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Alex Schneider: "Mit Schaufeln aus der Grube kämpfen"

Am Sonntag muss Lustenau im Ländle-Derby nach Altach. Über die Trainersuche, die Kaderqualität und Verbesserungsbedarf. Zehn Fragen an Alexander Schneider:

Alex Schneider: Foto: © GEPA

Bei Austria Lustenau läuft es so gar nicht.

In der Bundesliga ist man nach 15 Spieltagen ohne Sieg, derzeit ohne Trainer, aufgrund des Umbaus des Reichshofstadions hat man nicht einmal mehr Heimspiele in Lustenau.

Im Ländle-Derby geht es am Sonntag (Update: Spiel wegen starker Schneefälle abgesagt >>>) auswärts gegen den SCR Altach - Brisanz ist in diesem Duell ohnehin immer vorhanden.

LAOLA1 hat Lustenaus Sportkoordinator und Interimstrainer Alexander Schneider im Vorfeld zehn Fragen gestellt.

1. Aktuell sind Sie noch in einer Doppelfunktion tätig. Wie gut stehen die Chancen, dass ein Job bald wegfällt? Anders gefragt: Wie läuft die Trainersuche?

Ganz nach Plan. Wir haben uns bewusst Zeit genommen. Ich kann garantieren, dass es nur noch maximal zwei Spiele sind, die ich diese Doppelfunktion habe. Unser Ziel ist ganz klar, in der Winterpause - spätestens vor Weihnachten - den Trainer zu haben, damit wir dann ganz normal in die Vorbereitung starten können.

Bis zur Winterpause coacht Schneider mit Amateure-Trainer Momo Gerdi. Bald soll ein neuer Trainer feststehen
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2. Zuletzt war man sich noch nicht sicher, ob es ein "Feuerwehrmann" oder eine längerfristige Lösung wird. Hat man sich mittlerweile festgelegt? Das hat ja schon etwas lange gedauert.

Ja, es ist jetzt relativ klar. Der Prozess läuft und wir werden nun zeitnah auch Gespräche mit potenziellen Kandidaten führen. Dass die Entscheidung lange dauert, wird von außen hineingetragen, das ist gar nicht der Fall. Ich finde es gut, dass es bei dieser Entscheidung auch intern Diskussionen gibt, damit man das Beste für den Verein findet - und nicht überstürzt noch schnell eine Entscheidung treffen will.

Natürlich, wenn wir mitten in der Saison wären und nicht gleich die Winterpause warten würde, dann wäre uns auch bewusst gewesen, dass der Prozess deutlich schneller ablaufen hätte müssen. Aber einen neuen Trainer vor der Winterpause zu "verheizen" - der kennt die Mannschaft noch nicht so gut, dann geht man möglicherweise schon mit einem schlechten Gefühl in die Winterpause. Der Zeitpunkt war so gewählt, dass die Mannschaft die letzten drei Spiele in der Pflicht ist und dann der Trainer kommt. Wir sehen es also gar nicht so, dass es so ewig lange dauert. Es ist ein sauberer Prozess, wir wollen den Richtigen. Das ist, was zählt.

3. Trainersuche, sportliche Krise, der Umzug nach Bregenz - aktuell ist Austria Lustenau schon mit sehr vielen Baustellen konfrontiert, oder?

Wir hätten gerne mehr Ruhe, natürlich. Dass die Stadionfrage kommt, war klar, da hat man sich lange darauf vorbereitet. Jetzt haben wir ja auch die Freigabe von der Liga erhalten (Stadion in Bregenz für Bundesliga zugelassen >>>). Das ist natürlich viel Stress, sehr viel Arbeit - aber das ist schöner Stress. Wir wollen ja das neue Stadion, man hat sehr viele Jahre darauf gewartet, dass was weitergeht. Darüber werden wir uns nicht beschweren. Die anderen Themen - Trainersuche und die Tabellensituation: Das hätten wir uns anders gewünscht. Aber so realistisch muss man auch sein: Damit muss man als Austria Lustenau teilweise rechnen.

12 Vereine im Minus! Die Finanzzahlen Österreichs Profiklubs

Diese Woche kamen ja die Finanzkennzahlen der Vereine (Die Finanzkennzahlen der Klubs >>>) raus - da sind einige Mannschaften aus der 2. Liga, die einen höheren Personalaufwand haben. Wir wollen uns nicht darüber beschweren, aber es zeigt einfach unsere Realität, dass Abstiegskampf zu erwarten war. Natürlich nicht drei Punkte aus 15 Spielen. Damit sind wir sehr unzufrieden. Wir haben die Baustellen, aber wir haben uns in die Scheiße geritten, also müssen wir da auch gemeinsam raus. Wir haben lieber Baustellen in der ersten Liga, als entspannte Zeiten in der 2. Liga. Die Opferrolle wollen wir nicht.

Morgen steigt das Derby. Im Hinspiel kassierte Lustenau ein 0:3
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4. Am Sonntag steigt das Derby in Altach (Update: Spiel wegen starker Schneefälle abgesagt >>>). Folgende These: Das wäre die Gelegenheit für eine Initialzündung. Kann man aktuell - so blöd es klingen mag - fast schon befreit ins Spiel gehen?

Das habe ich jetzt schon einige Male gehört. Wir sind Letzter, haben drei Punkte - wir spüren schon Druck. Wir wollen auch endlich das erste Spiel gewinnen. Letztes Jahr waren wir auch in einer schwierigen Situation, dann kam das Derby kurz vor der Winterpause (3:0-Heimsieg von Lustenau, Anm.). Natürlich ist es eine gute Gelegenheit. Wenn man sich das Spiel gegen Sturm Graz (zum Spielbericht >>>) anschaut: Es war kein befreiter Auftritt, aber ein guter Auftritt mit top 60 Minuten. Da haben die Jungs gezeigt, dass sie es können. Es bringt uns aber nichts, wenn wir jetzt wieder in alte Muster verfallen.

In einem Derby haben immer beide Seiten Druck. Altach will nicht hinten hineinrutschen, will gegen den sieglosen Tabellenletzten nicht verlieren. Wir wollen die Chance nutzen, Altach hinten reinzuziehen. Die Hinrunde wird schlecht bleiben, aber man kann ihr mit einem Auswärtssieg im Derby wenigstens ein bisschen einen positiven Touch verleihen. Aber ganz ohne Druck und komplett befreit - da würde man uns auch für verrückt erklären.

5. In den letzten Wochen hat man oft gehört, man müsse sich in der aktuellen Situation an jedem Strohhalm festklammern, der sich irgendwie bietet. Altach hat seit sieben Bundesliga-Spielen nicht gewonnen, dabei nur ein Tor erzielt. Ist das so ein Strohhalm?

Ich habe nie von einem Strohhalm geredet - weil das hört sich nach "Wir haben gar nichts Positives mehr, wir müssen an uns glauben" an. Als ob man sich schon aufgegeben hat. Natürlich ist Altach auch nicht in der besten Verfassung. Natürlich ist es hilfreich, wenn der Gegner vielleicht auch nicht mit dem größten Selbstvertrauen kommt. Aber wir müssen uns auf uns fokussieren. Und wir glauben, dass die Mannschaft besser ist als das, was sie bisher gezeigt hat. Das Spiel gegen Sturm war ein erster Indikator dafür, aber das müssen wir bestätigen. Wir brauchen keine Strohhalme - sondern wir müssen uns mit Schaufeln aus der Grube rauskämpfen.

6. Als Sie als Interimstrainer übernommen haben, meinten Sie, dass die Spieler jetzt zeigen müssen, dass mehr in ihnen steckt. Dass sie vor allem über Einsatz und Mentalität kommen müssen. Am Schluss zählen aber die Punkte. Was ist, wenn es bis zur Winterpause immer noch nur drei Punkte sind?

Das wäre nicht gut. Aber dann ist es so. Wir wissen, dass wir im Winter reagieren müssen. Natürlich auf der Trainerposition, aber wir werden auch alles hinterfragen, was die Mannschaft betrifft. Klar: Einsatz, Mentalität, das Energielevel auf dem Platz - das sind Dinge, die man direkt sieht. Punkte betrifft das natürlich auch.

Wir müssen aber realistisch sein, spielen gegen Sturm und den LASK - selbst, wenn wir in einer Top-Form wären, sind das Gegner, mit denen wir uns schwer messen können. Es geht um die Art und Weise, wie etwa gegen Sturm: Wir verlieren mit 2:0, sind nicht zufrieden. Aber es war anders als die Wochen davor. Es ist nicht so, dass wir sagen "Gut gespielt, die Punkte sind uns egal." Aber wenn man gut spielt, ist es deutlich wahrscheinlicher, dass wir punkten.

Mittelfeldspieler Surdanovic fällt mit einem Kreuzbandriss lange aus. Im Zentrum wird Lustenau sich nach Ersatz umschauen müssen
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7. Jetzt fällt auch noch Stefano Surdanovic mit einer Kreuzbandverletzung aus (alle Infos >>>). Wie sehr wird man sich im Winter verstärken müssen - und wo?

Der Ausfall tut natürlich weh, das ist für den Jungen und uns sehr bitter. Im zentralen Mittelfeld fehlen jetzt Rafael Devisate und Stefano Surdanovic mit Kreuzbandrissen, im Zentrum müssen wir wahrscheinlich schon nochmal nachlegen. Da liegt wahrscheinlich die Priorität, weil wir da jetzt schon sehr dünn besetzt sind. Und auch sonst gibt es noch ein, zwei Sachen, wo man an Stellschrauben drehen könnte. Mit Kennedy Boateng haben wir schon auf einer Position reagiert, er ist fast wie ein Winterzugang.

8. In der Bundesliga hat man bislang sieben Tore gemacht (Schneider: "Zu wenig"). Hat man sich offensiv nach der letzten Saison zu abhängig von Lukas Fridrikas gemacht?

Man muss auch die Art und Weise anschauen, wie wir gespielt haben. Wir kamen nicht in viele Abschlussaktionen. Wir haben die wenigsten Schüsse der Liga, die wenigsten Großchancen, sind bei den Flanken nicht weit vorne. Wir haben es nicht geschafft, unsere Stürmer in Abschlusspositionen zu bringen. Wir haben viele Gegentore bekommen, das liegt nicht nur an den Innenverteidigern. Wir haben wenige Tore geschossen, das liegt nicht nur an den Stürmern. Diaby, Baden, Cisse, Anthony Schmid, Bobzien - der trifft bei der deutschen U20-Mannschaft -  in Lustenau haben wir es noch nicht geschafft, diese Spieler in Position zu bringen.

Der Ausfall von Lukas tut uns natürlich weh. Nenn mir eine Mannschaft in Österreich, die den Ausfall von einem Spieler verkraften kann, der 15 Tore geschossen hat. Aber abhängig gemacht würde ich nicht sagen. In der Gesamtsituation hätte auch Lukas nicht so viele Tore geschossen, wie letztes Jahr. 

Arm und reich - so groß ist die Bundesliga-Kluft

9. Im September haben Sie gemeint, der Kader ist nicht so viel schlechter als in der Vorsaison. Hat die Austria letztes Jahr so krass überperformed oder würden Sie die Aussage heute auch nicht mehr so treffen?

Das ist eine Kombination aus vielem. Natürlich hatten wir letztes Jahr einen enormen Lauf, haben viele enge Spiele gewonnen - wo wir vielleicht selbst nicht wussten, wie. Aber eben auch durch das Selbstvertrauen. Waren wir 0:1 hinten, haben wir gesagt "Ja gut, dann machen wir halt noch zwei." In der Hinsicht haben wir letztes Jahr teilweise ergebnismäßig überperformed. Diese Saison performen wir unter, das ist auch klar. Der Abgang von Jean Hugonet tut uns weh - aber der würde fast jedem Bundesligisten wehtun. Auch Guenouche tat uns weh, aber da haben wir mit Diallo einen guten Ersatz. Die restlichen Abgänge waren Spieler, die bei uns keine absoluten Leistungsträger waren.

Die Spieler, die wir dazugekriegt haben, können auch alle Fußball spielen. Aber es ist deutlich schwieriger in eine Mannschaft reinzukommen, wo es nicht läuft. Wir sind aufgrund der Rahmenbedingungen gezwungen, dass wir Spieler teilweise spät dazubekommen. Die zu integrieren ist natürlich einfacher, wenn es läuft. Es ist ein Mix aus vielem. Ich bleibe aber dabei: Die Mannschaft ist vom Potenzial her nicht viel schlechter als letztes Jahr. Sie schafft es nur nicht, das in der Gesamtsituation abzurufen. Wir haben keine Mannschaft, die zufrieden sein muss, wenn sie drei Punkte aus 15 Spielen holt. Da ist schon mehr drin.

"Wir haben keine Mannschaft, die zufrieden sein muss, wenn sie drei Punkte aus 15 Spielen holt. Da ist schon mehr drin."

Alexander Schneider, über die Kaderqualität

10. Wie gut tut es, wenn nach diesem Horror-Herbst die Winterpause da ist, damit alles mal resetten kann?

Ich weiß nicht, ob es guttut. Du musst dann zwei Monate auf diese Tabelle schauen. Vielleicht wäre es manchmal besser, man spielt weiter und kämpft sich aus dem Loch raus. Aber in der Gesamtbetrachtung war es für die Spieler ein sehr langes Jahr.

Viele haben letztes Jahr erstmals Bundesliga gespielt, es war eine neue Belastung, viele Einflüsse. Durch die Play-offs haben manche teilweise nur eineinhalb Wochen Urlaub gehabt. Es war ein sehr langes und intensives Jahr, in den letzten Monaten kamen die negativen Emotionen dazu. Da ist es vielleicht wirklich gut, wenn man mal nicht auf die Tabelle schaut und einfach ein bisschen runterkommt.

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