"Nach dem Zwierschitz-Tor sind wir natürlich ausgezuckt! Das war für uns ein richtiger Befreiungsschlag, ein superschönes Gefühl", erinnert sich Dominik Starkl an den 2:1-Sieg beim SK Rapid zurück.
Am Donnerstag steht die Revanche an - Admira-Rapid in der 2. Runde des ÖFB-Cups (Do., ab 20:30 Uhr im LIVE-Ticker). Gegen seinen alten Arbeitgeber, wo der Offensivspieler von den Amateuren über die Profis bis in die Europa League marschierte. Heute ist der St. Pöltner 27 Jahre alt und mittlerweile ein Admira-Urgestein - seit sechs Jahren sind er und die Südstädter unzertrennlich.
Ein Vertrauensbeweis, wenn man die vielen Umbrüche, Unruhen und Personalwechsel hernimmt, welche er bei der Admira erlebt hat. Mit Andreas Herzog ist laut Starkl wieder die nötige Ruhe eingekehrt, um etwas aufzubauen. "Das kann eine richtig geile Saison werden", ist der Stürmer sicher.
Weil er im Verein viel Potenzial ortet, das seiner Meinung nach noch nicht zur Gänze ausgeschöpft wird. Die Hoffnung auf Kontinuität steht für ihn aber über allem: "Ich glaube, dass das der richtige Weg ist."
Im LAOLA1-Interview tritt Starkl aber auch auf die Euphoriebremse, spricht über den steinigen Weg der vielversprechenden Admira-Talente und was diese noch verstehen müssen, Aiwus Abschied zu Rapid, Herzogs Schmäh und seinen Ex-Klub.
LAOLA1: Mittlerweile darf man dich als Admira-Urgestein bezeichnen. Wie geht’s dir damit?
Dominik Starkl (lacht): Es ist schon so, dass ich einer der wenigen bin, der lange dabei ist. Für mich persönlich ist es schon was Schönes, weil es heutzutage nicht mehr selbstverständlich ist, dass ein Spieler so lange bei einem Verein ist. Das Geschäft ist schnelllebig, Transfers gibt es viele. Für mich ist das ein positiver Ausdruck.
LAOLA1: Es sind jetzt doch schon 6 Jahre - bis auf Andreas Leitner ist keiner durchgehend so lange dabei. Rückkehrer gibt es mit Auer, Zwierschitz und Ebner. Bei der Admira gab es viele Umbrüche und Unruhe. Bedeutet diese Treue deshalb noch mehr?
Starkl: Ja, sicher. Bei der Admira ist es Jahr für Jahr schwierig, es kommen immer neue Gesichter dazu – aus der eigenen Jugend oder andere Neuzugänge wie jetzt der junge Österreicher Marlon Mustapha von Mainz. Natürlich ist es eine Aufgabe für die erfahrenen Spieler, die Jungen gut aufzunehmen und ihnen so gut wie möglich bei der Weiterentwicklung zu helfen – auf und abseits des Platzes. Ich denke, dass ich gut in diese Rolle reingeschlüpft bin.
LAOLA1: Trotz der vielen Talente bekommst du weiter regelmäßig deine Einsätze. Wie zufrieden bist du momentan mit dir und dem, was das Team zeigt?
Starkl: Grundsätzlich stehen wir nicht schlecht da. Im Moment sind wir Fünfter, was natürlich nicht schlecht ist, aber fünf Teams haben gleich viele Punkte. Also es geht nach oben wie auch nach unten sehr rasch. Mit Rapid im Cup und LASK auswärts kommen sehr schwierige Aufgaben auf uns zu, wo wir ganz klar Außenseiter sind. Es geht darum, so viele Punkte wie möglich mitzunehmen. Gegen Hartberg haben wir es leider nicht geschafft, den Sack zuzumachen, den Punkt nehmen wir trotzdem mit. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass einzelne Punkte wichtig sind. Das passt, wir sind gut dabei. Aber zur Leistung finde ich persönlich, dass noch mehr drin ist und wir noch nicht unser volles Potenzial ausschöpfen. Es ist viel neu - neue, junge Gesichter, da müssen wir erst ein Team werden, ein blindes Verständnis schaffen und jeder muss wissen, wie der andere tickt. Da gilt es anzusetzen, das kommt nicht von heute auf morgen. Im Team steckt noch wesentlich mehr Potenzial, das gilt es auszuschöpfen.
"Das müssen auch die Jungen verstehen: Das ist kein Jugendfußball mehr, keine Regionalliga – das ist Bundesliga, da geht es um Existenzen."
LAOLA1: Hängt trotzdem ein Foto der aktuellen Tabelle als Motivation in der Kabine?
Starkl: Nein, das nicht. Wir müssen das realistisch sehen. Im Moment schlägt jeder jeden und nimmt sich Punkte weg. Natürlich braucht man auch nicht unzufrieden sein, wir dürfen durchaus stolz sein, wir haben im Vergleich zum letzten Jahr schon etliche Punkte mehr, trotzdem ist noch mehr drin. Nach dem Hartberg-Spiel war schon eine gewisse Enttäuschung da. Wir haben wieder einen Punkt mehr am Konto, aber es darf keiner zufrieden sein. Es muss jeder hart weiterarbeiten, uns wird nichts geschenkt. Das haben die letzten Jahr gezeigt, das müssen wir in die Köpfe reinbekommen. Das müssen auch die Jungen verstehen: Das ist kein Jugendfußball mehr, keine Regionalliga – das ist Bundesliga, da geht es um Existenzen. Der Verein will oben bleiben, viele Mitarbeiter hängen dran. Wir Routiniers müssen ihnen das klar machen: Das ist Bundesliga-Geschäft, da geht es darum, dass du am Wochenende bei 100 Prozent bist, die drei Punkte einfährst und dann kannst du mal durchschnaufen. Und dann hoffen wir, dass mehr drin ist als die letzten Jahre.
LAOLA1: Das war auch zwischenzeitlich ein Kritikpunkt des Trainers, dass die Youngster verstehen müssen, dass sie im Erwachsenenfußball angekommen sind. Was hat Andreas Herzog bisher bewirkt? Wie packt er euch an?
Starkl: Ich finde ihn sehr gut, er will, dass wieder viel auf die Jungen gesetzt wird. Das zeigt er auch, will aber trotzdem ein Gerüst von älteren Spielern, weil ohne Erfahrung geht es auch nicht. Die Mischung passt ganz gut. Und mit seiner Erfahrung als Rekordnationalspieler weiß er schon, wie das Geschäft läuft und kann uns sehr viel weitergeben. Auch das Trainerteam mit Michi Baur und Tommy Wright ist echt gut. Das kann eine richtig geile Saison werden.
LAOLA1: Herzog ist nach außen hin als Spaßvogel und für seinen Schmäh bekannt. Kommt der Spaß nicht zu kurz oder setzt er als Trainer nur die ernste Miene auf?
Starkl: Die Mischung macht’s aus, Spaß gehört dazu. Jeder Mensch braucht am Arbeitsplatz ein bisschen Spaß, aber natürlich muss auch der Ernst da sein, wenn man am Platz steht. Man muss ernst arbeiten, da gehört auch Drecksarbeit gemacht, es kann nicht alles lustig sein. Er ist am Platz strikt, ernst und haut einem auch mal eine am Deckel, wenn was nicht klappt – was auch vollkommen richtig ist. Aber ein bisschen Lockerheit gehört dazu. Wir haben unser Hobby zum Beruf gemacht. Das ist eine schöne Sache und muss auch Freude bereiten.
LAOLA1: An welchen Schrauben wurde in dieser kurzen Zeit schon entscheidend gedreht? Wo ortest du die meisten Verbesserungen?
Starkl: Alleine wenn man unser Torverhältnis hernimmt – wir kriegen viel weniger Tore, was sehr wichtig ist. Aber wir sind in der Offensive noch zu ungefährlich und tun uns im letzten Drittel noch schwer, richtige Chancen herauszuspielen. Da müssen wir die Schrauben noch mehr anziehen, denn das blinde Verständnis im Offensivspiel ist noch nicht da. Es wird von Tag zu Tag besser. Defensiv stehen wir gut, aber auch da kann man sich sicher noch verbessern.
LAOLA1: Admira hat zwei Saisonsiege gefeiert, daheim gegen Klagenfurt und auswärts bei Rapid. Wie viel Emotionen hat dieser Sieg in Hütteldorf ausgelöst?
Starkl: Wir hatten im Allianz Stadion davor noch nie gewonnen. Dort ist es extrem schwer, das geht nicht nur uns so. Das ist eine Festung mit den Rapid-Fans im Rücken. Man hat die Bilder gesehen: Nach dem Zwierschitz-Tor sind wir natürlich ausgezuckt! Das war für uns ein richtiger Befreiungsschlag. Ich war mir dann auch ziemlich sicher, dass wir die Partie nicht mehr hergeben. Für uns war es ein superschönes Gefühl, wieder vor so vielen Leuten zu spielen und auch noch zu gewinnen.
LAOLA1: Noch dazu für dich als Ex-Rapidler. Wie blickst du auf diese Zeit zurück? Du warst damals noch sehr jung, hast dich über die Amateure hochgekämpft und dann sogar Europa League gespielt.
Starkl: Es war auf jeden Fall eine sehr prägende und lehrreiche Zeit. Es waren damals noch sehr viele erfahrene Spieler im Kader wie Steffen Hofmann, Mario Sonnleitner oder Branko Boskovic, einige haben mir persönlich auch sehr geholfen. Es war eine sehr schöne Zeit, die ich auf keinen Fall missen möchte.
LAOLA1: Jetzt gibt es im Cup die Revanche, Rapid will die Scharte sicher auswetzen. Siehst du die Admira im Stande, dieses Kunstück von vor zwei Wochen zu wiederholen?
Starkl: In einem Spiel ist alles möglich, das hat man schon einige Male gesehen. Natürlich wissen wir auch, dass Rapid nicht wieder gegen uns verlieren will. Das war für sie eine Blamage, damit hat wohl keiner gerechnet. Aber genau das macht den Fußball aus. Wir wissen, dass wir auch am Donnerstag wieder Chancen haben werden. Das ist zu hundert Prozent sicher. Natürlich wollen wir das "Kunststück" wiederholen. Ich hoffe, dass uns einige Fans im Stadion tatkräftig unterstützen werden und dann schauen wir, was nach 90 oder 120 Minuten herauskommt. Aber ich bin davon überzeugt, dass wir auf jeden Fall wieder überraschen können.
LAOLA1: Der Admira-Kader strotzt vor einigen Talenten. Gibt es wen, der dich besonders begeistert oder von dem du sicher bist, dass man noch viel in der Zukunft hören wird?
Starkl: Da muss ich aufpassen, dass jetzt keinen in den Himmel lobe, aber das sind doch schon einige. Mit Filip Ristanic und Onurhan Babuscu – der hat die letzten Spiele von Beginn an die Chance erhalten und macht es gut im Training. Natürlich kann da noch nicht alles funktionieren, sonst wäre er nicht bei der Admira. Aber es sind schon einige Talente dabei, die den nächsten Schritt machen müssen und die sich nicht nur bei uns etablieren, sondern auf jeden Fall auch höhere Aufgaben wahrnehmen können. Das zeichnet die Admira aus, immer wieder Talente aus der eigenen Jugend hochzuziehen und für noch höhere Aufgaben weiterzutransferieren. Es liegt an ihnen selbst. Auf jeden Fall steckt in ihnen Mega-Potenzial. Ich bin gespannt, wo die Reise hinführt.
LAOLA1: Eines dieser Riesen-Talente war Emanuel Aiwu, mittlerweile bei Rapid. Wie viel Staub hat sein Abschied samt Streik intern aufgewirbelt?
Starkl: Manu ist jetzt doch ein paar Jahre in der Bundesliga dabei gewesen, trotz seines jungen Alters war er Stammspieler. Er hat Qualität und ein Riesenpotenzial, darüber braucht man nicht diskutieren. Was da genau abgelaufen ist? Es ist schnell gegangen, es war kurz vor Transferschluss. Ich habe das gar nicht so wahrgenommen. Ich weiß nicht, ob das vom Spieler selbst oder vom Management ausgegangen ist. Ob das jetzt für alle fair abgelaufen ist, will ich nicht bewerten. Für ihn ist das jetzt der nächste Schritt. Ich hätte geglaubt, dass er schon das Ausland wagt. Vielleicht ist es gar nicht schlecht für ihn, sich über Rapid zu empfehlen. Er hat in der Europa League ein gutes Debüt gegeben. Ich bin gespannt. Ich glaube, dass bei ihm die Reise noch nicht vorbei ist. Am Donnerstag ist er unser Gegner.
"Ich denke schon, dass mit Andreas Herzog und seinem Trainerteam auf Kontinuität gesetzt wird, dass jetzt ein Cut passiert ist und alles was davor war, gelöscht wurde."
LAOLA1: Wir haben vorher die Umbrüche und Unruhe bei der Admira in den vergangenen Jahren angesprochen: Magath-Abschied, Personal-Wechsel, etc. Spürst du derzeit mehr Ruhe und Stabilität im Verein?
Starkl: Ich denke schon, dass mit Andreas Herzog und seinem Trainerteam auf Kontinuität gesetzt wird, dass jetzt ein Cut passiert ist und alles was davor war, gelöscht wurde. Grundsätzlich ist es nichts Neues, dass die Admira auf Talente setzt. Für mich persönlich ist es im Verein jetzt schon wesentlich ruhiger. Wir wissen, wofür die Admira steht, welchen Fußball wir spielen wollen. Daran gilt es zu arbeiten und das umzusetzen.
LAOLA1: Also bist du schon der Meinung, dass diese Kontinuität, die die letzten Jahre gefehlt hat, der Schlüssel zum Erfolg sein kann?
Starkl: Egal, ob man national oder international schaut: Kontinuität ist normalerweise der Weg zum Erfolg. Wenn ich jedes halbe Jahr neue Spieler dabei habe, kann das nicht von heute auf morgen funktionieren. Wenn ich mit einem zwei Jahre zusammenspiele, verstehe ich mich mit dem blind, weiß, wie er tickt. Deshalb ist Kontinuität sehr wichtig. Ich kenne den Verein in- und auswendig. Ich weiß, was ich am Verein habe, der Verein weiß, was er an mir hat. Ich glaube, dass das der richtige Weg ist.
LAOLA1: Bei der Admira ist dieser Unterbau, Akademie etc. vorhanden, den sich viele Vereine wünschen. Das auszuschöpfen, ist wohl der größte Wert im Verein, oder?
Starkl: Ja, sicher. Es ist schon so, dass die Akademie gute Arbeit leistet, immer wieder große Talente rausbringt, die es über die Juniors in die erste Mannschaft schaffen. Aber es ist dann noch nicht aus. Nur weil man den Sprung als Perspektivspieler schafft, heißt das nicht, dass man angekommen ist. Das kann dann schneller vorbei sein als geglaubt. Es gibt viele junge Talente, die den Weg Fußball-Profi einschlagen wollen, aber es bleibt eine Handvoll übrig. Die Zeiten bei der Admira sind gut. Wenn man die Akademie genießt, stehen die Chancen normalerweise ganz gut, dass du früher oder später oben eine Chance bekommen wirst. Aber dafür muss man auch hart arbeiten.