Sensationell Meister mit St. Pöltens U18, Bundesliga-Debüt für Wr. Neustadt mit 17 Jahren in der Saison 2013/14, U19-EM, U21-Nationalteam - für Daniel Maderner ging es schon sehr früh steil nach oben.
Doch eine Fußballer-Karriere ist nicht zwingend eine Einbahnstraße. Das musste der Niederösterreicher dann sehr bald einmal feststellen. Sportliche Stagnation und Verletzungspech sorgten dafür, dass sich der 1,90-Meter-Hüne im Sommer 2018 dazu entschlossen hat, in der Regionalliga Ost bei Ebreichsdorf zu unterschreiben.
Einen Schritt zurück machen, um dann wieder zwei vorwärts zu kommen - diesen Plan formulieren Fußballer nicht selten. Im Falle des Stürmers ist er tatsächlich aufgegangen. Maderner erzielte in Ebreichsdorf 22 Tore, wechselte daraufhin zum SKU Amstetten, wo er die abgelaufene Saison mit 17 Treffern und fünf Assists in 29 Pflichtspielen abschließen konnte. Die Belohnung: Ein Vertrag beim SCR Altach in der Bundesliga.
"Ich habe praktisch fünf Jahre gebraucht, um es zurück in die Bundesliga zu schaffen. Im zweiten Anlauf bin ich jetzt viel gescheiter, bin auch körperlich auf einem ganz anderen Niveau", sagt der 24-Jährige im LAOLA1-Interview.
Der Goalgetter erzählt von Privattrainings mit Ivo Vastic, seinem Verhältnis zu Toni Polster, dessen Stieftochter seine Lebensgefährtin ist, und der Rückkehr der "echten Neun".
LAOLA1: Warum hast du dich für einen Wechsel zum SCR Altach entschieden?
Daniel Maderner: Sie haben in der vergangenen Saison einen sehr attraktiven Fußball gespielt, haben viel Wert auf Ballbesitz gelegt. Ich denke, ich passe in die Philosophie gut rein. Sie spielen ein 4-3-3 mit einem Mittelstürmer. Bei Altach ist in den letzten Jahren sehr viel entwickelt worden, es wird extrem professionell gearbeitet. Als das Interesse aufgekommen ist, war mir schnell klar, dass das gut passen könnte.
LAOLA1: Wie sehr hat dir bei diesem Karriereschritt der Umstand geholfen, dass die 2. Liga überhaupt fortgesetzt wurde, du dich nach der Corona-Pause noch einmal zeigen konntest?
Maderner: Schon vor Corona waren meine Statistiken ziemlich okay. Seit der Corona-Pause bin ich körperlich auf einem anderen Level, bin „Top of the League“. Die harte Arbeit hat sich ausgezahlt, ich konnte sie in Tore ummünzen.
VIDEO: Maderners Doppelpack gegen Kapfenberg!
(Interview wird unter dem Video fortgesetzt)
LAOLA1: Waren es die letzten Wochen, in denen dir der Knopf aufgegangen ist, oder war es eigentlich schon die Vorsaison?
Maderner: Ich denke, es war schon voriges Jahr. Der Schritt zurück in die Regionalliga zu Ebreichsdorf sieht im ersten Moment sehr schwierig aus. In dieser Phase habe ich mir richtig reingehaut, es ist alles aufgegangen. Ich konnte den Schwung dann in die 2. Liga mitnehmen.
LAOLA1: Machen wir einen Zeitsprung ins Jahr 2013. Du wurdest mit der U18 der St. Pölten Akademie Meister…
Maderner: Diese Mannschaft kann sich wirklich sehen lassen! Wir sind damals überlegen Meister geworden. Ich glaube nicht, dass es noch eine andere Mannschaft aus der Akademie St. Pölten gab, von der es so viele in den Profi-Fußball geschafft haben. Wir haben damals zu dritt vorne gespielt: Bernd Gschweidl neben mir und Florian Grillitsch hängend. Dann waren noch Spieler wie Martin Rasner, Burak Yilmaz, Patrick Puchegger und Dominik Baumgartner in der Mannschaft. Das war echt ein brutaler Kader!
"Es war alles super. Und dann ist das Verletzungspech dazu gekommen. Im Nachhinein bin ich froh, dass das so früh in meiner Karriere der Fall war. Vom Kopf her hat mir das sehr viel weitergeholfen."
LAOLA1: Du hast dann mit 17 Jahren unter Heimo Pfeifenberger für den SC Wiener Neustadt in der Bundesliga debütiert, hast 2014 bei der U19-EM gespielt, warst im U21-Nationalteam.
Maderner: Es war alles super. Und dann ist das Verletzungspech dazu gekommen. Im Nachhinein bin ich froh, dass das so früh in meiner Karriere der Fall war. Vom Kopf her hat mir das sehr viel weitergeholfen. Ich kann mit kleinen Rückschlägen viel besser umgehen. Ich bin in dieser Phase gereift. Ich habe praktisch fünf Jahre gebraucht, um es zurück in die Bundesliga zu schaffen. Im zweiten Anlauf bin ich jetzt viel gescheiter, bin auch körperlich auf einem ganz anderen Niveau.
LAOLA1: Vor deinem Kreuzbandriss hast du nach dem Abstieg mit Wiener Neustadt eine Zweitliga-Saison mit drei Toren und fünf Assists in 28 Partien hingelegt. Das war jetzt nicht gerade berühmt…
Maderner: Nein. (lacht)
LAOLA1: Hattest du, durch deinen steilen, schnellen Aufstieg zu Beginn, das Gefühl, dass das eh alles ein Selbstläufer ist?
Maderner: Als junger Spieler glaubst du, es geht alles von alleine. Ich habe U21-Nationalteam gespielt, das ist nicht alltäglich. Gut möglich, dass man da glaubt, man muss nicht so hart arbeiten für alles. Einerseits bin ich froh, dass ich dann auf den Boden der Realität zurückgeholt wurde. Ich weiß, was ich mir jetzt alles erarbeitet habe. Andererseits: Hätte ich das früher schon gewusst, wer weiß, wo ich jetzt schon wäre… Aber so ist das halt, man wird im Laufe der Jahre schlauer.
LAOLA1: Hat es auf deinem Weg zurück in die Bundesliga irgendwann den Moment gegeben, an dem du dir nicht mehr sicher warst, ob du das wirklich schaffst?
Maderner: Bevor ich den Schritt zu Ebreichsdorf in die Regionalliga gewagt habe, habe ich sehr lange mit meinem Manager gesprochen. Wir haben einen Plan entwickelt, wie wir uns professioneller aufstellen. Am Anfang war ich mir da nicht so sicher. Es gibt viele Spieler, die in die Regionalliga gehen und dann nie wieder im Profi-Fußball auftauchen. Es ist dann in Ebreichsdorf auch alles perfekt für mich gelaufen – wir wurden Meister, ich wurde Torschützenkönig und Topscorer. Wer weiß, was wäre, wenn ich in dieser Saison nur zehn Tore gemacht hätte – dann wäre ich wohl ins Grübeln gekommen. Aber es ist perfekt gelaufen, deshalb hatte ich nie Zweifel.
LAOLA1: Ebreichsdorf ist kein Team, das aus Vollprofis besteht, dementsprechend hast du privat viel trainiert, oder?
Maderner: Ich hätte zu diesem Zeitpunkt auch in der 2. Liga unterschreiben können, aber mein Manager und ich haben uns bewusst für Ebreichsdorf entschieden. Ich habe dort drei Mal in der Woche trainiert, einmal in der Woche gespielt – zusätzlich konnte ich meinen eignen Trainingsplan so verfolgen, dass ich Schritt für Schritt topfit werde. In der 2. Liga hätte ich in den ersten Wochen wohl nicht so viel Spielzeit bekommen und wäre deshalb nicht so fit geworden. Der Plan war, es Step by Step wieder nach oben zu schaffen.
LAOLA1: Du hast in dieser Zeit mit Ivo Vastic als Individualtrainer gearbeitet.
Maderner: Ich habe zwei Mal im Monat ein Stürmer-Training mit ihm absolviert. Da haben wir an meinen Abschlüssen und an meinem Kopfballspiel gearbeitet.
LAOLA1: War der Schritt zum SKU Amstetten dann auch bewusst kein großer? Ich kann mir gut vorstellen, dass nach dieser Saison in Ebreichsdorf der eine oder andere größere Verein angeklopft hat…
Maderner: Ja, ich hatte auch die Option, in die Bundesliga zu wechseln. Aber es war eben bewusst die Entscheidung für einen Verein, wo ich sofort Stammspieler werden kann. Ich habe in Amstetten mit David Peham einen Sturmpartner, von dem ich vorher schon wusste, dass das super funktionieren kann. Wir haben gemeinsam über 30 Tore geschossen, sind das erfolgreichste Stürmer-Duo der Saison gewesen!
"Plötzlich wollte sich Kristijan Dobras mit seinen 1,73 Metern ins Tor stellen. Und ich habe mir nur gedacht: Das kann er nicht machen!"
LAOLA1: Was sind die Erwartungen, die du an dich selbst in Altach hast?
Maderner: Ich will mir ein Stammleiberl erarbeiten, will zeigen, dass ich ein Bundesliga-Spieler bin. Wenn man sieht, wie Altach Fußball spielt, denke ich, dass wir große Erfolge feiern können. Ein Europacup-Startplatz ist durchaus möglich.
LAOLA1: Hast du das Gefühl, dass der Stürmertyp, den du verkörperst, wieder mehr in Mode kommt?
Maderner: Vor ein paar Jahren lag die „falsche Neun“ im Trend, da waren wir klassischen Neuner nicht mehr so attraktiv. Durch Spieler wir Robert Lewandowski und Erling Haaland hat sich das wieder gedreht. Es ist einfach super, wenn du vorne drinnen einen Mittelstürmer stehen hast, dem du den Ball hinchippen kannst, der die Bälle sichern kann, der im Strafraum Präsenz zeigt und Torjäger-Qualitäten hat.
LAOLA1: Du hast eine ganz spezielle Erinnerung an den SCR Altach: 2015 hast du als Tormann in der Bundesliga für den SCWN einen Elfmeter gegen sie gehalten.
Maderner: (lacht) Ja, das war schon sehr kurios. Unser Goalie Thomas Vollnhofer hat Rot gesehen und wir hatten schon drei Mal gewechselt. Günter Kreissl war damals unser Trainer und hat reingeschrien: „Dani, geh du rein!“ Ich war damals der größte Spieler am Feld. Plötzlich wollte sich Kristijan Dobras mit seinen 1,73 Metern ins Tor stellen. Und ich habe mir nur gedacht: „Das kann er nicht machen!“ Ich habe mir dann das Tormanndress und die Handschuhe geschnappt und gesagt: „Ich fang dir den raus!“ So war es dann wirklich. Eine geile Geschichte.
LAOLA1: Abschlussfrage: Was war der beste fußballerische Tipp, den dir Toni Polster bisher gegeben hat?
Maderner: Den kann ich doch nicht verraten, sonst wissen das ja alle! (lacht) Im Ernst: Wir tauschen uns regelmäßig aus, er schildert mir seine Sicht der Dinge. Er hatte einen unglaublichen Linken. Am liebsten hat er die Tore gemacht, bei denen er nach innen gezogen ist und die Bälle dann im langen Kreuzeck versenkt hat – da kenne ich ein paar Videos.