Dass Blau-Weiß Linz auch in der Saison 2024/25 ein Bundesligist sein würde, daran glaubten Ende August des Vorjahres nur die wenigsten außerhalb des Klubs.
Denn wirklich bundesligareif waren die Auftritte der Stahlstädter bis in den ersten fünf Runden, in denen es vier Niederlagen setzte, nicht. Doch nach und nach bekam man die Kurve, mischte gegen Saisonende sogar noch ums Europacup-Playoff in der Qualigruppe mit.
Mittendrin und hauptverantwortlich für die Entwicklung des Klubs sind neben Cheftrainer Gerald Scheiblehner vor allem Geschäftsführer Christoph Peschek und Sportdirektor Christoph Schösswendter.
LAOLA1 traf beide zum Doppelinterview, in dem Schösswendter (Peschek: "Ein Fels in der Brandung") über sein erstes Jahr im neuen Amt, seine Learnings und die vielleicht unangenehmste Seite seines Jobs sprach. Zudem gibt er ein Update zur Dobras-Zukunft und erklärt, was an den Namen Ulmer und Goiginger dran ist.
Christoph Peschek hebt die wirtschaftliche Entwicklung hervor und gibt Preis, wo man in fünf Jahren stehen will. Er schildert, wie man den Fans künftig noch mehr bieten will, zudem geht er auf die Folgen eines Abstieges ein. Gemeinsam blicken sie auf die kommende Saison und die Ziele in selbiger voraus.
LAOLA1: Welche sportliche Bilanz zieht ihr nach dieser Saison?
Christoph Schösswendter: Ich glaube, dass wir sehr zufrieden sein können. Wir haben eine gute Saison hinter uns und haben einige Hürden sehr gut gemeistert, wie etwa den Saisonstart oder die Zeit über die Wintermonate hinweg, wo wir eine Zeit lang auch sieglos waren. Die Mannschaft und das Trainerteam haben daraus immer die richtigen Schlüsse gezogen. Die Herausforderungen, die da waren, haben sie sehr gut angenommen und gemeistert. Wenn wir vor der Saison davon gesprochen hätten, dass wir drei Runden vor Schluss den Klassenerhalt fixieren, dann hätte das jeder hier im Verein und auch bei den Fans unterschrieben. Wir können zufrieden auf die Saison zurückblicken, haben aber auch wichtige Lehren daraus gezogen, wo es mit Hinblick auf die nächste Saison Handlungsbedarf gibt.
LAOLA1: Und wie sieht die wirtschaftliche Bilanz nach einem Jahr Bundesliga aus?
Christoph Peschek: In Summe sehr positiv, wir konnten uns in wesentlichen Erlöskategorien deutlich steigern, beispielsweise von rund 30 Businesspartnern auf 110, von 450 Abonnenten auf rund 3.000, von etwa 1.000 Zuschauerinnen auf 5.000, sodass wir mit der wirtschaftlichen, der gesamtorganisatorischen, als auch der sportlichen Entwicklung positiv auf die vergangene Saison zurückblicken dürfen.
(Text wird unterhalb fortgesetzt)
LAOLA1: Ihr konntet den Kader im Vorjahr aufgrund der unklaren Aufstiegssituation erst sehr spät finalisieren. Wie zufrieden wart ihr rückblickend mit der Qualität des Kaders und eurer eigenen Arbeit unter diesen Umständen?
Christoph Schösswendter: Wir haben erst am 4. Juni gewusst, dass wir es schaffen (mit dem Aufstieg, Anm.). Und auch ich war (als Sportdirektor, Anm.) in einer komplett neuen Position. Heuer läuft die Kaderplanung schon seit November, Dezember. Wir sprechen da von einem halben Jahr Vorlaufzeit, das wir voriges Jahr nicht hatten. Natürlich haben wir uns damals auch umgeschaut und uns informiert, aber es war eben bis zuletzt das Thema, in welcher Liga wird dann spielen. Das macht natürlich einen riesen Unterschied, was neue Spieler angeht, vor allem finanziell. Aufgrund dieser Tatsache und auch der, dass wir das neue Stadion bezogen haben, wussten wir nicht genau, wie das Budget für das Jahr ausschauen wird. Da haben wir uns Juni, Juli, August ein wenig durchgehangelt. Wir wussten ja nicht, was uns das Stadion dann genau kostet, welche Einnahmen wir haben werden und was unter dem Strich übrig bleibt. Am Ende war es dann natürlich sehr erfreulich, weil die Auslastung überragend gut war. Jetzt haben wir seit zwei, drei Monaten ein fixes Budget, wo ich weiß, in welchem Rahmen ich mich bewegen kann. Diese Begleitumstände waren eben letztes Jahr das Schwierige. Vor diesem Hintergrund können wir, denke ich, sehr zufrieden sein, wie der Kader war.
"Fans und Ausstehende sind bei der Betrachtung klarerweise bei den Wochenenden. Dann ist die Bewertung oft so: Wenn er spielt, ist er ein guter Neuzugang und wenn er nicht spielt, war er 'für die Fisch', übertrieben ausgedrückt."
LAOLA1: Ihr habt ja auch den einen oder anderen Spieler geholt, den es erst heranzuführen galt.
Schösswendter: Genau. Wir haben uns auch in ein paar Projekte gewagt, wie etwa bei Conor Noß, Stefan Feiertag oder Mehmet Ibrahimi. Da haben wir von Anfang an gesagt, dass sie Zeit brauchen werden und die bekommen sie auch. Wir wollten auch dem größten Teil der Meistermannschaft vertrauen, weil sie es sich einfach verdient hatten, dass auch in der Bundesliga auf sie gesetzt wird. Fans und Ausstehende sind bei der Betrachtung klarerweise bei den Wochenenden. Dann ist die Bewertung oft so: Wenn er spielt, ist er ein guter Neuzugang und wenn er nicht spielt, war er "für die Fisch", übertrieben ausgedrückt.
LAOLA1: Was ja gerade bei einem Andi Lukse so nicht zutrifft.
Schösswendter: Und nicht nur bei ihm. Bei Kiki (Dobras, Anm.) und Stefan Haudum genauso. Ich bin ja mehr oder weniger tagtäglich beim Trainingsbetrieb dabei und bekomme das mit. Sie haben eine enorme Wichtigkeit für das Team und das Mannschaftsgefüge, ebenso für jüngere Spieler, egal ob sie auf dem Platz stehen oder nicht. Wir hatten ja vor der Saison sehr viele Spieler gehabt, die davor noch nie Bundesliga gespielt hatten. Deswegen war die Gesamt-Konstellation des Kaders eine gute.
LAOLA1: Dank des Aufstieges sowie des geschafften Klassenerhalts habt ihr nun natürlich andere finanzielle Möglichkeiten. In welche Bereiche wollt ihr diesen Zugewinn in den nächsten ein, zwei Jahren verstärkt investieren?
Peschek: Wir haben mehrere Ziele für uns definiert. Als erstes natürlich, mit der Kampfmannschaft in der Bundesliga zu bleiben. Diese ist natürlich immer das Flaggschiff, und es soll die Mannschaft selbst, wie auch das Rundherum, bestmöglich Ressourcen zur Verfügung gestellt bekommen. Gleichzeitig braucht es aber auch immer einen Unterbau. Wir haben das Hofmann Personal Stadion. Das ist ein wesentlicher Schlüssel für die nachhaltige Entwicklung des Vereins. Aber diesen Unterbau benötigt es und da sprechen wir vor allem über den Nachwuchs und der Perspektive einer Akademie oder zumindest eines Leistungszentrums. Da sind wir derzeit in sehr vielen Gesprächen, unser Ziel ist, dass wir auch hier eine erhebliche Verbesserung zum Status Quo schaffen, um eine Perspektive zu bieten, aus dem eigenen Nachwuchs in der Kampfmannschaft Fuß zu fassen.
LAOLA1: Ihr hattet in dieser Saison einen Zuschauerschnitt von mehr als 5.000. War das der Schnitt, mit dem ihr kalkuliert habt oder hat euch das selber überrascht?
Peschek: Nein, da haben wir nicht damit gerechnet (lacht). Wir sind sehr, sehr dankbar über die hohe Anzahl an Zuschauer:innen. Allein, sich bei den Abos von 450 auf 3.000 zu steigern, ist alles andere als selbstverständlich. Das zeigt auf der einen Seite die Fanbase, die der Verein zweifelsohne hat, aber auch, dass das Gesamtkunstwerk ein stimmiges ist. Wir hatten ja nur vier Heimniederlagen, das zeigt, dass wir mit der Unterstützung der Fans eine gute Bilanz ziehen dürfen.
LAOLA1: Ihr wart ja gegen Saisonende dann sogar knapp dran am Europacup-Playoff. Da drängt sich dann doch die Frage auf: Ist das Stadion nicht vielleicht doch ein bisschen zu klein?
Peschek: Es ist wichtig, die Dinge im Erfolg, wie im Misserfolg nüchtern zu analysieren. Diesen Traum, um einen internationalen Startplatz mitzukämpfen, hat sich die Mannschaft selber erarbeitet. Dennoch ist Erwartungshaltungs-Management etwas sehr wichtiges im Fußball. Deswegen war für uns der Klassenerhalt immer das Hauptziel und den haben wir drei Runden vor Schluss geschafft. Ob das (mit dem Zuschauerschnitt, Anm.) so bleibt, werden wir aber erst in einem Jahr beurteilen können, wir sind aber sehr optimistisch. Dennoch gilt es, das noch abzuwarten.
Sollte das Zuschauerinteresse steigen, bestünde aber die Möglichkeit eines Stadion-Ausbaus>>>
LAOLA1: Es hätte aber auch anders kommen können: Zu Beginn der Quali-Gruppe wart ihr nur vier, fünf Punkte vor Lustenau, wärt fast noch unten reingerutscht. Was hätte ein Abstieg wirtschaftlich bedeutet?
Peschek: Zunächst muss man sagen, dass ich kein Freund der Punkthalbierung in der Qualigruppe bin. Denn da geht es wirklich um sehr, sehr viel, jedenfalls im Falle des Abstiegs wohl auch um Arbeitsplätze. Ich bin der Meinung, dass hart erkämpfte Punkte, nicht weniger wert sein dürfen. Speziell im Abstiegskampf. Ein Abstieg wäre wirtschaftlich, wie sportlich eine große Herausforderung geworden. Umso wichtiger ist es, dass wir den Klassenerhalt geschafft haben, weil ich bei aller Bescheidenheit der Meinung bin, dass der FC Blau-Weiß Linz eine Bereicherung für die Bundesliga ist.
"Da muss man schon so ehrlich sein zu sagen, dass wir Probleme gehabt hätten, eine Mannschaft auf die Beine zu stellen, die sofort wieder um den Titel mitspielen kann."
LAOLA1: Und was hätte ein Abstieg für euch aus der Sicht des Sportdirektors bedeutet?
Schösswendter: Das hätte massive Einschränkungen bedeutet. Da muss man schon so ehrlich sein zu sagen, dass wir Probleme gehabt hätten, eine Mannschaft auf die Beine zu stellen, die sofort wieder um den Titel mitspielen kann. Das wäre definitiv nicht möglich gewesen.
LAOLA1: Speziell gegen Saisonende hat die Mannschaft aber echte Bundesligareife bewiesen und gezeigt, zu welchen konstant guten Leistungen sie im Stande ist. Welche sportliche Zielsetzung habt ihr für kommende Saison im Auge?
Schösswendter: Die selbe wie dieses Jahr: Klassenerhalt. Man muss trotzdem realistisch bleiben. Wenn man das ganze Jahr so einordnet, hat es sehr gute Phasen gegeben, es hat einige absolute Highlights gegeben und genauso hatten wir auch schwere Phasen mit richtig großen Herausforderungen. Wir als Klub sind jetzt teilweise, so wie wir dastehen, mit Stadion, Faninteresse und Sponsoren, mittlerweile kein kleiner, sondern ein mittelgroßer Klub in der Bundesliga. Aber wir sind noch ziemlich am Anfang unserer Entwicklung. Was die Rahmenbedingungen und das Budget angeht, sind wir noch nicht soweit, dass man von etwas anderem (als dem Klassenerhalt, Anm.) reden könnte. Wir schauen, dass wir uns sportlich verbessern und werden qualitativ nächstes Jahr sicher einen besseren Kader haben. Aber oberste Prämisse ist, in der Liga zu bleiben, damit wir dann in zwei, drei Jahren hoffentlich so dastehen, dass wir irgendwann im Kampf um den Strich mitreden können.
LAOLA1: Nächste Saison wollt ihr wieder proaktiver spielen, wieder etwas mehr zu eurer Spielanlage in der 2. Liga zurückkehren. Wie wird das auf dem Spielfeld aussehen?
Schösswendter: Ich glaube, man hat es in den letzten Runden schon mitbekommen, als wir auf das 4-3-3 umgestellt und wieder höher attackiert haben. Bei gegnerischen Abstößen sind wir vorne wieder aktiver angelaufen. Das hat ja, bis auf die letzten beiden Spiele, sehr gut funktioniert. Es ist ja nicht so, dass die Spielweise bis dahin ein passives Abwarten war, aber wir versuchen jetzt, den Kader so hinzubekommen, dass wir unsere Verteidigungslinie wieder ein bisschen weiter nach vorne bekommen. Das Ziel ist ganz klar, sich in der Arbeit gegen den Ball wieder weiter nach vorne zu verschieben. Da wollen wir den Gegner wieder tief in dessen Hälfte unter Druck setzen und dadurch mehr Fehler erzwingen, um nicht ganz so weite Wege bei Ballgewinn zu haben.
LAOLA1: Stichwort Kader: Mit Martin Moormann habt ihr bereits einen neuen Spieler für kommende Saison verpflichtet. Auf welchen Positionen oder in welchen Mannschaftsteilen wollt ihr euch noch verstärken?
Schösswendter: Es gibt ein paar Positionen. Wir versuchen, in jedem Mannschaftsteil Qualität dazuzugewinnen. Aber wir wollen auch Spieler holen, die noch nicht an ihrem Limit sind und ein gewisses Potenzial haben, wie es heuer ein Noß, Seidl oder Briedl waren. Die Spieler sollen die fußballerische Qualität, ein gewisses Tempo und auch eine gewisse Erfahrung mitbringen. Es ist jetzt schon ein paar Mal falsch verstanden worden, dass wenn man von einem erfahrenen Spieler spricht, man einen 30-Jährigen meint. Ein 24-, 25-Jähriger kann auch jede Menge Erfahrung auf diesem Niveau mitbringen, wie Martin Moorman beispielsweise. In erster Linie geht es jetzt darum, ganz vorne und im Mittelfeld Spieler zu bekommen, die uns von Tag eins weg helfen können.
"Sollte einer von diesen Spielern wirklich Thema werden, dann wäre das Finanzielle natürlich die erste Hürde, die man sich anschauen müsste. Ich glaube aber nicht, dass wir schon soweit sind, dass das möglich ist."
LAOLA1: Es geistern Namen herum, hartnäckig halten sich die Gerüchte um Andreas Ulmer und Thomas Goiginger. Beschäftigt sich der Sportdirektor damit?
Schösswendter: Das ist ja auch ein wenig von außen herangetragen worden, weil wir viel davon gesprochen haben, dass wir Erfahrung dazuholen wollen. Das sind halt Namen, die für viele Außenstehende naheliegend sind. Sollte einer von diesen Spielern wirklich Thema werden, dann wäre das Finanzielle natürlich die erste Hürde, die man sich anschauen müsste. Ich glaube aber nicht, dass wir schon soweit sind, dass das möglich ist.
LAOLA1: War die erste Bundesliga-Saison denn so rentabel, dass man sich solche Spieler leisten könnte?
Peschek: Ich würde es so formulieren: Allein als Blau-Weiß Linz mit solchen Persönlichkeiten in Verbindung gebracht zu werden, zeigt schon die sehr positive Entwicklung des Klubs. Sowohl was das Sportliche anbelangt, als auch das Image und der Gesamtentwicklung des Klubs. Insofern ist es für uns eine Ehre. Wir sind mitten in den Kaderplanungen, inklusive aller möglichen Szenarien und Gespräche. Weiters ist es so, dass wir im Hofmann Personal Stadion keinen Geldspeicher von Dagobert Duck vererbt bekommen haben, uns aber trotzdem wirtschaftlich gut entwickeln. Es bleibt jedoch wichtig, die Balance zu halten zwischen wirtschaftlicher Stabilität und sportlicher Wettbewerbsfähigkeit.
LAOLA1: Ihr hattet in der abgelaufenen Saison einen Kader von um die 25 Mann. Wird sich dahingehend etwas ändern?
Schösswendter: Wir werden definitiv wieder mit vier Torhütern in die Saison gehen und dementsprechend zwischen 20 und 22 Feldspieler haben.
LAOLA1: Ihr hattet einige Spieler im Kader, die sicher über dem Niveau performt haben, als man es vor der Saison hätte erwarten könne, wie ein Seidl, Briedl oder Noß. Aber ihr hattet keinen Senkrechtstarter wie Fridrikas letztes Jahr bei Lustenau, um ein Beispiel zu nennen. Ist das vielleicht sogar ein Vorteil, dass diese Spieler ein wenig unter dem Radar fliegen?
Schösswendter: Ich glaube, dass die genannten Spieler schon ein wenig in die Kategorie Senkrechtstarter fallen. Aber sie haben nicht so außergewöhnlich performt, dass man das nicht im nächsten Jahr wieder erwarten könnte. Das ist etwas Gutes. Weil wenn du Spieler dabei hast, die so sehr über ihrem Limit gespielt haben, dass du dann im Frühjahr schon siehst, dass sich da bald wieder in der Normalität einpendeln wird, ist das sicher ein wenig schwieriger. Sie (Seidl, Briedl & Co., Anm.), haben jetzt ein Niveau erreicht, wo ich überzeugt bin, dass sie das halten können und auch noch Luft nach oben haben. Was man dabei auch nicht vergessen darf: Wir sind jetzt ein Jahr weiter. Alle, die letztes Jahr schon da waren, haben ein Jahr Bundesliga-Erfahrung in den Beinen. Sie starten auf einem ganz anderen Level als letzten Juli.
LAOLA1: Einer, der vielleicht nicht überperformt hat, aber gegen Saisonende einer der besten Spieler bei euch war, ist Kristijan Dobras. Wie steht es bei ihm um eine mögliche Vertragsverlängerung?
Schösswendter: Bei ihm gehe ich stark davon aus, dass er bleibt. Er ist jetzt gerade noch am Abklären, aber ich bin zuversichtlich, dass wir das hinkriegen.
LAOLA1: Aus welchem Fehler oder welchem Ereignis hast du in deinem ersten Jahr als Sportdirektor am meisten gelernt?
Schösswendter: Da gibt es so viele Themen, die in diesem Jahr passiert sind. Ich weiß heute, dass ich gewisse Dinge nicht mehr genauso machen würde. Aber es geht ja auch immer darum, in dem Moment wo man etwas entscheidet, voll dahinter zu stehen. Man macht das ja aus bestem Wissen und Gewissen und erwartet sich etwas davon. Fehler gehören dazu, wichtig ist, dass man Entscheidung immer auf einer Grundlage trifft, wo man sagen kann, dass man alles bedacht hat. Für mich ist ein entscheidendes Learning vom ersten Jahr, sich bei gewissen Entscheidungen ausreichend Zeit zu nehmen. Im Vorjahr war ja alles zeitlich knapp und da waren schnelle Entscheidungen gefragt. Ein weiteres Learning sind unangenehme Entscheidungen, die man in meiner Position oftmals treffen muss. Auch wenn das auf menschlicher Ebene manchmal wehtut.
LAOLA1: Ist das vielleicht das unangenehmste an deinem Job: Einem Spieler sagen zu müssen, dass man nicht mehr mit ihm plant?
Schösswendter: Klar, aber ist etwas, das mir vorher schon absolut bewusst war. Das kriegst du ja in deiner Zeit als Spieler auch schon mit, dass solche Entscheidungen getroffen werden. Für mich war es immer so, dass ich das gut trennen kann. Viele Spieler bei uns im Kader waren voriges Jahr noch meine Mitspieler und sind auch meine Freunde. Einem Spieler zu sagen, dass wir sportlich anders planen, hat für mich nichts damit zu tun, dass das trotzdem ein Freund für mich ist. Ich weiß aber, dass das für Spieler manchmal schwierig ist, das zu trennen. Das ist immer wieder hart und unangenehm, aber es gehört dazu.
LAOLA1: Wie sind die Spieler, denen du das mitgeteilt hast, damit umgegangen?
Schösswendter: Ganz unterschiedlich. Da geht es auch immer um die eigene Wahrnehmung. Viele Spieler haben dann zum Glück eh eine richtige Einschätzung ihrer Situation. Es gibt aber immer wieder Spieler, hier und anderswo, die ein anderes Bild von sich selbst haben. Am Ende des Tages, und das ist positiv, hat es dann jeder Spieler verstanden, dass es in keinster Weise Entscheidung gegen einen Menschen war, sondern dass es rein auf das Sportliche herunterzubrechen ist.
LAOLA1: Ihr setzt verstärkt Maßnahmen hinsichtlich der Fanbindung, seid sehr volksnah. Wie ist der Output aus diesen Aktivitäten? Welches Feedback bekommt ihr dazu von den Fans?
Peschek: Ein sehr, sehr positives und das freut uns auch. Und den aufmerksamen Leser:innen wird aufgefallen sein, dass wir das in unserem letzten Interview angekündigt haben. Insofern kann man sagen: versprochen und gehalten, auch immer wichtig (lacht). Wir hatten etwa den Osterevent mit rund 500 Kindern, es war großartig, die leuchtenden Augen zu sehen. Unlängst hatten wir einen Legendenabend für die Meistermannschaft von 1974 organisiert, der binnen weniger Tage ausverkauft war. Wenn wir in Summe also ein Resümee ziehen, sehen wir eine große Begeisterung, dass sehr viele Kinder und Familien da sind. Das gibt uns auch wieder die Zuversicht, dass die Zukunft für den FC Blau-Weiß Linz eine gute sein wird, weil wir damit jetzt schon die nächste Generation an den Verein binden. Auch die Auslastung (im Stadion, Anm.) kommt nicht von ungefähr. Das ist immer ein Mix zwischen dem sportlichen Auftreten der Mannschaft, dem Spieltageserlebnis und wie der Verein wahrgenommen wird. Ein großes Kompliment an die Fans, weil die Stimmung eine großartige ist, aber gleichzeitig auch an die Mannschaft und alle Mitarbeiter, weil es immer um ein Gesamtkunstwerk geht.
LAOLA1: Welche Schritte wollt ihr dahingehend in näherer, aber auch in fernerer Zukunft noch gehen?
Peschek: Wir wollen uns vor allem selber treu bleiben. Diese Bodenständigkeit und das respektvolle Miteinander, dieser große Zusammenhalt, der unter anderem auch damit zum Ausdruck gekommen ist, dass wir vor dem Spiel gegen Sturm Graz (am 3. Dezember des Vorjahres, Anm.) an einem Sonntag um sieben Uhr morgens 80 Menschen gehabt haben, die Schnee geschaufelt haben, damit das Spiel stattfinden kann. Das alles stellt wiederum die Kraft des Klubs dar. Daher werden wir weiter verschiedene Eventformate, verschiedene Veranstaltungen organisieren, wie zum Beispiel die Fan-Stammtische und öffentliche Trainings. Es ist, glaube ich, auch einmalig, dass die Kinder sogar mit aufwärmen dürfen. Das war gar keine Anforderung von mir, das hat der Trainer (Gerald Scheiblehner, Anm.) von sich aus angeboten. Wir haben schon noch die eine oder andere Zusatzidee, aber auch da gilt es, einen Schritt nach dem nächsten zu setzen.
LAOLA1: In unserem letzten Interview haben wir auch über die Struktur gesprochen, wie habt ihr euch in diesem Bereich seither weiterentwickelt?
Peschek: Da haben wir uns deutlich weiterentwickelt, was aber auch notwendig war. Wenn du selber ein Stadion bespielst, da braucht's von Greenkeeping bis Facility-Management entsprechende Personen, die da ausüben. Wir haben uns in der Kommunikation neu aufgestellt, wir haben einen neuen Finanzverantwortlichen und auch im Bereich Marketing, Vertrieb und Spielbetrieb neue Personen dazugeholt. Außerdem haben wir ein Scouting geschaffen, das es vorher nicht gab und das Betreuerteam erweitert. Wir sind eine schlagkräftige Truppe. Klein, aber fein. Ich bin sehr dankbar für das Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Auch der Teamspirit ist ein sehr, sehr guter.
"Das Ziel ist, dass wir um die zehn Millionen Umsatz liegen. Das ist natürlich ambitioniert. Ich bin aber vorsichtig zuversichtlich, dass wir all den Maßnahmen und Aktivitäten sowie der Wirtschaftskraft Oberösterreichs in einigen Jahren auch erreichen können."
LAOLA1: Wo seht ihr euch wirtschaftlich in fünf Jahren?
Peschek: Das Ziel ist, dass wir um die zehn Millionen Umsatz liegen. Das ist natürlich ambitioniert. Ich bin aber vorsichtig zuversichtlich, dass wir all den Maßnahmen und Aktivitäten sowie der Wirtschaftskraft Oberösterreichs in einigen Jahren auch erreichen können. Denn die Fanbase ist da, Blau-Weiß ist in Linz verwurzelt, aber in ganz Oberösterreich und darüber hinaus beliebt und mit hohen Sympathiewerten ausgestattet. Wir haben uns jetzt von 3,7 Millionen Umsatz auf rund 8 bis 8,5 Millionen gesteigert. Das ist für eineinhalb Jahre schon einmal sehr erfreulich, aber wir sind sicher noch nicht am Ende der Fahnenstange angelangt. Wir haben sicher noch Potenzial im Bereich der Vereinsmitglieder, wir haben auch noch Potenzial, was das Sponsoring anbelangt. Möglicherweise kommen auch künftige Transfererlöse dazu, weil wir ein Klub sein werden, wo auch das Aus- und Weiterbilden von Spielern immer ein Faktor sein wird.
LAOLA1: Zum Abschluss: Was sind die drei positivsten Eigenschaften von Christoph Peschek?
Schösswendter: Er ist sehr klar in seinen Gedanken und Handlungen. Er hat ein ganz klares Bild vom Verein, wie er dastehen und wahrgenommen werden soll. Auch davon, wie wir arbeiten wollen. Es ist beeindruckend, wie wenig er sich beirren lässt auf diesem Weg. Gleichzeitig nimmt er Randerscheinungen und weitere Themen wahr und geht darauf ein. Es gibt einen klaren Plan, wie wir den Klub gemeinsam weiterbringen wollen. Es ist auch stark darin, klare Entscheidungen zu treffen. Das ist in seiner Position auch notwendig und oft gefordert. Außerdem kann er einerseits ein sehr harter und fordernder Chef sein, was wichtig ist, um das Weiterkommen zu gewährleisten. Andererseits besitzt er dieses gute Maß an Menschlichkeit. Man kann mit ihm genauso Spaß haben und Schmäh führen. Ich habe einen sehr, sehr guten Draht zu ihm, weil wir einen offenen und ehrlichen Austausch pflegen und uns sehr schätzen.
LAOLA1: Und wo sieht Christoph Peschek die drei positivsten Eigenschaften von Christoph Schösswendter?
Peschek: Ich schätze an ihm seine Fachkompetenz. Er hat ein Sportmanagement-Studium und eine Trainerlizenz. Er hat als Spieler unterschiedlichste Stationen kennengelernt. All das zusammen bringt eine hohe Expertise und auch breite Sichtweise mit ein, die für den Klub und in unserer Zusammenarbeit sehr bereichernd ist. Weiters schätze ich an ihm, dass er sehr strukturiert, organisiert und vernünftig an die Dinge herangeht. Er ist jemand, der über den Tellerrand blickt und auch das Gesamtgefüge eines Vereins sieht. Die dritte positive Eigenschaft: Er ist als Persönlichkeit besonnen und seriös zugleich.
"Es bringt ihn eigentlich nicht allzu viel aus der Fassung. Schössi ist wie ein Fels in der Brandung."
LAOLA1: Womit kann man Christoph Peschek am meisten nerven?
Schösswendter: Das ist eigentlich relativ einfach, weil alles, was mit einer gewissen Farbe zu tun, ist bei ihm ein bisschen schwierig (lacht).
Peschek: Da hat er recht (lacht).
LAOLA1: Und womit kann man Christoph Schösswendter am meisten nerven?
Peschek: Es bringt ihn eigentlich nicht allzu viel aus der Fassung. Ich habe ihn bei Fehlentscheidungen oder bei verlorenen Spielen schon verärgert erlebt. Aber Schössi ist wie ein Fels in der Brandung. Das ist eine gute Frage, vielleicht kann ich sie in einem Jahr besser beantworten.