Wer mit etwas Verspätung das 2:2 des SK Rapid bei US Sassuolo verfolgt hat, wird sich gefragt haben: Wer ist dieser Blondschopf, der als rechter Außenverteidiger in Rapids Viererkette agiert?
Sein Name: Manuel Thurnwald, 18 Jahre alt und aus dem eigenen grün-weißen Nachwuchs. Der erste Auftritt machte Lust auf mehr.
"Ich war angespannt, ein bisschen nervös, aber das ist mit den ersten Ballkontakten verflogen", meint der Youngster. Und Mario Sonnleitner lobt: "Er war kalt wie ein Fisch."
Aktuell muss behauptet werden, dass es sich bei Thurnwald aufgrund der Verletzungsmisere um eine von Rapids letzten Hoffnungen handelt, es könnte aber auf lange Sicht gesehen durchaus eine Zukunftshoffnung für den Verein werden.
Vom Kreativspieler zum Außenverteidiger umfunktioniert
Doch wer ist dieser 1998 geborene Jungstar, bei dem Trainer Mike Büskens keine Bedenken hatte, ihn auswärts in Italien ins kalte Wasser zu werfen?
Der Wiener, am 16. Juli geboren, stand noch nie im Profi-Kader und bekam gegen Sassuolo den Vorzug gegenüber Maximilian Wöber als Ersatz des verletzten Mario Pavelic.
Ansonsten zählt der 1,72 Meter kleine Wirbelwind zur Stammkraft bei Rapid II in der Regionalliga Ost - mittlerweile als Rechtsverteidiger mit Offensivdrang. Aber das war nicht immer so, wie LAOLA1 aus Rapid-Kreisen erfährt.
Im Nachwuchs der Hütteldorfer, der Akademie bis hin zur U18 war Thurnwald überraschenderweise noch als Kreativspieler im zentralen Mittelfeld zu finden. Seine Rolle war zwischen Sechser und Achter angesiedelt.
Talentprobe, doch erst seit dem Frühjahr bei Rapid II
Wie man von U18-Trainer Zeljko Radovic hört, wurde er noch in dieser als Bindeglied zwischen dem defensivem und offensivem Mittelfeld eingesetzt. Außerdem soll er durchaus ein Füßchen für ruhende Bälle haben, also auch ein guter Freistoß-Schütze sein.
Dass er zum Rechtsverteidiger umfunktioniert wurde, liegt noch nicht lange zurück. In einer Aussendung des Vereins Ende Dezember wurde er noch als vielseitiger Kreativspieler gepriesen.
Thurnwalds Debüt gegen Sassuolo in Zahlen:
Kategorie | Anzahl |
---|---|
Ballkontakte | 98 (Topwert! Nur Schwab/104 hatte am 1. Spieltag mehr) |
Pässe | 51 |
Passgenauigkeit | 80,39 Prozent (41/10) |
Schüsse | 1 |
Schuss-Vorlagen | 1 |
Flanken | 2 |
Fouls | 3 |
erlittene Fouls | 3 |
Dies stellte er auch beim internationalen Nachwuchsturnier Mercedes-Benz-Cup im deutschen Sindelfingen unter Beweis, wo er mit Rapid II sensationell den Turniersieg eroberte. Kurz davor hatte er seinen Vertrag bei den Wienern noch bis Sommer 2018 verlängert.
Darauf aufbauend stieg er zu Beginn der Frühjahrs-Saison von der ÖFB-Jugendliga zu den Amateuren in die Ostliga auf, wo er vom damaligen Coach Michael Steiner an die Viererkette umgewöhnt wurde.
Erster Kontakt mit den Profis im Juli, seit September in ÖFB-U19
Eine Position, die Thurnwald annahm und sich zur verlässlichen Kraft mauserte. Nach neun Einsätzen bis zur Sommerpause bestritt er seit dieser alle 13 Einsätze für Rapids zweite Mannschaft, also auch unter Neo-Trainer Muhammed Akagündüz.
Innerhalb von einem halben Jahr schaffte es der nun als Defensivspieler agierende Jungspund somit von der U18 über Rapid II zu den Profis und sogar ins ÖFB-U19-Nationalteam, für das er seit September fünf Einsätze bestritt (3x EM-Quali, 2x Freundschaftsspiel).
Den ersten Kontakt zum Team von Mike Büskens gab es im Juli, wo er erstmals mittrainierte. Zuletzt wurde er aufgrund der Abwesenheit einiger Leistungsträger in der Länderspielpause ins Training der ersten Mannschaft hochgezogen und wusste von Anfang an zu überzeugen.
Besonders seine "Coolness" wird von allen Seiten gepriesen. Thurnwald soll von Natur aus ein ruhiger, besonnener Typ mit bodenständigem Charakter sein, den nichts so schnell aus der Bahn werfen kann. Das bestätigte auch Büskens nach dem Debüt gegen Sassuolo. "Thurni ist einer, der sich keinen Kopf macht."
Fußball-Leidenschaft liegt in der Familie
Grün-Weiß trägt der Newcomer von Kindheit an im Herzen. Bereits 2003 schloss er sich der U6 der Wiener an und durchlief den kompletten Nachwuchs bzw. die Akademie. Dabei ist er Teil des Ausbildungskonzepts des SK Rapid und besucht die Partnerschule HAS Pernerstorfergasse.
Die Leidenschaft für den Fußball kommt nicht von ungefähr und liegt in der Familie.
Vater Thomas Thurnwald, mittlerweile 56 Jahre alt, spielte in den 80er Jahren im Mittelfeld für den Wiener Sportclub und absolvierte zwischen 1978 und 1985 insgesamt 35 Bundesliga-Einsätze für die Dornbacher.
Auch sein 22-jähriger Bruder Niko spielte kurz im Rapid-Nachwuchs, ehe er nach sechs Jahren beim Wiener Sportklub im Sommer zum FC Tulln wechselte.
Keine Garantie für Durchbruch, aber dickes Ausrufezeichen
Manuel Thurnwald ist da schon weiter.
Abheben wird er deshalb nicht so schnell, denn plötzlich mit den Profis aufzulaufen lässt ihn unbeeindruckt - zumindest nach außen hin. Wie schnell er eine zweite Chance erhält, bleibt abzuwarten.
Zum Vergleich: Auch Maximilian Wöber debütierte in der Europa League gegen Valencia, bestritt aber seitdem nur einen ÖFB-Cup-Einsatz und ist ebenfalls 18 Jahre alt. Viel wird vom Genesungszustand von Pavelic abhängen.
Ist dieser noch nicht fit, steht einer Fortsetzung am Wochenende gegen den WAC nichts im Wege. Dass Thurnwald das Potenzial hat, hat er bei seinem Debüt bereits eindrucksvoll bewiesen.
Alexander Karper