Austria Wien ist seit bereits acht Pflichtspielen in Folge ungeschlagen - und das ohne Gegentor. Maßgeblichen Anteil daran hat Aleksandar Jukic.
Der 23-Jährige ist gemeinsam mit Marvin Potzmann trotz hochgradiger Konkurrenz im Mittelfeld der Violetten fix gesetzt.
Doch nicht immer lief für Jukic alles rund: Bis zum sensationellen 0:0-Heimderby spielte der Wiener im Startaufgebot der "Veilchen" noch kaum eine Rolle, dazu kam ein Platzverweis gegen Legia Warschau.
Das Derby war nicht für die gesamte Austria-Mannschaft, sondern auch für den Mittelfeldmann der große Turnaround. Seitdem ist "Aco" wieder gesetzt, bringt sichtlich Stabilität und Schwung ins Spiel.
Im LAOLA1-Interview spricht er über seine bisherige Karriere bei der Austria, seine persönliche Entwicklung sowie seine Ziele und Pläne für die Zukunft.
LAOLA1: Mal kurz einen Einblick: Ihr habt jetzt gerade eine super Serie. Seit acht Spielen ungeschlagen, seit 795 Minuten kein Gegentor. Beschreibe mal kurz, wie ist die Situation gerade? Warum ist es gerade einfach so "leiwand"?
Aleksandar Jukic: Ich glaube, dass wir eine gute Mischung gefunden haben, wie wir Spiele angehen, im Moment läuft es. Aber wir wissen auch, dass wir uns keinen Zentimeter schenken können, dass wir umso mehr arbeiten müssen. Was ausschlaggebend ist: Wwie wir das Tor verteidigen und dass uns das im Moment sehr gut gelingt, wir haben seit acht Spielen kein Tor mehr gekriegt. Wir haben eine gute Mischung aus gezieltem Angriffspressing und einem defensiven Mittelfeldpressing gefunden.
LAOLA1: Was würdest du verbessern bzw. was ist noch verbesserungswürdig?
Jukic: Auf jeden Fall das situative Springen, wie unser Trainer das nennt. Dieses hohe Herausschieben, wann und wie, wenn es zum Beispiel gewisse Phasen im Spiel gibt, in denen es dann nicht so gut läuft, dass wir uns dann auch zurückziehen und das Momentum wieder auf unsere Seite kriegen. Da gibt es sicher Situationen oder Phasen im Spiel, in denen wir das definitiv besser machen sollen und werden.
LAOLA1: Kannst du dich noch an dein erstes Bundesliga-Spiel für die Austria erinnern? Wie war das für dich damals?
Jukic: Das war definitiv ein sehr, sehr geiles Gefühl! Das war gegen Mattersburg unter Christian Ilzer, mit 19 Jahren. Aber dadurch, dass damals Corona war, habe ich nicht vor einem vollen Stadion, vor Zuschauern gespielt. Es war eines meiner Ziele, als ich bei der Austria begonnen habe, dass ich es in den Profibereich schaffe, und das habe ich bereits mit 19 geschafft. Das war echt schön, es sind coole Erinnerungen für mich. Das werde ich nie in meinem Leben vergessen.
LAOLA1: Wenn wir schon bei Debüts sind: Letztes Jahr habt ihr in der Conference-League-Gruppenphase international gespielt. Das ist nochmal was ganz anderes, oder?
"Mir sind wirklich die Tränen gekommen, als die Ost das erste Mal meinen Namen gesungen hat, das war immer schon ein Traum für mich."
Jukic: Ja, das ist definitiv ein anderes Feeling, du spielst da international, das Stadion war voll. Es ist jedes Mal ein unbeschreibliches Gefühl, wenn du bei der Austria aufläufst. Ich bekomme jedes Mal aufs Neue Gänsehaut, da fließt so eine Energie durch mich, was wirklich richtig cool ist, dafür spielt man auch Fußball. Davon habe ich immer geträumt, als ich klein war und mir die Spiele damals angeschaut habe. Das war immer mein Ziel. Internationale Spiele sind definitiv etwas anderes. Ich hoffe, dass wir es diese Saison wieder schaffen, uns zu qualifizieren.
LAOLA1: War es von klein auf dein Traum, einmal als Profi für die Austria zu spielen?
Jukic: Ja, dadurch, dass ich im 11. Bezirk aufgewachsen bin und in der Jugend im LAZ gespielt habe, die Talenteschule durchlaufen konnte und auch durch Rene Glatzer, der für mich in der U15 ein ausschlaggebender Faktor war, habe ich mich für die Austria entschieden. Natürlich auch, weil ich diesen Verein durchlaufen habe, seit ich 14 war und schon als Kleiner immer Austria-Spiele angeschaut habe.
LAOLA1: Warum hast du dich für die Vertragsverlängerung bei der Austria entschieden?
Jukic: Ich bin jetzt schon neun Jahre da, deswegen habe ich mich schon mit 20 dafür entschieden, weil ich mich hier beweisen wollte und einen Stempel setzen wollte. Und natürlich auch, weil der Verein sich dafür entschieden hat, mit mir zu verlängern. Es war definitiv der richtige Schritt. Ich habe mir vorgenommen, dass ich mit 20 noch nicht irgendwo anders hingehen möchte, weil ich finde, dass ich noch nicht so reif war. Es hat sich die Möglichkeit ergeben, hier zu verlängern und der Verein liegt mir ja generell sehr am Herzen, auch durch das Stadion, weil ich schon immer hier spielen wollte. Für mich war das die beste Möglichkeit, um mich weiterzuentwickeln.
LAOLA1: Zu deiner Position: Du spielst ja jetzt gerade zentral, hast aber auch ein bisschen offensiver am Flügel gespielt. Wie würdest du deine Entwicklung beschreiben und wo hast du positionsmäßig am wohlsten gefühlt?
Jukic: Unter Peter Stöger habe ich auf der Seite gespielt, bei Manfred Schmid auch. Am liebsten spiele ich in der Mitte. Aber ich finde es wichtig, dass du als Spieler variabel bist, dass du auch weißt, wie es ist, auf der Seite zu spielen. Ich glaube, kein Trainer sagt nein, wenn ein Spieler auf mehreren Positionen spielen kann und es auch gut macht. Ich finde, dass ich es auf der Seite im Großen und Ganzen ganz gut gemacht habe, obwohl es nicht meine Position war. Im Zentrum fühle ich mich aber definitiv am wohlsten, weil ich meine Stärken mit meiner Dynamik am besten ausspielen kann. Da ist das Coole, dass du, wenn es mal nicht so gut läuft, sehr schnell in die Zweikämpfe kommen und das Momentum auf deine Seite drehen kannst. In der Mitte sind sehr viele Aktionen und du musst dich sehr viel bewegen, deswegen finde ich das echt geil. Es macht mir sehr viel Spaß auf dieser Position, man kann sich da sehr schnell und gut weiterentwickeln.
LAOLA1: Du hattest bei den Profis bisher vier Trainer: Christian Ilzer, Peter Stöger, Manfred Schmid und Michael Wimmer. Bei welchem ist es dir am besten gegangen? Wo hast du dich am schnellsten in das neue Umfeld eingefunden?
Jukic: Wo ich mich am besten weiterentwickelt habe, ist sehr schwer zu sagen. Aber als ich mit 20 regelmäßig zu spielen begonnen habe, war Stöger Trainer. Das war eine coole Zeit. Bei Ilzer habe ich es geschafft, mein Debüt zu geben. Bei Schmid hatte ich meine Höhen und Tiefen, aber das gehört im Fußball dazu. Nichtsdestotrotz war es auch eine coole Zeit, daran denke ich auch sehr gerne zurück.
LAOLA1: Wie ist es bei eurem aktuellen Trainer?
Jukic: Bei Michi Wimmer fühle ich mich sehr wohl. Ich merke, dass er sich für den Spieler interessiert, für ihn einfach da sein möchte, auch wenn du schlecht spielst, was im Fußball dazugehört.
LAOLA1: Punkto Höhen und Tiefen: Es war ja vor dem 0:0 im Derby für dich eine nicht so gute Phase. Was war da los? Hattest du Zweifel an dir selbst?
Jukic: Das war bei mir nicht das erste Mal, dass ich nicht gespielt habe. Ich glaube, das gehört im Fußball einfach dazu, dass man Höhen und Tiefen hat. Natürlich hat man gewisse Gedanken im Kopf, aber definitiv keine Selbstzweifel. Ich kenne meine Qualität. Ich weiß, was ich der Mannschaft an Tag X geben und wie ich ihr helfen kann, wenn ich meine Qualität zu 100 Prozent abrufe. Das weiß auch jeder in diesem Verein. Was ich gelernt habe: Wenn es mal nicht so läuft, weiterhin Gas geben, die Ruhe bewahren, nicht hektisch werden. Du kennst deine Qualität, du vertraust dir selber und glaubst an dich. Du wartest einfach. Ich habe auf meine Chance gelauert und ich habe sie genutzt. Ich darf jetzt keinen Schritt weniger machen, das will ich auch nicht, dafür bin ich auch gar nicht der Typ. Ich will im Training immer 100 Prozent geben. Ich genieße jeden Moment, jede Minute, die ich am Platz stehen darf, hoffentlich geht es so weiter.
LAOLA1: Würdest du, wenn du könntest, deinem jüngeren Ich einen Rat geben? Und wenn ja, welchen?
"Es hat sich für mich so angefühlt, als ob wir Meister geworden wären. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie es dann ist, wenn wir mal Meister werden sollten."
Jukic: Definitiv bei gewissen Dingen nicht emotional zu sein, zu verstehen, dass Fußball manchmal unverständlich ist. Dass du immer ruhig bleiben sollst, dass du immer an deine Qualität glauben sollst, dazu nie an dir zweifeln solltest und gewisse Dinge auch akzeptieren musst, wie sie sind. Leider ist es halt schwer, weil beim jüngeren Ich kommt die Pubertät dazu, man denkt über viele Dinge nach.
LAOLA1: Würdest du irgendwas ändern, wenn du könntest?
Jukic: Auf jeden Fall. Ich habe eine Rote Karte bekommen, meine erste (Anm.: Rückspiel in der Conference-League-Quali gegen Legia Warschau), wo ich eine Tätlichkeit begangen habe, die ich nicht machen sollte. Die hätte ich vermeiden können, weil ich einfach in dieser Situation sehr emotional geworden bin. Im Fußball gehören Emotionen dazu. Das Wichtigste ist, dass man sie kontrollieren kann. In diesem Moment konnte ich sie nicht kontrollieren, habe leider die Kontrolle über meinen Körper verloren.
LAOLA1: Bei den Austria-Fans bist du ziemlich beliebt. Wieso ist das so und wie fühlt sich das für dich an?
Jukic: Wenn man als Spieler Leidenschaft zeigt und Gas gibt, kommt das durch die Fans zurück. Vor allem bei den Austria-Fans ist es so, dass du nicht der beste Spieler am Platz sein musst, aber du musst versuchen, immer 100 Prozent zu geben, mit Leidenschaft, mit Kämpfen, mit allem drum und dran. Die schätzen das auch. Mir sind wirklich die Tränen gekommen, als die Ost das erste Mal meinen Namen gesungen hat, das war immer schon ein Traum für mich. Wenn du das hörst, deinen Namen auf der Ost, wenn du ausgewechselt wirst, oder wenn das Spiel vorbei ist, dann ist das für mich etwas, was mir zeigt, dass ich mir etwas erarbeitet habe. Ich habe etwas in diesem Klub erreicht, was sie sehr wertschätzen, sie erkennen die Qualität.
Jedes Mal, wenn dieses Singen meines Namens kommt, ist es ein Gänsehaut-Moment für mich, es ist wirklich unbeschreiblich schön. Ich hoffe, dass sie weiter meinen Namen singen. Ich will dem Verein und den Fans das zurückgeben, sie sind der 12. Mann bei unseren Spielen. Sie helfen uns jederzeit, fiebern mit uns mit, auch wenn es nicht gut läuft. Sie haben vollstes Vertrauen in uns, die Beziehung zwischen den Fans und den Spielern ist sehr wichtig. Das ist nicht selbstverständlich. Es ist sehr schön, weil der Umgang zwischen den Fans und den Spielern hier bei der Austria etwas ganz anderes ist, das hat man bei anderen österreichischen Mannschaften definitiv nicht, auch bei den Topklubs. Bei der Austria ist es eine sehr schöne und angenehme Harmonie.
LAOLA1: Was nimmst du dir noch für die restliche Saison vor? Was sind deine Ziele?
Jukic: Definitiv so viele Spiele zu machen, wie ich kann. Gesund zu bleiben, das ist das Wichtigste. Wenn du nicht gesund bist, kannst du auch nicht spielen. Auch auf meinen Körper zu achten. Mich weiterzuentwickeln, auch dadurch, dass ja mein Vertrag im Sommer ausläuft. Keine Ahnung, was da passieren könnte.
LAOLA1: Machst du dir da schon Gedanken, wie es dann weitergeht?
Jukic: Nicht wirklich. Ich denke im Moment einfach von Spiel zu Spiel. Ich habe auch meinen Berater, der dafür zuständig ist. Es kommt, wie es kommt. Ich möchte mich damit wirklich nicht befassen, weil die Leistung vielleicht auch dadurch im negativen Sinne beeinflusst wird, wenn du dann nicht zu 100 Prozent da bist. Ich bin gelassen, was das betrifft.
LAOLA1: Eine letzte Frage hätte ich noch: Was war für dich bis jetzt der schönste Moment in deiner Karriere?
Jukic: Mein schönster Moment im Austria-Dress war definitiv das Spiel gegen Sturm Graz (21. Mai 2022). Da haben wir 4:2 gewonnen, das war wirklich etwas Besonderes. Wir haben zuhause gespielt, den dritten Platz erreicht. Als das Spiel begonnen hat, da war eine unglaubliche Energie im Stadion, was da von den Fans und auch von uns am Platz abgeliefert worden ist, wir waren echt sehr fokussiert.
Es war ein unbeschreiblicher Tag. Was danach dann passiert ist, wie die Fans ins Stadion gestürmt sind, wieviel Wertschätzung sie uns gezeigt haben, weil wir den dritten Platz erreicht haben. Es hat sich für mich so angefühlt, als ob wir Meister geworden wären. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie es dann ist, wenn wir mal Meister werden sollten. Das war definitiv einer der schönsten bzw. der schönste Moment in meiner Karriere als Profi bis jetzt.