In seinen ersten Tagen als Trainer des Wolfsberger AC musste Ferdinand Feldhofer viel über das Thema Spielphilosophie sprechen.
Man kann durchaus behaupten, dass er nach seinem Amtsantritt mit Skepsis konfrontiert war, ob er die erfolgreiche Herangehensweise seines Vorgängers Gerhard Struber beibeihält oder nicht.
Im LAOLA1-Interview erläutert der bisherige Erfolgstrainer des SV Lafnitz, warum es wenig intelligent wäre, alles über den Haufen zu werfen, wie er Funktionierendes jedoch besser machen möchte.
Zudem spricht er über die aktuellen Transfer-Entwicklungen und schwärmt von den Fortschritten von Romano Schmid.
LAOLA1: Wie überfällig war der Sprung in die Bundesliga in deinen Augen bereits?
Ferdinand Feldhofer (schmunzelt): Gar nicht! Was heißt überfällig? Das kann man nicht planen. Da muss schon einiges zusammenkommen, dass es klappt. Jetzt bin ich natürlich sehr glücklich und auch dankbar, dass ich diese Chance überhaupt bekomme.
LAOLA1: Du hast den SV Lafnitz bis auf Rang 4 der 2. Liga geführt. Hast du dort das Maximum herausgeholt?
Feldhofer: Wahrscheinlich schon. Das heißt aber nicht, dass im Frühjahr nicht mehr gegangen wäre. Wir haben im Herbst schon auch noch einige Punkte hergeschenkt. Wir hatten im Schnitt ein Drittel mehr Chancen als unsere Gegner, haben uns in der Chancenauswertung aber oft nicht belohnt.
LAOLA1: Jammern auf hohem Niveau?
Feldhofer: Mag sein. Aber warum nicht träumen? Wenn man es sich erarbeitet, kann der Ball auch reingehen. Aber wir müssen nicht diskutieren: Wir sind natürlich sehr zufrieden gewesen mit der Herbst-Saison.
"Ich wäre nie Trainer beim WAC geworden, würde ich anders spielen. Wer Lafnitz beobachtet hat, hat gesehen, wie wir gespielt haben. Ich habe gehört, es ist ungut gewesen gegen meine Mannschaften zu spielen, weil wir sehr giftig gewesen sind."
LAOLA1: Jetzt ist die Situation so, dass du nicht mehr der seit Jahren eingesessene Trainer bist, sondern der neue. Wie schnell muss man als neuer Trainer funktionieren?
Feldhofer: Ab dem ersten Spiel, in dem es um Punkte geht. Funktionieren muss man sowieso immer, gewinnen muss man auch überall – egal ob in der fünften Liga oder in der ersten. Die Vorstände unterscheiden sich nirgends. Dementsprechend sollte man als Fußballtrainer schnellstmöglich funktionieren. Wenn man das Trainerleben der letzten Jahre national wie international beobachtet hat, hat man oft nicht lange Zeit.
LAOLA1: Wie groß ist so gesehen der Vorteil, eine Mannschaft zu übernehmen, die sich gut kennt?
Feldhofer: Es hat schon über einen längeren Zeitraum funktioniert. Ich bin sicher nicht hierhergekommen, um alles großartig umzuschmeißen.
LAOLA1: Die Befürchtung scheint jedoch zu bestehen, so oft wie die Frage nach der Spielphilosophie in den letzten Tagen gestellt wurde. Ist es aber nicht eigentlich logisch, ein funktionierendes System nicht zu ändern und erst Schritt für Schritt eigene Akzente einzubringen?
Feldhofer: Ja, es ist logisch! Ich wäre nie Trainer beim WAC geworden, würde ich anders spielen. Wer Lafnitz beobachtet hat, hat gesehen, wie wir gespielt haben und was ich gerne habe. Ich habe gehört, es ist ungut gewesen gegen meine Mannschaften zu spielen, weil wir sehr giftig gewesen sind – und das wird sich auch hier fortsetzen, das ist kein Geheimnis.
"Hier gibt es etwas Funktionierendes – und wenn es geht, werden wir das Funktionierende noch besser machen."
LAOLA1: Wie erklärst du dir die offenkundige Angst, dass du vom Erfolgsrezept abgehen könntest?
Feldhofer: Das sind Leute, die Unruhe hineinbringen wollen. Das kommt ja außerdem immer wieder: Österreich neigt manchmal dazu, das Schlechte zu sehen und vergisst bisweilen, die Chance zu sehen. Natürlich habe ich mein perfektes Spiel im Kopf. Jeder hat seine eigenen Ideen. Aber wenn etwas so lange so gut funktioniert hat, ist es in meinen Augen nicht intelligent, herzukommen, alles über den Haufen zu hauen und zu sagen, jetzt machen wir alles anders. Das will ich nicht und so bin ich auch nicht. Ich habe meine Ideen, und die probiere ich mit meiner Mannschaft zu zeigen. Hier gibt es etwas Funktionierendes – und wenn es geht, werden wir das Funktionierende noch besser machen. Denn wenn es nicht besser wird, bleibt man in der Entwicklung stehen, und dann wird man irgendwann hinten ankommen. Eines darf man nicht vergessen: Der WAC hat in den letzten 13 Spielen nur mehr zwei Siege eingefahren. Es muss jedem klar sein, dass es nicht ganz einfach werden wird und harte Arbeit wartet.
LAOLA1: Ein paar Änderungen gibt es zwangsweise. Wie weh tun die Abgänge von Marcel Ritzmaier und Anderson Niangbo?
Feldhofer: Es wird einen Grund gehabt haben, warum alles so gut funktioniert hat und die Mannschaft so homogen aufgetreten ist. Wenn man dann zwei solche Stützen verliert, muss man schauen, wer sich aufdrängt und die Lücke füllen kann. Wobei ich vorerst von eineinhalb Abgängen spreche, bei Niangbo ist es noch nicht ganz sicher. Außerdem gehe ich nicht davon aus, dass wir die halbe Mannschaft verlieren.
LAOLA1: WAC-Boss Riegler hat auch schon seiner Hoffnung Ausdruck verliehen, dass Niangbo doch bleibt, obwohl er nach Salzburg zurückbeordert wurde. Wovon wird das letztlich abhängen?
Feldhofer: Das sind Internas, das kann ich nicht beantworten. Stand jetzt haben wir zwei Spieler nicht beim Training, die im Herbst Stützen waren. Das heißt für mich, dass ich reagieren muss und werde. Ich werde neue Spieler integrieren.
"Romano Schmid hat erkannt, dass man das Kindliche oder das Jugendliche gerade in Salzburg oder in Deutschland ablegen muss. Dort sind solche Tugenden, wie er sie sich angeeignet hat, notwendig, um im Rampenlicht zu stehen. Meiner Meinung nach hat er im letzten Halbjahr eine Riesen-Entwicklung gemacht."
LAOLA1: Auch an Michael Sollbauer und Michael Novak soll Barnsley interessiert sein. Wie ist der Stand der Dinge?
Feldhofer: Es kann immer etwas passieren in der Transferzeit. Fakt ist aber auch: Sie haben Vertrag – ohne Ausstiegsklausel.
LAOLA1: So schade ein Abgang für den WAC wäre, eine Ablöse tut einem österreichischen Bundesligisten meistens gut.
Feldhofer: Ich sage immer, wenn man eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten schaffen kann, ist es nie schlecht.
LAOLA1: Wie schaut es punkto Wünsche für Neuzugänge aus?
Feldhofer: Ich bin nicht unvorbereitet an das Projekt herangegangen. Wir haben natürlich Ideen und Wünsche, aber es ist noch zu früh darüber zu sprechen. Testspieler Ramon Rodrigues trainiert bis Ende der Woche mit, dann wird entschieden. Für den Winter ist er aber sicher kein Thema.
LAOLA1: Manchmal ist es nicht schlecht, wenn es Blutauffrischung in einer Mannschaft gibt. Noch ist unklar, wie sehr sich der Kader im Winter wirklich verändert. Aber kann dies so ein Fall sein?
Feldhofer: Auf jeden Fall. Ich bin schon ganz gespannt, wer sich jetzt aufdrängt. Es ist bei Trainerwechseln oft so, dass sich Spieler, die nicht so viel Spielzeit hatten, auf einmal in den Vordergrund spielen.
LAOLA1: Definitiv in den Vordergrund gespielt hat sich im Herbst Shon Weissman. Ist er der Goalgetter, den du in Lafnitz nie hattest? Barnabas Varga hat im Herbst sieben Tore gemacht, aber einen richtigen Knipser hattest du in den letzten eineinhalb Jahren dort nicht.
Feldhofer: Das stimmt. Ich glaube, jeder Trainer kann sich einen Spieler wie Shon und seine Quote nur wünschen. Dementsprechend freue ich mich auf die Zusammenarbeit. Er ist ein sehr positiver Typ und hat einfach Spaß an seinem Job.
LAOLA1: Romano Schmid hat im Herbst einen richtigen Sprung gemacht. Worauf führst du das zurück?
Feldhofer: Auf seine persönliche Entwicklung. Er hat erkannt, dass man das Kindliche oder das Jugendliche gerade in Salzburg oder in Deutschland ablegen muss. Dort sind solche Tugenden, wie er sie sich angeeignet hat, notwendig, um im Rampenlicht zu stehen. Meiner Meinung nach hat er im letzten Halbjahr eine Riesen-Entwicklung gemacht.
LAOLA1: Siehst du im WAC-Kader Talente, die einen ähnlichen Weg gehen können? Mit Joshua Steiger oder Lukas Schöfl drängen Junioren-Nationalspieler nach.
Feldhofer: Hoffentlich. Wir werden sie nicht bremsen, wenn sie performen (grinst). Grundsätzlich ist immer der Spieler selbst zuständig. Ich habe jedoch in Lafnitz bereits bewiesen, dass ich junge Spieler integrieren und entwickeln kann. Ich werde auch in Wolfsberg mein Bestes geben.
LAOLA1: Der WAC hat eine tolle Entwicklung genommen. Ist der Verein schon so weit, dass es auch mittelfristig der Anspruch sein muss, konstant zu den Top 6 zu gehören?
Feldhofer: Man sieht ja, wie schwer es sein kann, dass man die Top 6 erreicht – in dieser Saison tut sich die Austria schwer. Ich glaube aber, dass der WAC mittlerweile schon den Anspruch hat, ein Top-6-Klub in Österreich zu sein. Ob das sportlich auch jedes Jahr funktioniert, kann keiner sagen. Aber es muss natürlich das Ziel sein, da brauchen wir nicht herumzureden.