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Denis Omic: Der geplatzte Römer Traum

Der Innviertler Denis Omic trainierte regelmäßig bei den Profis der AS Roma. Dann war seine Karriere viel zu früh vorbei. LAOLA1 erzählt er seine Geschichte:

Denis Omic: Der geplatzte Römer Traum Foto: © SV Ried

Denis Omic wurde eine große Karriere vorhergesagt. Als 15-Jähriger hatte er die Wahl zwischen dem FC Bayern, Juventus und der AS Roma.

Der Innviertler entschied sich für die italienische Hauptstadt, wo er sich mit Edin Dzeko und Miralem Pjanic anfreundete sowie mit Mohamed Salah, Antonio Rüdiger oder Francesco Totti im Training dem Ball nachjagte.

Doch für das Verteidiger-Talent gab es als Fußballer kein Happy End, er musste seine Laufbahn viel zu früh beenden.

"Mit dem Wechsel nach Italien bin ich als 16-Jähriger, um es übertrieben zu sagen, als 'König' von der Schule gegangen. Nach dem Karriereende war das Schlimme, dass ich für die Matura wieder in dieselbe Schule zurückmusste. Das war ein schircher Moment, wenn du da reingehst und dir denkst: 'Scheiße, back to the roots.'"

Dem Fußball blieb der inzwischen 23-Jährige jedoch treu. Als Jugendtrainer der SV Ried blüht er auf.

Im großen Interview mit LAOLA1 erzählt Denis Omic seine Geschichte:

LAOLA1: Wie bist du zum Fußballspielen gekommen?

Denis Omic: Über die Familie, weil sich immer alles um Fußball gedreht hat. Papa und Mama sind durch den Fußball zusammengekommen. Mama war zwar keine Fußballspielerin, aber viel auf Fußballplätzen unterwegs und hat viele Spiele gesehen. Egal, ob im Garten, als wir noch im Haus gewohnt haben, oder dann in der Wohnung – der Ball war immer da. Mein erster Verein war Neuhofen im Innkreis, dort habe ich angefangen.

LAOLA1: Der Papa war also auch Fußballspieler?

Omic: Er hat im ehemaligen Jugoslawien gespielt. Aufgrund des Krieges sind die Eltern nach Österreich gekommen und der Fußball ist etwas aus dem Fokus gerückt.

LAOLA1: Wie ist deine Laufbahn weitergegangen?

Omic: Ich habe in Neuhofen angefangen und bin dann weiter zum SV Hohenzell. Die Eltern haben keinen Druck ausgeübt, dass ich beim Bundesligaverein in Ried spielen muss. Da ging es nur um den Spaß. Wir waren aber immer sehr erfolgreich, vor allem wenn wir gegen Bundesliga-Klub Ried gespielt haben, das war immer das Highlight. Ich habe ihnen immer ein paar Buden eingeschenkt und mit neun oder zehn Jahren bin ich dann nach Ried, so hat sich alles ergeben. Das optimale ÖFB-Szenario, mit SV Ried, LAZ Vorkader, LAZ Hauptkader, Oberösterreich-Auswahl, in der ich Kapitän war, bis in die Akademie, habe ich durchlaufen. Dort habe ich eigentlich immer mit den Älteren gespielt.

LAOLA1: Warst du immer schon Innenverteidiger?

Omic: Als ich nach Ried gekommen bin, habe ich als Stürmer angefangen und bin dann klassisch immer weiter nach hinten gegangen. Ich habe mich dann im defensiven Mittelfeld bzw. in der Innenverteidigung eingependelt. Im Mittelfeld war es mir aber lieber (grinst).

LAOLA1: Als du 13 Jahre alt warst, stand ein Wechsel zum FC Red Bull Salzburg im Raum. Warum hast du dich dagegen entschieden?

Omic: Damals waren noch die Holländer in Salzburg. Percy van Lierop war der Leiter der Nachwuchsabteilung. Warum ich mich damals gegen Salzburg entschieden habe, ist recht einfach. Zu der Zeit, als ich in die Akademie hätte kommen müssen, hat Ried jedes Jahr ein bis zwei Spieler in den Profikader durchgebracht. Bei Salzburg war das damals noch nicht der Fall. Damals haben viele gute Spieler, die sie von guten Vereinen geholt haben, gespielt. Die Jüngeren, vor allem aus dem eigenen Nachwuchs, eigentlich nicht. Deshalb bin ich in Ried geblieben.

LAOLA1: In Ried bist du ja auch von deinem Vater trainiert worden.

Omic: Ja, vielleicht ein, zwei Jahre, mit Unterbrechungen. Ich habe viel von ihm gelernt, vor allem, wenn wir zuhause trainiert haben. Aber wenn er noch 15 andere Kinder betreut hat, dann war eigentlich immer ich der, der hinten angestanden ist, der als Erstes ausgewechselt wurde.

Omic als Rieder Nachwuchs-Talent
Foto: © GEPA

LAOLA1: Dein Talent hat man aber erkannt.

Omic: Ja, es ist in der Akademie weiter gegangen, ich war eigentlich immer Kapitän. Nach einem halben Jahr in der U15 habe ich in der U16 gespielt. Ein Jahr später mit 15 war ich schon bei der U18. Also ich sage nicht, dass ich in Ried nicht auch eingeschlagen hätte. In der U15 haben sich aber schon die Bayern gemeldet.

LAOLA1: Haben sie dich gescoutet?

Omic: Genau. Ich war auch zwei Mal in München. Nach dem ersten Mal war eigentlich schon klar, dass es für sie passt. Der damalige Trainer war Harald Cerny. Wir hätten nur mehr auf meinen 16. Geburtstag warten müssen, damit ich wechseln kann. Die Münchner wollten den Wechsel aber vorantreiben und suchten nach Lösungen, den Transfer sofort zu vollziehen. So sollte die ganze Familie nach München übersiedelt werden, was die Eltern aufgrund der Arbeit und dem, was sie sich hier aufgebaut haben, im Endeffekt nicht wollten. Das kann ich im Nachhinein nachvollziehen und verstehen. Ein Jahr später waren mit Juventus und der Roma dann drei Vereine auf der Liste.

LAOLA1: Warum hast du dich schlussendlich für die Roma entschieden?

Omic: Weil ich dort einen richtigen Profi-Vertrag vorgelegt bekommen habe und Italien hat mich immer gereizt. Natürlich wäre Bayern gleich vor der Haustüre gewesen, aber die Roma hatte mit Atalanta damals die stärkste Mannschaft im Nachwuchs. Das war schon recht spannend.

LAOLA1: Welche Rolle haben deine Eltern gespielt? Oft hört man, dass die Eltern ehrgeiziger als die Kinder sind.

Omic: Das war überhaupt nicht der Fall. Bei mir war es meine Entscheidung, später bei meinem Bruder (Ervin Omic, Anm.) war es auch seine eigene Entscheidung. Natürlich tauscht man sich aus und holt sich Infos von allen Seiten. Aber damals, im Jahr 2015, war es noch nicht gang und gäbe, dass die Spieler ins Ausland gewechselt sind, einen Manager hatten etc. Das hat sich die letzten Jahre ein wenig „verblödet“.

LAOLA1: Hattest du damals einen Manager?

Omic: Der Transfer ist damals über einen Manager gelaufen, ja. Aber heutzutage gibt es viele, die nach einem Manager laufen und unbedingt einen suchen. Der Manager damals ist auf mich zugekommen und hat mir gesagt, er hätte ein, zwei spannende Sachen. Das war ein italienischer Manager, was lustig war, weil ich mit ihm Englisch reden konnte. Die Eltern reden jedoch kein Englisch und auch kein Italienisch. Ich musste also immer übersetzen. Damit war eine große Vertrauensbasis der Eltern da. Einerseits gegenüber dem Manager, andererseits gegenüber mir, dass ich alles richtig übersetze und gescheit auf den Tisch bringe. Aber es gab keinen Druck der Eltern, es war meine eigene Entscheidung. Natürlich hätten sie sich gewünscht, dass das „Burli“ daheimbleibt, aber früher oder später trennen sich die Wege.

LAOLA1: Wie waren die ersten Tage in Italien? Wie hast du dich eingelebt?

Omic: Wir sind Ende August gemeinsam angekommen. Am Nachmittag wurden Tests absolviert und der Vertrag unterschrieben, am Abend sind wir Abendessen gewesen. Am nächsten Tag ist es schon mit dem ersten Training losgegangen. Gegen Mittag sind die Eltern wieder nach Österreich gereist, das war für alle ein sehr emotionaler Moment. Dann war ich auf einmal allein. Dann denkst du dir: „Fuck, war das jetzt wirklich das Richtige?“ Aber mit den Trainings und den Leuten, die von überall aus der Welt kommen, legt sich das schnell. Am dritten Tag nach der Unterschrift bin ich schon mit der zweiten Mannschaft nach Sardinien zum Freundschaftsspiel gegen Cagliari, es gab also keine Zeit, das Ganze zu realisieren.

"Nach ein, zwei Monaten haben die Lehrer zu mir gesagt, dass es sich nicht ausgehen wird, wenn ich nicht Gas gebe. Da habe ich gesagt: 'Lustig seid’s. Bei Mathe auf Deutsch tu' ich mir schon schwer, geschweige denn auf Italienisch.'"

LAOLA1: In Ried wurde mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf den Wechsel geblickt. Der damalige Sportdirektor Stefan Reiter war über den Wechsel einerseits stolz, andererseits ging es den Riedern damals wie anderen Klubs in Österreich, die ihre Talente ins Ausland verloren hatten. Reiter hielt es damals für sinnvoller, dass sich Talente erst in Österreich bei den Profis durchsetzen. Würdest du ihm aus heutiger Sicht zustimmen?

Omic: Es geht immer um den Weg, um das Projekt, das dem Spieler zur Verfügung gestellt wird. Wenn der Weg in Österreich passt, ist es sicher gut, wenn du mit 18, 19 Jahren in der österreichischen Bundesliga kickst. Da werden sicher sehr viele Vereine auf dich aufmerksam. Es im Ausland zu versuchen, ist nicht falsch, aber man soll und braucht es nicht erzwingen und denken: Das ist der einzig richtige Weg und der österreichische Fußball ist eh nichts wert - ganz im Gegenteil. Denn egal wo die Österreicher hingekommen sind - ob als Nachwuchsspieler oder Profi mit ersten Einsätzen in der Bundesliga - sie spielen immer eine wichtige Rolle. Man kann nicht sagen, dass das eine oder andere richtig oder falsch ist. Dens es gibt, glaube ich, immer die Möglichkeit, den Weg zurück zu machen. In Österreich kann man dann die ganzen Erfahrungen aus den Trainings und die Entwicklung, die man genommen hat, anwenden. Das ist eine Win-Win-Situation für alle.

LAOLA1: Wie kann man sich das Leben in Italien vorstellen? Bist du zur Schule gegangen? Was hast du in der Freizeit gemacht?

Omic: Freizeit stand leider nicht so viel zur Verfügung. Grundsätzlich hat man einen ähnlichen Ablauf wie in den Schulen hier, die mit den Akademien kooperieren. Am Vormittag hatten wir Schule, auf Italienisch. Nach ein, zwei Monaten haben die Lehrer zu mir gesagt, dass es sich nicht ausgehen wird, wenn ich nicht Gas gebe. Da habe ich gesagt: „Lustig seid’s. Bei Mathe auf Deutsch tu' ich mir schon schwer, geschweige denn auf Italienisch.“ Es waren dann immer vier, fünf Stunden Unterricht am Vormittag. Wir sind immer mit dem Bus vom Trainingszentrum in die Schule gefahren, das war eine Privatschule. Fürs Mittagessen sind wir zurück ins Internat gefahren. Meistens hatten wir um 15 Uhr eine Einheit in der Kraftkammer, um 16 Uhr waren wir am Platz draußen.

LAOLA1: Und dann?

Omic: Das Lustige war, dass wir nie gewusst haben, wann das Training endet. In Österreich stellst du dich auf ca. eineinhalb Stunden ein. In Italien bist du rausgegangen und es hieß: „Schau ma mal.“ Dem Trainer ist immer etwas eingefallen oder er hat noch einen Inhalt eingebaut. Teilweise verschiebst du bis zum Umfallen. Das waren schon Trainings von bis zu zweieinhalb Stunden. Das Ganze vier Mal in der Woche, am Montag war oft frei, weil am Wochenende Spiele waren. Und wenn du frei hast, freut es dich auch nicht, irgendwohin in die Stadt zu gehen, weil du weißt, dass die Woche eh bald wieder losgeht.

LAOLA1: Und mit den Eltern warst du immer in Kontakt?

Omic: Ja, am Anfang haben wir jeden Abend einen Facetime-Anruf gehabt. Mit der Zeit hat sich das gelegt. Für sie war wichtig, dass es mir gut geht. Wie die Spiele ausgegangen sind oder wie meine Leistung war, stand nicht an erster Stelle. Mit meinem Bruder, der in der Zwischenzeit zu Red Bull Salzburg gegangen ist, stand ich auch in Kontakt. Innerhalb von eineinhalb Jahren waren die Eltern dann allein daheim.

LAOLA1: Durftest du bei der Roma auch bei den Profis mittrainieren? Mit Pjanic und Dzeko hast du dich ja recht gut verstanden.

Omic: Ja genau, mit ihnen habe ich mich aufgrund meiner bosnischen Herkunft gut verstanden. Ein paar Stunden nach der Unterschrift und nachdem meine Eltern weg waren, habe ich die beiden getroffen. Seitdem sind wir immer im Austausch geblieben. Auch außerhalb des Platzes haben wir hin und wieder etwas unternommen. Es war schon cool zu sehen, wie ihr Leben ist und wie sie ticken. Ich kann nur sagen, dass die Sportler, die wirklich etwas im Leben erreicht haben, am bodenständigsten sind. Mit 17 Jahren habe ich vor meiner Verletzung zweieinhalb Monate rund drei Mal in der Woche bei den Profis trainiert. Trainer war damals der aktuelle Napoli-Coach Luciano Spalletti, ein richtig guter Trainer. Es war auf alle Fälle eine coole Erfahrung. Damals hat mich richtig positiv gestimmt, dass es nicht lange brauchte, um bei den Profis dabei zu sein, um anerkannt zu werden. Sie haben gesehen, dass ich auch etwas draufhabe. Nur so bekommst du die Anerkennung. Weil wenn du nur da bist und sie sagen: „Das ist einer von der zweiten Mannschaft, der ist heute nur da und kommt eh nicht mehr“, dann geben sie nicht wirklich acht auf dich. Aber wenn De Rossi, Totti, Rüdiger oder Salah sehen, dass du etwas draufhast, wirst du schnell aufgenommen. Die Verletzung hat dann alles ein bisschen durcheinandergebracht.

LAOLA1: Wie bist du in den ersten Tagen mit der Verletzung umgegangen?

Omic: Um ganz ehrlich zu sein, habe ich mich gefreut, da ich dachte, dass das Problem endlich weg ist. Im linken Knie hatte ich immer mal wieder Schmerzen und ich dachte: „Sollen’s operieren, dann ist das fertig.“ Und wenn ich die Reha hinter mir habe und wieder am Platz stehe, dann geht’s eh dahin.

LAOLA1: Wie lange warst du dann out?

Omic: Vier Tage nach meinem 18. Geburtstag im April 2017 war die erste OP. Im September im Aufbautraining, kurz vor der Rückkehr ins Mannschaftstraining, hat das Knie bei Kniebeugen in der Kraftkammer geblockt. Danach musste ich wieder operiert werden, die Hälfte der Meisterschaft war damals schon wieder gespielt. Nach dem zweiten Mal war es nicht mehr leicht, wieder reinzukommen.

LAOLA1: Im Frühjahr 2018 gab es den Leihwechsel zu Blau-Weiß Linz. Wie ist der zustande gekommen?

Omic: Wir haben nach der zweiten OP geschaut, dass ich wieder in Form komme. Nach den zwei Operationen wären Spiele in der zweiten österreichischen Liga voll okay gewesen. Der Wechsel ist über den damaligen Trainer Thomas Sageder zustande gekommen, der mich aus seiner Ried-Zeit kannte. Er hat die ganze Sache mitbekommen und mich kontaktiert und wir dachten: „Warum nicht?“ Bei Blau-Weiß habe ich dann original zwei Freundschaftsspiele gemacht, bis das Problem wieder aufkam. Das Knie schwoll extrem an, nach der Belastung konnte ich fast nicht mehr gehen. Teilweise kam ich kaum aus dem Bett. Ich war dann bei mehreren Ärzten: In Barcelona, in England, in Italien, in München. Die Schlussfolgerung war, dass ich besser einen anderen Weg einschlage, wenn ich kein künstliches Knie will.

Omic im Trikot des FC Blau-Weiß Linz
Foto: © GEPA

LAOLA1: Die „Kronen Zeitung“ hat damals über dich vom „18-Jährigen mit dem Knie eines 50-Jährigen“ geschrieben.

Omic: Genau. Ich hatte damals einen Knorpelschaden und ein Loch im Knie bzw. habe es noch immer. Wir haben versucht, das auf verschiedenste Weisen zu füllen, damit die zwei Knochen nicht aneinander reiben. Das hat aber nicht funktioniert.

LAOLA1: Wie bist du mit der Situation umgegangen, als das Karriereende praktisch fix war?

Omic: Mit dem Wechsel nach Italien bin ich als 16-Jähriger, um es übertrieben zu sagen, als „König“ von der Schule gegangen. Nach dem Karriereende war das Schlimme, dass ich für die Matura wieder in dieselbe Schule zurückmusste. In Italien habe ich den Abschluss aufgrund der Verletzungen nicht fertiggebracht. Das war ein schircher Moment, wenn du da reingehst und dir denkst: „Scheiße, back to the roots.“ Es war nicht einfach, weil man seit der Kindheit diesen einen Traum hat. Im Kopf war ich aber immer sehr stark. Ich war zwar nicht immer der Positivste, ich hatte aber immer ein extremes Durchhaltevermögen. Wenn ich etwas will, dann tue ich alles dafür. Freunde und Familie sind mir natürlich sehr zur Seite gestanden. Ich glaube auch, dass andere in derselben Situation mehr gelitten hätten. Gott sei Dank konnte ich dann einen neuen Weg einschlagen und im Fußball bleiben. Das hat mir sehr geholfen.

LAOLA1: Nach deinem Karriereende ist dein Bruder nach Italien zu Juventus gewechselt. Hast du ihm Ratschläge gegeben? Wie hast du ihn generell beeinflusst?

Omic: Das muss er sagen (grinst). Ich bin jedenfalls mit Abstand sein größter Fan und gleichzeitig sein größter Kritiker. Er hatte eine super Zeit in Salzburg und bei Juventus, er hat jetzt eine super Zeit in Kärnten beim WAC. Es war natürlich cool, dass wir immer auf Italienisch sprechen konnten, wenn wir nicht wollten, dass die Eltern etwas mitbekommen. Ich und die ganze Familie haben immer versucht, seine Spiele anzuschauen. Sei es über Streams oder vor Ort. Ich supporte ihn extrem, aber wenn es etwas zu sagen gibt, bekommt er das von mir als erster gehört.

LAOLA1: Stand für dich immer fest, nach der aktiven Laufbahn eine Trainerkarriere einzuschlagen?

Omic: Eigentlich gar nicht. Damals war mir nach gar nichts. Wir haben aber nur hundert Meter entfernt vom alten Rieder Stadion, wo heute das Trainingszentrum ist, gewohnt. Da haben auch die Nachwuchsmannschaften immer trainiert und jedes Mal, wenn ich einen Ball gegen den Zaun habe fliegen hören, bin ich rübergegangen, um zu schauen, was sich tut. Ein Herr, der wegen seines Sohnes auch immer beim Training war, hat mitbekommen, dass ich immer dort bin. Er hat mich gefragt, was ich davon halte, Trainer zu sein. Ich habe gesagt: „Keine Ahnung, wie soll ich das von heute auf morgen machen?“ Er hat dann gemeint, dass es das Beste für den Verein und die Kinder wäre und es besser wäre, wenn ich, anstatt zuzuschauen, unten am Platz stehe. Nach kurzer Überlegung habe ich mich mit dem Verein zusammengesetzt. Im Sommer 2019 bin ich im Nachwuchs als Trainer eingestiegen. Das Zusammenkommen mit dem Herrn hat also die Trainerkarriere geprägt. Ich glaube also, dass im Leben immer etwas aus einem bestimmten Grund passiert. Nach schlechten Tagen muss irgendwann etwas Gutes kommen.

LAOLA1: In welcher Mannschaft hast du dann begonnen?

Omic: Angefangen habe ich in der U12, das war der Jahrgang 2008. Die sind jetzt als U15 in der Akademie, ich bin jedes Jahr mit ihnen mitgegangen. Drei Jahre war ich Cheftrainer, jetzt bin ich Co-Trainer. Cheftrainer in der U15 ist Nachwuchsleiter Wolfgang Schrattenecker.

LAOLA1: Was sind die Herausforderungen im Training mit jungen Spielern?

Omic: Ich bin kein Perfektionist, aber es muss schon alles sehr gescheit und genau sein (schmunzelt). Wenn ich aufstehe, denke ich als erstes an die Jungs und wenn ich schlafen gehe, denke ich auch an die Jungs. Viele sagen, sie denken an die Freundin, aber bei mir sind es wirklich die Burschen. Man hat eine riesige Verantwortung. Ich weiß, was die Jungs durchmachen und noch durchmachen werden. Im besten Fall können sie in ein paar Jahren alle miteinander für die ganze Familie ausgesorgt haben. Das sage ich ihnen nicht direkt, ich versuche es ihnen aber indirekt zu vermitteln. Es liegt mir sehr viel an ihnen, das wissen und schätzen sie auch. Es ist ein großer Aufwand, den man betreibt, aber die Jungs geben mir das zurück, auch wenn es nur ein Lächeln ist.

"Schön ist, dass die Jungs unsere Freundschaft nicht vergessen. Im Endeffekt hatten wir alle denselben Traum, wodurch wir uns gegenseitig gepusht haben."

LAOLA1: Ein paar Spieler befinden sich bereits auf einem guten Weg, oder?

Omic: Ja, ich habe ein paar Talente im Hinterkopf. Es ist nur eine Frage der Zeit und Aufgabe des Vereins, dass die Jungs Minuten in der Bundesliga bekommen. Dann ergibt sich für den Verein in der Zukunft vielleicht eine gute Ablösesumme und der Spieler hat die ersten Schritte gemacht. Das macht alle happy, wir Trainer sind auch happy, weil wir die Jungs begleitet haben.

LAOLA1: Kannst du dir vorstellen, auch im Profibereich als Trainer tätig zu sein?

Omic: Ja, das ist schon mein Ziel. Momentan taugt mir die Arbeit in der Akademie aber extrem. Natürlich möchte ich gerne hauptberuflich im Fußball tätig sein. Je weiter es nach oben geht, desto intensiver wird es natürlich, aber ich habe noch etwas nachzuholen (schmunzelt). Hauptberuflich bin ich aktuell in der Immobilienbranche als Makler tätig. Manchmal habe ich sieben Arbeitstage in der Woche, weil der Fußball noch dazukommt. Aber ich bin noch jung (lacht).

LAOLA1: Am Donnerstag spielt die Roma in der K.o.-Runde der Europa League gegen Red Bull Salzburg. Verfolgst du deinen Ex-Klub noch?

Omic: Natürlich verfolge ich die Roma und die Serie A noch intensiv. Einige Jungs mit denen ich auf dem Platz stand, spielen bei großen Vereinen. Und da ich mich bei meinem Wechsel im Jahr 2015 in den Fußball von Napoli verliebt habe, ist es meine Lieblingsmannschaft in Italien. Also, Lieblingsmannschaft ist die Roma, aber vom Spielstil her gefällt mir Napoli extrem. Die hätten sich den Titel heuer verdient. Das Spiel zwischen Roma und Salzburg wird sicher spannend. Es ist nicht leicht zu sagen, wen ich in der Favoritenrolle sehe. Für Salzburg wäre es, glaube ich, besser, wenn das Rückspiel daheim gewesen wäre. Vor eigener Kulisse sind sie, egal wer kommt, unberechenbar. Auf der anderen Seite hat die Roma mit Jose Mourinho einen Welttrainer, der genau weiß, wie er solche Spiele angehen muss. Die Roma hat in jeder Saison Höhen und Tiefen. Vom Punkteabzug von Juventus und von der schlechten Milan-Phase haben sie zuletzt profitiert. Es wird spannend, denn in Italien spielen nicht viele Mannschaften so wie Salzburg. Die Roma darf Salzburg definitiv nicht unterschätzen, denn die Mannschaften, die das in den letzten Jahren gemacht haben, sind „eingfahrn“, wie man auf Innviertlerisch sagt (lacht).

LAOLA1: Hast du noch Kontakt zu ehemaligen Mitspielern oder Betreuern?

Omic: Am Mittwoch reisen die Römer an und die Physiotherapeuten, Ärzte und der Athletiktrainer, die damals bei mir in der zweiten Mannschaft waren, sind jetzt alle im Staff von Mourinho. Ich werde sicher einen Sprung nach Salzburg machen, um die Jungs zu besuchen. Nicolo Zaniolo, ein Gegenspieler von uns, ist kürzlich zu Galatasaray gewechselt. Nicola Zalewksi, Jahrgang 2002, ist noch da und unter Mourinho aufgeblüht. Der war damals in der U15, wir in der U19. Es hat immer ein großes Miteinander gegeben, man ist oft beim Mittagessen oder Kartenspielen zusammengesessen. Ich freue mich extrem für die Jungs, die es schaffen. Luca Pellegrini (aktuell bei Lazio, Anm.) kann man auch erwähnen, oder Davide Frattesi (Sassuolo), über den im Weltfußball sicher noch gesprochen werden wird. Schön ist, dass die Jungs unsere Freundschaft nicht vergessen. Im Endeffekt hatten wir alle denselben Traum, wodurch wir uns gegenseitig gepusht haben.

LAOLA1: Verfolgst du die Nachwuchsarbeit in Salzburg? Wie stehst du dazu, dass sie junge, teils ausländische, Talente mit viel Geld zu sich holen?

Omic: Die Ergebnisse in den Akademiemannschaften U15, U16 und U18 sind natürlich top. In Österreich spielen sie in einer eigenen Liga. Man muss auch den Hut davor ziehen, was sie in den letzten Jahren in der Youth League erreicht haben. Sie holen die Jungs aus dem Ausland für eine gewisse Summe, verkaufen sie aber dann auch für das Fünf- oder gar Zehnfache. Im Endeffekt ist Fußball ein Geschäft, ein Business und sie wissen, mit welchen Spielern sie das machen können. Leider sind es oft Spieler aus dem Ausland, die sie mit 16 holen. Im Endeffekt setzt sich Qualität durch, aber ich glaube nicht, dass ein 16-, 17-Jähriger, der für mehrere Millionen geholt wurde, nicht in der ersten Mannschaft spielen wird.

LAOLA1: Glaubst du, dass das in der Mannschaft ein Thema ist, wenn jemand dazukommt, der mehrere Millionen gekostet hat?

Omic: Unter den Spielern ist es sicher ein Thema. Es ist, glaube ich, demotivierend für die eigenen Jungs, die Verträge für ein paar hundert Euro unterschreiben. Die Jungs, die für ein paar Millionen Euro kommen, unterschreiben sicher nicht dieselben Verträge, aber das sei dahingestellt. Auf alle Fälle macht Salzburg eine gute Arbeit, dass sie nicht alle Spieler durchbringen können, ist normal. Sie haben trotzdem eine Riesendurchlässigkeit. Das Business haben sie verstanden.

LAOLA1: Sprechen wir zum Abschluss über die SV Ried. Mit dem Halbfinal-Einzug im ÖFB-Cup und dem Ausscheiden von Salzburg besteht eine große Titelchance. Glaubst du, dass man wieder ins Finale einziehen kann?

Omic: Mit dem Ausscheiden von Salzburg rechnen nun alle mit dem Titel. Drei Rieder Cup-Finals habe ich miterlebt, 2011 beim Cup-Sieg in Wien gegen Lustenau war ich live dabei. Jetzt steht das Halbfinale an, es ist nur ein Spiel, es kann in beide Richtungen gehen. Ich würde mir ein oberösterreichisches Finale zwischen Ried und LASK wünschen. Das wäre ein Hit. Es kann alles passieren, wobei ich Sturm schon als Favoriten sehe. Mit Salzburg sind sie aktuell die stärkste Kraft in Österreich.

LAOLA1: In der Bundesliga ist Ried aktuell abstiegsgefährdet. Können sie den Turnaround schaffen?

Omic: Seit dem Wiederaufstieg in die Bundesliga haben wir eigentlich jedes Jahr mit Abstiegssorgen zu kämpfen. Das Untere Play-off kann man wohl nicht vermeiden, dort geht es dann zehn Spiele lang Kopf an Kopf. Obwohl die Punkte geteilt werden, müssen sie sich jetzt noch ein gutes Polster schaffen. Und ich glaube nicht, dass sie die schlechteste Mannschaft in der Liga sind. Ein Klassenerhalt wäre ein großer Erfolg für den Verein und die Stadt, denn Ried ist einfach Bundesliga. Der Verein hat es sich verdient, oben zu bleiben.


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