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Austrias Gollowitzer: "Nie schlechter als Top 3!"

Sein Deal mit Rapid-Boss Wrabetz, seine Meinung zu "50+1" und seine Pläne mit dem FAK. Der neue Austria-Präsident im LAOLA1-Interview:

Austrias Gollowitzer: Foto: © GEPA

Seit fünf Wochen ist Kurt Gollowitzer als Präsident des FK Austria Wien im Amt.

Nach der eher unglücklichen Ära seines Vorgängers Frank Hensel soll der Burgenländer den Verein wieder in ruhigere Fahrwasser führen.

LAOLA1 hat den 50-Jährigen in seinem Büro der Wien Holding GmbH, deren Geschäftsführer der Jurist seit 2018 ist, zum Interview getroffen. Selbstredend lehnen dort neben zahlreichen Aktenordnern auch einige Bücher über den FAK.

Die Veilchen sind für Gollowitzer eine Herzensangelegenheit, schon seit Jahren sitzt er in diversen violetten Gremien, nun steht er an der Spitze des Vereins.

Ob er die Spiele der Austria stehend oder sitzend verfolge? "In den letzten Monaten mehr stehend. Ich bin ein recht emotionaler Mensch. Wenn man dann Austrianer auch noch ist, hat man eh das volle Package. Nur 90 Minuten sitzen, das könnte ich nicht", lacht er.

Im Interview spricht Gollowitzer über einen Deal mit Rapid-Boss Alexander Wrabetz, die "50+1"-Regelung in Österreich, Testspiele von Katar in der Generali-Arena und einen Meistertitel in den kommenden fünf Jahren.

Foto: © FK Austria Wien

LAOLA1: Was war der beste Rat, den Sie bisher in Ihrer Funktion als Austria-Präsident bekommen haben?

Kurt Gollowitzer: Mir von allem selbst eine Meinung zu machen. Das habe ich am meisten gehört. Ich bin ein Typ, der sich von allem und jedem selbst eine Meinung macht.

LAOLA1: Einen Rat haben Ihnen die Austria-Fans beim letzten Saisonspiel via Transparent öffentlich ausgerichtet: "Gollowitzer: Lass dir eines sagen, Oaschkräuler erkennst du am braunen Kragen!"

Gollowitzer: Ich bin für alle Ratschläge dankbar, besonders für diesen. Das zeigt mir, dass es die Fans gut meinen und dass ich aufpassen soll. Ich werde Augen und Ohren offenhalten. Diese Themen gibt es nicht nur im Sport, sondern auch in der Wirtschaft. Ich bin schon relativ erfahren in Führungsjobs und denke, ich kann damit ganz gut umgehen.

LAOLA1: Muss man bei der Austria mehr aufpassen als sonstwo?

Gollowitzer: Das glaube ich gar nicht. Man muss genauso aufpassen wie in dem Bereich, in dem ich arbeite.

LAOLA1: Sie haben sich als Austria-Präsident gleich mal einen Instagram-Account zugelegt.

Gollowitzer: Eigentlich war das auch ein guter Ratschlag, den hat mir einer meiner Söhne gegeben. Ich finde es toll, dass ich das gemacht habe. Da stehen in geballter Form schnell viele Informationen zur Verfügung. Ich sehe da für die Zukunft in Sachen Kommunikation viele Möglichkeiten.

"Ich glaube nicht, dass wir jemals ein Koma-Patient waren"

LAOLA1: Sind Sie während der Transferzeit immer über den Stand der Dinge informiert oder lassen Sie die sportliche Leitung werken und die geben dann Bescheid, wenn etwas fixiert ist?

Gollowitzer: Ich bin von Jürgen Werner voll informiert. Er hat aber die absolute Entscheidungsfreiheit. Er ist als Sportvorstand Letztverantwortlicher. Ich sehe das gut aufgehoben bei ihm. Ich bin mit seiner Arbeit mehr als zufrieden. Ich sehe Top-Verpflichtungen, die vor allem längerfristig gedacht sind. Das gibt dem Verein Stabilität und Planungssicherheit.

LAOLA1: Stabilität hat die Austria in den letzten Jahren nicht gerade ausgezeichnet.

Gollowitzer: Richtig. Ich sehe es als eine meiner Hauptaufgaben, Stabilität in den Verein reinzubringen. Ich glaube, ich bin da schon auf einem ganz guten Weg. Da geht es etwa um Stabilität die Kommunikation mit allen Stakeholdern betreffend. Wir planen beispielsweise regelmäßige Mitgliederabende. Es geht auch um finanzielle Stabilität. Da bin ich in Projekte involviert, die uns mittel- bis langfristig Luft zum Atmen geben sollen. Ich habe die ersten Sponsoren-Gespräche hinter mir, wo der eine oder andere eventuell im nächsten Jahr zu uns stoßen wird. Noch etwas ist mir wichtig.

LAOLA1: Was denn?

Gollowitzer: Wer bei der Austria eine ehrenamtliche Funktion übernimmt, soll sie nur übernehmen, weil er ein violettes Herz hat und dem Verein helfen will. Außerdem sind wir dabei, den neuen Wirtschaftsvorstand zu besetzen.

LAOLA1: Wie sieht es da aus?

Gollowitzer: Mit dem heutigen Tag (Anm.: Di., 27. Juni) habe ich den Suchprozess mit dem Personalberater abgeschlossen. Wir hatten über 60 Bewerbungen. Ich habe eine Shortlist mit fünf Bewerbern, werde in den nächsten Wochen noch ein paar Runden drehen und dann werden wir zeitnah einen neuen Vorstand präsentieren.

LAOLA1: Wenn Sie jemandem, der noch nie von der Austria gehört hat, in wenigen Sätzen beschreiben müssten, wofür der Klub steht, was das für ein Verein ist, was würden Sie dem erklären?

Gollowitzer: Die Austria ist ein toller Traditionsverein in einer der schönsten Hauptstädte der Welt. Sie ist immer für tollen, anspruchsvollen Fußball gestanden. Sie hat eine lange Historie. Sie ist Rekordtitelträger Österreichs. Sie ist ein Verein mit vielen Erfolgen, aber es gab auch weniger erfolgreiche Momente. Aber es braucht bei vielen Vereinen nicht so erfolgreiche Zeiten, um dann wirklich wieder erfolgreich zu werden.

LAOLA1: Wenn Sie diesen Menschen in fünf Jahren wiedersehen, was würden Sie ihm gerne erzählen können, was in der Zwischenzeit passiert ist?

Gollowitzer: Ich würde ihm gerne von sehr erfolgreichen Jahren erzählen, dass wir finanziell auf guten Beinen stehen und dass wir sportlich in der Bundesliga nie schlechter als in den Top 3 waren. Idealerweise würde ich ihm von einem Meistertitel in den letzten zwei, drei Jahren erzählen. Und dass wir international aufgezeigt haben.

LAOLA1: Es gab in der vergangenen Saison zwei Metaphern, die wirtschaftliche Situation der Austria betreffend. Ex-Wirtschaftsvorstand Gerhard Krisch hat immer von einem "schweren Rucksack" gesprochen, Jürgen Werner vom "Koma-Patienten, der jetzt auf der Intensivstation liegt". Was gefällt Ihnen besser?

Gollowitzer: Ich glaube nicht, dass wir jemals ein Koma-Patient waren. Mir gefällt eher Krischs Interpretation. Aufgrund der Investitionen ins Stadion haben wir einen schweren Rucksack zu tragen. Ich bin aber überzeugt, dass wir das hinkriegen werden. Ich erzähle Ihnen meine Beobachtungen von der Klub-Konferenz vergangene Woche, wo die Vertreter der beiden höchsten Spielklassen waren.

Foto: © GEPA

LAOLA1: Nur zu!

Gollowitzer: Diese Themen der finanziellen Angespanntheit sind kein Einzelthema von einigen wenigen. Die ganze 2. Liga tut sich aufgrund der Struktur und Organisation mit den Vorgaben nicht allzu leicht. Aber auch bei den Bundesliga-Klubs hatte in den letzten Jahren nicht nur die Austria wirtschaftlich herausfordernde Zeiten und vielleicht auch vor sich. Es ist, mit einer Ausnahme, für alle eine ziemliche Herausforderung, den Spagat zwischen "sportlich erfolgreich" und doch noch "wirtschaftlich stabil" zu schaffen.

LAOLA1: Trotzdem hat bei der Bundesliga-Hauptversammlung eine Mehrheit gegen eine Abschaffung von "50+1" gestimmt. Wie hat die Austria abgestimmt?

Gollowitzer: Es war ein einstimmiger Beschluss, alle waren dafür, dass "50+1" in der jetzigen Situation bleibt.

LAOLA1: Können Sie sich vorstellen, dass sich das in naher Zukunft ändert?

Gollowitzer: Es gibt nur noch wenige Länder, in denen diese Regelung Bestand hat. Je größer die Länder sind, wird man – mit Ausnahme von Deutschland – sehen, dass es kein "50+1" mehr gibt. Und diese Länder sind auch diejenigen, wo wirklich viel Geld im Spiel ist. Im Moment ist "50+1" für alle Klubs noch in Ordnung und gut. Wie es in drei bis fünf Jahren aussieht, traue ich mich nicht vorhersagen. Wenn die Schere zwischen den wirklich großen Ligen und den kleinen immer größer wird, bin ich fast davon überzeugt, dass der eine oder andere aufzeigt und sagt, dass wir uns überlegen sollten, ob wir "50+1" noch brauchen.

LAOLA1: Können Sie ausschließen, dass Sie einer davon sind?

Gollowitzer: Das kann ich für die Zukunft nicht ausschließen. Ich war jetzt für eine Beibehaltung dieser Regelung. Ich bin auch ein Verfechter davon, die Mehrheit in der Kapitalgesellschaft zu haben und in Zukunft zu halten. Aber wie sich die wirtschaftliche Situation im Fußball in Zukunft allgemein darstellt, weiß ich nicht. Ich würde die Mehrheit in einer AG nur sehr ungern aufgeben.

LAOLA1: Wem gehört die Austria?

Gollowitzer: Man muss zwischen der Kapitalgesellschaft und dem Verein unterscheiden. Den Verein gibt es seit 1911, das ist der Hüter der Tradition und Historie. Vereine gehören von Gesetzeswegen schon den Mitgliedern. Wenn Sie mich also fragen, wem der Verein gehört: Den Mitgliedern, allen Fans, allen Menschen, die die Austria gernhaben.

"Ich persönlich hätte gegen ein Testspiel von Katar bei uns im Stadion nichts groß einzuwenden"

LAOLA1: Bei der Austria gibt es viele, teils sehr üppig besetzte Gremien. Ist es eines Ihrer Ziele, dieses Thema anzugreifen?

Gollowitzer: In den Gremien der Austria sitzt das "Who is Who" der österreichischen Wirtschaft und Politik. Wenn all jene, die in den Gremien sitzen, die Austria auch Jahr für Jahr finanziell unterstützen würden, könnten die Gremien auch unter meiner Führung gar nicht groß genug sein. Am Ende des Tages kann die Sinnhaftigkeit der Gremien aber nicht nach ihrer Größe bewertet werden, sondern danach, was sie zum Wohle der Austria beitragen. Da habe ich zwei Punkte auf meine Agenda gesetzt.

LAOLA1: Nämlich?

Gollowitzer: Einerseits will ich die Statuten an die heutige Zeit anpassen, andererseits würde ich die Gremien gerne genauer durchleuchten. Unmittelbar nach dem Sommer wird Wolfgang Katzian aus dem Vorsitz des Kuratoriums ausscheiden, weil das mit seinem europäischen Gewerkschaftsjob nicht mehr möglich ist. Da brauchen wir eine neue Führung. Und das wird sich gut treffen, um gleichzeitig diese Dinge anzugreifen.

LAOLA1: Die Austria hatte speziell in den Zeiten von Markus Kraetschmer sportpolitisch im Fußball viel Einfluss, saß im Bundesliga-Aufsichtsrat, war im ÖFB-Präsidium vertreten, in der ECA (European Club Association) aktiv. Ist es eines Ihrer Ziele, auch mal im Bundesliga-Aufsichtsrat zu sitzen?

Gollowitzer: Es ist allgemein ein Ziel von mir, dass die Austria oder ihr nahestehende Personen wieder in den verschiedenen Gremien – ob Bundesliga oder ÖFB – vertreten sind. In Sachen Bundesliga-Aufsichtsrat gibt es eine Vereinbarung zwischen Rapid-Präsident Alexander Wrabetz und mir. Sofern nur ein Mandat für Wiener Vereine zur Verfügung steht, wechseln wir uns ab. Das ist für mich in Ordnung. Ich kenne Wrabetz schon lange und habe eine gute Gesprächsbasis mit ihm.

LAOLA1: Teamchef Ralf Rangnick hat unlängst das Thema Ligareform wieder aufs Tableau gebracht. Wie stehen Sie dazu?

Gollowitzer: Der springende Punkt ist, ob wir entsprechend Vereine haben, die eine 16er-Liga finanziell stemmen können. Dass eine Reform kommen wird, davon bin ich überzeugt, weil man sich insbesondere die 2. Liga demnächst anschauen wird müssen.

LAOLA1: Wenn es also wirtschaftlich genug Vereine für eine 16er-Liga gäbe, wäre das schlauer als die aktuelle Lösung?

Gollowitzer: Das will ich so nicht bewerten. Ein schlauer Zug war die letzte Reform, weil sie viel mehr Spannung reingebracht hat. Wenn beispielsweise auch in einer 16er-Liga nach dem Grunddurchgang eine Teilung in eine Meister- und eine Qualifikationsgruppe möglich wäre, dann könnte ich mir durchaus vorstellen, dass das spannend sein könnte.

LAOLA1: Gleichzeitig steht auch der neue TV-Vertrag an. Gehört der österreichische Fußball ins Free-TV?

Gollowitzer: Ich bin mit der Sky-Berichterstattung super zufrieden, die machen einen tollen Job. Sportpolitisch ist es natürlich so, dass jeder ein Recht auf Fußball haben sollte. Wenn man Gebührenzahler beim österreichischen Rundfunk ist, dann sollte man auch die Möglichkeit haben, zumindest das eine oder andere Bundesliga-Spiel zu sehen.

LAOLA1: Verschwindet durch Pay-TV nicht der Fußball ein wenig aus der öffentlichen Wahrnehmung. Gerade in einer Zeit, in der man für dasselbe Geld auch Premier League schauen kann? Junge Menschen haben viel mehr Alternativen zum österreichischen Fußball als Sie und ich in unserer Jugend.

Gollowitzer: Ich finde den leichteren Zugang zu anderen Ligen bereichernd. Ich glaube auch nicht, dass das Interesse der Jugendlichen am Fußball durch Pay-TV nachgelassen hat. Wir haben bei der Austria den größten Zuwachs an neuen Fans/Interessierten bei Menschen zwischen 8 und 20 Jahren. Wenn ich durchs Stadion gehe, fällt mir auf, dass da ganz viele Kinder und Jugendliche auf den Rängen sind. Das ist toll!

LAOLA1: Es geht nur übers Stadionerlebnis, vor allem durch die aktive Fanszene, junge Menschen für den österreichischen Fußball zu begeistern, oder?

Gollowitzer: Die aktive Fanszene, ein tolles Stadion an sich, das gut gefüllt ist, in dem tolle Stimmung herrscht und du ein schönes Spiel siehst – das bindet Leute, die zum ersten Mal in Stadion sind. Da kann man tolle Momente und Emotionen wahrnehmen.

Foto: © GEPA

LAOLA1: Können Sie mit der Ultra-Logik etwas anfangen? All diese ungeschriebenen Gesetze, "gegen den modernen Fußball" als Grundsatz…

Gollowitzer: Ich kann die Gedanken nachverfolgen und zum Teil verstehen. Im Grunde genommen ist die Führung eines Fußballvereins in einer ersten Liga alleine nach diesem Gedanken einfach nicht mehr möglich. Der sportliche Erfolg hängt ganz eng mit dem wirtschaftlichen Erfolg zusammen, und umgekehrt. Beide Beine müssen fest am Boden stehen. Der Ultra-Gedanke spricht sich ja auch gegen die Kommerzialisierung des Fußballs aus. Am Ende des Tages brauchen wir aber finanzielle Mittel. Einen Fußballverein operativ zu betreiben, kostet eine Menge Geld. Das muss man auch reinbringen.

LAOLA1: Was ist Ihr Ansatz? Solange nichts Grobes passiert, einfach mal machen lassen?

Gollowitzer: Sprechen Sie Gewalt im Stadion an?

LAOLA1: Nein, dieses Thema müssen wir nicht diskutieren. Ich denke da an Proteste gegen Länderspiele, Proteste dagegen, dass Katar ein Testspiel in der Generali-Arena austrägt…

Gollowitzer: Für uns als Austria ist es notwendig, dass wir versuchen, das Stadion, für das wir sehr viel Geld bezahlt haben, mit allen Möglichkeiten operativ positiv zu betreiben. Ich persönlich hätte gegen ein Testspiel von Katar bei uns im Stadion nichts groß einzuwenden.

LAOLA1: Wie heißt das Stadion zukünftig?

Gollowitzer: Nächste Saison noch Generali-Arena, dann werden wir schauen. Es gibt gute Gespräche mit Generali. Die Vermarktung der Naming-Rights ist eines der wichtigsten Themen überhaupt.

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