Zwicken, kratzen, beißen. Andreas Dober gibt die Marschroute für die kommenden Aufgaben von Tabellenschlusslicht St. Pölten vor.
"Wir haben zuletzt versucht schönen Fußball zu spielen - so wie in der zweiten Liga. Das geht jetzt halt leider nicht. Jetzt müssen wir die Ärmel hochkrempeln", erklärt der 30-Jährige im Gespräch mit LAOLA1.
Wichtig sei für den Verteidiger, "jetzt nicht unruhig zu werden. Es ist eine schwierige Situation. Mit der müssen wir lernen umzugehen."
Dobers Traumtor gegen SV Ried:
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Die zuletzt aufgekommene Unruhe im Verein aufrund des Rechtssteits mit den Spielern Beichler und Wisio gilt laut Dober nicht als Ausrede für die sportlichen Schwierigkeiten. "Die Sache belastet die Mannschaft nicht."
Im LAOLA1-Interview macht sicher der Ex-Rapilder Gedanken über die heikle Lage und erklärt, auf was er persönlich ganz besonders stolz ist.
LAOLA1: Gratulation zum tollen Volleytor am letzten Spieltag gegen Ried. Werden wir in den nächsten Runden weitere Dober-Tore aus Standards sehen?
Andreas Dober: Natürlich üben wir fleißig die Standardsituationen. Solche Treffer sind mir im Training schon öfters gelungen. Auch in der zweiten Liga habe ich damit Erfolg gehabt. Der Treffer hat mich gefreut, da mir mein letztes Bundesligator 2009 gelungen ist und daher doch schon eine Weile zurück liegt. Und jetzt Achtung, ein Satz fürs Phrasenschwein: Wenn ich mein Volleytor für drei Punkte eintauschen könnte, würde ich das tun.
LAOLA1: Wie geht es euch als Tabellen-Schlusslicht?
Dober: Wir dürfen jetzt nicht unruhig werden. Es sind erst sieben Runden gespielt. Es ist alles Neuland für uns. Im Vorjahr haben wir eigentlich alles gewonnen, haben 80 Punkte geholt und jetzt kriegen wir fast jede Woche eine auf den Deckel. Das ist eine schwierige Situation. Mit der müssen wir lernen umzugehen.
LAOLA1: Habt ihr den Bonus des Aufsteigers bereits verspielt?
Dober: Naja, das stimmt teilweise. Gegen Austria hatten wir extremes Pech. Wir waren 0:1 hinten, haben den Ausgleich erzielt, eine Minute später die Latte getroffen und eine weitere Top-Chance vergeben. Dann bekommen wir in der 96. Minute ein blödes Gegentor. Danach haben wir die drei Punkte gegen Admira geholt, die wir uns auch ausgerechnet haben. Altach auswärts haben wir in den ersten 45 Minuten verkackt. Gegen Sturm daheim waren wir 0:2 hinten, haben uns herangekämpft, aber in der Schlussphase den Elfer zum 2:2 vegeben und kriegen im Gegenzug das 1:3…
LAOLA1: Das heißt, ihr agiert auf Augenhöhe und traut euch zu, in der höchsten Liga voll mitzuspielen?
Dober: Absolut. Auf jeden Fall. Ich bin extrem davon überzeugt, dass wir mithalten und mitspielen können. Das haben wir schon bewiesen. Es stimmt aber, dass wir in den letzten beiden Runden gegen Mattersburg und Ried eine sehr schlechte Leistung gezeigt haben. Das ärgert mich. Wir haben die Qualität in der Liga mitzuspielen. Leider haben wir momentan das Glück nicht auf unserer Seite. Wir sind aktuell ein bisserl in der Scheißgasse.
LAOLA1: Wie weit liegt ihr hinter deiner Marschtabelle, wie viel Punkte hast du nach dem 1. Viertel der Punktejagd eingeplant?
Dober: Für mich selber habe ich geplant, dass wir zu diesem Zeitpunkt Fünfter oder Sechster sind. Das wir jetzt nach sieben Runden Letzter sind, ist für mich schon überraschend. Aber was soll‘s. Ich war schon bei Mannschaften, die wesentlich schlechter waren und wir sind trotzdem nicht abgestiegen. Ich bin noch nie abgestiegen und ich bin hundert Prozent davon überzeugt, dass wir nicht absteigen. Dafür werden wir alles geben. Wir haben zuletzt versucht schönen Fußball zu spielen - so wie in der zweiten Liga. Das geht jetzt halt leider nicht. Jetzt müssen wir die Ärmel hochkrempeln, zwicken, kratzen, beißen und uns die Punkte hart erarbeiten.
LAOLA1: Was erwartest du beim WAC für eine Partie?
Dober: Der WAC ist in dieser Saison eine echte Wundertüte. Da wissen wir wirklich nicht, was uns erwartet. Einmal spielen sie sensationell, dann bekommen sie wieder richtig eine auf den Deckel. Dass sie eine gute Mannschaft haben, das wissen wir. Sie haben viel mehr Erfahrung als wir. Aber wir fahren dorthin, um etwas mitzunehmen.
LAOLA1: Sehen wir momentan den besten Dober aller Bundesligazeiten, bist du bei 100 Prozent?
Dober: Also ich gebe immer 100 Prozent. Naja, der beste Dober? Ich habe 2008 bei Rapid schon eine sehr, sehr gute Saison gespielt, bin Meister geworden und habe vier Tore erzielt. Ich sag mal so: Derzeit bin ich sicher nicht viel schlechter. Ich fühle mich körperlich sehr gut, bin nie schwerer verletzt gewesen. Ich habe auf jeden Fall noch Luft nach oben und ich will mich auch mit meinen 30 Jahren noch weiterentwickeln. Schließlich bin ich gerade im besten Fußballalter. Ich war zwischendurch schon ziemlich am Boden. Da haben mir einige schon nahegelegt, ich soll es doch mit dem Profi-Fußball sein lassen, da ich es in die Bundesliga eh nicht mehr schaffen werde. Ich habe alle eines Besseren belehrt. Da bin ich extrem stolz drauf. Ich bin Woche für Woche geil darauf zu spielen.
"Wir wissen, dass wir noch aggressiver Fußball spielen, noch härter in die Zweikämpfe gehen müssen, um da unten weg zu kommen. Schöner Kombinationsfußball und dann in Schönheit sterben, ist derzeit jedenfalls nicht gefragt. In der höchsten Liga wird jeder Fehler beinhart bestraft. Deshalb müssen wir uns in den kommenden Wochen noch steigern."
LAOLA1: Wie hat sich die Liga für dich seit dem Titelgewinn 2008 mit Rapid weiterentwickelt?
Dober: Das Niveau in der höchsten Spielklasse ist in den letzten zehn Jahren deutlich gestiegen. Man sieht gute Legionäre bei den Vereinen, wie etwa Matic bei Sturm, der auch in Deutschland gute Figur machen würde. Es kommen keine 36-Jährigen mehr, die in Österreich ihre Karriere ausklingen lassen. Wir sind international sicher viel mehr angesehen als noch vor zehn Jahren. Die Liga hat sich einen guten Namen gemacht. Sehr viele Spieler haben von hier aus den Sprung ins Ausland geschafft und sich dort etabliert. Wir haben drei tolle Mannschaften in der Europa-League-Gruppenphase, die zeigen, dass wir international mithalten können. Okay, dass wir aktuell in der Liga schon wieder eine Zweiklassengesellschaft haben, das ist halt so.
LAOLA1: Wer wird Meister?
Dober: Als Ex-Grün-Weißer und irgendwie Immer-Grün-Weißer sag ich einmal Rapid. Wenn wir Fünfter werden und Rapid am Ende den Titel holt, dann habe ich nichts dagegen.
LAOLA1: Wie hat sich für dich das Umfeld der Liga in den letzten zehn Jahren verändert?
Dober: St. Pölten hat ein kleines, feines Stadion. Rapid und Salzburg sind diesbezüglich auch international top aufgestellt. Die Arena in Graz gibt viel her, es hat sich wirklich auch im Umfeld der Vereine viel getan. Wir machen uns oft schlechter als wir sind. Auch in der zweiten Liga gibt es zwei, drei Vereine, die gute Standards aufweisen. Mit der baldigen Ligareform werden die zwölf Topvereine gut dastehen, die Frage wird sein, wie die zweite Liga überleben wird können. Ohne die notwenigen TV-Gelder wird es zukünftig für etliche Vereine der zweiten Liga sicher noch schwieriger werden.
LAOLA1: Belastet euch die Unruhe im Umfeld des Vereins aufgrund der Rechtsstreitigkeiten der Ex-Spieler Beichler und Wisio mit dem Klubmanagement?
Dober: Ich habe dazu natürlich eine Meinung, möchte mich dazu aber überhaupt nicht äußern. Es liegt nicht in meiner Hand, was da abgeht und daher hat es mich auch nicht zu interessieren. Die Sache belastet die Mannschaft nicht. Sollte es jemanden belasten, dann würde ich das nicht verstehen. Es gibt keinen Grund, da kein Spieler des Kaders in die Sache involviert ist. Wir müssen uns auf den Fußball konzentrieren. Es muss uns egal sein, ob der nun da oder dort mittrainiert und von wem er das Geld bekommt. Unsere Aufgabe ist es, ordentlich zu trainieren und am Wochenende auf dem Platz unsere Leistung abzurufen.
LAOLA1: Verunsichert der Blick auf die Tabelle? Ist es belastend an der letzten Stelle zu stehen?
Dober: Es ist natürlich nicht schön, wenn man weiß, dass man Letzter ist, aber die Tabelle ist mir momentan völlig gleichgültig. Mir ist wichtig, dass wir nach Runde 36 nicht dort stehen. Das zählt. Wenn wir jetzt bis Runde 35 am Ende stehen sollten und in der letzten Runde den Klassenerhalt schaffen, nehme ich das auch gerne hin. Wir entscheiden über den Tabellenplatz. Das liegt in unserer Hand. Wir wissen, dass wir noch aggressiver Fußball spielen, noch härter in die Zweikämpfe gehen müssen, um da unten weg zu kommen. Schöner Kombinationsfußball und dann in Schönheit sterben, ist derzeit jedenfalls nicht gefragt. In der höchsten Liga wird jeder Fehler beinhart bestraft. Deshalb müssen wir uns in den kommenden Wochen noch steigern. Vielleicht sind wir noch ein wenig zu grün hinter den Ohren, als Aufsteiger noch ein bisserl zu unerfahren. Wir müssen uns schleunigst an das doch höhere Niveau in der obersten Liga gewöhnen.