Christian Schwegler hält bei 241 Einsätzen für den FC Red Bull Salzburg.
Maximal kommen noch sechs hinzu, denn nach dieser Saison bricht der Schweizer seine Zelte nach acht Saisonen in Österreich ab und wechselt zu seinem Heimatklub FC Luzern.
Der Rechtsverteidiger wird als Rekord-Legionär gehen, keiner anderer hat mehr Partien für Red Bull Salzburg absolviert.
"Ich bin stolz, so lange hier gewesen zu sein", sagt der 32-Jährige im LAOLA1-Interview, in dem er bilanziert und auch seine kritisch beäugte Fan-Aussage bespricht.
LAOLA1: Kannst du dich noch an dein erstes Spiel für Salzburg erinnern?
Christian Schwegler: (lacht und wartet kurz) Es wird wahrscheinlich ein Cup-Spiel gewesen sein.
LAOLA1: Nein, es war ein Champions-League-Quali-Spiel gegen Bohemians Dublin.
Schwegler: Ah, genau, das war ein Heimspiel, 1:1 ist es ausgegangen. Auswärts sind wir dann mit einem 1:0 aufgestiegen. Durch ein Kopfball-Tor von Patrik Jezek.
LAOLA1: Genau. Und weißt du noch, wer deine Startelf-Kollegen waren?
Schwegler: (lacht) Keine Ahnung. Andreas Ulmer und Christoph Leitgeb waren sicher schon dabei. Barry Opdam vielleicht? Ibrahim Sekagya in der Innenverteidigung. Vorne Marc Janko.
LAOLA1: Nicht schlecht, aber Ulmer saß damals auf der Bank, die Aufstellung lautete: Gustafsson; Schwegler, Sekagya, Dudic, Opdam; Leitgeb, Aufhauser; Mahop, Cziommer, Svento; Janko.
Schwegler: (grinst) Rene Aufhauser? Wirklich? Das ist unglaublich, wie lange das her ist. Langsam wird es mir bewusst, dass es die letzten Wochen sind. Ich bin stolz, so lange hier gewesen zu sein.
LAOLA1: Warum verlässt du Salzburg in diesem Sommer?
Schwegler: Es war klar, dass ich irgendwann zurückkehren würde. Mir war aber immer wichtig, dass ich noch gut im Saft stehe, wenn ich zurückkehre, um zu Hause auch noch zu spielen.
LAOLA1: Hast du nach acht Jahren eine neue Herausforderung gesucht?
Schwegler: Ja, ich wollte eine neue fußballerische Herausforderung. Der möchte ich mich noch einmal stellen. Ich hätte auch bis zum Schluss in Salzburg bleiben können, aber ich habe echt Lust, etwas Neues zu machen und das in meiner Heimat, worauf sich auch meine Familie sehr freut.
LAOLA1: Du bist der Legionär mit den meisten Spielen für Red Bull Salzburg. Wie fällt deine Bilanz nach acht Jahren aus?
Schwegler: Ich blicke nur positiv auf die Zeit zurück. Sollten wir heuer wieder Meister und Cupsieger werden, hätte ich elf Titel eingefahren, da können viele nur davon träumen. Ich habe mich hier unter jedem Trainer durchgesetzt, was ich ebenfalls positiv bewerte. Dass wir es nie in die Champions League geschafft haben, ist leider so. Da waren viele unnötige und unglückliche Geschichten dabei. Aber darüber kann ich auch hinwegsehen, alles in allem war es sehr positiv.
LAOLA1: Du hast hier viel erlebt, auch den Wechsel von Philosophien. Ist die aktuelle die richtige?
Schwegler: Wenn sich der Verein irgendwann selbst tragen möchte, dann ist es der richtige Weg, auf junge Spieler zu setzen, sie zu entwickeln und gewinnbringend zu verkaufen. Das müsste eigentlich das Ziel eines jeden Vereins sein, um irgendwann selbsttragend zu sein. Auch was die Spielphilosophie und die Spielertypen dafür anbelangt, ist Red Bull Salzburg sicher auf dem richtigen Weg.
Ich finde es ohnehin unverständlich, wenn man diese Entwicklung nicht positiv sieht. Es gibt andere Vereine, wo mit viel Geld herumgeworfen wird, aber darüber redet man nicht. Red Bull polarisiert, weil sie dazu stehen, dass in Klubs investiert wird. Das finde ich gut.
LAOLA1: Du hattest sieben Trainer in Salzburg. In einem früheren LAOLA1-Interview meintest du, von Roger Schmidt hast du am meisten mitgenommen. Hat Oscar das vielleicht noch geändert?
Schwegler: Man kann nie Trainer vergleichen, jeder hat seinen Stil und man kann und sollte von jedem Trainer lernen. Von dem einen ein bisschen weniger, von dem anderen ein bisschen mehr. Wir haben jetzt auch eine sehr spannende Zeit mit Oscar und man sieht, wie erfolgreich wir sind und welche Entwicklung die Mannschaft genommen hat. Der Fußball ist etwas anders als unter Roger Schmidt, aber nicht weniger erfolgreich.
LAOLA1: Hast du das Gefühl, dass Oscar über den Sommer hinaus bleibt?
Schwegler: Ich wünsche es dem Verein, dass er bleibt und Kontinuität im Verein herrscht, um den nächsten Angriff zu starten. Vielleicht schaffen sie es dann ohne mich in die Champions League, dann wissen wir, was das Problem war (lacht).
LAOLA1: Jeden Sommer kamen und gingen Spieler bzw. Trainer. War das der entscheidende Faktor, warum du in sieben Anläufen nie in der Gruppenphase der Champions League gespielt hast?
Schwegler: Es gab immer wieder spezielle Situationen, sei es durch Transfers oder Spieler, die auf Transfers gedrängt haben (Sadio Mane 2014, Anm. d. Red.). Dadurch war es nicht immer einfach und es war sicher ein Faktor, dass man einen Umbruch einleiten musste und der eben seine Zeit braucht. Das haben wir auch in dieser Saison gesehen. Wenn wir im Sommer schon so gefestigt gewesen wären, hätten wir auch Dinamo gebogen. Aber das ist so und gehört zum Verein dazu. Vielleicht gelingt es, wenn die Transferphase etwas ruhiger ist und es weniger Umstrukturierung im Kader sowie Trainer-Team gibt. Dann kann man die Kräfte vielleicht so bündeln, dass der ganz große Coup gelingt.
LAOLA1: Seit vier Jahren dominiert Salzburg den österreichischen Fußball. Warum?
Schwegler: Wir haben als Mannschaft immer funktioniert, das hat man besonders gesehen, wenn es Rückschläge gegeben hat. Da wurde immer an einem Strang gezogen und das war jeweils eine große Leistung des Trainer-Teams sowie der erfahreneren Spieler, die die Mannschaft zusammengehalten haben, damit man nach Spielen der Champions-League-Quali nicht auseinanderfällt. Das war schon beeindruckend. Wir sind extrem titelhungrig und haben sicher einfach auch die meiste Qualität.
LAOLA1: Mangelt es auch an der Konkurrenz?
Schwegler: Rapid hat sich im vergangenen Sommer so verstärkt wie noch nie und sich auch als Meisterfavorit gesehen, von dem her war die Konkurrenz da. Ich hätte sie auch stärker erwartet. Aber wir haben uns im Laufe der Saison gesteigert und uns auch verdientermaßen abgesetzt. Ich sehe nicht in die anderen Vereine hinein, um zu sagen, was da abläuft und warum der Abstand so groß wird. Aber ich weiß, dass wir sehr gute Arbeit leisten.
LAOLA1: Wie hat sich die Meinung über Red Bull in den vergangenen Jahren gewandelt?
Schwegler: Innerhalb von Österreich finde ich es positiver, es gibt mehr Anerkennung. Letztlich muss das jeder für sich selbst beantworten. Ich finde es ohnehin unverständlich, wenn man diese Entwicklung nicht positiv sieht. Es gibt andere Vereine, wo mit viel Geld herumgeworfen wird, aber darüber redet man nicht. Red Bull polarisiert, weil sie dazu stehen, dass in Klubs investiert wird. Das finde ich gut.
Die Fans haben das auch verstanden, weil es legitim ist. Bei Luzern sind auch keine 20.000, aber es gibt eine Fankurve hinter dem Tor, die es in Salzburg aktuell nicht mehr gibt. Das ist schade, weil es einem Team schon hilft.
LAOLA1: In einem Interview mit dem „Blick“ hast du über deinen Wechsel zu Luzern gesagt: „Ich freue mich vor allem auf die Fan-Kulisse, die habe ich in Salzburg ein wenig vermisst.“
Schwegler: Ich habe mich mit Fans in Salzburg bei einem Stammtisch darüber ausgetauscht, wurde auch darauf angesprochen und habe wie immer offen darüber gesprochen. Die Fans haben das auch verstanden, weil es legitim ist. Bei Luzern sind auch keine 20.000, aber es gibt eine Fankurve hinter dem Tor, die es in Salzburg aktuell nicht mehr gibt. Das ist schade, weil es einem Team schon hilft.
LAOLA1: Wie erklärst du dir den Rückgang?
Schwegler: Darüber mache ich mir keine Gedanken, weil es nicht meine Aufgabe ist. Ich konzentriere mich auf die Arbeit am Platz. Jeder muss letztlich für sich entscheiden, ob er ins Stadion kommt. Wir bieten guten und erfolgreichen Fußball und das ist schlussendlich das Wichtigste. Ich hoffe für den Verein, dass in Zukunft wieder mehr kommen.
LAOLA1: Abschließend: Deine schönste Erinnerung nach acht Jahren Salzburg?
Schwegler: Mein erster Titel ist die schönste Erinnerung. Da ist mir eine Last von den Schultern gefallen. Es ist das schönste und wichtigste Ereignis meiner Karriere gewesen. Und ich hoffe, dass wir noch diese beiden Titel holen. Dann ist es ein perfekter Abschied im Sommer für mich.