news

Durchstarter Lawal: "Nach Schlager waren Erwartungen hoch"

Der LASK-Keeper hat einen persönlichen Traumstart in seine erste volle Saison als Stammspieler erwischt und seinen Vorgänger (fast) schon vergessen gemacht.

Durchstarter Lawal: Foto: © GEPA

"Wie der Torwart den rausgeholt hat, weiß keiner. Vielleicht auch er selbst nicht", war Tobias Lawals Name einem gewissen Jürgen Klopp vor einer Woche noch kein Begriff.

Konkret ging es bei Klopps lobender Aussage um eine irre Parade des 23-jährigen LASK-Keepers im Highlightspiel gegen den FC Liverpool vor einer Woche.

Lawal behielt seine Linzer mit einem tollen Reflex gegen Darwin Nunez gegen Ende der ersten Halbzeit in Führung und unterstrich dabei ein weiteres Mal, wie wichtig er in seiner ersten vollen Saison als schwarz-weißer Stammkeeper schon für seine Mannschaft ist.

Das (vielleicht doch nicht so) schwere Erbe des Alex Schlager

Denn während seine Vorderleute einen spielerisch holprigen Start in die neue Saison erwischten, war Lawal vom ersten Anpfiff 2023/24 an voll da und bewies, dass er ein mehr als würdiger Nachfolger von Alexander Schlager, der beim LASK vor seinem Wechsel zu Red Bull Salzburg nahe an den Legendenstatus herankam, sein kann.

"Ich bin richtig zufrieden mit meinen ersten Spielen. Es ist natürlich nicht einfach nach Alex Schlager, der eine riesige Lücke hinterlassen hat. Deshalb waren die Erwartungen an denjenigen, der nachkommt, sehr hoch. Aber ich habe meine Aufgaben bisher sehr gut gemacht und in den ersten paar Spielen schon gezeigt, was ich draufhabe", strahlt der Durchstarter nach seinem persönlichen Traumstart bei einem Besuch von LAOLA1 in Oberösterreich.

Einen ähnlichen Traumstart erwischte Schlager selbst bei Red Bull Salzburg. Entgegen Mozartstädter Ankündigungen erkämpfte sich der ÖFB-Einser sofort das Stammleiberl im "Bullen"-Kasten und brilliert seither durch tolle Leistungen, mit denen sich auch Lawal mitfreut: 

"Er ist ein extrem lässiger Typ, ich vergönne ihm alles. Ich habe ihm sehr viel zu verdanken und mir richtig viel von ihm in den letzten Jahren abgeschaut. Deswegen freut es mich extrem für ihn."

Statistisch der momentan beste Bundesliga-Keeper

Die Partie gegen Liverpool war, abseits des Prestiges, welches die "Reds" mit sich brachten, für Lawal auch deshalb ein außergewöhnliches, weil er darin zum ersten Mal in dieser Saison öfter als zwei Mal hinter sich greifen musste.

Überhaupt kassierte er in seinen vorherigen 20 Auftritten zwischen den Torstangen des LASK nur einmal drei Tore oder mehr in einem Spiel (0:3 gegen Rapid im Oktober 2020).

In der aktuellen Bundesliga-Saison fing sich der 1,95-Meter-Hüne in acht Spielen erst fünf Gegentreffer ein, hielt vier Mal die Null und ist somit stark mitverantwortlich dafür, dass sich der LASK, wie vor der Saison von Coach Thomas Sageder gefordert, bisher defensiv sehr solide präsentierte.

Mit solchen Werten können in der heimischen Meisterschaft nur Vorgänger Alexander Schlager (Salzburg) und Kjell Scherpen (Sturm) mithalten, die exakt gleich wenige Gegentore erhielten und genau so oft die Null hielten. In einer anderen Statistik hat aber Lawal die Nase vorne:

Name Gegentore Spiele zu Null Erfolgreiche Paraden
Tobias Lawal 5 4 24
Kjell Scherpen 5 4 22
Alexander Schlager 5 4 12

Diese starke Leistungen konnte Lawal bereits in der Vorsaison andeuten. Als klar wurde, dass Schlager den Verein mit Saisonende verlassen wird, ließ Ex-LASK-Coach Dietmar Kühbauer den Eigenbauspieler im Saisonendspurt immer wieder spielen und unterstrich damit das Vertrauen, welches dem großgewachsenen Torhüter von Vereinsseite seit Jahren ausgesprochen wurde.



Schon länger als künftige Nummer eins eingeplant

Für Radovan Vujanovic und Co. war nämlich schon deutlich vor Schlagers Abgang klar, dass Lawal einmal die Nummer eins der Athletiker werden würde. Die Frage war nur wann.

"Bei mir war es so, dass ich schon vorher das Vertrauen und den Zuspruch vom Verein gespürt habe, dass sie, falls die Lücke im Tor frei wird, voll auf mich bauen. Das hat mir natürlich geholfen, gleich so gut zu starten. Ich habe einfach gewusst, dass ich geduldig bleiben und meine Erfahrungen in der 2. Liga sammeln muss. Ich habe gewusst, dass ich dann meine Chance kriegen werde", so Lawal, den zwischenzeitlich eine mehrmonatige Verletzungspause ausbremste.

Eine nach einem Knorpelschaden notwendig gewordene Knie-OP kostete dem Ex-ÖFB-U21-Keeper das gesamte zweite Halbjahr 2021. Das Ziel, Profifußballer zu werden, verlor er aber auch in dieser schwierigen Zeit nicht aus den Augen:

"Ab dem Moment, in dem ich mich entschieden habe, den Eingriff vorzunehmen, habe ich gewusst, dass ich alles geben werde, um noch stärker zurückzukommen. Ich habe die Zeit außerhalb des Platzes genutzt, um mich in anderen Bereichen zu verbessern. Ich habe nie daran gezweifelt, dass ich danach dort weitermachen kann, wo ich aufgehört habe."

Zuletzt zwei Mal von Rangnick auf Abruf nominiert

Diese Einstellung spülte Lawal mittlerweile nicht nur ins LASK-Tor, sondern zuletzt auch zwei Mal auf die ÖFB-Abrufliste.

Das ehrt mich natürlich extrem. Es ist extrem cool, die Anerkennung und Wertschätzung von Ralf Rangnick zu spüren.

Lawal über die Nominierungen für die Abrufliste

"Das ehrt mich natürlich extrem. Es ist extrem cool, die Anerkennung und Wertschätzung von Ralf Rangnick zu spüren. Das freut mich extrem und zeigt, welch gute Arbeit beim LASK im Tormannteam geleistet haben. Es ist natürlich ein riesiger Traum von mir, in Zukunft einmal dabei zu sein", so der talentierte Keeper stolz.

Mit ÖFB-Torwart-Trainer Michael Gspurning habe es zudem schon ein erstes Kennenlernen und ein "sehr interessantes Gespräch gegeben".

ÖFB-Team statt Nigeria

Ob Lawal jemals ein Thema für das ÖFB-Tor werden würde, stand zwischenzeitlich in der Schwebe: Vor rund drei Jahren wurde der Sohn eines Nigerianers ins nigerianische Nationalteam, welches damals ein Trainingslager in Österreich abhielt, eingeladen.

Der gebürtige Linzer, dessen zweiter Vorname "Okiki" in Yoruba, einer der nigerianischen Landessprachen, "Ruhm" bedeutet, nahm am Trainingslager teil, entschied sich dann aber gegen die "Super Eagles" und für den rot-weiß-roten Bundesadler.

"Ich habe mich entschieden, dass ich für Österreich spielen will, und das der Weg ist, den ich gerne einschlagen möchte. Ich schaue nicht zurück, die Entscheidung ist getroffen. Dazu stehe ich und bin auch sehr zufrieden damit", so Lawal.

Überhaupt trifft der Jung-Keeper in seiner bisherigen Profikarriere sehr viele gute Entscheidungen. Sowohl neben als auch auf dem Platz. 

Sollte Lawal seine momentane Top-Form konservieren können und beim Rückspiel gegen Liverpool Ende November an der Anfield Road erneut zum Hexen anfangen, könnte sein Name auch einem Jürgen Klopp letztendlich geläufig sein...

Kommentare