibt? Wer geht? Rapids offene Fragezeichen

Das 340. Wiener Derby wird ein richtungsweisendes Spiel (So., ab 17:00 Uhr im LIVE-Ticker>>>). Auch für die Austria, aber für den SK Rapid Wien um keinen Deut weniger.

Nach dem verpassten Cup-Sieg wurde Rang vier in der Admiral Bundesliga als oberstes Ziel ausgesprochen, um einen fixen Europacup-Platz einzuheimsen. Die "Veilchen" sind zwei Punkte zurück und machen diesen streitig, ein Sieg im Derby wäre für beide Rivalen auch in der Tabelle Gold wert.

Immerhin ist eine Teilnahme am europäischen Geschäft auch eine Zukunftsfrage. So manche stellt sich auch auf individueller Ebene, wenngleich Sportdirektor Markus Katzer in den letzten Wochen einige große Fragezeichen schon aus dem Weg räumen könnte.

LAOLA1 mit einer Übersicht, wie es um die Vertragssituationen aller Rapid-Spieler bestellt ist - und wer sich schon unmittelbar um seine Zukunft Gedanken machen muss:

Diese Verträge laufen im Sommer aus

Sieben Spieler haben nur noch bis zum Ende dieser Saison einen Vertrag beim SK Rapid - und bei fünf davon scheint eine Tendenz erkennbar zu sein.

Einer gewissen Ausdünnung des Kaders dürften Christoph Knasmüllner, Kevin Wimmer, Dejan Petrovic und Lion Schuster zum Opfer fallen.

Sportdirektor Markus Katzer bestätigte vor einem Monat, dass "Knasi" "mehrere Möglichkeiten bekommen hat. Er weiß selber, dass er die nicht bestmöglich genutzt hat". Indirekt kündigte er einen Abgang schon an, zumal der 31-Jährige im Frühjahr keinerlei Rolle mehr spielte. Mit 175 Partien seit 2018 (38 Tore, 37 Assists) wird sich einer der dienstältesten Rapidler wohl eine neue Aufgabe suchen müssen.

Wimmer kehrte nach einigen internationalen Stationen bei Rapid nach Österreich zurück und sollte diese einbringen, war aber immer wieder verletzt und konnte sich letzten Endes nicht richtig durchsetzen. Seit Zoran Barisic als Trainer fungiert, gab es nur Einsätze im ÖFB-Cup: Im Viertelfinale und im Finale, letzteres notgedrungen.

Petrovic war in den ersten beiden Jahren noch weitestgehend gesetzt, ein Kreuzbandriss im letzten Frühjahr läutete den Abstieg ein. Erst im Februar kehrte der Slowene zurück, kommt aber kaum zu Einsätzen.

Schuster ist seit drei Jahren im Profi-Kader zu finden, brachte es - auch verletzungsbedingt - aber nur auf 24 Einsätze, davon lediglich sieben von Beginn weg. Wie bei einigen Kollegen von Rapid II - wo der 22-Jährige nach seiner Knieverletzung hauptsächlich auftrat - stehen die Zeichen auf Abschied.

Alles offen bei Gartler, Dibon und Kasius

Besser sieht es für Paul Gartler aus. Zwar hat der 26-Jährige das Duell um die Einser-Rolle vor einem Jahr gegen Niklas Hedl, der nach seiner Vertragsverlängerung auch noch eine ganze Weile gesetzt sein wird, verloren. Beide Seiten können sich eine weitere Zusammenarbeit aber vorstellen.

Nicht abzuschätzen ist die weitere Zukunft von Christopher Dibon. Der in der Vergangenheit immer wieder von Verletzungen ausgebremste Routinier in der Innenverteidigung muss 2022/23 ausschließlich aus sportlichen Gründen durchgehend zusehen. Nur zweimal stand er in der Bundesliga am Feld - das gleich als Kapitän - ein weiteres Mal im ÖFB-Cup und dreimal in der Admiral 2. Liga.

Eigentlich fühlt sich der 32-Jährige noch zu fit für ein Karriereende, andererseits ist ein Verbleib beim Verein für ihn klare Sache>>>. Gut möglich, dass es in diesem Sommer einen Wechsel in eine Rolle abseits des Platzes gibt.

Völlig offen ist auch, wie es mit dem einzigen Leihspieler im Kader weitergeht: Denso Kasius. Die Möglichkeit, die Leihe von Bologna zu verlängern, besteht, wäre aber keine billige Angelegenheit.

Und zuletzt hat der 20-jährige Niederländer nicht ausschließlich Werbung für sich gemacht. Nach einigen enorm starken Erstauftritten in Grün-Weiß wurde vor allem "Wiener Derby" zum Reizbegriff für den Außenverteidiger, der beim 0:2 im März den ersten Gegentreffer mitverschuldete und beim spektakulären 3:3 zu Beginn der zweiten Hälfte nach einer übermütigen Attacke vom Platz flog. Auch die Leistungen waren zuletzt nicht immer einem Legionär entsprechend. Für ihn geht es ad hoc also von allen Rapidlern am meisten, sollte er einen Verbleib anstreben.

Diese Verträge laufen 2024 aus

Beginnend mit kommenden Sommer wird es für sieben weitere Spieler spannend, die sich in drei Kategorien einteilen lassen: Routiniers, Youngster - und Marco Grüll.

Der Flügelspieler ist zweifelsohne die heißeste Transfer-Aktie Rapids. Und sollte keine Verlängerung in Sicht sein, muss der wertvollste Kaderspieler der Hütteldorfer bald zu Geld gemacht werden.

Die Gerüchte um einen Wechsel in die MLS hatten Substanz, sind aber aktuell abgekühlt, da das Transferfenster in Übersee am 24. April schloss. Vorherige Verhandlungen zwischen Los Angeles Galaxy und Rapid kamen zu keinem Ergebnis, zumal ja das Cup-Finale vor der Tür stand.

Aber Begehrlichkeiten weckt der 24-Jährige. Ein nächster Interessent hat sich konkret noch nicht angekündigt, wird aber sicher kommen. Womöglich schon im Sommer.

Der Faktor Alter

Mit Guido Burgstaller, Thorsten Schick und Michael Sollbauer hat ein Trio den 30. Geburtstag nicht erst letztes Jahr gefeiert. Damit werden persönliche Zukunftsplanungen auch ein Faktor sein, speziell bei "Burgi". Sein sportlicher Wert ist auf dem Weg zum Torschützenkönig über jeden Zweifel erhaben, auch das Verteidiger-Duo war zuletzt gesetzt. Die Frage - die sich aktuell noch nicht klären lässt - ist auch, wie sich die langfristigen Perspektiven Rapids auf ihren Positionen in nächster Zeit entwickeln.

Bernhard Unger, Marko Dijakovic und Nicolas Bajlicz markieren am anderen Ende des Spektrums die Jungen. Unger ist in der Torhüter-Hackordnung nur die Nummer drei. Sollte Gartler verlängern, wird er das wohl bleiben.

Dijakovics "Schnupperminuten" in der Kampfmannschaft liegen nun schon eineinhalb Jahre zurück, bei Rapid II ist der Innenverteidiger aber gesetzt. Sollten Wimmer und Dibon aus der Hackordnung fallen und Transferbegehrlichkeiten um Leo Querfeld erwachen, könnte der Bedarf aber schnell drängender werden. Und Nachrücker aus den eigenen Reihen sind speziell in der Verteidigung in den letzten Jahren keine schlechte Herangehensweise gewesen.

Bajlicz wartet nach seiner Verpflichtung aus Köln im Winter 2022 noch auf Einsätze "oben", mit 18 Jahren ist das Entwicklungsfenster bei ihm noch länger offen. Jedenfalls länger als bis 2024.

Die schönsten Derby-Choreos

Diese Spieler stehen bis 2025 unter Vertrag

Ein Großteil des Kaders hat noch zwei Jahre Vertrag, womit unmittelbar keine großen Nachrichten zu erwarten sind. Mittelfristig müssen sich alle diese Spieler natürlich beweisen und am Besten schon 2023/24 in eine Position bringen, ihren Wert zu unterstreichen.

In die Kategorie "völlig unumstritten" fallen nämlich die wenigsten Vertreter dieser Kategorie. Einzig Leopold Querfeld ist über die meisten Zweifel erhaben, allerdings momentan verletzt außer Gefecht - und nebenbei abseits von Grüll der einzige Spieler, um dessen Namen immer wieder mal ein lukrativer Abgang in absehbarer Zeit schwirrt.

Konkret gibt es aktuell nichts, die Verletzung wird die Interessenten unmittelbar auch nicht auf die Türmatte bringen. Sollte der 19-jährige Innenverteidiger seine Leistungen nächstes Jahr aber bestätigen können, wird das Thema aufkommen. Einem ablösefreien Abgang hat Markus Katzer mit der Verlängerung zumindest bis 2025 einen Riegel vorgeschoben.

Darüber hinaus sind individuelle Situationen zu betrachten. So hat Bernhard Zimmermann seinen Wert punktuell schon beweisen dürfen, auf seiner Position hinter Burgstaller aber momentan das Nachsehen und mit Ferdy Druijf einen Legionär mit hohem Potenzial - das er nicht immer abrufen kann - als Konkurrenten. Mit 21 Jahren wird Zimmermann weiter ein Zukunftsthema sein, die Dynamik der nächsten zwei Jahre ist aber schwer vorauszusagen.

Diese Spieler stehen noch länger unter Vertrag

Mit Nicolas Kühn wurde schon bei der Verpflichtung eine langfristige Zusammenarbeit vereinbart. Das könnte sich noch als wertvoll erweisen: Richtig festgesetzt hat sich der Deutsche auch durch eine Verletzung noch nicht, sein fußballerisches Talent aber trotzdem schon immer wieder zur Schau gestellt. Man darf gespannt sein, was das 23-jährige Ex-Supertalent noch zeigen wird.

Neben ihm präsentieren sich die ersten Früchte der Arbeit von Markus Katzer. Mit Niklas Hedl, Jonas Auer und Oliver Strunz wurde ein junges Leistungsträger-Trio in den letzten Wochen jeweils bis 2027 an den Verein gebunden.