Seit Wochen ist die Vertragssituation von Raphael Holzhauser eines der bestimmenden Themen bei der Wiener Austria.
Sah es Anfang des Jahres mit der Verlängerung des im Sommer 2018 auslaufenden Kontrakts richtig gut aus, stehen die Zeichen nun auf Abschied.
Auch gegenüber LAOLA1 sagt der 24-Jährige: "Stand jetzt haben wir einfach keinen grünen Nenner gefunden, sind nicht zusammengekommen. Das muss man dann auch akzeptieren."
Gleichzeitig betont der Blondschopf: "Wenn die Austria mit mir verlängern will, muss SIE jetzt auf mich zukommen. Es hat über einen längeren Zeitraum immer wieder Gespräche gegeben, aber seit ungefähr zwei Monaten gab es keine mehr."
Zu viele Gedanken verschwendet Holzhauser über seinen violetten Status Quo aber ohnehin nicht.
Der FAK-Spielmacher fokussiert sich lieber auf das Sportliche, allen voran das "Endspiel" in der Europa League am Donnerstag gegen AEK Athen. Bei einem Sieg würde die Austria erstmals in die EL-K.o.-Phase aufsteigen. Zuletzt überwinterten die Veilchen in der Saison 2004/05 im Europacup.
Damals gelang nach Erfolgen über Athletic Bilbao und Real Saragossa sogar der Viertelfinal-Einzug im UEFA-Cup, ehe gegen Parma das Aus folgte.
Im LAOLA1-Interview spricht Raphael Holzhauser über das bevorstehende Duell gegen AEK Athen und seine Situation bei der Austria.
LAOLA1: Raphael, der späte Ausgleich gegen Salzburg war eine wichtige Moral-Spritze. Kann das für das "Finale" gegen AEK Athen mitentscheidend sein?
Raphael Holzhauser: Ja, klar. Wenn man mit der letzten Aktion den Ausgleich erzielt, ist das super und gibt Selbstvertrauen. Aber auch, wenn wir 0:3 oder 0:4 verloren hätten, würde unser ganzer Fokus auf Donnerstag liegen. Wir werden alles in die Waagschale werfen. AEK ist Favorit – wir werden schauen, was dabei herauskommt.
LAOLA1: Athen ist Tabellenführer in Griechenland, ist in eurer Gruppe noch ungeschlagen. Was stimmt euch zuversichtlich – schließlich ist ein Sieg Pflicht?
Holzhauser: Sie haben zwei Mal gegen Milan unentschieden gespielt, wir haben gegen die Italiener insgesamt zehn Gegentore bekommen. Dennoch haben wir den Aufstieg selbst in der Hand. Und das haben wir uns verdient. Wir haben gegen unsere direkten Konkurrenten AEK und Rijeka in drei Spielen zwei Mal eine Topleistung geboten. Die Partien gegen Milan zähle ich einfach nicht – gegen solche Gegner holst du wahrscheinlich nur in einer von zehn Begegnungen einen Punkt. Gegen Athen müssen wir eine Topleistung abrufen. Die Griechen sind gut drauf, haben zwei Stürmer, die regelmäßig treffen.
VIDEO - Holzhauser schockt den Herbstmeister
(Interview wird unterhalb fortgesetzt)
LAOLA1: Würde der Optimismus größer sein, wenn das Duell auswärts stattfinden würde? Schließlich datiert euer letzter Heimsieg vom 1. Oktober?
Holzhauser: Es ist kein Geheimnis, dass wir uns im Happel-Stadion nicht so wohl fühlen und die Ergebnisse nicht stimmen. Auswärts passen die Leistungen. Aber es wird wieder Zeit für einen Heimsieg. Und es würde dafür keinen besseren Zeitpunkt als den Donnerstag geben.
LAOLA1: Gegen Salzburg hast du einen zentralen Innenverteidiger gegeben. Wird auf dieser Position dein Potenzial nicht verschwendet?
Holzhauser: Ich denke, wir haben das ganz gut gemacht. Diese Position ist für mich, ist für die Mannschaft eine Option. Ich habe auch von hinten ein paar gute Pässe nach vorne gespielt. Wir wollten unser Spiel an Salzburg anpassen und dann muss man halt auch einmal ganz defensiv auftreten. Grundsätzlich fühle ich mich auf jeder Position wohl, wo mich der Trainer aufstellt. Ich versuche immer mein Bestes zu geben. Mal schauen, wo es am Donnerstag sein wird.
"Ich sage einfach meine Meinung. Ich will nicht irgendetwas vorgeschrieben bekommen und es dann abreden, so wie es die meisten Spieler machen. Ob ich polarisiere oder nicht, ist eine Ansichtssache."
LAOLA1: Du bist derzeit medial ein gefragter Mann. Sind solche Termine auch lästig?
Holzhauser: Nein. Wer mich kennt, der weiß, dass ich immer meine Meinung kundgebe. Ich sage immer das, was in mir drinnen ist. Dazu stehe ich. Ich werde immer ehrlich sein und so gebe ich auch jedes Interview.
LAOLA1: Raphael Holzhauser polarisiert. Die einen lieben deine Art, den anderen bist du ein Dorn im Auge. Ist dieser Status auch eine Art Anerkennung?
Holzhauser: Ich sage einfach meine Meinung. Ich will nicht irgendetwas vorgeschrieben bekommen und es dann abreden, so wie es die meisten Spieler machen. Ob ich polarisiere oder nicht, ist eine Ansichtssache. Ich stehe dazu.
LOALA1: Dein ständiges Lachen während eines Spiels ist oft Gesprächsstoff. Bist du eine Frohnatur?
Holzhauser (grinst): Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht und Spaß dabei. Ich bin zwar erst 24 Jahre alt, aber schon lange dabei. Ich weiß, dass es immer weitergeht. Es gibt gute, aber auch schlechte Phasen. Dennoch habe ich immer Spaß dabei und das lasse ich mir nicht nehmen.
LAOLA1: Du hast zuletzt immer wieder betont, dass du die Austria im Sommer wohl verlassen wirst. Ist die Entscheidung endgültig oder gibt es noch ein Hintertürl?
Holzhauser: Es hat über einen längeren Zeitraum immer wieder Gespräche gegeben, aber seit ungefähr zwei Monaten gab es keine mehr. Wenn die Austria mit mir verlängern will, muss sie auf mich zukommen. Doch Stand jetzt haben wir einfach keinen grünen Nenner gefunden, sind nicht zusammengekommen. Das muss man dann auch akzeptieren. Ich habe in den letzten Jahren gute Leistungen erbracht, man muss sich nur die Werte anschauen. Ich war im vergangenen Jahr im Europa-League-Team der Gruppenphase. Dass da der eine oder andere Verein auf mich zukommen will, ist auch keine Frage.
LAOLA1: Was wiegt mehr: die sportliche Herausforderung oder der finanzielle Aspekt?
Holzhauser: Keine Frage, das Geld spielt auch eine Rolle. Das ist für einen Fußballer wichtig, man kann den finanzielle Reiz nicht absprechen. Aber jeder weiß, dass ich mich bei der Austria sehr wohl fühle. Ich bekomme vom Trainerteam ein enormes Vertrauen zugesprochen und habe dem Klub sehr viel zu verdanken.
"Ich habe bis Sommer 2018 Vertag und solange ich das Austria-Trikot trage, werde ich 100 Prozent geben. Das weiß der Verein, weiß das Trainerteam. Da können sie sich zu 100 Prozent auf mich verlassen."
LAOLA1: Hast du schon eine Wunschdestination ausgemacht? Soll es zurück nach Deutschland gehen?
Holzhauser: Ich bin offen für alles. Es gibt kein Land, wo ich sage, da muss ich hin, da will ich unbedingt spielen. Es wäre jetzt auch nicht der richtige Zeitpunkt, sich festzulegen, weil viel zu wichtige Wochen mit der Austria anstehen. Ich habe bis Sommer 2018 Vertrag und solange ich das Austria-Trikot trage, werde ich 100 Prozent geben. Das weiß der Verein, weiß das Trainerteam. Da können sie sich zu 100 Prozent auf mich verlassen.
LAOLA1: Kann es sein, dass du die Austria schon im Winter verlässt?
Holzhauser: Ich gehe davon aus, dass ich bis Sommer da bin. Ich würde jetzt auch nicht erst Ende Jänner wechseln. Da müsste sich viel früher etwas ergeben. Ich will auch nicht unbedingt weg. Das möchte ich schon ganz klar sagen. Wenn aber etwas rechtzeitig kommt und für alle Parteien passen würde, muss man sich zusammensetzen.
LAOLA1: Eure Verletzungsmisere im Herbst war/ist schon gewaltig. Kannst du dich an eine ähnlich extreme Phase in deiner Karriere erinnern?
Holzhauser: Nein, das ist schon brutal. Diese Verletzungsserie ist ein Wahnsinn. Die Abwehr, die gegen St. Pölten aufgelaufen ist, hätte doch so nie gespielt. Das darf man nicht vergessen. Doch die Jungen wie Gluhakovic und Stark können extrem dazulernen. Dass wir dann jedes Spiel gewinnen, das kann man nicht verlangen.
LAOLA1: Wie frustrierend oder sagen wir enttäuschend ist die aktuelle sportliche Situation?
Holzhauser: Na klar ist das enttäuschend. Wir hatten vor der Saison ja ganz andere Ziele. Es geht halt nicht. Seit Trainer Fink hier ist, haben wir uns etwas richtig Gutes aufgebaut. Daher wollten wir dieses Jahr auch ganz vorne mitspielen – das ist kein Geheimnis. Mit der Mannschaft, die wir zu Saisonbeginn hatten, wäre das auch möglich gewesen. Davon bin ich überzeugt. Doch dann verlassen uns vor dem EL-Playoff-Duell gegen NK Osijek mit Larsen und Filipovic zwei absolute Stammspieler. Dazu die Verletzten. Man muss heuer vielleicht einen Schritt zurückmachen, um dafür nächste Saison aber schon einen Schritt weiter zu sein. Die Jungen brauchen Zeit. Andererseits war es für einen jungen Spieler schon lange nicht mehr so einfach, ins Team zu rutschen. Das muss ihnen bewusst sein. Sie müssen jeden Tag hart arbeiten und dann können sie sich auch bei der Austria etablieren.