Zwei Spiele, drei Punkte, 5:4 Tore – man kann gut und gerne sagen, dass die WSG Tirol in der Bundesliga angekommen ist.
Mit der WSG kehrt auch ein 36-jähriger Routinier in die Bundesliga zurück, der im österreichischen Fußball nahezu alles erlebt hat, was es zu erleben gibt: Florian Mader. Meister und Champions League mit Austria Wien, Cup-Sieger mit der SV Ried, zudem noch vier Zweitliga-Meistertitel mit dem FC Wacker, SCR Altach, SKN St. Pölten und zuletzt eben mit der Wattener Sportgemeinschaft – die Liste der Erfolge ist lang.
Nun ist der Mittelfeldspieler der älteste Akteur im Kader von Trainer Thomas Silberberger und soll so dem Aufsteiger mit seiner Erfahrung in der höchsten Spielklasse weiterhelfen.
"Viele wissen nicht, wie es sich oben anfühlt und was da auf dem Spiel steht, da kann ich sicher dem einen oder anderen in manchen Phasen helfen. Vielleicht auch manchmal beruhigen, weil bestimmt Nervosität und Anspannung da sind. Da kann ich einen Part einnehmen", so Mader im Gespräch mit LAOLA1 zu seiner Rolle im WSG-Kader.
Kein Spielertrainer
Dass er schon ein wenig als Spielertrainer fungieren könnte, will der Ex-Teamspieler nicht wissen, wenngleich junge Spieler natürlich auf seine Unterstützung zählen können: "Nein, ich bin vollwertiger Spieler. Aber mit jüngeren Spielern zu reden, habe ich letztes Jahr schon gemacht und ich habe immer versucht zu helfen, wenn mir etwas aufgefallen ist. Es gibt ja nichts Schöneres, wenn man sieht, wie sich Spieler weiterentwickeln."
Er selbst kommt in der Bundesliga bislang auf 52 Minuten Einsatz, im Cup durfte er in der 1. Runde zudem noch 65 Minuten ran. Mit den Neuverpflichtungen Lukas Grgic (von Ried) und Florian Rieder (von Wacker Innsbruck) wurde der Konkurrenzkampf im zentralen Mittelfeld noch einmal angefeuert.
"Ich fühle mich so gut wie schon länger nicht mehr. Ich habe letztes Jahr zwei Operationen gehabt. Natürlich ist mir schon bewusst, dass in der Bundesliga ein ganz anderes Tempo herrscht. Ich bin froh, dass wir solche Neuzugänge hinzubekommen haben, aber ich denke schon, dass es Phasen geben wird, wo ich auch zu Einsätzen kommen werde", gibt sich Mader nicht kampflos mit der Rolle des Edeljokers zufrieden.
Dass er mit 36 Jahren noch einmal Bundesliga spielen darf, war aber nicht das entscheidende "Zuckerl" für Mader, um bei der WSG zu bleiben: "Ich wäre dem Verein auch in der 2. Liga erhalten geblieben. Wenn wir den Aufstieg nicht geschafft hätten, hätte es sich im ganzen Verein anders entwickelt. So ist es natürlich etwas Besonderes, den Aufstieg geschafft zu haben und noch einmal in der Bundesliga angreifen zu können."
Darum dürfen sich die Fans auf den "Dorfklub" freuen
Mit der Erfahrung von 298 Spielen in der Bundesliga kann Mader selbst wohl am besten einschätzen, was für die Tiroler diese Saison in der höchsten Spielklasse möglich ist.
"Wir haben uns ganz gut verstärkt, wir sind qualitativ auf jeden Fall besser geworden, sind auch in der Kaderbreite um einiges stärker geworden. Es wird sehr viel über Disziplin, Ordnung und Taktik gehen. Dann haben wir sicher in der Offensive unsere Qualitäten, dass wir im Umschalten zu Toren und Chancen kommen. Prinzipiell ist es in der Bundesliga schon so, dass wir weniger Chancen bekommen werden und diese müssen wir dann nützen", weiß der Linksfuß, dass es schwierig wird.
Die Kritik vieler Fans, es handle sich bei der WSG Tirol um den nächsten "Dorfklub", ist natürlich auch Mader bekannt. Doch der hat Argumente, warum sich die Zuseher trotzdem auf die WSG freuen sollten: "Wir haben eine sehr tolle Präsidentin mit großer Ausstrahlung. Was ich rundherum auch mitbekomme, dass es den Menschen und den Sponsoren taugt, dass die Namensänderung auf WSG Swarovski Tirol passiert ist."
"Jetzt liegt es an uns, in Tirol eine Stimmung zu schaffen, damit sich ganz Tirol mit dem Verein identifizieren kann, um so Leute ins Stadion zu locken. Auch andere Mannschaften spielen sehr gerne im Tivoli Stadion, weil es ein sehr schönes Stadion ist. Es liegt an uns als Mannschaft, dass wir so auftreten, dass wir Freude bereiten", meint der Tiroler weiter.
Apropos Tivoli: Für Mader ist es eine Rückkehr in die alte Wirkungsstätte, den Großteil seiner Karriere hat er mit dem FC Wacker dort verbracht.
Etwas Besonderes, wie er verrät: "Ich habe schon zu meinen Mädels gesagt, weil wir doch öfters vorbei fahren, dass der Papa da drinnen noch einmal Fußball spielen wird. Das ist schon etwas Besonderes. Ich habe früher schon den FC Tirol dort verfolgt, als sie Serien-Meister waren. Es schließt sich irgendwo auch der Kreis, weil es als junger Spieler immer der Traum war, im Tivoli zu spielen und jetzt als routinierter Spieler in die Heimstätte zurückzukehren, freut mich schon sehr."
Das Erlebnis "Königsklasse"
Wie eingangs schon erwähnt, gehört Mader zu dem erlauchten Kreis an österreichischen Profi-Fußballern, die bereits in der Champions League spielen durften. Mit der Wiener Austria absolvierte er 2013 alle sechs Gruppenspiele, traf unter anderem auf den späteren Finalisten Atletico Madrid.
Dennoch war es kein Schock, als er sich einige Jahre später bei der WSG teilweise vor rund 1.000 Zusehern wiederfand: "Es geht ja schrittweise. Es ist alles zu seiner Zeit. Prinzipiell bin ich schon sehr froh und dankbar, dass ich in dem Alter noch am Platz stehen kann und so fit bin, dass ich in der Bundesliga dabei sein darf. Wenn ich daran denke, wer mit mir begonnen hat, sind kaum noch Spieler dabei. Daher freue ich mich mehr darüber, als den Rückschritt negativ zu bewerten."
An die Zeit bei den Veilchen denkt der Routinier dennoch gerne zurück und weiß auch genau, was das Meister-Team von 2013 so stark gemacht hat: "Wir haben mit dem Peter Stöger und seinem Trainerteam eine überragende Führung gehabt, die das Team geformt haben. Es hat sich unabhängig von der Qualität im Kader ein sensationeller Teamspirit entwickelt. Da war jeder für jeden da. Zudem haben wir mit Philipp Hosiner auf einen Stürmer vertraut, der über 30 Tore erzielt hat."
"Es war schon eine qualitativ sehr, sehr hochwertige Mannschaft, aber man darf nie vergessen, dass damals auch schon Salzburg eine der besten Mannschaften aller Zeiten hatte, wo damals Spieler dabei waren, die jetzt die Champions League gewonnen haben (Sadio Mane, Anm.)", meint Mader weiter.
Plan nach der Karriere
Wie es nach dem Ende seiner aktiven Karriere weitergeht, weiß Mader noch nicht. Dabei hat er die Qual der Wahl.
"Ich versuche, mich auf mehreren Ebenen weiterzubilden. Ich habe mich gerade für die A-Lizenz angemeldet und hoffe, dass ich die in diesem Jahr machen kann. Ich mache nebenbei auch ein Studium, da stehen jetzt noch zwei Klausuren an und dann noch eine Masterarbeit. Das läuft über die FH Burgenland, da mache ich einen MBA (Master of Business Administration, Anm.) in Sales. Ich hoffe, dass ich da im nächsten Jahr einiges vorantreiben kann", ist er neben dem Profi-Fußball nicht untätig.
"Natürlich lebe ich mein Leben lang für den Fußball, aber ich kann mir schon vorstellen, in die Privatwirtschaft zu gehen", hält er sich die Optionen offen.
Eines ist klar: Mit Mader würde auch jede Menge Erfahrung im österreichischen Fußball in die Privatwirtschaft verloren gehen.