Wer als Nachwuchs-Talent gilt, hat es lange nicht geschafft. Viele vielversprechende Youngster scheitern an der letzten Hürde, der Etablierung im Profi-Geschäft.
Nikola Zivotic hat 2012 mit 16 Jahren sein Debüt für die Austria Amateure gegeben, im Herbst 2013 hat er mit den Jung-Veilchen in der Youth League aufgezeigt und stand unter Nenad Bjelica zwei Mal im Bundesliga-Kader.
Zudem war er Stammgast im ÖFB-Nachwuchs, hat bei der U17-EM und -WM getroffen. Doch dann wurde es kompliziert.
Zunächst machten es unruhige Zeiten auf der Austria-Trainerbank Talenten schwer, sich zu etablieren, und dann folgte für den Offensivspieler ein Jahr zum Vergessen.
2015 musste er praktisch durchgehend pausieren. Probleme mit der Patellasehne und danach mit dem Schambein sorgten dafür, dass Zivotic mehr auf Krücken denn am Fußballplatz zu sehen war.
„Es war keine leichte Zeit, aber man darf nie aufgeben. Es ist nicht immer alles schön und rosig. Außerdem habe ich in diesem Jahr vieles gelernt. Man soll eine Verletzung nicht immer negativ sehen, man kann auch Positives daraus ziehen. Mich hat das einen Schritt weitergebracht. Ich bin auch mental stärker geworden“, sagt der seit Jänner 21-Jährige.
"Ich hatte nicht das Gefühl, bei der Austria eine Chance zu haben"
Der Wiener kam zurück. Noch dazu körperlich stark verbessert. Doch sein Alltag blieben die Amateure der Veilchen. Deswegen lehnte er im Frühjahr ab, als die Austria ihm einen neuen Vertrag anbot.
„Ich hatte nicht das Gefühl, bei den Profis Chancen zu haben. Es sind viele neue Spieler geholt worden. Ich wollte aber den nächsten Schritt in meiner Entwicklung machen. Ich wollte Männer-Fußball in der Bundesliga spielen. Und ich wusste, dass ich das Potenzial habe, mich in der Bundesliga durchzusetzen“, erklärt er.
Bei einem Probetraining in Altach konnte der Linksaußen, der auch an vorderster Front spielen kann, überzeugen und unterschrieb einen Vertrag bis Sommer 2019.
Acht Bundesliga-Spiele hat er im Herbst unter Damir Canadi bestritten, eines von Beginn an. Das Highlight: Sein Doppelpack als Joker gegen den SV Mattersburg. Danach bremste ihn ein Bänderriss vorübergehend aus.
Zivotics Doppelpack gegen Mattersburg:
(Artikel wird unter dem Video fortgesetzt)
„So viel habe ich mir gar nicht erwartet. Ich habe damit gerechnet, dass ich mehr bei den Amateuren spiele. Die Bundesliga war Neuland für mich, ich kannte das alles nur vom Zuschauen“, ist Zivotic nicht unzufrieden, weiß aber gleichzeitig, dass er „noch mehr kann“.
"In Wien sind die Ablenkungen größer"
Doch es war nicht nur die Umstellung auf dem Platz. Auch abseits des Rasens musste sich der Angreifer auf eine neue Situation einstellen. Das erste Mal weit weg von daheim, eine eigene Wohnung. Gemeinsam mit Goalie Benjamin Ozegovic, der ebenfalls aus dem Austria-Nachwuchs ins Ländle übersiedelt ist, lebt es sich aber ganz gut.
„Einer macht den Haushalt, einer kocht. Wir wechseln uns ab. Das klappt gut. Es ist wichtig, nicht alleine zu Hause zu sitzen und dann auf dumme Gedanken zu kommen oder einfach zu viel nachzudenken. Und in Altach ist es sowieso ruhig. Man kann sich hier sehr gut auf den Fußball konzentrieren. In Wien sind die Ablenkungen größer“, sagt er.
Mit dem Fokus auf dem Fußball will er unter Neo-Coach Martin Scherb noch öfter Bundesliga-Luft schnuppern. „Ich habe das Gefühl, dass er auf mich setzt“, so Zivotic. 79 Minuten ist er im Frühjahr schon auf dem Platz gestanden, hat dabei einen Assist verbucht.
"Ich will in die Champions League und für das Nationalteam auflaufen"
„Ich muss beim ersten Ballkontakt besser und im Strafraum noch reaktionsschneller werden“, gibt sich der U21-Teamspieler selbstkritisch.
Die Erwartungen an sich selbst sind nämlich groß: „Ich will mit Altach so viel wie möglich rausholen, will Stammspieler werden, Tore erzielen. Das nächste Ziel ist dann ein Wechsel ins Ausland, am liebsten die deutsche Bundesliga. Ich will in die Champions League und für das Nationalteam auflaufen. Ich weiß, dass ich mir hohe Ziele gesetzt habe.“
"Man sollte sich an den Älteren messen"
Um irgendwann einmal dorthin zu kommen, saugt der Wiener alles auf. „Man sollte sich an den Älteren messen, sich abschauen, was sie neben dem Platz machen“, erklärt er und nennt Hannes Aigner, Philipp Netzer, Martin Kobras und Andreas Lienhart als jene Spieler, denen er besonders genau zusehe.
„Und ich mache auch abseits des Platzes viel, achte zudem sehr auf meine Ernährung“, will er wirklich nichts dem Zufall überlassen.
Nachdem Zivotic die ersten beiden Aufeinandertreffen mit seinem Ex-Klub verpasst hat, ist die Vorfreude auf das Match gegen die Violetten besonders groß: „Ich fiebere diesem Duell schon lange entgegen. Ich freue mich schon richtig drauf.“