Der Trainerwechsel beim SK Sturm erweist sich bislang als Erfolg bringende Entscheidung.
Roman Mählich hat seine ersten beiden Pflichtspiele als Chefcoach in Graz ohne Gegentor gewonnen. Die Mannschaft hat sich im Kampf um die Meistergruppe dadurch wieder in eine aussichtsreiche Position gebracht.
Nicht nur Mählich, auch Andreas Schicker hat Sport-Geschäftsführer Günter Kreissl kürzlich zu den Schwarz-Weißen gelotst. Bis zuletzt Sportdirektor beim SC Wiener Neustadt, übernimmt er jetzt in Graz die Agenden des Chefscouts und arbeitet in der Videoanalyse.
"Für mich war relativ schnell klar, dass ich diese Chance nützen will", sagt Schicker, der im Gespräch mit LAOLA1 Einblick in den SK Sturm nach Heiko Vogel gibt.
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Kreissl wollte ihn schon im Sommer
Schon im Sommer stand Schicker mit Kreissl, den er auch aus gemeinsamen Zeiten in Wiener Neustadt kennt, mit Sturm in Kontakt. Damals befand sich der Verein nach der Relegation aber noch im Rechtstreit mit dem SKN St. Pölten.
"Da konnte ich den Klub nicht im Stich lassen. Das hat Günter auch verstanden", sagt Schicker rückblickend. Beim SCWN war damals jede Menge zu tun. Drei Wochen vor Ligastart stand nur ein Spieler unter Vertrag. Gemeinsam mit dem Trainerteam um Gerhard Fellner gelang es Schicker binnen kurzer Zeit, eine konkurrenzfähige Truppe auf die Beine zu stellen. Die Herbstsaison in der 2. Liga schlossen die Niederösterreicher als Sechster ab.
Nach so einer intensiven Zeit ist es kein Wunder, dass Schicker noch immer von "wir" spricht, wenn er Wiener Neustadt meint. "Wenn wir die letzten beiden Spiele gegen Lafnitz und den FAC gewonnen hätten, wären wir ganz vorne dabei", zieht er aufgrund der Ausgangslage aber ein positives Resümee.
Die Aufgabe bei Sturm hatte letztlich jedoch größeren Reiz, als den SCWN weiter in Richtung eines mögliches Bundesliga-Comebacks zu führen. Rund um die Länderspielpause im Oktober ist dann das Interesse aus Graz wieder konkreter geworden. Schicker fühlte sich bereit: "Ich habe aber zu Günter gesagt, dass ich bis zum Ende der Herbstsaison in Wiener Neustadt bleiben will."
Vogel-Abgang erweiterte Schickers Aufgabe
Ende Oktober kündigte er in Wiener Neustadt, teilte seine Entscheidung der Mannschaft aber nicht sofort mit, um keine Unruhe zu erzeugen. Mit Ende November schloss er das Kapitel ab. "Letztendlich bin ich dem Verein sehr dankbar, dass er es mir vor zwei Jahren ermöglicht hat, den Posten als Sportdirektor zu übernehmen."
Mit dem Wechsel des Cheftrainers bei Sturm hatte die Bestellung des Chefscouts nicht direkt zu tun, war die Position seit dem Abgang von Imre Szabics zum ÖFB-Nationalteam Ende 2017 doch bereits seit längerem vakant.
Durch die Trennung von Heiko Vogel und Patrick Dippel, den der Ex-Trainer als Videoanalyst vor einem Jahr nach Graz mitnahm, umfasst Schickers Tätigkeitsbereich bei Sturm nun aber auch die Spielanalyse.
Der Start war intensiv: "Die Möglichkeiten hier bezüglich technischer Hilfsmittel sind viel umfangreicher als noch in Wiener Neustadt. Da arbeite ich mich derzeit in neue Programme ein."
Mählichs Trumpf: Schnelle Stabilität
Als Chefscout verschaffte sich der 32-Jährige zuallererst einen umfassenden Eindruck vom Status quo der Kampfmannschaft. "Natürlich ist es schwer, nach einer Woche einen tiefer gehenden Eindruck vom Team zu bekommen, aber ich bin der Meinung, dass der Kader sehr gut zusammengestellt ist. Die Mannschaft ist zu hundert Prozent intakt und hat viel Qualität", sagt Schicker.
Wollte unter Vogel zwischen Ende September und Anfang November trotz aufwendiger Offensivbemühungen kein Sieg gelingen, schaffte Mählich den Turnaround. Sein ehemaliger Sportchef fühlt sich an die gemeinsame Saison in Wiener Neustadt erinnert.
"Er weiß einfach zu hundert Prozent, was zu tun ist. Seine größte Stärke ist, Informationen klar an die Mannschaft zu übermitteln. Er macht es nicht komplizierter, als es ist. Das ist die Handschrift Roman Mählich."
"Bevor er damals gekommen ist, hat der Verein in der Saison 69 Gegentore bekommen. Daher hat er die Defensive stabilisiert. Das haben wir relativ schnell hinbekommen."
Unter Mählich blieb der SCWN in den ersten sieben Spielen ungeschlagen und spielte 2017/18 in der Ersten Liga 15 Mal zu null - nur Meister Wacker Innsbruck hat das damals ebenfalls geschafft.
"Er versucht, mit dem bewährten 3-4-3-System Stabilität in die Mannschaft zu bekommen. Das hat er auch in der kurzen Zeit in Graz hinbekommen. Jeder muss seine Defensivaufgaben erfüllen, das ist eine Bedingung für ihn", sagt Schicker. Einen guten Draht zum Team hat der neue Trainer offensichtlich auf Anhieb hergestellt.
"Ich habe meinen eigenen Zugang zu den Spielern gefunden", sagte Mählich selbst nach dem 3:0 gegen den WAC im "Sky"-Interview (HIER nachlesen>>>). Schicker kann das nur bestätigen.
Musste sich Vogel den Vorwurf gefallen lassen, seine Spieler mit seinen Vorstellungen phasenweise zu überfordern, geht Mählich den simpleren Weg.
"Das Training ist in dieser Hinsicht ein ganz wichtiger Faktor. Er weiß einfach zu hundert Prozent, was zu tun ist. Seine größte Stärke ist, Informationen klar an die Mannschaft zu übermitteln. Er macht es nicht komplizierter, als es ist. Das ist die Handschrift Roman Mählich", sagt Schicker.
Kurzfristige Scoutingpläne? "Günter hat sicher schon sehr viel im Kopf"
Gemeinsam mit Paul Pajduch, der ebenfalls bei Sturm in der Videoanalyse tätig ist, konzentriert er sich derzeit auf die Vor- und Nachbereitung der Bundesliga-Partien für das Trainer-Team. Daneben wird der Scoutingbereich neu aufgesetzt.
"Prinzipiell können wir mit unseren Möglichkeiten sehr viel vom Büro aus machen. Hier versuche ich, Günter viel Arbeit im Alltag abzunehmen. Mit den Scouts, mit denen wir bisher schon gearbeitet haben, werden wir Gespräche führen und das gesamte Scouting nach den Vorstellungen des Vereins weiter strukturieren. Es war einiges da, aber ich versuche, die vorhandenen Unterlagen für mich zu ordnen, und eine gewisse Datenbank aufzubauen."
Der nationale Markt ist für Sturm wichtiger, aber auch international will Schicker weitere Kontakte knüpfen. Wie man sich gegen die ligainterne Konkurrenz in diesem Bereich, allen voran jener aus Salzburg, behaupten will? "Einfach hackeln, hackeln, hackeln. Wir haben schon sehr viele Tools zur Verfügung, aber wichtig ist, sich ein Netzwerk aufzubauen. Es geht darum, in gewissen Ländern Vertrauenspersonen zu haben, von denen du Informationen bekommst. Daran arbeiten wir und versuchen, aus unseren wirtschaftlichen Möglichkeiten das Beste zu machen."
Über kurzfristige Scoutingpläne im Hinblick auf Verstärkungen in der Winterpause hat sich Schicker mit Sportchef Kreissl noch nicht unterhalten. "Dafür bin ich noch zu kurz in Graz. Aber wir werden das in naher Zukunft tun. Jetzt ist erst einmal wichtig, dass ich viel in der Videoanalyse mache. Wir müssen mit so vielen Punkten wie möglich in den Winter kommen. Dann werden wir in die Planung gehen. Günter hat sicher schon sehr viel im Kopf, aber jetzt geht es aber nur einmal um den Rest der Herbstmeisterschaft."