Andreas Dober und der SK Rapid - nach knapp sechs Jahren ist wieder zusammen, was zusammen gehört.
"Es war quasi Schicksal", sagt der 30-Jährige, als ihn LAOLA1 am Freitag erreicht. Denn nicht nur er habe sich nach seinem Herzensklub gesehnt, auch dort hatte man ihn nicht vergessen.
Bei Rapid II warten große Aufgaben auf den "Aggressive Leader", wie er sich selbst bezeichnet. Erst Klassenerhalt, dann Aufstieg. Auf die Frage nach einem Comeback in der Kampfmannschaft hat er auch schon gewartet.
Doch kein Blick nach vorne ohne Blick zurück. Auch der ist klar: Zu verdanken habe er dem SKN St. Pölten viel - außer "dieser einen Person".
LAOLA1: Wie hat sich deine Rückkehr zum SK Rapid ergeben?
Andreas Dober: Ich war nach der Mitteilung von St. Pölten kurz geschockt. Eigentlich habe ich dann aber gar nicht lange überlegt. Für mich hat es nur eine Nummer gegeben und das war die von Muhammet Akagündüz (Trainer von Rapid II, Anm.). Er hat mich dann zurückgerufen und mir erzählt, dass er erst vor einem Tag mit Willi Schuldes (Nachwuchsleiter, Anm.) über mich gesprochen hat. Es war quasi Schicksal. Sie haben an mich gedacht und ich habe an sie gedacht. Dann ist alles rasch über die Bühne gegangen. Ich habe mich mit den beiden zusammengesetzt, sie haben mir erklärt, was sie mit mir vorhaben, dass ich den Trainerschein machen und ein Nachwuchsteam übernehmen soll. Bei Rapid II wollen sie mich als Führungsspieler. Das Gesamtpaket war super und für mich kam dann nichts anderes mehr infrage.
"Für mich war klar, dass, wenn sich nur eine klitzekleine Chance ergibt zurückkommen zu können, etwas anderes nicht im geringsten ein Thema ist."
LAOLA1: Die Lust, es noch einmal bei einem anderen Profi-Team zu versuchen, hattest du nicht?
Dober: Es gab ein Angebot aus Österreich und eines aus dem Ausland. Aber das wäre etwas für ein Jahr oder eineinhalb Jahre gewesen - ohne Perspektive. Ich bin jetzt zwar erst 30, aber das Fußballgeschäft ist sehr schnelllebig. Das ist ein sehr wichtiger Schritt für meine Zukunft. Rapid ist mein Verein, ich war 18 Jahre dort, das ist mein zweites Wohnzimmer. Für mich war klar, dass, wenn sich nur eine klitzekleine Chance ergibt, zurückkommen zu können, etwas anderes nicht im geringsten ein Thema ist.
LAOLA1: Was hast du bei Rapid II vor?
Dober: Ich stehe voll im Saft und bin geil aufs Fußballspielen. Ich gehe also nicht dorthin, ruhe mich hinten aus und sage: Die Jungen sollen spielen. Überhaupt nicht. Das Fußballspielen steht für mich noch immer an erster Stelle. Ich will mit Rapid II nächstes Jahr aufsteigen, in dieser Saison wartet noch eine schwere Aufgabe. Jetzt sind wir Zehnter und noch im Abstiegskampf dabei, aber damit kann ich ja gut umgehen und sicher meine Erfahrung einbringen.
LAOLA1: Auch eine Trainertätigkeit wird dir bei Rapid in Aussicht gestellt. War das schon länger ein Thema für dich?
Dober: Auf jeden Fall. Ich würde gerne nach der aktiven Karriere dem Fußball erhalten bleiben. Für mich gibt es nichts anderes als den Fußball. Jetzt arbeite ich als Trainer noch nebenbei. Es ist sicher wertvoll, Erfahrungen zu sammeln.
LAOLA1: Dein Sohn spielt im Nachwuchs bei Rapid. Heißt das, dass du ihn möglicherweise irgendwann trainieren wirst?
Dober (lacht): Das ist noch ein bisschen weit hergeholt. Ich schaue, dass ich noch so lange Fußball spiele, bis ich vielleicht irgendwann mit meinem Sohn zusammenspielen kann. Das wäre ein Traum. Er hat sich natürlich auch irrsinnig gefreut, als er von meiner Rückkehr gehört hat.
"Ich schaue, dass ich noch so lange Fußball spiele, bis ich vielleicht irgendwann mit meinem Sohn zusammenspielen kann."
LAOLA1: Nicht nur auf Rapid II, auch auf die Kampfmannschaft wartet eine große Aufgabe im Frühjahr. Wie schwierig wird das Frühjahr in der Bundesliga?
Dober: Das Verletzungspech zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison. Aber ich glaube, dass sie einen sehr guten Kader haben und mit Damir Canadi einen der modernsten Trainer im österreichischen Fußball. Ich glaube, dass sie trotz all der Verletzungsprobleme eine wichtige Rolle spielen werden.
LAOLA1: Hand aufs Herz: Hast du schon daran gedacht, dass du vielleicht doch noch einmal in der Kampfmannschaft gebraucht wirst?
Dober: Ich habe gewusst, dass diese Frage kommen wird. Ich bin für Rapid II geholt worden, um die Jungen zu führen. Ich versuche, Woche für Woche meinen Teil beizutragen, dass wir gewinnen und dass sich Spieler entwickeln. Alles andere liegt nicht in meiner Hand. Darüber mache ich mich auch nicht wirklich Gedanken. Aber jeder weiß, dass ich am Platz immer hundert Prozent gebe.
"Jeder Cent, auf den ich verzichtet habe, war es wert für mich, damit ich eine Person dort nicht jeden Tag sehen muss."
LAOLA1: Du legst, wie auf Instagram zu sehen ist, großen Wert darauf, im Guten mit deinem Ex-Klub SKN St. Pölten auseinander zu gehen. Wie blickst du jetzt, wo deine Zukunft geklärt ist, auf diesen Karriereabschnitt zurück?
Dober: St. Pölten hat mich in einer sehr schwierigen Situation aufgefangen. Ich habe dem Klub viel zu verdanken, das habe ich, glaube ich, auch mit Leistungen zurückgezahlt. Wir haben viel erreicht, waren im Cup-Finale, sind mit Rekord-Punkteanzahl Meister geworden. Jetzt haben wir uns auf die Vertragsauflösung geeinigt. Ich muss sagen, dass Andi Blumauer (General Manager, Anm.) für mich die einzige Ansprechperson war. Ihm habe ich sehr viel zu verdanken. So wie er arbeitet, ist er sehr wichtig für den Verein. Ohne ihn hätten sie richtige Probleme dort. Aber: Jeder Cent, auf den ich verzichtet habe, war es wert für mich, damit ich eine Person dort nicht jeden Tag sehen muss. Ich muss aber auch betonen, dass St. Pölten mir am Herzen liegt. Ich habe dort eine schöne Zeit gehabt und viele Freunde gewonnen. Ich wünsche ihnen auch von ganzem Herzen, dass sie in der Bundesliga bleiben.
LAOLA1: Traust du dem Klub angesichts der turbulenten Situation zu, die Klasse zu halten?
Dober: Jetzt sind Spieler wie Drazan wieder fit, sie haben Korkmaz und Dieng bekommen, die stark sind. Schütz ist ein gestandener Profi, der immer seine Leistung abruft. Da haben sie schon vier, fünf sehr gute Spieler. Das Problem ist: Die spielen alle auf der Außenbahn. Da weiß ich nicht, wie sie das handhaben. Aber es ist auch nicht meine Sorge, sondern die des Trainers. Da wird dann auch jemand einmal angefressen sein, wenn er nicht spielt, weil das in meinen Augen Stammspieler sind und sie für jeden Bundesliga-Verein eine Verstärkung wären. Trotzdem haben sie allgemein einen guten Kader. Einen Stürmer werden sie noch verpflichten müssen, nachdem zwei den Verein verlassen haben.
LAOLA1: Gibt es deiner Meinung nach auch genug Führungspersönlichkeiten innerhalb der Mannschaft?
Dober: So richtige "Aggressive Leader" wie ich es war bzw. bin, gibt es nicht. Man wird sehen. Korkmaz und Drazan sind für mich schon Typen, die mit ihren Leistungen andere mitreißen können. Verbal und von der Aggressivität her ist jetzt keiner drin, der vielleicht dazwischen hauen könnte.
LAOLA1: Apropos dazwischen hauen: Wie sinnbildlich war die Rauferei zwischen Daniel Segovia und Alhassane Keita für die angespannte Situation im Verein?
Dober: Die beiden haben schon einmal gestritten und es wurde eben wieder kein Elfer-Schütze bestimmt. Das muss man dann eben klar festlegen. Dass die beiden Stürmer und damit geil auf Tore sind, ist verständlich. Aber man kann die Situation natürlich anders lösen. Es ist passiert, für den Verein war es nicht förderlich. Die Maßnahmen wurden dementsprechend gesetzt. Mehr will ich mich dazu nicht äußern. Das ist Vergangenheit. Ich will überhaupt nicht gegen St. Pölten nachtreten. Im Gegenteil. Ich bin ihnen dankbar für die Zeit. Aber es gibt eben eine Person, die ich nicht unbedingt jeden Tag sehen muss.
Das Interview führte Andreas Terler
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