Nach Jahren der Wanderschaft ist Valon Berisha zurück in der Admiral Bundesliga.
Der 40-fache Teamspieler des Kosovo kam nach seinem Abschied von Red Bull Salzburg im Jahr 2018 viel herum. Seinem Engagement bei Lazio Rom folgten Gastspiele in Deutschland (Fortuna Düsseldorf), Frankreich (Stade Reims) und Australien (Melbourne Victory). Seit Sommer war er vereinslos, im Jänner schloss er sich dem LASK an.
Im Interview mit LAOLA1 erzählt der Mittelfeld-Routinier, was er vom Treffen mit der "Ex" im Cup erwartet, wie er seine Rolle beim LASK sieht und warum er nichts von dem Begriff der Red-Bull-DNA hält.
LAOLA1: Wie waren die ersten Tage und Wochen beim LASK? Hast du dich schon gut zurechtgefunden?
Valon Berisha: Es war echt gut. Ich bin gut empfangen worden von den Spielern, dem Trainer und von allen Vereinsmitarbeitern. Ich habe mich gleich wohl gefühlt und es ist alles gut verlaufen.
LAOLA1: Wie war das Trainingslager?
Berisha: Es war gut. Wir konnten gut trainieren. Wir hatten auch drei Testspiele, das war schon intensiv für den Körper, besonders auch für mich, ich war ja doch längere Zeit verletzt. Aber ich ziehe ein positives Resümee. Ich glaube schon, dass es ein gutes Trainingslager war.
LAOLA1: Warum hast du dich für eine Rückkehr in die österreichische Bundesliga entschieden?
Berisha: Ich empfand es als eine schöne Herausforderung. Der LASK will wirklich etwas Großes aufbauen, das haben auch die letzten drei Jahre gezeigt. Ich habe schon mitbekommen, dass sie jetzt immer vorne dabei waren. Sie wollen wirklich ganz, ganz oben stehen und das hat mich gereizt. Aber auch die Art und Weise, wie Sie sich um mich bemüht haben. Das große Interesse, mich zum LASK zu holen, hat mich überzeugt.
LAOLA1: Du hast mit Salzburg in Österreich schon alle Titel gewonnen. Willst du beweisen, dass du es auch mit dem LASK kannst?
Berisha: Wenn ich zum Beispiel nach Salzburg zurückgegangen wäre, wäre das etwas ganz anderes gewesen. Die Herausforderung hier ist viel größer und die muss man auch mit vollem Fokus annehmen. Für mich geht es jetzt darum, mich fit zu halten und wirklich Gas zu geben. Wenn man da oben steht, dann wird es ja wirklich eine große Geschichte, nicht nur für den LASK, für die Stadt, für die Fans, sondern für alle eigentlich. Wenn ich da dabei sein und ein wirklich großer Schlüssel dafür sein kann, dann ist das für mich wirklich top. Das war auch der Reiz, hier herzukommen. Ich bin sehr, sehr zufrieden mit meiner Wahl.
LAOLA1: War eine Salzburg-Rückkehr ein Thema?
Berisha: Also ich hatte Kontakt mit ihnen, ich habe ja auch meine Reha in der Nähe von Salzburg gemacht. Ich habe dann auch ein bisschen mittrainiert bei Liefering, um Rhythmus zu bekommen nach meiner Verletzung und sie wussten auch über meine Situation Bescheid, aber der LASK war in der Offensive und deswegen habe ich mich auch dafür entschieden.
LAOLA1: Im Jahr nach deinem Abschied hat der neue Liga-Modus in Österreich seine Premiere gefeiert. Was denkst du über den Modus?
Berisha: Ich denke schon, dass das ein guter Modus ist. Die letzten fünf Spiele (Anm.: im Grunddurchgang) werden sehr wichtig, da wollen wir gut Punkte holen, um eine gute Ausgangslage für die Meistergruppe zu haben. Ich finde es schon cool, dass dann die Besten gegen die Besten spielen. Da wird sicher Feuer in den Spielen drinnen sein.
"Ich übernehme gerne Verantwortung, aber am Ende musst du selbst auch liefern."
LAOLA1: Du hast in den Testspielen direkt eine Führungsrolle eingenommen. Kannst du gar nicht anders, als ein Leader zu sein?
Berisha: Ich bin so geboren. Ich war immer so, seit klein auf. Ich übernehme gerne Verantwortung, aber am Ende musst du selbst auch liefern. Wenn ich die Mannschaft pushen, so eine Art Leaderrolle einnehmen kann, dann mache ich das gerne. Deswegen wollten die LASK-Verantwortlichen mich auch, weil sie wissen, dass ich so ein Charakter bin. Entweder du magst mich so oder du magst mich nicht.
LAOLA1: Im ersten Plichtspiel für den LASK geht es im Cup-Viertelfinale gegen deinen Ex-Klub Red Bull Salzburg. Wie blickst du dem für dich besonderen Spiel entgegen?
Berisha: Das wird ein Kracher! Ich erwarte ein intensives Spiel von beiden Seiten. Ich glaube, es wird nicht leicht, aber mit unseren Fans im Rücken wird es sicher ein Top-Spiel und ich hoffe, wir gehen dann als Gewinner vom Platz.
LAOLA1: Traust du dir schon die 90 Minuten zu?
Berisha: Das weiß ich nicht. Mein letztes Spiel war im September, aber durch die Testspiele haben sie mich gut aufbauen können. Ich habe nicht alle Spiele durchgespielt, aber ich habe meine Einsatzzeit bekommen. Es war jetzt viel Training, da muss man auch aufpassen, dass es zu keiner Überbelastung kommt, aber ich finde schon, dass ich schon gut beieinander bin. Und mental weiß ich auch, wie ich bin, ich kann über meine Limits gehen und in so einem Spiel machst du das ja auch. Ein Knockout-Game ist immer etwas ganz Besonderes. Entweder gehst du als Gewinner vom Platz oder nicht. Da spielt die mentale Komponente auch eine Rolle.
"Meine Mentalität ist zu gewinnen. Wenn man gewinnen will, muss man nach vorne, muss man aggressiv sein, muss man die Dinge in der richtigen Intensität machen."
LAOLA1: Erkennst du im System von Thomas Sageder die Red-Bull-DNA?
Berisha: Man merkt schon diese DNA, das Gegenpressing, diese intensiven Läufe, was das Spiel von Red Bull auszeichnet, aber er hat seine eigene Weise das umzusetzen und das finde ich super. Das System ist auch etwas anders, mit Dreierkette hinten. Weil viele reden dann, das ist Red-Bull-DNA und so weiter, nein: Er nimmt immer was Gutes mit für sein eigenes Spiel. Er macht das so, wie er das für richtig hält. Für jede Spielweise heutzutage brauchst du viel Intensität, viel nach vorne attackieren und das ist alles sehr ähnlich von der Ausrichtung her. Da kann man nicht sagen, das ist die Red-Bull-DNA.
LAOLA1: Der LASK spielt, ähnlich wie Salzburg damals, ein pressingorientiertes System. Hat das auch den Ausschlag für den Wechsel zum LASK gegeben?
Berisha: Meine Mentalität ist, zu gewinnen. Wenn man gewinnen will, muss man nach vorne, muss man aggressiv sein, muss man die Dinge in der richtigen Intensität machen. Das passt zu dem Stil und hat auch damals gepasst. Das passt auch zu mir selbst als Typ. Ich will gerne so spielen, weil ich gerne nach vorne will und gerne die Bälle gewinnen. Ich will gerne umschalten, will gerne als Mannschaft viele Tore machen. Ich denke immer, das Mittelfeld ist die schwierigste Position, weil du musst nach hinten alles wissen und nach vorne alles wissen. Du bist halt der, der alles mitzieht, von Box to Box. Ich liebe diese Position, weil du sehr wichtig für die Mannschaft bist. Wenn du da einen guten Job machst, dann bist du der Schlüssel, dass wir wenige Tore kriegen, aber auch dass wir viele Tore schießen. Denn du bist der, der die Verbindung zwischen Verteidigung und Sturm schafft.
LAOLA1: Du hast in der Vergangenheit bereits gegen den LASK gespielt. Gibt es Parallelen zwischen dem LASK damals und dem LASK heute oder große Unterschiede?
Berisha: Als ich in Salzburg war, waren wir echt dominant, nicht nur, weil wir Spiele gewonnen haben, sondern auch die Art und Weise, wie wir Spiele gewonnen haben. Ich kann nur vergleichen, wie es jetzt gegen Salzburg war (Anm.: 1:0-Auswärtssieg für den LASK, 21. Oktober 2023), da war nicht mehr diese Dominanz zu erkennen. In diesem Spiel hat mich der LASK echt überrascht, sie waren in diesem Spiel richtig gut unterwegs und da hat man auch gesehen, wie gut wir sein können. Das Problem ist meistens: Wie lange kannst du das Niveau halten? Gegen gute Mannschaften gibst du ja immer richtig Gas, es geht dann einfach auch darum, gegen kleinere Mannschaften die gleiche Leistung abzuliefern. So kannst du Dominanz am Platz herstellen. Damals bei Salzburg hatten wir gegen jeden Gegner dieses 'Muss', deswegen mussten wir immer dominant sein. Aber wenn wir diese Mentalität auch beim LASK hinkriegen, dann traue ich uns sehr viel zu.
LAOLA1: Ist es gegen vermeintlich kleinere Gegner schwer im Kopf umzuschalten und wieder 100 Prozent zu geben oder sind es andere Aspekte?
Berisha: Für mich nicht. Ich will immer gewinnen, egal wer vor mir steht. Das muss bei jedem so sein. Es darf nicht nur sein: Ah, wir treffen jetzt auf eine super Mannschaft und ich will mich zeigen. Für mich ist es wichtig Spiele zu gewinnen, nicht, dass ich zeige, wie gut ich spielen kann. Schlussendlich ist es egal, ob du der beste oder schlechteste warst, wenn die Mannschaft gewinnt, bist du auch ein Gewinner. Um das geht es. Es war mir nie so wichtig, dass ich der beste bin. Normal, du willst immer abliefern, aber das kommt automatisch. Wenn du im Rhythmus bist, Spiele gewinnst, die Atmosphäre in der Mannschaft gut ist, im Training Gas gegeben wird, dann ist es einfach, weil dann haben wir alle den gleichen Plan und sind auf dem gleichen Weg. Wenn das alles passt, dann kommt der Erfolg von allein. Vielleicht nicht sofort, aber mit dieser Mentalität wird man erfolgreich sein.
"Man kann einmal ein schlechteres Spiel haben, aber solange du alles am Platz lässt, kann keiner mehr von dir verlangen."
LAOLA1: Du wurdest als Top-Transfer im Winter vorgestellt. Erzeugt das automatisch Druck bei einem selbst?
Berisha: Ich habe automatisch Druck, weil ich schon einmal in Österreich war. Ich habe viel gewonnen und es wird auch gleich viel von mir erwartet. Aber schlussendlich: Fußball ist sowieso Druck. Du hast in jedem Spiel Druck, musst immer abliefern. Seit klein auf hatte ich Druck. Als Talent in Norwegen wurde viel über mich gesprochen, ich musste jeden Tag seit 14 mit dem Druck leben. Da bin ich dran gewöhnt. Ich weiß, was ich machen muss, ich weiß, was ich machen kann und es geht einfach darum abzuliefern. Man kann einmal ein schlechteres Spiel haben, aber solange du alles am Platz lässt, kann keiner mehr von dir verlangen. Wenn du als Spieler nicht mit Druck umgehen kannst, dann wird es schwer im Fußball etwas zu erreichen.
LAOLA1: Du bist ein Spieler, der durchaus auch polarisiert. Wie gehst du mit Kritik um?
Berisha: Ich finde es geil, wenn mich Leute kritisieren. Jeder ist da anders. Wenn du bei jemanden zu kritisch bist, verlierst du ihn vielleicht ganz. Ich bin da etwas anders, weil ich mir denke, wenn mich jemand kritisiert, dann will er, dass ich besser werde und erwartet auch viel mehr von mir. Das gibt mir einen Push. Aber wenn nur gesagt wird: 'Alles gut' - wo ist dann der Reiz sich zu verbessern? Wenn ich im Training sehe, dass wir etwas verbessern können, dann werde ich schon meine Ansagen machen. Wir müssen so offen sein, dass wir uns kritisieren und danach trotzdem wieder in den Arm nehmen können. Weil wenn ein Mannschaftsklima entsteht, wo es einfach ist, aneinander ran zu kommen, dann gibt man Gas füreinander. Wenn mir jemand viel gibt, dann gehe ich durch das Feuer für ihn. Das habe ich auch dem Trainer gesagt: Wenn wir das schaffen, dass jeder versteht, was du in Sachen Spielsystem, Aggressivität und Intensität willst, alle füreinander da sind und jeder dem anderen den Erfolg gönnt, dann kann etwas Großes entstehen. Dieses Gefühl hatte ich bei den Vereinen, wo ich Erfolg hatte und wir Titel geholt haben.
LAOLA1: Was muss bis zu deinem Vertragsende 2026 passieren, dass du auf eine erfolgreiche Zeit beim LASK zurückblicken kannst? Muss es ein Titel sein?
Berisha: Ganz ehrlich, dafür spiele ich. Das weiß der LASK auch. Mein Ziel ist es, dass wir in den zweieinhalb Jahren etwas holen und dafür werde ich alles geben. Wenn jeder mitzieht, dann glaube ich, ist das auch möglich. Aber wie gesagt: Wir wollen unbedingt. Das ist schon ein Ziel, ganz oben zu stehen, aber wir wissen, es wird eng zugehen. Am Ende werden wir sehen, wer ganz oben steht.